Schwere Depression mit und noch schwerere ohne Tabak
Guten Abend zusammen (nochmal mit neuem Benutzernamen;)
Zum ersten Mal überhaupt schreibe ich in ein Forum und begrüße alle!
Vielleicht findet sich jemand, der mich verstehen kann und sich mit mir austauschen möchte.
Ich rauche seit knapp 23 Jahren mit ein paar wenigen Unterbrechungen.
Ich nehme an, dass ich eine bestehende Depression schon immer mit den Zigaretten abzumildern versucht habe. Trotz Rauchen hatte ich natürlich gute und schlechte Tage.
Nach der Geburt meiner Tochter wurde ich überwältigt von vielen negativen Erfahrungen und Mustern, die ich unbewusst er- und gelebt habe. Das Rauchen konnte ich während der Schwangerschaft und Stillzeit zwar meistens, aber nicht immer sein lassen. Was habe ich mich gehasst dafür. Im Übrigen hat auch meine Mutter geraucht obwohl mit mir schwanger. Ihr schlechtes Gewissen ließ erst nach, als sie gemerkt hat dass ich gute Schulnoten schrieb.
Weiter, ich bin seit ein paar Jahren schon in Therapie (Psychoanalyse) und habe immer wieder das Gefühl, hier nicht weiter zu kommen. Das Rauchen erscheint mir ein Grund dafür. Letztes Jahr habe ich 2 Aufhörversuche gestartet und leider aufgegeben. Die Depression wurde so schlimm, dass ich wochenweise krank geschrieben war. Immerhin habe ich in dieser Zeit Kündigung und Jobwechsel in Angriff genommen und geschafft.
Nun bin ich 40, habe einige kleinere chronische Leiden, die zusammen hängen mit meinem größten bisher unerfüllten Wunsch, ein zweites Kind... und möchte es unbedingt diesmal schaffen.
Wieder habe ich bereits nach 1 Tag ohne Kippe den größten Stress. Ich brülle meine Tochter nahezu grundlos an und zermartete mich danach. Mein Partner nimmt mich natürlich nicht mehr ernst mit meinen echten Bedürfnissen, weil ich ihm im Dauer-Streit Hanebüchenes an den Kopf werfe. Geschweige dass er das Geheule sexy findet. Ich habe ein sehr hohes Funktionsniveau trotz Depression, eher ackere ich ich quasi zu Tode als dass ich mich mal entspanne und 5e grade sein lasse.
Wer von Euch ist auch Mutter (meine Tochter ist jetzt 8J, versteht ne Menge, und weint entsetzlich wenn ich sie so anschreie und ihr dauernd vorwerfe, was sie alles falsch macht.). Ich bin auch mit Zigaretten kein Unschuldsengel und streite in der Familie - aber das jetzt ist so schlimm, das verzeihe ich mir selbst nicht... Belohnung fürs Nichtrauchen fällt dann auch aus...
Ich hab mir schon Pflaster gekauft, obwohl ich eher öko bin und Schulmedizin erstmal ablehne. Ich mag die aber nicht dauernd kleben, sondern nur im Notfall. Ich weiß nicht ob das so sinnvoll ist.
Ich stolpere immer wieder über den Gedanken, ob es nicht besser wäre kontrolliert zu rauchen, als die mir wichtigen Personen (auch kurzfristig) zu tyrannisieren (und meiner Tochter echtes Leid zuzufügen). Die können nichts dafür und ich schaffs einfach nicht. Verständnis hab ich mir inzwischen verspielt - wenn ich erzähle wie gern ich jetzt rauchen würde, sagt mein Partner "dann mach halt". Worauf bei mir der nächste Heulkrampf kommt.
Was meint ihr, was ist das geringere Übel? Medikamentöse Antidepressiva lehne ich ab.
Bin gespannt ob jemand von Euch so ähnliches erlebt.
Liebe Grüße...
Hey!
Kooomm her....
In manchen Erzählungen von dir.... konnte ich richtig
mitfühlen.
Das Schlimmste ist....wenn wir die Menschen dabei verletzen
die uns sehr wichtig sind.
Dein Mädchen ist 8 Jahre.... meine jüngste jetzt auch.
Die Kinder in diesem Alter verstehen schon viel.
Bevor du dich entscheidest aufzuhören rede mit ihr.
Entschuldige dich schon im voraus und erkläre ihr..dass du es nicht böse meinst...wenn
du mal unausstehlich wirst.... sag ihr auch, dass Du Dir eine
Unterstützung von ihr wünschst.
Meine Familie hat mit mir damals auch was mitgebracht.
Obwohl Kids habe 3.... mehr wie mein Mann.
Er rauchr ja und hat nicht so glauben können, dass ich es schaffe...
Ich finde es am Besten....den kalten Entzug.... lass alles weg....
Halte einfach die ersten drei Tage..Wochen und Monate...
Wenn du möchtest unterstütze ich dich dabei...
Glaube an Dich.... du machst das nur für Dich...natürlich auch für dein
Mädchen....
Liebe Grüße
Nadja
Hej Nadja,
vielen Dank, sehr lieb dass Du gleich schreibst. Wie hast Du das nur geschafft, mit 3 Kids und einem Mann der weiter raucht. Respekt, ehrlich. Und ja, ich glaub ein paar aufmunternde Worte allein helfen sicher.
Ja also ich frage mich wirklich ganz im Ernst, ob das Rauchen nicht als ne Art Selbsttherapie für die Depression dient. Ich komm mit heftigen Gefühlen einfach nicht klar (nicht gelernt als Kind...). Das Rauchen sitzt sehr tief sozusagen. Trotzdem weiß ich, dass es mir besser geht wenn ich dem Ganzen nicht zu viel Gewicht gebe, manchmal klappt das.
Nur wie soll ich das ausbalancieren, wenn es quasi keinen Mittelweg gibt?
Hat jemand Erfahrungen mit Johanniskraut zur Unterstützung?
Und wie kann z.B.der Hausarzt des Vertrauens helfen? Die KK möchte ich möglichst außen vor lassen, die wissen eh genug von mir...
Eine organisatorische Frage, sind die Themen hier dasselbe wie die Wohnzimmer? Hab nur das Handy zur Verfügung und bin bisher nicht durchgestiegen...
Danke und einen schönen Tag!
Grüß Dich,
willkommen hier. Oh - tut mir sehr leid für dich, daß Du dich da in so einer fürchterlichen Situation befindest. Darf ich aber dennoch fragen, warum du Medikamente ablehnst? Depressionen sind meistens einfach ein Ungleichgewicht der Bio-Chemie und Niemand muss Depressionen aushalten müssen. Da empfehle ich gerne Hella von Sinnen, die sehr frei darüber spricht.
Alles Liebe
Kristine
Moin Oboe,
und auch von mir ein herzliches Willkommen in der
Schönes Instrument finde ich - der Klang so vielseitig - von fröhlich hell bis schwermütig dunkel....
Sehr gute Idee, das Rauchen sein zu lassen.
Es ist auch keine Lösung, wegen Stimmungsschwankungen "den Weg des geringsten Widerstandes zu beschreiten" - bloß, weil es schwer ist.
Nun, ich sehe bei Dir sehr viel Widersprüchliches:
- Du willst "öko" sein und vergiftest Dich und Deine Umwelt täglich viele Male
- Antidepressiva der "Schulmedizin" lehnst Du ab, führst Dir aber dauernd außer dem Nikotin noch rund 4.000 weitere Gifte zu
- Deine Sucht scheint Dir sogar schon erfolgreich eingeredet zu haben, Du würdest sie als Therapie gegen die Depressionen nutzen - aber die KK willst Du rauslassen....
Ich denke, Deine Situation erfordert professionelle Hilfe - vielleicht rufst Du mal die BZGA-TELEFONBERATUNG an?
Die Nummer findest Du unter dem grünen Reiter Aufhören.
Du hast es übrigens richtig erkannt - die verschiedenen Themen sind die Wohnzimmer der Themenersteller - was klein aber fett gedruckt unter den Avataren steht.
Wenn Du also z.B. mir antworten möchtest, dann klickst Du am besten auf das kleine blaue "Profil" unter der Nachricht und dann auf "Ich denk' nicht dran, zu rauchen!" (mein aktuelles WoZi).
Alles Gute für Dich und Deine dauerhafte Rauchfreiheit
wünscht
de Nomade
Hallo Oboe
ich sage das jetzt mal ganz direkt heraus.
Du solltest deine Depressionen behandeln lassen, was medikamentös und therapeutisch möglich ist.
Wenn du spürst, dir geht es wieder gut, bist ausgeglichener und zufrieden, würde ich dir unter ärztlicher Begleitung
empfehlen aufzuhören.
Beides auf einmal und allein, so denke ich, wird zuviel in deiner Verfassung.
Hallo Du....
Also ich kann nur von mir berichten. Vor 7 Jahren hatte ich starke Panikattacken …. ich ging zum Neurologe...
Er verschrieb mir Antidepr. Die nahm ich ein paar Tage... danach hat mein Mann diese Tabletten entsorgt...
Er meinte, ich bin ein emotionales Mädchen und das soll so bleiben...
Bin ich froh, dass es früher nicht so bekannt war die Erkrankung Hyperaktiv.... sonst hätten damals meine
Eltern mich bestimmt mit Medi vollgestopft.
Weißt du, ich weiß nicht ob du gläubig bist.... ich ging damals zu unsrer Pfarrerin und schüttelte ihr meine
Seele aus. Danach habe ich Termine bei der Psychologin gemacht.
Es wurde festgestellt, dass ich Verlustangst habe. Meine Schwester wurde mit 16 ermordet... meine beste Freundin hatte ein Autounfall mit 19, ich fuhr ihr voraus....
Die Zigarette war immer mein treuer Freund und Begleiter. Die war immer da... in Freude und Leid....
Und meine Psychologin sagte zu mir, ich soll in die Kindheit mich zurück hinein versetzten und diese
kleine Nadja in Arm nehmen und sie trösten.... Wir müssen einfach die Baustellen von früher aus dem Weg
schaffen in unserem Kopf. Ich weiß nicht wie stark deine Depris. sind, aber ich weiß eins, dass es viel ausmacht
was wir denken und wie wir uns selbst gegenüber stehen.
Auf kein Fall sage ich Dir, dass Du keine Medis nehmen sollst. Ich erzähle Dir hier nur offen meine Geschichte...
Vielleicht hilft sie auch noch jemanden, der still und leise mitliest.
Ich wollte immer schon das Rauchen aufgeben, nur fehlte mir einfach etwas was mich voran treibt.
Und dann kam der Moment am 31.12.2015 da hatte mein Kind so stark geweint und am Silvester sich
gewünscht beim dass ich endlich aufhören soll zu rauchen.
Dieses Versprechen habe ich dann eingehalten. (von 1 Schachtel auf 0) Ich musste kämpfen sehr sogar.... wir hatte Stress pur damals...
Hausumbau, drei Kinds 5, 11 und 14 Jahre alt zusätzlich noch die Selbständigkeit von meinem Mann... ich mache seine Büroarbeit. Stell Dir vor... wie es mir damals ging... meine Angst die wurde um 100 Mal intensiver... aber ich sage es Dir....ES GEHT...… es geht wirklich, finde einfach heraus …. DEINEN EIGENEN WEG!!!
Mein Sohn kam nach Hause und fragte immer... und hast du nicht geraucht? Ich sagte, nein.... Und er …. schlag ein Mama!!!
Oft bin ich vor dem Einkaufsladen im Auto gesessen und musste echt weinen, weil ich Angst hatte an der Kasse schwach zu werden, dazu kam ich dann heim und sah wie mein Mann genüsslich seine Kippe genossen hat....
Und da war ich sooooo froh, dass es diesen Forum gibt.... ich verneige mich vor diesem Portal....
Sooo… jetzt habe ich viel geschrieben... viel von mir preis gegeben... das habe ich damals auch so gemacht, vielleicht wie gesagt hilft es Dir oder anderen weiter.
Ich bin für Dich da, melde Dich einfach wenn es Dir danach ist.... in meinem Zimmer... Antwort bekommst du dann in deinem Zimmer.... oder Privat....
Liebe Grüße
Nadja
PS: sehr sehr wichtig ist sich regelmäßig zu entspannen... z. B. Muskelentspannung nach Jacobson....
Immer mit kleinen Schritten voran...
Dank Dir Oboe, für deine Antwort. Klar, ist dein Leben
Auf jeden Fall finde ich deine Offenheit sehr gut!
LG Kristine
Liebe Oboe,
wie schön, dass Du hierher gefunden hast. Und wunderbar, wie offen Du schreibst und Fragen stellst.
Auch ich habe Kinder. Sie wünschten sich, dass ich aufhöre. Das habe ich nie gemacht. Auch in der Schwangerschaft etwas weitergeraucht. Das was Du beschreibst, kenne ich zum Teil gut. Und wenn ich heute zurückblicke, war alles wichtig um dahin zu kommen wo ich heute bin.
Es gab Hilfe. Die anzunehmen viel mir schwer und das war eine der Hauptaufgaben.
Eine weitere Aufgabe war Auzuräumen. Dazu holte ich mir Hilfe in professionel geführten Gesprächen. Da kamen verschüttete Baustellen zu Tage, die ich lange verdrängt hatte. Linaaaa schrieb Dir auch von so Etwas.
Ich nahm erst schulmedizinische Mittel. Heute nicht mehr. In belastenden Zeiten Johanniskraut und Baldrian.
Deine Vermutung, dass Zigarettensucht vieles vertuscht, teile ich absolut.
Es kostet viel Kraft, Mut, Ausdauer und Einsicht, aufzuhören.
Und es schenkt Stolz, Stärke, Freude und Selbstliebe.
Und es ist harte Arbeit.
Nimm jede Hilfe an, die sich dir bietet. Frage danach.
Und habe die Hoffnung (lies die Erfolgsgeschichten ganz unten auf der Seite) und lese die "Rauchzeichen"
ES GEHT!!! ES IST ZU SCHAFFEN!!! DU BIST NICHT ALLEIN!!!
Hugs,
Maroditis