Im herzlichen Forumshausen

Ich habe 20 Jahre lang geraucht und zwar ständig: Beim Kaffeetrinken, Fernsehen, Lesen, Spazierengehen, vor dem PC, in der Badewanne und so weiter. Ich war ein echter Kettenraucher und für den Ausstieg habe ich jedes Quäntchen Mut gebraucht, das ich aufbringen konnte. Denn ich hatte bisher vor nichts in meinem Leben so viel Angst wie vor dem Rauchstopp.

Wie kam es dennoch dazu? Ich war unglaublich genervt von meiner Sucht, ständig der Gedanke an das Rauchen „wann kann ich die nächste Zigarette rauchen?“.  Dank des Nichtraucherschutzes musste man da kreativ werden. So bin ich bei längeren Bahnfahrten an Zwischenbahnöfen schnell ausgestiegen, um ein paar Züge zu inhalieren und dann wieder weiterzufahren oder habe im Kino bereits die letzten Minuten des Films im Mantel verbracht, um schnell „an die frische Luft“ zu kommen, wenn der Film vorbei war.

Kurzum, ich fand es erniedrigend und schrecklich zwanghaft. Ich wusste natürlich immer, dass ich süchtig war. Ich fühlte mich nun immer mehr wie eine Gefangene meiner Sucht. Bis zu meinem tatsächlichen Rauchstopp hat es dann noch einmal ein halbes Jahr gedauert, weil ich die erste Woche meines Entzuges Urlaub haben wollte. Den Monat vor meinem Rauchstopp habe ich „Nie wieder einen einzigen Zug“ quergelesen, wie auch ein paar andere Ratgeber durchgeblättert und in einer Kladde meinen Schlachtplan festgehalten. Ich habe Listen erstellt, warum ich aufhören will, was ich genau bei Schmachtanfällen tun will, wie mein Alltag aussehen wird und so weiter. Mein Mann hat mich wahrscheinlich für verrückt gehalten – ich habe sogar einen Trennungsbrief an die Zigaretten verfasst :D – aber ich habe all das gebraucht, weil ich solche Angst davor hatte, nicht mehr zu rauchen.

In meinem suchtgeplagten Hirn bedeutete nicht zu rauchen quasi das Ende von allem, dabei war es der Anfang von vielen wunderbaren Tagen. Aber das wusste ich nicht und vorstellen konnte ich mir das auch nicht. Die ersten beiden Wochen waren wirklich furchtbar anstrengend, aber ich war so stolz auf jede Stunde, die ich nicht geraucht hatte und so habe ich mich von Stunde zu Stunde gehangelt. Der Gedanke „Ich rauche jetzt nicht“ hat mir geholfen durchzuhalten, denn einen Tag, eine Woche, einen Monat oder gar das ganze Leben nicht zu rauchen, konnte ich mir nicht vorstellen.

Ganz große Unterstützung habe ich hier im Forum gefunden und ich weiß nicht, ob ich es ohne das herzliche Forumshausen geschafft hätte. Im Forum zu lesen und zu schreiben hat mir über viele Schmachter hinweggeholfen. Die andere Säule meines Rauchstopps waren Belohnungen. Ich habe mich für jeden winzigen Meilenstein belohnt (und somit erst mal überhaupt kein Geld gespart!) und meine neugewonnene Freiheit gefeiert. Denn am Anfang hat es sich erst mal gar nicht so toll angefühlt. Ich habe also eine gewisse Umprogrammierung gestartet so á la „Ich verzichte nicht, sondern genieße, dass ich nicht mehr rauchen muss“.

Nach den ersten zwei Wochen ging es dann schon viel besser, aber die Gedanken kreisten immer noch ums Rauchen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es jemals anders sein würde. Aber je länger ich rauchfrei war, desto länger wurden die Abstände und immer mehr Tage reihten sich aneinander, an denen ich nicht ans Rauchen denken muss. Jetzt sind es schon 575 großartige Tage in Freiheit die ich nicht mehr hergeben werde

eingesendet von Frau M