Vorstellung: m3m

Verfasst am: 12.06.2020, 17:53
m3m
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Tja, guten Tag zusammen!

Ich wollte mich kurz vorstellen.

Los ging meine Raucherkarriere mit 17 Jahren, als Sohn zweier Nichtraucher ging es aber erst
mit der ersten eigenen Wohnung so richtig los. Irgendwann in meinen Zwanzigern wurden die
[Markenname wurde vom rauchfrei-team entfernt] dann zu teuer, also wurde gedreht. Als ich jung war, hat mich die Sucht echt genervt;
es passte so gar nicht in mein Selbstbild, keine Kontrolle "darueber" zu haben. Doch je laenger
es geht, desto mehr wird es Teil der eigenen Identitaet...

Mit 34 machte ich meinen ersten ernsthaften Versuch, endgueltig aufzuhoeren.
Die ersten Leute im meinem Umfeld wurden Eltern, und ich wollte nicht Teil daran haben,
dass eine weitere Generation das Rauchen als etwas ganz normales wahrnimmt. Zum Glueck habe
ich tatsaechlich niemals bei meinen Eltern geraucht. Es war bei jedem Besuch total belastend, aber
auch in meinem Selbstbild selbstverstaendlich: Nix da, hier wird nicht geraucht. Von daher war
jedes Jahr 2-3 Mal ein Kurzzeitentzug von 3-5 Tagen fester Bestandteil, und ich hatte es noch jedes
Mal ueberlebt.

Also suchte ich mir vor einem Besuch im Sommer eine Online-Community ([Link wurde vom rauchfrei-team entfernt]),
und fing nach der Heimfahrt einfach nicht wieder an. Nervig war es - leider sind meine zahlreichen
Eintraege mit dem Ende der Seite auf ewig verschollen, wie gerne wuerde ich sie noch mal
durchgehen... - aber nach 3 Monaten (spaetestens, das kann ich aus einer Email aus der Zeit
nachverfolgen) war es besser. Getreu Allan Carr machte ich mir keinen Druck, sondern stellte mir
nur konsequent folgende Fragen:

Okay, es nervt, aber:
1. Hast du Schmerzen? ... Nein.
2. Zitterst du, oder bist sonstwie ernsthaft koerperlich beeintraechtigt? ... Nein.
3. Okay, 2 mal nein. Also sei ehrlich: [u]Musst[/u] Du wirklich jetzt eine rauchen? ... Nein.
Und diesen Dialog fuehrt ich anfangs bis zum Erbrechen ;).
Irgendwann war ein ganzes Nichtraucherjahr rum, und ab dann ging es schlagartig abwaerts.
3 Wochen rang ich mit mir ("Ernsthaft, Trottel? Ein Jahr! rum, und du ueberlegst, wieder anzufangen?"),
aber irgendwann hatte ich begonnen, mich rastlos zu fuehlen und als Gegenmittel zum Sport gegriffen.
Leider habe ich mich anscheinend dabei so konditioniert, dass ich mich mental nur noch dann komplett
ausgeglichen fuehlte, wenn ich koerperlich total platt war. Und ich wollte irgenwann einfach nicht mehr
dauernd vermuskelkatert sein.

Aber mir war klar: Eine geht nicht; wenn, dann wirst du erst wieder zur Ruhe kommen, wenn du wieder
so richtig in der Rauchroutine angekommen bist. ... Und das tat ich.

5 Jahre spaeter bin ich hier. Mein letzter Besuch bei den Eltern verlief einfach zu gut, und ich habe das
Nichtrauchen einfach mal fortgefuehrt. Es ist einer dieser (extrem raren) Stops, die relativ gesehen unfassbar
einfach verlaufen, so dass man sich verwundert die Augen reibt. Aber die Tatsache, dass mein letzter
ernsthafter Stop nach einem Jahr zusammengebrochen ist, laesst mich zweifeln, ob ich fuer das
Nichtrauchen gemacht bin... Nun finde ich mich aber schon irgendwie 12 Tage in diesem "Quit",
ohne mich entschieden zu haben, es tatsaechlich zu "wollen".
Aber Rauchen ist einfach; Nichtrauchen jedoch fast immer hart.
Von daher beobachte ich mich weiter und versuche mich zu einer endgueltigen Entscheidung durchzuringen;
aber bis diese steht, [u]rauche ich erstmal nicht![/u]

(FTR: In meinem Profil steht mein Rauchstop noch in der Zukunft. Ich wollte einfach sehen, welche Tips
man hier zu sehen bekommt.)

Verfasst am: 12.06.2020, 18:16
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Verfasst am: 12.06.2020, 21:50
Bolando
Bolando
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Hallo m3m und auch von mir ein herzlichhes Willkommen.
Interessante Gedanken breitest du da aus. Ob du für das Nichtrauchen gemacht bist. Kann man für das Rauchen gemacht sein? Ich glaube nicht. Wären wir für das Rauchen gemacht, würden wir es unbeschadeter aushalten
Vermutlich weiß ich aber wie du das meinst. Es gibt Menschen die haben den Drang sich etwas reinzuziehen. Alkohol, Nikotin, Pilze, andere stimmulierende Pflanzen oder auch Extremsport kommt da in Frage. Nun bist du doch inzwischen auch etwas reifer geworden. Kannst du dir nicht vorstellen in Zukunft gelassener nicht zu Rauchen? Zumal es für dich schon so gut anfängt. Und wäre es da nicht richtig schade es nicht ernsthaft anzugehen? Wenn du in ein paar Jahren eventuell aus zwingenden Gründen aufhören müsstest und es dir dann aber wieder mächtig schwer fallen könnte, würdest du das schwer bereuen es nicht getan zu haben. Also ich empfehle auch die Gunst der Tage und den Flow zu nutzen. Werde Nicht-mehr-raucher und mache dir um die Zukunft jetzt keine Sorgen. Wenn du dir sicher bist nicht mehr zu wollen, wirst du es auch nicht mehr müssen.
Viele Grüße
Bolando

Verfasst am: 13.06.2020, 06:17
m3m
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Moin Pumphut und Bolando,

[Kurz vorweg: Lasst mich sabbeln, das hilft mir, meine Gedanken zu ordnen.
Wen es nervt: Sorry, bitte einfach mein Geblubber ignorieren.]

als ich jung war, habe ich das Rauchen verabscheut.
Bei Familienfesten brannten die Augen, aber ein Grossteil der weiteren Familie waren
eben Raucher, und das war damals so. Als Stepke in den 80ern haette man nie
auch nur daran gedacht, den rauchenden Onkel oder Grossvater vor die Tuer zu
schicken.

Aber hat man einmal angefangen, und je laenger es geht, desto mehr wird es
doch irgendwie Teil von einem. Bei meinem letzten Versuch stand ich genau vor
dem Punkt, zum ersten Mal laenger Raucher als Nichtraucher in meinem Leben
gewesen zu sein; das gab extra Motivation.

Was ist da nach einem Jahr passiert? Hat sich unterbewusst das Gefuehl eingeschlichen:
Hey, jetzt hast du es dir bewiesen, du kannst ohne, du bist offiziell ein Ex-Raucher.
So hopp, jetzt kannst du wieder? Wie gesagt, leider sind meine Blogeintraege mit der
Seite ins digitale Nirvana eingegangen. Ist ja alles auch schon wieder Jahre her, ich
traue da meinem Gedaechtnis nicht so recht...

Diese Gedanken hier in diesem Thread werde ich definitiv getrennt archivieren.
Nur zur Info: Bisher erscheint diese Seite "meinem" guten alten SFP sehr aehnlich zu sein;
ein wichtiger Unterschied: Bei jedem Einloggen klickte man auf den "Schmetterling" und
bestaetigte so, weiterhin rauchfrei zu sein. Das empfand ich psychologisch immer sehr
hilfreich, denn ich war taeglich auf der Seite und wollte mir das Gefuehl gar nicht ausmalen,
am naechsten Tag nicht zu bestaetigen und aus dem Pott zu fallen.
Dafuer wandert nun jeden Morgen ein 2-Euro Stueck in ein Gurkenglas, denn das entspricht
meinen gemittelten taeglichen Ausgaben fuer Tabak, Slimfilter, Blaettchen und Feuermitteln...
Sollte der Tabakpreis steigen, wird das irgendwann angepasst. Kein Versprechen fuer heute,
sondern manifeste Erkenntnis, dass ich sie gestern nicht ausgegeben habe.
Und nein, ich werde es nicht verprassen ("mir was goennen" ):
Frueher ging das so nebenbei weg, das bleibt so und wird mein analoger "Wasserstandsmesser".

Die Poette waren ein System, bei dem man leicht andere Leute in der community sehen konnte,
die in etwa die selben Tage hinter sich hatten, oder auch, wer gefallen war oder neu angefangen
hat und womoeglich extra Unterstuetzung benoetigt.
Eure Monatszuege scheinen einen aehnlichen Ansatz zu verfolgen, aber ich bin mit der Seite hier
noch nicht voll vertraut. Wohnzimmer, Keksdosen und bluehende Wiesen, so viele Insider.

Nun gut, jeder Quit ist anders; man kann es nicht oft genug sagen. Wie beim letzten Mal mache
ich mir keinen Druck. Anders als beim letzten Mal habe ich nicht staendig Tabak in der Tasche.
Die Laufruhe (ich kann, wenn ich will. Ich will aber nicht.), die mir das bot, waere zwar schoen,
aber diesmal ist der konsequente Wille (noch) nicht ganz da. Obwohl es diesmal leichter
ist als damals, wuerde ich wohl in einer schwachen Sekunde zugreifen.

Auf folgende Frage aus Vorbereitung Tag 3 musst du eine bessere Antwort als
beim letzten Mal finden:
"Wie können Sie auf andere Art eine kurzfristige Entspannung herbeiführen?"

Ich haenge zur Erinnerung zwei Emails ran, die ich damals zur Ermunterung verschickte:
Nun kann ich mir an die eigene Nase fassen.

====19.10.2013, x+63 Tage rauchfrei
Hey!

Klicke weiter den Schmetterling, und immer daran denken:
Es wird besser!

Und: Nein, die Zigarette loest nicht das Problem, sehr wohl
aber den Blick auf selbiges. Zu lernen, dem Stress mit anderen
Mitteln zu begegnen, die vergleichbar effektiv sind, ohne dabei
giftig zu sein, das ist so so wichtig.

Keine Ahnung ob es Dir hilft, aber das mache ich, wenn der
Gedanke an Tabak zu kreisen beginnt:
Ich schliesse die Augen und konzentriere mich nur auf mich und
meine Gefuehlslage. Nach wenigen Sekunden, sobald die Atmung
langsamer geworden ist, stelle ich mir folgende Fragen:

Hast du Schmerzen? ...Nein.
Zitterst du? ...Nein.
Abgesehen von der kleinen Unruhe, geht es dir wirklich schlecht?
...Nein.
Angesichts dieser Beurteilung:
Willst du tatsaechlich eine rauchen?


Ansonsten, es klingt merkwuerdig, aber simples flottes Spazierengehen
(10 Minuten +)hat sich in Studien als erstaunlich erfolgreich erwiesen.
Falls die Moeglichkeit besteht, probier es, mir persoenlich hilft es
tatsaechlich jede mal.

Tief durchatmen, und einfach immer weiter!

Mem
=======
======= 16.12.203 - um die 120 Tage rauchfrei
Stur geblieben, und nun schon im 100er Pott:

Glueckwunsch!

Ich denke, wir sind damit tatsaechlich so gut wie durch.
Richtig kaempfen, oder auch nur mental gegensteuern, muss ich
gerade gar nicht mehr
, hoffentlich wird es Dir am Ende des Pottes
(oder vielleicht jetzt schon?) genauso gehen.

Nun noch den Jahreswechsel heil ueberstehen, aber das wird schon.

Bloss gar nicht erst wieder anfangen; aber so daemlich werden wir ja
wohl nicht sein ;).


Mem

Rauchfrei seit: 318 Std. [= 13.27 Tage, 3% eines Jahres]

Verfasst am: 13.06.2020, 11:31
Unbekannt
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Verfasst am: 13.06.2020, 22:48
ehem.rauchfrei-lotsin-anderl
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Hallo m3m,

deine Rauchergeschichte finde ich auch sehr spannend zu lesen.......

nebst den zufälligen und unabsichtlichen Gemeinsamkeiten, die wir hier und da offenbar haben, scheinst du auch ein Mensch zu sein, der sich vom Leben auch noch unvoreingenommen überraschen lassen kann....vielleicht sogar mit diesem kindlichen Erstaunen und der Neugierde......"Und ???? Was kommt jetzt" So als wolltest du austesten und wissen wollen......na wie entwickelt sich das denn nu, wenn ich mich völlig zurücklehne und mal einfach beobachte......

Auf alle Fälle eine sehr interessante Variante des Nichtrauchens und mal schauen ob´s dabei bleibt........ich persönlich bin auch nicht für´s Nichtrauchen gemacht...aber die Option...faktisch und blöderweise in meinem Fall auch noch sehr realistisch wegen dem Rauchen , einen Tod auf Raten zu erleben und bis dahin Stück für Stück an Lebensqualität einzubüßen, das sagt mir dann....nein....keine Ziggis mehr.........irgendwann könnte ich sie ja eh nimmer rauchen....

Und jepp...auch ich habe jahrzehnte lang, meisterlich beherrscht, insbesondere Erkrankungen wie zb. COPD nicht zu beachten.....wozu auch...hatte konkret nur dann Husten, wenn ich zuviel geraucht hatte oder krank war ;-) Wenn dann dachte ich hier und da mal an..."na was machste denn wenn de Krebs kriegst?........" Aber mit COPD und Lungenemphysemen hab ich nix am Hut gehabt........dabei gehören diese beiden Erkrankungen ganz klar zu den Klassikern unter Raucherkrankheiten :-(((( also auch hier.......gekonnt verdrängt........

Ich für meinen Teil kann dir bloß wünschen, was immer dich auch dazu bewegen mag, grade inne zu halten und zu beobachten....wie es denn so mit dem nicht - rauchen klappt........beobachte doch auch mal.....ahhh wie klappt es denn an nem stressigen Tag.....gehts dann auch ohne ????? oder auch....bei Regen bzw bei Sonnenschein ect ect ect......Und.....ich finde es um einiges besser...auch sehr gerne mal einige Monate nicht zu rauchen und dann halt wieder ein bisserl zu rauchen.....anstelle von durchgängig rauchen......kann natürlich auch krank machen.......die Intervalle, wie lange du was wachst spielen dabei bestimmt eine sehr große Rolle......vielleicht wäre das ja ein Kompromiss für dich.......solltest dann aber , deine Lungengesundheit checken lassen, ob noch alles fit ist :-)))) Wie immer dein Weg weitergehen wird...es wird dein Weg, zu deinen Bedingungen, mit deinen Möglichkeiten werden....ich bin gespannt :-)))))) und hoffe noch einiges vor dir lesen zu dürfen..........



L.G Andrea

Verfasst am: 14.06.2020, 16:33
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Guten Tag zusammen,

Rapablue: "...wieder ein bisschen ... anstatt durchgaengig"
Das krieg ich nicht hin. Nur ein wenig ist fuer mich viel schlimmer als gar nicht.
Jede Form von Rationierung habe ich schon lange fuer mich als nicht
gangbar erkannt.

1. Trivial: Putzen triggert mich. Wer haette das gedacht. Aber immer noch auch jede
Mahlzeit. Und dabei war mir die "Zigarette nach dem Essen" immer egal, bzw. oft
gab es sie so auch gar nicht. Aber nach dem Ende jeder Nahrungszufuhr kommt
derzeit unweigerlich der Gedanke an eine Zigarette. Das ist neu, spannend, und
irgendwie kurios. Bekannt und an diesem Punkt im Quit erwartet:
Die Finger sind nicht mehr gelb, der Schlaf ist etwas tiefer und das Aufwachen
entspannter als zuvor. In Sachen Atmung und Ausdauer keine bewusste
Veraenderung, aber das dauernde Huesteln ist weg und ich reagiere
extrem auf rauchende Passanten: Selbst ein Raucher in 20 Metern Entfernung
reizt meine Atemwege spuerbar, wenn der Wind entsprechend weht.
Ebenso unveraendert: Keine Form von koerperlichem Entzug, alles spielt sich
rein im Kopf ab, Konditionierung vom Feinsten.

2. 2 Wochen rauchfrei, und fuer meinen Geschmack finden zu viele Diskussionen in
meinem Kopf statt, die so nicht sein muessten. Das kostet alles nur Kraft und wird,
trotz sinkender Intensitaet, gerade in der Frequenz und Dauer mehr.
Daher erklaer ich ab jetzt "Basta", es reicht. Wann immer der Gedanke kommt, wird
er eiskalt mit einem lauten Basta abgewuergt. Die Diskussionen verlaufen immer gleich,
ich kenn das Ergebnis. Einmal jeden Morgen, wenn das naechste 2 Euro Stueck fuer
den Vortag dazukommt, gerne, wenn es denn sein muss, aber dann ist auch gut.

3. Ich bin im Kopf noch einmal meine "ernsthaften" Quits durchgegangen. Darunter verstehe
ich diejenigen, die tatsaechlich ins Rollen gekommen sind und mindestens ein paar Tage liefen,
nicht diese 2-3 Stunden Launen. Mir ist dabei aufgefallen, dass jedes mal eine langfristig
schwierige Phase bevorstand, die mir ueber Monate zu schaffen machen wuerde. Vor meiner
Magisterarbeit habe ich z.B. aufgehoert, insgesamt 7 Monate es sein lassen, und nach Abgabe
wieder angefangen. Jetzt ist es aehnlich, nach ueber 10 Jahren werde ich bald wieder alleine
wohnen, alle laufenden Kosten verdoppeln sich, ich steh allein da und muss funktionieren.
Da ruestet man sich mental, man stellt sich darauf ein, nun ganz vernuenftig, diszipliniert und
"vorbildlich" sein zu muessen. Und da ich Rauchen als eine Schwaeche und unnoetige Ausgabe
sehe, muss das halt weg, um durch diese Phase zu kommen. Das Nichtrauchen als deutlichste
Manifestation davon, dass ich in den Krisenmodus gehe. Doch jede Krise geht vorbei, man laesst
seine Deckung sinken und darf sich auch mal wieder etwas mehr Leine geben. Und das ist
der Punkt, an dem der Quit kippt. Die Diaet ist kein Problem, weil sie begrenzt ist und das Ende
klar definiert: "Keine Torte? Kein Problem, das halt ich aus, bis die Wage auf X steht! Und wenn es
10 Monate dauert." Doch ist die Diaet dann vorbei, bekommt der Kuchen eine ganz andere
Strahlkraft. Alles nur eine These, ich habe das nie so bewusst gemacht, aber die Punkte koennten
passen. Vielleicht ein wenig wie eine werdende Mutter, die waehrend der Schwangerschaft
selbstverstaendlich aufhoert, aber was passiert danach?! Eine Schwangerschaft ist wenigstens
ein positiver Grund; aber welche guten Assoziation hat man mit dem Nichtrauchen, wenn es
Zeichen von Selbstdisziplinierung in einer persoenlichen Krise ist?

Ich werde mir das noch mal weiter durch den Kopf gehen lassen muessen und evtl. noch mal
die Korrelationen zwischen Quit/Neuanfang und dem, was in meinem Leben gerade passierte,
konkret pruefen. Ich kann nicht rauchen, wenn es darauf ankommt. Nun muesste ich dann
lernen, auch weiterhin nicht rauchen zu wollen, wenn es nicht mehr darauf ankommt.

P.S.: Ich nehme an, da Rauchen waehrend des Ramadans tagsueber nicht gestattet ist,
lassen es viele Muslime in diesem Monat einfach ganz sein? Kennt jemand viele rauchende
Muslime und kann Einsichten mitteilen, wie die da rangehen?

Rauchfrei seit: 352 Std. [= 14.69 Tage, 4% eines Jahres]

Verfasst am: 15.06.2020, 20:43
ehem.rauchfrei-lotsin-anderl
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Hallo m3m :-)

Ich hatte einen sooooo schönen Antworttext auf deinen Post in meinem Thread geschrieben...ne ganze Stunden saß ich dadran.......und völlig der Meinung ihn auch abgesendet zu haben......und doch zeigt mir die Realität...irgendwas lief schief...den der Text is nüscht da....:-((((

oh man........es war ein klärender text, der , kurz angedeutet, davon handelte....weshalb " schmachten" für mich ein positiver Begriff ist und ich deshalb leichter mit dem Nichtrauchen zurecht komme :-)

Aber nu iss er wech und nochmal hab ich jetzt keine Lust diesen langen Text zu schreiben. Evt die Tage mal, dass ich in meinem Thread nochmal näher darauf eingehe.........

Ich will dich eben nur wissen lassen, ich denke an dich und bin gespannt, wie dein Nichtrauchen weitergeht.......auch du scheinst dir ein klares nein als Ziel gesetzt zu haben.......(Basta :-))))) ....... eigentlich ein cooler Begriff......weißt du oder evt jemand anderes zufällig wo der Begriff herstammt und ob er schon immer so diese Bedeutung hatte wie....jetzt ist aber endgültig Schluss damit ????? ) .bleib weiter dran und krall dich am Basta fest :-), zu den anderen gedanke schreibe ich evt auch noch was im laufe der Woche.......aber heute bin ich super müde und ko :-) Wünsche dir nen schönen Abend und bis bald wieder :-) LG Andrea

Verfasst am: 17.06.2020, 08:54
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[Geschrieben am 17.06.20 um 00:45, abgeschickt um 09:00 Uhr.
Anmerkung:
Ich sage ehrlich: Posts wie dieser sind der Grund, warum ich es schade finde, dass so
viele rauchfreiprojekte inzwischen auf Facebook-Infrastruktur umgeschwenkt sind.
Solche Inhalt wuerde ich nie mit meinem Realnamen veroeffentlichen, und auch nicht
einem weiteren Bekanntenkreis vorlegen.]

Okay, das war knapp.

Der Umzug ist geschafft, ich stehe alleine in der Wohnung, die wir 12 Jahre lang zusammen
bewohnt haben. Und was wurde da an Tabak vernichtet. Ich fege durch, und finde in der
hintersten Ecke ein B*c - es zuendet und brennt. Das Bier in der Linken, das Feuerzeug
in der Rechten ueberlege ich: Entsorgen? Es kribbelt im Rueckgrat, ich stelle es auf den
Kuechentisch: "In diese Kueche gehoert einfach ein funktionierendes Feuerzeug!"
Und peng, ist der einzige Gedanke: Nun willst du wirklich eine rauchen,
zum emotionalen Abschied. Und ich greife mein Geld, gehe runter und stehe vorm Kiosk.

"Schmerzen? Zittern?" Nein, nichts davon, ich will gerade einfach nur eine oder zwei rauchen.
"Junkiedenken!" Nein, ich muss keine rauchen, ich will eine rauchen: Aber zugegeben,
dann habe ich morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein richtiges Problem...
"Denke nie an die eine, sondern an alle, die der einen fast immer folgen."
Okay, mit denen kann ich leben, wenn es tatsaechlich dazu kommt.
"Gesprochen wie ein echter Junkie, keine Disziplin, kein Rueckgrat!"
Frontaler cortex, nucleus accumbens, amygdala ... Wer ist ich?
Ich will rauchen. Ich will nicht abhaengig sein. Beide Aussagen
stimmen gerade. "Da spricht die Sucht!" Bloedsinn. Die Sucht ist ein
Teil von mir, keine separate Entitaet.

Aber es ist egal, was ich "will". Sucht beeinflusst meine Risikobewertung des Rauchens,
Sucht sorgt dafuer, dass du dich selber beluegst, ohne es zu merken.
Wenn dem so ist, habe ich in dieser Sache erst wieder eine richtige Wahl, wenn die
Sucht nicht mehr mein Denken dominiert. Und das ist sicher nicht nach 17 Tagen,
eher nach 17 Monaten. "Ich muss nicht rauchen, ich will eine rauchen"? Musst
du wirklich nicht? Oder willst du, weil du musst.

Und schon wieder dieses Personifizieren... Anders:
Angelerntes Verhalten, das nahezu instinktiv geworden ist und im Stellenwert mit
grundlegensten Beduerfnissen wie Essen und Schlaf rangiert, muss man ernst nehmen.
17 Tage ging es leicht, die Gedanken an Zigaretten waren oberflaechlich und konnten easy
verdraengt werden. Dies jedoch: War beachtlich. Wollen oder nicht wollen spielte minutenlang
gar keine Rolle, das war tiefe Sehnsucht, nur Bauch und nix Kopf. Ja, die Zigarette haette
den Abend emotional komplett gemacht. Aber diesen Stellenwert und diese Macht, so
komplett alles andere ausblenden zu koennen und Verhalten zu bestimmen, sollte
nicht bei etwas substanzarmen wie Rauch liegen.

Momente wie diese sind es, wenn "einfach nur mal schauen, wie lange ich das durchhalte" ohne eine
Form von commitment nicht ausreicht. Daher ab jetzt konkret das Ziel, was mir immer schon eigentlich
im Hinterstuebchen rumgeisterte: Ich will meine alte Zeit knacken, [u]420 Tage[/u], komme was da wolle.

Rauchfrei seit: 407 Std. [= 17.00 Tage, 4% eines Jahres]

Edit 1: Markenname entfernt

Verfasst am: 26.06.2020, 22:47
m3m
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Dabei seit: 11. 06. 2020
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N'Abend,

nun:

Rauchfrei seit: 644 Std. [= 26.86 Tage, 7% eines Jahres]

Was ist neu...

Hunger! Ich hatte vergessen, wie maechtig Hunger sich auf mein Gemuet auswirken kann.
Vorher: Fruehstueck? Kaffee. Mittag? Keine Zeit. Abends dafuer dann eine richtige Mahlzeit.
Manchmal selbst die nicht, dann gab es erst am Abend des Folgetages richtig was zu essen.
Kein Problem, Hunger war oft gar kein Thema, nur selten mal brach er rabiat hervor
und musste dann auch sofort gestillt werden. Aber nun: Fruehstueck, Mittag, Abend.
Keine Wahl, ob-li-ga-to-risch; sonst werde ich gleich unkonzentiert und grummelig.

Kaugummi: Eine Packung am Tag, bis die Kiefer schmerzen. Das muss ich auch mal runterfahren.

Rauchpausen: Mit zwei rauchenden Kollegen ist es natuerlich weiterhin so, dass Besprechungen vor der
Tuer stattfinden. Interessanterweise ist das gar kein Problem. Kurios bleibt die Erfahrung, in der
Rauchpause zu sein, und immer wieder zu merken:
sie bringt ohne Zigarette in punkto Erholung und Abschalten nahezu ... nichts.

Stress: Jaja, Zigaretten bereiten dem Koerper eigentlich Stress. Und ja, als Nichtraucher ist der Grundlevel
sicherlich niedriger als bei einem Raucher, und die Ausschlaege auch nicht so extrem. Trotzdem:
Subjektiv viel praegnanter ist die Differenz, die das Rauchen bewirkt: Von 100 auf 0 (oder zumindest 25)
runter in 5 Minuten. Die meisten Tips beziehen sich auf grundsaetzliche Stressbewaeltigung, aber
"Sport" oder "Sauna" helfen nicht in der Situation.
"Ein Fenster oeffnen und durchatmen"? Wenn ein Kollege auf die Idee kommt, wenn die Huette
brennt, dann kriegt er aber was vom Team zu hoeren... ("Hey, wir haben grad 5 Minuten Luft,
eine Schnelle kriegen wir hin" ist hingegen natuerlich akzeptiert). Progressive Muskelentspannung,
waehrend zwei Telephone klingeln, die Emails einballern und vorne jemand auf die Klingel drueckt?
Gerade ist es eher ruhig. Doch wenn z.B. krankheitsbedingt die taeglichen Ueberstunden bis ans Limit
hochgehen und das Wort Pause nur noch eine nette Theorie ist, dann wird das Thema noch mal
spannend werden.

Insgesamt werden die Gelueste seltener; sie sind auch schwaecher, so aber auch mein mentales Polster
und meine stolze Hartnaeckigkeit.
Ich bin duennhaeutiger als am Anfang, das Wegschieben und Ignorieren zehrt etwas ...
Das Minimum 420 Tage steht, Scheitern bleibt keine Option, aber vielleicht bin ich insgesamt gesehen
dieser Tage naeher dran als in den ersten zwei Wochen. Parallel ist es beruhigend, zu sehen, wie
in vielen alltaeglichen Situationen das Rauchen eben auch schon gar keine Rolle mehr spielt und von
neuer Routine ersetzt wurde.

Die Regel "Alkohol nur in Gesellschaft" bleibt noch ausgesetzt.
Jeden Abend 2 Bier. Aber das hoert ab Tag 30 auf!