Wiederholungstäter in Haft

Verfasst am: 09.05.2017, 00:46
Antonai
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Genau, das trifft es wohl am besten. Oder soll ich sagen ich bin ein Nichtraucher gefangen im Körper eines Rauchers. Warum können manche Menschen einfach das eine oder das andere sein, wärend es mich dabei fast zerreist?

Warum empfinde ich mein Raucherdasein als Gefangenschaft? Ich sehne mich nach der Freiheit da draußen, aber die Gitter, geflochten aus Zigaretten, genietet mit Ängsten und verschweißt mit falschen Ausreden halten mich fest. Und dann, wenn ich den Ausbruch doch schaffe, was erwartet mich da draußen? Komme ich mit dieser Situation zurecht?

Leider habe ich schon Erfahrungen gesammelt. Zweimal ist mir die Flucht auf längere Zeit gelungen, aber immer wenn ich mich am sichersten gefühlt habe, kam der Rückfall. Jetzt weiß ich, das es danach keine, und zwar wirklich keine Kompromisse mehr geben kann. Eine einzige Kippe, und ich sitze wieder für Jahre in diesem Straflager.

Bei meinem letzten Ausbruch hatte ich Fluchthelfer von hier, das war 2009. Danke den Leuten von damals. Nach vier Jahren habe ich mal nur so aus einer guten Laune heraus, auf einer gelungenen Sommerparty zu einer Zigarette gegriffen. Keine Ahnung was mich da geritten hatte. Seither bin ich wieder hier in meiner Zelle und beneide jeden der jenseits der Mauer in Freiheit wandelt.

Nun hoffe ich die Plattform kann mir wieder zur Flucht verhelfen. Ich habe schon mal ein paar Sägeblätter bereitgelegt
und in drei Tagen soll der Plan umgesetzt werden. Ich ruf auch schon mal ein leises Hilfe in die Runde. Ganz leise damit die Wärter mich nicht hören.

Erstmal Schluß der Einleitung, ich hoffe es hört mich jemand.
Gruß in die Nacht
Anton

Verfasst am: 09.05.2017, 05:18
rauchfrei-lotse-andreas
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Hallo Anton, schön das Du wieder hierher gefunden hast.

Der Vergleich mit dem Gefängnis passt wirklich gut, wird einem doch die Freiheit genommen.

Aus Deinen bisherigen Versuchen hast Du bestimmt viele Tipps, die Dir damals geholfen haben. Was war besonders hilfreich für Dich? Wie bereitest Du dich vor um es diesmal endgültig zu schaffen?

Komme doch auch heute Abend in den Chat, der jeden Dienstag von 20-22 Uhr hier stattfindet.

Wie können wir Dir diesmal beistehen?

Viele Grüße

Andreas

Verfasst am: 09.05.2017, 05:28
Einhorn18
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Hallo Anton,ein herzliches Willkommen

Liebe Grüsse Doro

Verfasst am: 09.05.2017, 08:33
Antonai
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Hallo Andreas, und vielen Dank für die schnelle nächtliche Begrüßung. Sag mal, jetzt sage nicht du hast solche Schlafstörungen, die dich schon um 5 Uhr aus dem Bett schmeißen; ich will mal hoffen es ist dein Job der dich so früh auf die Beine bringt, und dann auch noch die Bereitschaft gleich in das Forum zu lugen um aktiv zu werden, alle Achtung. Respekt! Oder hattest du bei der „rauchFREI“ Truppe heute Nacht- Notdienst?

Deine Frage hat genau meinen Nerv getroffen. Ja was hat mir damals geholfen, und wie könnte Hilfe heute wirksam werden. Es ist blöd, das eine Kippe reicht um wieder gefangen zu sein, aber zum Ausstieg muss es immer einen neuen starken Kick geben, der muss am besten immer überraschend und immer stärker sein, als es der vorherige war.

Beim ersten Ausbruch half mir die Verliebtheit, die hat genug Glückshormone im Rucksack, das reicht um die Gedanken frei zu kriegen. Das ist wahrscheinlich sowieso der Schlüssel zum Tor, sind die Gedanken frei, ist es ein Spaziergang durch Wände, welche dann nur noch Kulisse sind. Hinzu kam damals noch der Aufbruch eines ganzen Landes, auch die andere Mauern wurden seinerzeit durchbrochen. Ich habe also die Freiheit doppelt empfunden, eine innere und eine äußere. Meine Tochter, auch ein Wunder jener Zeit, hat mich dann das erste Mal rauchen sehen, als sie zur Schule kam. Sieben Jahre.

Der zweite Ausbruch fing wirklich witzig an, witzig aus heutiger Sicht. Das Nichtraucherschutzgesetz. Ich betrieb zu dieser Zeit eine kleine Bar, und war zu einer Reaktion gezwungen. Wer sich noch an die Schwierigkeiten der Umsetzung erinnern kann, wird wohl nachempfinden können, wie es den Kneipern in der Situation ging. Eines schönen Nachmittags suchte ich im Netz, nach einer Lösung für das Abluftproblem in meiner Bar. Doch was ich fand war teuer, aber immer unzureichend. Ich erfuhr das es keinen Filter gibt, der den Feinstaub, den das Verbrennen von Tabak erzeugt, komplett aus der Luft saugen kann. Es bleibt immer etwas übrig. Wie das so ist verfolgt man das Thema weiter, und so führte mich ein Link direkt zum „rauchFREI“ Portal. Und genau an diesem Nachmittag sprach mich das so stark an, das ich von diesem Zeitpunkt an keine mehr rauchte. Vier Jahre.

Als Fluchthilfsmittel, erinnere ich mich jetzt, war das Starterkit sehr wirksam. Der kleine Ball, den man zu drücken hatte, damit die Hände etwas zu tun haben, wenn der Geist nach etwas greifen will. Der Tipp mit der Bushaltestelle. Immer eine früher aussteigen, dann noch eine und so weiter. Ich wurde dann zum wahren „Forrest Gump“, lief und lief. Lief mir den Kopf frei. Das hat geholfen. Und die Pseudo-Zigaretten. Von denen habe ich auch ein paar Schachteln verbraucht. Also der Strohhalm, du weißt schon was ich meine. Und nicht zuletzt, das Schreiben im Forum, das Begleiten und begleitet werden.

So jetzt mal in den Tag starten, ich habe mir den 15. Mai als Termin gesetzt.
Ich hoffe auf gute Fluchthelfer.

Doro auch dir herzlichen Dank für die Blumen.

Gerade werde ich ganz unruhig, ihr kennt das. Jetzt muss ich was körperliches tun, sonst......

LG Anton

Verfasst am: 09.05.2017, 11:58
Antonai
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Hallo ihr lieben Fluch-willigen, Geflüchteten und Fluchthelfer,

was um alles in der Welt, ist denn im Profil das Avatar, und was stellt man damit an. Eine Datei will es einfach nicht annehmen. Aber egal.

Beim googeln kam gleich der Hinweis auf den Film. „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ Bisher kannte ich nur die Büchse der Pandora, und genau aus dieser entfleuchten ja die Laster. Und von einem dieser Laster wollen wir uns hier ja befreien. Ich will mal annehmen, das das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.

Symbolisch könnte man sagen, wir sind auf dem Weg zu Pandora, um das Laster wieder in die Büchse zu stopfen. Das würde mir gut gefallen, wenn das denn auch so einfach wäre. Doch auf dem Weg zu ihr liegen viele Hindernisse und wir müssen Rätsel lösen und Prüfungen bestehen. Da hilft es wenn man Gefährten hat, die einem Mut zusprechen.

Jetzt hab ich zu tun. Ich feile an den Gitterstäben, einer ist auch schon fast durch.

LG Anton beim Aufbruch zu Pandora ng:

Verfasst am: 09.05.2017, 13:49
Antonai
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Abschiedsbrief

Der Tod des Rauchers in mir

Als du geboren wurdest war ich gerade dabei mein ICH- Bewusstsein zu entwickeln. Du wurdest in dieses Sein mit eingewickelt. Die Zigarette, die Pfeife, das waren die Symbole des Erwachsenen. Und erwachsen zu werden ist das Etappenziel des Kindes. Ich war ein leichtes Opfer. Du lagst in den Fingern meines Vaters, genauso wie in denen meiner Mutter. Im Fernseher gab es keine Sendung ohne dich. Die Werbung gab dir ein seriöses Kleid, und versprach den Menschen, die mit dir gehen, ein angenehmeres, sorgloses Leben. Und was hast du getan? Du hast sie verraten, benutzt und betrogen. Heimlich hast du dich über ihre Hirne hergemacht. Unheimlich waren dir alle verfallen. Du hast gewütet, getötet ohne Skrupel, hast nicht Halt gemacht vor den Kindern. Unbarmherzig und ohne jegliches Mitgefühl.

Jetzt ist es Zeit dir endgültig Lebewohl zu sagen. Nein besser nicht. Lieber: geh zu Grunde! Jetzt bist endlich du einmal dran zu sterben. Du hast mich jahrelang ausgenutzt und gedemütigt, nun will ich dich im Staub kriechen sehen. Ich werde auf dein Grab Asche streuen, damit Asche zu Asche wird.Ich werde mit Genugtuung auf deinen Sarg pissen, damit du auch noch etwas von den letzten Giften mitbekommst, die meine tapferen Organe aus dem Körper spülen.

Und vor allem werde ich dich bekämpfen, dich und deine noch lebende Brut. Und ich rate dir gut: Nimm die Hände von unseren Kindern! Wage es nicht, sie auch nur mit einem Ausläufer deiner dreckigen Nebelschwade zu berühren!

Pfui Teufel, scher dich zur Hölle!

Und wenn du jetzt winselst: „ja aber wir hatten doch auch schöne Zeiten, und ich habe dir doch auch Trost gespendet.“ Dann erwidere ich dir: nur weil du die natürlichen Flüsse in mir verstopft hast, und nur deine Substanz die Macht besaß künstliche Kanäle zu schaffen, die ohne dich gar nicht notwendig gewesen wären, nur durch diese heimtückische List hast du dich als Retter angeboten. Nur so konntest du einen Sinn heucheln. Aber du hast keinen Sinn! Du bist Sinnlos, hast kein Recht dich in meinem Körper einzurichten. Ich spreche dir hiermit die Kündigung aus! Zum 15. hast du deinen Kram zu packen und hast zu verschwinden. Das ist mein letztes Wort!

Auf nimmer wiedersehen
Anton faelle:

Verfasst am: 09.05.2017, 15:55
Einhorn18
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Irgendwie ging die Zeit doch recht schnell ich wünsche diur einen guten ausstieg .Wir sind da wenn du uns brauchst.Liebe Grüsse Doro

Verfasst am: 09.05.2017, 17:16
Antonai
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In meinem Kopf bin ich wie gelähmt. Es ist wie das Warten auf einen Zug, von dem man nicht weiß, wohin er fährt, und der zu allem Überdruss auch noch mit einer Verspätung aufwartet, von welcher man nicht ahnen kann wie lange sie noch dauert.
Von der Fahrkarte, die ich in der Tasche habe, weiß ich weder Preis noch Gültigkeitsdauer. Alles läuft ab, wie ein Film ohne Drehbuch. Bin ich Akteur oder Komparse, oder obliegt mir die Regie?
Irgendwer im Hintergrund ruft etwas von Klappe und Erste, aber keiner setzt sich in Bewegung. Regungslos, wie eingefroren wirkt das Bild.

Ich warte auf etwas, dass endlich anfangen soll, aber eigentlich warte ich darauf das etwas enden muss. Das Ende wird aber nie klar und deutlich sichtbar sein. Es wird kein Zieleinlauf mit zerrissenem Band, eher wie im Sand verlaufen. Ohne großes Tamtam. Ganz still und leise, jedenfalls nach Außen. Im Inneren wird wohl ein Aufruhr veranstaltet werden. Die Kündigung wird wohl nicht lautlos hingenommen. Da wird noch einiges an Porzellan zerschmettert werden, da gehen vielleicht auch Fenster zu Bruch. Aber nach Außen? Kein Siegerkranz. Kein Pokal. Von wem auch.

Ich schreibe viel, aber eigendlich zerfressen mich die Zweifel und ich habe Angst.

Verfasst am: 09.05.2017, 19:22
Zaji
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Lieber Anton,

herzlichen Dank für deinen Besuch und deine Grüße in meinem Wohnzimmer.

Zweifel, Angst bzw. Aufregung sind ganz natürlich und gesund, wenn etwas Neues beginnt.
Die Sinne sind dadurch geschärft, wohlbehütet wird geprüft, ob der Weg - der ja neu und noch unbekannt ist - auch gangbar ist. So werden wir gut behütet um nicht etwa bei der Flucht aus dem Gefängnis einen morschen Weg zu wählen, bei dem dann das Holz bricht und wir wieder in der Grube landen.

Man tastet sich zunächst vor auf dem neuen Weg, Schritt für Schritt - ist er gangbar? Überlegt an Weggabelungen rechts oder links, statt wie bisher automatisch dem gewohnten Weg zu folgen
- gewinnt so vielleicht an Aufmerksamkeit für sich oder die Umgebung,
- kommt vielleicht mal aus dem Tritt, da man gerade Anfangs etwas mehr auf den Weg achten muss
- läuft nicht ganz so routiniert wie sonst,
- mal führt der Weg leicht bergab - mal bergan und es wird etwas anstrengender

... aber auf dem Weg bleiben, die Landschaft - ob bergan oder bergab genießen - ist das Ziel und allemal besser als tagein tagaus sein Dasein in Gefangenschaft zu fristen - sei sie auch noch so vertraut.

Es ist bei weitem nicht so schwer, wie die Angst und auch die Nikotinwildsau uns glauben machen will - die merkt nämlich durchaus schon, dass du vorhast sie demnächst nicht mehr zu füttern ... und wehrt sich... soll sie - es ist nicht immer leicht, aber ihre Gegenwehr wird schwächer und der Weg zunehmend einfacher.

Ich möchte dir für deinen Gefängnisausbruch folgendes dalassen

Schmiede Deinen Ausbruchplan:
Schau dir genau an wie dein Gefängnis aufgebaut ist, mit welchen Lügen hält dich die Nikotinwildsau abgesehen von den Gitterstäben der körperlichen Schmacht fest? Was erzählt sie dir? Wie kannst du das gedanklich, die rauchfreiheit positiv stärkend entkräften, da sie dir nach deinem Ausbruch wie ein guter Wärter ein paar Tage hinterherrennen wird.
Überlege dir welchen Weg du zum Ausbruch nutzen möchtest, was du an Unterstützung brauchst (Ersatzmittel? Motivation? Mitgefangene die auch ausbrechen? Was hilft dir dich auf die positiven Seiten der Rauchfreiheit zu fokussieren? Halte das möglichst für Dich fest)
Schau dir den Plan deines Gefängnisses noch Mal an, wo sind bei Ausbrüchen aus diesem Gefängnis anstrengendere Wegstrecken zu erwarten (3 Tage, 3 Wochen, ...- "Regel"), bereite dich darauf vor, plane und stell dir vor wie du diesen erfolgreich begegnest.
Überlege, welche Weggabelungen schwierig sein könnten, überlege dir schon im Vorfeld, was du an diesen Weggabelungen tun möchtest und besorge dafür benötigtes Equipment (wie Kaugummis, leckere Tees, Hörbuch mit Atemübungen,...) vorher, so dass du es direkt nutzen kannst.

Ich lasse dir Mal ein Blümchen hier, zum dran schnuppern.


Ich finde der Weg lohnt sich, auch auf Streckenabschnitten die bergan gehen.

Nur Mut! Denk einfach daran, dass Amateure die Arche gebaut haben und Profis die Titanic

Liebe Grüße,
Zaji

Verfasst am: 09.05.2017, 20:15
Antonai
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Nein, nein Uli, da hast du mich missverstanden, ich habe das Lehrergen nicht negativ gemeint. In einem guten Lehrer steckt nun mal die Freude anderen Menschen zu helfen, sie zu begleiten, zu unterstützen. Das ist sehr positiv. Geschlussfolgert habe ich das nur aus der Zahl, welche die Menge deiner Beiträge angiebt. Und die ist schon stattlich.

Und natürlich habe ich mich auch in deine Geschichte eingelesen, und eine herzenskluge Person darin erkannt.
Der erste Satz nun bei deiner Antwort kann aber schon den Mut sinken lassen, denn natürlich will ich den Wettlauf gewinnen. Ich weiß zwar das es keine Ziellinie gibt, aber es reicht mir schon, wenn ich den Gegener hinter mir weiß.

LG Anton