Rauchstopp, Laune und Hormone

Verfasst am: 11.04.2020, 23:44
Chickpea
Chickpea
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Hallo Ihr Lieben,

Mein Kalender für die ersten 100 Tage ist da, und zeigt mir bei Tag 10 die Explosion:
"Da keine Zigarette mehr qualmt, stehen logischerweise Sie selbst unter Dampf..."

Ja, so ist es.
Der Dauerschmacht der ersten Tage ist vergangen,
die Schlafstörungen, die ab Tag 4 mitgemischt haben sind wieder besser,
aber die Laune ... ich bin total ungeduldig und gereizt.

Ich leide unter rezidivierenden (wiederkehrenden) depressiven Episoden,
und mein letzter Aufhörversuch war 2017, inmitten einer solchen depressiven Phase.
(Angeblich soll Rauchstopp ebensogut wirken wie ein leichtes Antidepressivum...
...war bei mir nicht so ;-)
Da hatte ich das gleiche Problem mit der massiven Übellaunigkeit,
die zur Depression dazukam, auch noch nach 5 Wochen.
Länger habe ich es dann nicht ausgehalten.

Diesmal habe ich mir darum garnicht so viele Gedanken gemacht,
weil ich derzeit (und auch schon relativ lange)
psychisch stabil und guter Dinge bin.

Weil mich diese Reizbarkeit so sehr an die Zeit erinnert,
als meine Schilddrüse schlecht eingestellt war (ich habe eine Unterfunktion)
habe ich auch dazu ein bisschen gegoogelt, und festgestellt,
das der Rauchstopp sich wohl auch auf das ganze Hormonsystem auswirkt.

Und nachdem die rauchfrei Broschüre mich auch schon vorsichtig darauf vorbereitet hat,
dass Frauen in der zweiten Zyklushälfte mehr mit Rauchverlangen und
Entzugssymptomen rechnen müssen, grusel ich mich gerade vor einigen turbulenten Wochen und Monaten...

...hat hier jemand Erfahrungen?
Ich lese zur Zeit viele von den Erfolgsgeschichten
hier auf der Seite, um mich zu motivieren, das hilft mir sehr.
Wenn mir jetzt noch jemand mit ähnlichen Ausgangsbedingungen
und Hindernissen schreiben könnte, das alles gut wird,
dann wäre das ein ganz tolles Ostergeschenk!

Lasst es euch gut gehen, und lasst uns alle gesund bleiben!

Jennifer

Verfasst am: 12.04.2020, 11:28
feenzauber
feenzauber
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Beiträge: 2319 Beiträge

Herzlich willkommen Chickpea

Schön das Du zu uns gefunden hast. Wir versuchen Dir, so viel wie möglich zu helfen.

Da Du schon einen Versuch hast, weißt Du ja bestimmt die Vorteile vom Nichtrauchen.

Hier noch mal ein Link für die Vorteile des Rauchstopps:
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/vorteile-des-rauchstopps/

Hier ein paar Tipps bei Verlangensattacken, denn gelegentliche Lust auf eine Zigarette ist nach einem Rauchstopp normal.
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/tipps-bei-verlangensattacken/
1. Aufschieben; 2. Ausweichen; 3. Abhauen und 4. Ablenken

und was ich jedem hier empfehle, ist folgendes Buch:
NWEEZ! = Nie Wieder Einen Einzigen Zug!
http://whyquit.com/NWEEZ/NWEEZ!-Buch.pdf

dieses kannst Du Dir kostenlos runter lade und hat bereits vielen geholfen.

Zitiert von:
Ich leide unter rezidivierenden (wiederkehrenden) depressiven Episoden,
und mein letzter Aufhörversuch war 2017, inmitten einer solchen depressiven Phase.
(Angeblich soll Rauchstopp ebensogut wirken wie ein leichtes Antidepressivum...


Ich habe von dem Thema nicht so die Ahnung. Da ich das Gott sei dank (klopf auf mein Holzkopf) nicht damit zu tun hatte. Ich weiß aber, das man sich Hilfe suchen sollte.
Hier ist die Nummer von der BZgA, wenn es zu schlimm wird, mit dem Schmachter oder sonstiges.
Die BZgA-Telefonberatung zur Rauchentwöhnung steht Ihnen
montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr
freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr
unter 0 800 8 31 31 31 * zur Verfügung.

Und dann habe ich noch einen Artikel für Dich:
Rauchen und Depression
http://www.rauchfrei-info.de/informieren/news/detail/news/rauchen-und-depression/

Wir helfen Dir alle sehr gerne, wenn wir können.

GGLG Manu

Verfasst am: 12.04.2020, 12:52
Chickpea
Chickpea
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Dabei seit: 02. 04. 2020
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Beiträge: 8 Beiträge

Liebe Manu,

Vielen lieben Dank für deine Antwort, und die vielen Links.
„Nie wieder einen einzigen Zug“ finde ich total großartig,
ich glaube, wenn ich das Buch beim letzten Rauchstopp
schon gekannt hätte, wäre ich weiter gekommen.

Ich wünsche dir und allen hier
ein wunderschönes Osterfest!

Verfasst am: 12.04.2020, 13:23
KetteRechts
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Beiträge: 55 Beiträge

Hey Jennifer,

wir haben beiden das gleiche Rauchstopp-Datum, aber wohl unterschiedlich starke Entzugserscheinungen. Natürlich ist jeder anders, und nix ist gleich, aber.....

.....versuch mal noch viel aktiver zu werden, Sport - grade Ausdauersport hilft ernorm und verpaßt Dir das jetzt fehlende Dapamin in Deinem Gehirn. Das ist eine rein Kopfsache, und Du kannst das beeinflußen bis ausschalten.

.....versuch mal, weniger in Dich rein zu hören, was da alles piekst und zwickt. Sag dem Nico-Bert, er kann Dich mal und das er endgültig rausgeflosen ist. Konzentriere Dich auf das was bisher/seit dem Rauchstopp an positiven Verändnerungen passiert ist.

Sei weiterhin stark, liebe Ostergrüße
Matze

Verfasst am: 12.04.2020, 19:49
rauchfrei-lotse-meikel
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Beiträge: 3598 Beiträge

Hallo, liebe Jennifer!

Da grätsche ich doch gerne mal rein, begrüße dich herzlich und gratuliere dir zu deiner Entscheidung.

Auch mein Dämon heißt DEPRESSIONEN. Seit 7 Wochen befinde ich mich in stationärer Behandlung. Ich habe versucht, gemacht, getan, gekämpft-am 24. Februar war ich nicht mehr sicher, den 25. noch zu erleben. So blieb mir keine Wahl.

Zunächst möchte ich Matze in einem Punkt widersprechen:

[quote="KetteRechts"]
Das ist eine rein Kopfsache, und Du kannst das beeinflußen bis ausschalten.
[/quote]

Es wäre schön, wenn diese Krankheit "steuerbar" wäre. Die ( gut gemeinten!) Empfehlungen derer, die bisher davon verschont geblieben sind, wie,

"Lass dich nicht so hängen"
"Du musst nur wollen"
"Reiß' dich zusammen"

prallen in der Regel ab. Sie schaden dem Betroffenen eher, weil sich die Hilflosigkeit noch größer und mächtiger anfühlt.
Ich wünsche dir weiterhin möglichst viel Kraft, deinem Dämon zu trotzen, deinen Blick auf die schönen Dinge des Lebens zu richten und die Weisheit, rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Nun aber zu deiner Frage:

Mir ist völlig neu, dass ein Rauchstopp wie ein AD wirkt. Ganz im Gegenteil. Anderen Mitpatienten, die hier ihre Entwöhnung starten wollten, haben die Psychologen abgeraten. Das Nikotin dockt im Gehirn dort an, wo eigentlich die Glückshormone ihren Platz haben. Fehlt nun dieses Nikotin, ist dort ein "Loch"-vereinfacht gesagt. Es dauert einige Zeit, bis sich der Hirnstoffwechsel regeneriert.

Jeder Rauchstopp läuft völlig individuell. Deshalb lässt sich für mich schwer sagen, was dir konkret helfen kann, Jennifer. "Sei gut zu dir", damit meine ich, du solltest dich gerade in dieser ersten Zeit belohnen. Anlässe gibt es zur Genüge: z. B. wirst du in Kürze die Zwei-Wochen-Marke erreicht haben. Das ist es doch wert, dass du dich an diesem Tag auf besondere Weise feierst.
Sei kreativ! Gönn dir etwas, das es nicht alle Tage gibt.

Von der sich selbst erfüllenden Prophezeiung hast du vielleicht schon gehört? Wenn du dich vor den nächsten Wochen gruselst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie tatsächlich gruselig werden. Statte dich also mit allem aus, was aufkommenden Miesepetrigkeiten entgegenzusetzen wäre. Und wenn die Reizbarkeit doch einmal mit dir durchgeht? So what!! Auch das ist ein Teil von Jennifer Chickpea...

Ich lasse das jetzt erstmal so stehen. Vielleicht konntest du etwas damit anfangen. Auf jeden Fall wünsche ich dir Stabilität deiner Seele im Allgemeinen und Kraft für den Weg ins Nichtmehrraucher-Dasein im Besonderen.

Lieben Gruß
dein Meikel

Verfasst am: 12.04.2020, 20:45
Chickpea
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Beiträge: 8 Beiträge

Lieber Meikel,

vielen lieben Dank für deine Nachricht,
und deine herzliche Begrüßung. Toll, dass du dir sogar in deiner eigenen,
stationären Behandlung die Zeit nimmst, eine "Neuaussteigerin" zu begrüßen
und zu bestärken.

Ich finde es spannend, dass eure Psychologen
vom Rauchstopp abraten, mir wurde damals in der stationären Behandlung
(Reha wegen Burn-Out bedingter Depression)
empfohlen aufzuhören. Es gab sogar eine Gruppenhypnose...

Ich glaube die zugrundeliegende Studie ist diese Meta-Analyse:
https://www.bmj.com/content/348/bmj.g1151

Gut, dass du dir die Frage nach Sinn und Unsinn von Rauchstopp in der
Depression nicht stellen musst, du hast das ja schon vor langer Zeit
großartig hinbekommen.
Mensch, ich freue mich schon so über meine zweistellige Zahl,
und du hast schon 2465 Tage! Bewundernswert!

Hoffentlich kannst du auch in diesen besonderen Zeiten von deiner Behandlung profitieren,
wie kann denn bei euch Kontaktbeschränkung umgesetzt werden?

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Liebe und viel Kraft.
Ich kenne das tiefe Tal der Depression, aber ich weiß auch,
dass es Wege gibt, die dort hinausführen. Du wirst deinen finden!

Liebe Grüße

Jennifer

Verfasst am: 12.04.2020, 21:01
Annazoe
Annazoe
Dabei seit: 31. 03. 2020
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Beiträge: 42 Beiträge

Hallo Jennifer,

auch ich hatte schon mit Depressionen zu tun und damals wurde mir abgeraten aufzuhören vom Psychologen.
Aber das ist ein anderes Thema.
Ich hatte 2015 auch für mehrere Wochen aufgehört und das tat meinem Ego gut, so nach 5 oder 6 Wochen war es dann vorbei mit dem Nichtmehrrauchen.
Die Laune wurde immer schlechter
Diesmal habe ich mir kein Ziel gesetzt und bisher komme ich damit sehr gut zurecht ( ich muß ja nur die nächsten 10 min schaffen usw.)
Gereizt bin ich im Moment auch, nur diesmal versuche ich es zuzulassen und nicht wegzudrücken.
Wenn ich merke der Druck wird immer schlimmer, gehe ich entweder raus und habe dabei einen etwas strafferen Schritt drauf oder wie gerade läuft Entspannungsmusik im Hintergrund.
Ich habe es auch schon mit geführter Meditation versucht, aber es ist bei mir auch schon vorgekommen, das ich diese genervt abgebrochen habe.
Im Moment ist es bei mir immer die Suchtstimme die echt nervt komm rauch eine und du wirst ruhiger usw. bei mir hilft dann meist der Satz... Na klar, dann habe ich wieder ein Problem mehr und muss da nochmal durch Nein das möchte ich nicht.

Vielleicht konnte ich dir weiterhelfen.
Du schaffst das LG Anna

Verfasst am: 12.04.2020, 22:00
Petra_NMS
Petra_NMS
Dabei seit: 03. 01. 2020
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Beiträge: 2655 Beiträge

Hallo Jennifer,

Ich komme einfach mal vorbei, um Dir zu Deiner ersten Schnapszahl zu gratulieren

Da Ostern ist, lasse ich Dir ein paar Blümchen da

Beste Grüße und bleib dran Petra

Verfasst am: 12.04.2020, 22:41
Unbekannt
Entfernter Beitrag von gelöschtem Nutzer oder Nutzerin
Verfasst am: 12.04.2020, 23:44
Chickpea
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Guten Abend ihr Lieben,

toll, dass hier so fleißig gelesen und geantwortet wird!

Liebe Anna,
vielen Dank für deine Nachricht;
irgendwie ist es beruhigend zu wissen, dass es nicht nur mir so geht...
...aber wir schaffen das schon, oder?
Ich musste schmunzeln, als du von der genervt abgebrochenen Meditation geschrieben hast,
das hätte auch ich sein können.... Wenn ich schlechte Laune habe, dann will ich kein entspanntes Blabla,
dann will ich Türen knallen
Aber flotte Bewegung oder Holzhacken hilft auch ;-)

Liebe Petra,
danke für deinen Besuch, stimmt, es ist ja nicht nur zweistellig,
sondern auch die erste Schnapszahl

Lieber Paul,
danke auch dir für deine Offenheit.
Zu deinen Fragen: ich bin derzeit stabil und auch seit letztem Jahr
nicht mehr in therapeutischer Behandlung. Sozusagen "als geheilt entlassen" :-)
und das passt auch zu meinem Empfinden. Ich werde, wenn wieder eine depressive Phase kommen sollte,
die Anzeichen frühzeitig erkennen, und mir schnell Hilfe holen.
Und aus meiner bisherigen Erfahrung habe ich auch einen wohlgefüllten "Werkzeugkoffer"

Ich finde deine Überlegungen sehr spannend, zu "heute nicht" und "nie wieder",
und ich kann deine Wahl nachvollziehen.
Mir hat "nie wieder" früher immer wahnsinnige Angst gemacht, und das hat wohl auch
den ein oder anderen Rauchstopp(versuch) vereitelt.
"jetzt nicht" hat in der Schwangerschaft und Stillzeit funktioniert,
hat aber schon den Wunsch nach dem Weiterrauchen in sich getragen.

Jetzt bin ich optimistisch, weil ich an einem anderen Punkt stehe.
Das sprichwörtliche "Klick" auf das ich so lange gewartet habe,
war plötzlich da.

Ich habe immer gedacht, dass ich nicht den Rest meines Lebens rauchen will,
aber die logische Konsequenz, dass ich dann irgendwann aufhören muss...
...die war mir natürlich schon klar.

Jetzt mit Corona hat sich tatsächlich was verändert. Es geht nicht mehr um
Lungenkrebs, der mich in 20 oder 30 Jahren treffen könnte, es geht darum,
dass ich aus "eigenem Antrieb" in einer Risikogruppe für eine aktuell grassierende
Krankheit verweile.
Ich habe keine Angst, an Corona zu sterben.
Aber ich bin alleinerziehende Mutter. Es wäre schon schlimm genug,
wenn ich z.B. ins Krankenhaus müsste. Und dann meinem Sohn erklären müsste,
dass es mich deswegen so schlimm getroffen hat, weil ich es seit Jahren/Jahrzehnten
nicht schaffe von einer völlig sinnlosen Sucht loszukommen.

Und dann hat es "klick" gemacht.

Und die vielen anderen Erleichterungen, die der Zeitpunkt mit sich bringt,
nehme ich nur zu gerne mit. Ich treffe keine anderen Raucher, kann nicht ausgehen (mache ich eh kaum...),
ich arbeite im Homeoffice, d.h. es gibt in der Arbeit keine Raucherpause
zu der mich jemand mitnehmen will, und ich fahre nicht mehr jeden Tag an der Tanke vorbei,
wo ich Tabak kaufen könnte.

Der Nachteil ist natürlich, dass der Lagerkoller droht... und mein Sohn
allein meine schlechte Laune abbekommt, ohne Ausgleich durch Schule, Hort oder Freunde.
Vielleicht mache ich mir deswegen auch übermäßig Sorgen um das "depressive Loch",
das noch kommen kann, oder die Gereiztheit,
die im Moment ralistisch betrachtet noch völlig im Rahmen ist.

Im Sinne der sich selbst erfüllenden Prophezeiung gehe ich jetzt einfach mal davon aus,
dass das depressive Loch ausbleibt (oder nur eine kleine Senke ist) und die Gereiztheit vorübergeht.

Danke, dass ihr alle da seid,
es ist wirklich hilfreich,
diese Gedanken auch mal schriftlich festzuhalten!

Ich wünsche euch allen einen schönen Osterabend!

Jennifer