Warum denke ich immer an rauchen?
Hallo,
Ich werde nächste Woche 60 und rauche seit dem ich 18 bin.
Ich hatte in 2018 nach einem Schlaganfall aufgehört. Das erste mal wo es mir sehr leicht fiel und ich richtig aufhören und Zigaretten ganz vergessen konnte.
Dummerweise habe ich im Sommer 2019 einen alten Freund (Raucher) in einer anderen Stadt besucht und wieder angefangen zu rauchen und hatte ruckzuck wieder mein Päckchen am Tag. Im September 2021 habe ich wieder aufgehört nach dem ich Dauerhusten hatte und meine Husten sind jetzt zum Glück weg. Bin nun seit 5 Wochen rauchfrei.
Dieses mal fällt es mir aber wirklich sehr schwer und ich muss ständig an Zigaretten denken und ich war bereits einige male kurz davor zum Zigarettenautomat zu gehen, aber irgendwie hat jedes mal meine Vernunft gesiegt.
Ich lebe alleine und bin einsam & depressiv seit meinem Schlaganfall. Ich vermeide Menschen und Freunde mit immer neuen Ausreden. Finanziell geht es mir relativ gut ich habe meine Firma letztes Jahr verkauft und arbeite nicht mehr. Meine Tage verbringe ich mit im Internet surfen & Netflix. Das ist genau das Problem. Ich habe viel Zeit um an Zigaretten zu denken.
Wollte ich nur los werden, es wird schon wieder!
Viele Grüße,
U.
Ach ja, ich kaue täglich mehrere Nikotinkaugummis, genauso zwanghaft wie ich geraucht habe. Ist Kautabak eventuell eine Alternative?
Hallo rauchenix56, google einfach "Raucherlunge, Bilder" und schaue Dir diese 15 Min. an. MfG NMR Ingo
Hallo U,
dass du dich hier meldest, zeigt, dass du dich noch nicht ganz aufgegeben hast. Und du solltest am dir arbeiten. Keinesfalls Menschen und Freunde meiden. Einfach mal raus gehen an die frische Luft bringt neue Gedanken. Was du nach dem Schlaganfall noch tun kannst, solltest du auch tun. Wirst du gegen Depression behandelt? Wäre das ein erster Ansatz? Ablenkung hilft über die erste Zeit. Ablenkung erreichst du nicht, wenn du nur dich selbst siehst. Und Kautabak ist keine Alternative, wenn du von dem Mist wegkommen willst. Ebenso wenig wie Schnupftabak oder Verdampfer oder sonstige „Ersatzdrogen“, auch wenn die erstmal harmloser erscheinen. Also Kopf hoch, auch wenn der Hals schmutzig ist. Ich wünsche dir viel Erfolg. Vielleich bis bald...
Grüß Dich Rauchenix56
und ein herzliches Willkommen hier bei uns Nichtmehrrauchern und allen, die auf dem Weg dahin sind. Schön daß Du zu uns gefunden hast!
Als ich Deine Beschreibung gelesen habe, habe ich mich stark an meine eigene Nichtmehrraucherkarriere erinnert gefühlt (übrigens sitzen ganz viele Aufhörer im selben Boot wie Du und ich): schon einmal ohne größere Ausstiegsschmerzen mit gutem Erfolg aufgehört (bei mir hat der erste Ausstieg sogar elf Jahre lang vorgehalten), dann wieder angefangen - und einige Zeit später mit einem weiteren Ausstieg hart am Kämpfen. Ich fühle wirklich mit Dir, daß Dich die Sucht jetzt so verfolgt und belästigt, ich kenne diese Gefühle noch gut, und sie sind umso frustrierender, als daß man es beim ersten Ausstieg ja gar nicht als so schwierig erlebt hat! Was soll das also jetzt? Es tut mir leid, daß Du so am Kämpfen bist.
Doch so wie ich es sehe, brauchen wir diesen Kampf dieses Mal für eine dauerhafte Rauchfreiheit. Denn ganz ehrlich? Nach meinem ersten Ausstieg hatte ich all die Jahre im Hinterkopf, daß es ja wohl nicht so schlimm wäre, wenn ich wieder anfinge, denn "so schwer war es ja auch nicht", aufzuhören. Heute? Weiß ich sehr genau, daß ich den Driss eines Ausstiegs nicht nochmal brauche. Ich hatte sehr unbequeme Phasen während meines zweiten Ausstiegs, die mich fast hätte hinschmeißen lassen! Ich habe mich da durchgebissen, -gelitten und gejammert, und das gebe ich bestimmt nicht nochmal dran, das darf nicht umsonst gewesen sein. Ich bin stolz auf meine Rauchfreiheit und dankbar dafür.
So haben mir diese Aufhörwehen dabei geholfen, auch rauchfrei zu bleiben. Deshalb möchte ich Dich einladen, sie anzunehmen, sie hinzunehmen als etwas, was Deine Rauchfreiheit (und die wirst Du wieder erlangen, auch wenn es sich im Moment scheußlichst anfühlt, ich weiß daß das noch ein weiteres Mal geht, ich bin denselben Weg gegangen wie Du) auf stabilere Beine stellt, als sie jemals stand.
Inzwischen kannst Du Dir behelfen, wann immer Du in so eine Phase gerätst, in der Du das dringende Bedürfnis hast zu rauchen: ein großes Glas Wasser, in kleinen Schlucken getrunken, kann Abhilfe schaffen. Auch scharfer Geschmack, z. B. von scharfen Lutschbonbons, Senf oder Zähneputzen kann das. Du kannst auch - klingt komisch, macht aber Sinn - durch einen auf Zigarettenlänge gekürzten Trinkhalm "Luft rauchen", es beruhigt die Schmacht durchaus, weil der körperliche Vorgang derselbe ist. Es gibt schon einige Tricks, die über so Schmachter hinweg helfen, Du bist diesen nicht machtlos ausgeliefert!
Du kannst auch diese Dauergedanken ans Rauchen möglicherweise durchbrechen, indem Du den Ausstieg in Häppchen aufteilst. Du rauchst heute nicht. Nur heute. Das ist doch wohl zu schaffen, stimmts? Über morgen machst Du Dir noch keine Gedanken (morgen wirst Du wieder heute nicht rauchen, aber das steht noch nicht im Raum, nur das Heute ist zu schaffen). Du gehst ja einen längeren Weg ja auch schrittweise, springst ja nicht vom Start zum Ziel, sondern setzt einen Fuß vor den anderen. Warum solltest Du also versuchen, den ganzen Rauchfrei-Weg gedanklich zu springen? Ein Tag nach dem anderen ist leichter verdaulich. Findest Du nicht auch? Also heute rauchst Du nicht. Kannst Du mit dieser Denkweise etwas anfangen?
Du sprichst von depressiven Gefühlen, darf ich Dich fragen, ob Du da ärztliche oder therapeutische Begleitung hast (Wenn Du nicht öffentlich zu antworten wünschst, mußt Du das natürlich nicht, niemand ist hier gezwungen, etwas zu schreiben was er nicht möchte)? In diesem Fall würde es Sinn machen, Deine Begleitung in Deine Rauchfreiwerdung mit einzuweihen. Möglicherweise ist da mentale oder medizinische Hilfe angezeigt. Scheue Dich nicht, jede Hilfe in Anspruch zu nehmen, sie steht Dir zweifellos zu und Du hast das Recht darauf. Auch wenn keine Begleitung am Start ist, mag es Sinn machen, das Thema mit dem Mediziner Deines Vertrauens (Hausarzt vielleicht) zu besprechen, vielleicht kannst Du Dir da ja medizinische Unterstützung sichern. Gerade bei medizinischen Vorgeschichten finde ich diesen Aspekt immer wichtig - und ein zurückliegender Schlaganfall ist gewiß eine solche.
Zu guter Letzt möchte ich Dir noch die Rauchfrei-Hotline mit auf den Weg geben:
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/unterstuetzung-beim-rauchstopp/telefonberatung/
Hier findest Du die Telefonnummer und weitere Infos zur BZgA-Telefonberatung durch Profis, was auch bei so Dauergedanken an das Rauchen hilfreich sein kann. Lass Dich unterstützen Rauchnix56, es ist so lohnenswert wieder aufzuhören!
Ich finde es wirklich großes Kino, daß Du es nochmal angehst. Du kannst und wirst es auch nochmal schaffen, das weiß ich, weil ich denselben Weg gegangen bin - mit denselben Stolpersteinen wie Du. Komm wir schaffen das.
Eine Extraportion Power und Leichtigkeit sendet Dir
Lydia