Aus der Vergangenheit lernen

Am Fall meines Dady´s wird gut erkennbar, dass die gewissenlose Tabakindustrie mit ihren Zigaretten ein absolut grauenvolles Produkt erschaffen hat. Ein Produkt, das den Verstand eines lieben Menschen eingenommen hatte und ihn auf seinem Weg in einen grauenhaften Erstickungstod treu begleitete.

Liebe Leidensgenossen,
da mein Vater mit 40 Jahren die Diagnose COPD bekam (ich war 10 damals) und dennoch nicht gänzlich die Finger von Zigaretten lassen konnte, verstarb er mit 56 Jahren nach einem langen Leidensweg der auch für mich als Kind, Jugendlicher und später Erwachsener nicht leicht zu ertragen war. Es ist schlimm, seinen eigenen Vater jahrelang beim schleichenden Ersticken sehen zu müssen. Das Leben meines Vaters hatte schon 5 Jahre nach der Nachricht des Arztes und 26% Lungenfunktion keine gute Qualität mehr. Über die Aussage des Arztes, es würde keine Rolle mehr spielen ob er jetzt nach der Diagnose COPD noch mit dem Rauchen aufhöre, denke ich heute noch oft nach. Ich bin mir sicher er würde heute noch leben, wenn er es sofort gelassen hätte.

Die Masse an Medikamenten, die sich über die Jahre anhäufen bringen noch viele andere Schäden am Körper mit sich. Aus dieser Abwärtsspirale gibt es kein Entkommen mehr, auch nicht für die willensstärksten Menschen. Bis zum Ableben musste er schlimme Dinge über sich ergehen lassen und war ständig im Krankenhaus. Er hatte oft den Wunsch nach dem Tod geäußert. Jedoch ist jeder Mensch tief im Innern darauf ausgelegt überleben zu wollen, weshalb letzten Endes keine Wahl bleibt und all die Qualen ertragen werden müssen. Meine Mutter hatte es in dieser Zeit sehr schwer und es war natürlich auch eine starke Belastung für die Ehe der Beiden, die jedoch hielt bis zum bitteren Ende. Er erstickte in der Lungenklinik nach 16 Jahren elendiger Quälerei.

Am Fall meines Dady´s wird gut erkennbar, dass die gewissenlose Tabakindustrie mit ihren Zigaretten ein absolut grauenvolles Produkt erschaffen hat. Ein Produkt, das den Verstand eines lieben Menschen eingenommen hatte und ihn auf seinem Weg in einen grauenhaften Erstickungstod treu begleitete. Mein Vater war ein kluger Mensch und er wusste ganz genau, dass er all sein Leid nur dem Rauchen zuzuschreiben hatte. Dennoch konnte er es nie ganz seinlassen.

Hier kommt die Frage auf warum Ich überhaupt je mit dem Rauchen begonnen habe. Eine Tabakkarriere wurde mir schon früh in die Wiege gelegt. Meine Mutter rauchte als sie Schwanger war und es ist bewiesen, dass Ungeborene einer sehr viel höheren Wahrscheinlichkeit einer späteren Nikotinabhängigkeit unterliegen als die, die nicht mit Rauch in Berührung kamen. Doch das ist nur eine Ausrede. Ich habe aus demselben Grund wie alle anderen Raucher begonnen. Es war mir ein Leichtes schon mit 9 Jahren ein paar Zigaretten von den Eltern zu mopsen und sie mit einem Freund von mir im Wald zu paffen. Natürlich war das ein riesen Abenteuer damals.

Der richtige Einstig kam dann mit 13 Jahren und es wurde auch schon regelmäßig auf dem Schulhof geübt mit dem bekannten: Achtung! „Die Mama kommt!“ Anschließend gehustet bis zum abwinken! Mit 15 habe ich dann eine handwerkliche Ausbildung begonnen wo ich auch problemlos in der Werkstatt rauchen durfte. Es gab also immer wenig Gründe den Konsum einzuschränken. Heute bin ich 30 Jahre und habe bisher 2 Rauchstopps hinter mir, die jedoch nur 2,5 Jahre anhielten. Heute weiß ich, dass es auch um meine Lunge nicht allzu gut bestellt ist. Kurz nach meinem dreißigsten Geburtstag (vor vier Wochen) hatte ich wieder mal genug vom Räuspern und Pfeifen nach täglich 30 Zigaretten. Die ersten Tage waren recht problemlos zu überstehen da ich fest entschlossen war. Es traf mich am Tag 18 und 19 an denen sich jede Sekunde nur um den Wunsch zu rauchen drehte. Ich wäre fast gestorben vor der Schmacht nach einer einzigen klitze kleinen Zigarette. Ich setzte mich ins Auto und fuhr irgendwo hin um mich abzulenken, jedoch hatte ich schnell gemerkt, dass das keine gute Idee war, da ich gerne das Lenkrad abreißen wollte um mich ausgiebig über den ersten anständigen Verkehrsteilnehmer aufzuregen. Aggressionen, die von der Sucht kommen, sollte man in den ersten Tagen jedoch besser über Sport los werden.

Am Tag 21 geht es mir das erste Mal seit dem Rauchstopp hervorragend und ich weiß, dass Tag 18 und 19 für mich die entscheidenden Tage waren, an denen das Nikotinmonster „Günther“ seinen letzten Atemzug machte und um sein eigenes Leben kämpfte. Es hat nicht viel gefehlt zum Rückfall... letzten Endes war Ich stärker und bin stolz wie ein Pferd darauf. Das war mein persönlich „kritischer Punkt“. Mir ist bestens klar wie das Leben weiter verlaufen kann, wenn fröhlich weiter geraucht wird.

Niemand will diesen Weg gehen, glaubt es mir ich war dabei.

eingesendet von Ypsilon