Planlos vor dem Ausstieg
Liebe Elke,
ich heiße dich sehr herzlich willkommen und sehe fast mich in meiner Panik, bevor ich ausgestiegen bin, habe ich mich in etwa so gefühlt, wie du es beschreibst. Ich habe interessanterweise die Zigarette zum Kaffee, obwohl ich echt dachte es wäre so, nicht ein Mal vermisst.
Ich habe eine Menge anderer Zigaretten wie verrückt vermisst, aber die gar nicht. Das war dann die erste Lüge, die mir das Nikotinmonster, meines heißt Ulrich III., erzählt und bei der ich ihn erwischt habe.
Viele andere Lügen und Versprechungen folgten, das sind teilweise schwierige Zeiten, durch die wir gehen, aber am Ende ist es die Befreiung pur.
Lies mal bei Paul, was er geschrieben hat: Zigaretten geben uns ein Tagesgerüst, wonach wir uns richten. Warum wir das tun/getan haben, das kann ich dir jetzt auch nicht mehr sagen. Aber du steckst ja noch drin und diesen Tackt gilt es aufzubrechen.
Sehr oft in unserem Leben ist es ja so, wenn wir eine Sache verändern, ändert sich alles Andere auch. Ich denke so kann diese spannende Reise ins ich und in die Rauchfreiheit gesehen werden: Als echte Veränderung. Das ist sehr fundamental und ist auch nicht in drei Tagen erledigt.
Das schreckt uns zuweilen ab, denn die alten Bahnen kannten wir wenigstens. Das Neue kennen wir aber noch nicht. Eigentlich ist es egal wann du deine letzte rauchst, Hauptsache es fühlt sich für dich richtig an. Ich habe meine letzte Zigarette mit Mann und Kind zelebriert, es war am 29. Juni 2018. Seitdem habe ich keine mehr geraucht.
Ach so: die ersten Tage habe ich mir morgens ein ganz tolles Müsli gemacht mit frischem Obst, das aufgeschnitten und ein neues Ritual etabliert.
So ich beende diesen Aufsatz fürs erste und drücke dir für morgen die Daumen. Sei tapfer. Aller Anfang ist schwer.
Grüße Heike
Weißt du Elke,
es ist dieses kleine Nikotin Monster, das du schon so viele Jahre ernährst, das dir diese Gedanken eingibt. Der sieht seine Felle davonschwimmen und kann auf keinen Fall zulassen, dass du dich auf morgen freust.
Wenn du nachdenkst ist das auch der Grund, warum du überhaupt so lange geraucht hast.
Jeglicher Gedanke daran, sich täglich etwa 20 übelriechende, qualmende Giftstängel in die Lunge zu ziehen dürfte doch für alle vernunftbegabten Wesen total widersinnig sein. Warum sollte ich so etwas tun? Es ruiniert mir ja auch noch die Haut, die Zähne, die Fingernägel und die Gesundheit.
Trotzdem gibt es in uns diese Stimme, die genau das beibehalten will. Und das Ding fängt jetzt schon an mit Krawall schlagen.
Der Großteil unserer bisherigen Leben war mit mindestens einem Suchstoff gefüllt. Das ist natürlich etwas, was sich sehr tief in unsere Gehirne eingegraben hat. Der körperliche Effekt ist, dass Nikotin die Dopaminausschüttung "übernimmt". Da die Droge mehr Dopamin herstellt, als unser Körper, drosselt dieser die Produktion und hört schließlich ganz damit auf. Deshalb fehlt uns die körpereigene Glücksdroge, wenn wir mit dem Rauchen aufhören.
Wir brauchen das Dopamin aber um uns gut zu fühlen, also schreien wir nach unserer Droge. Nach einer gewissen Zeit, es sind meistens nur ein paar Tage, übernimmt der Körper die Produktion wieder selbst. Allerdings ist unser Glückshormon schwächer, als das Nervengift Nikotin. Deshalb tut es uns vor allem am Anfang gut, uns immer wieder zu belohnen. Wenn wir z.B. die ersten drei Tage geschafft haben, die erste Woche, die ersten 10 Tage... Du wirst sehen in diesem Forum wird sehr darauf geachtet, dass deine Erfolge gewürdigt werden.
Alles Gute für morgen, Heike
Hallo Elke,
das ist die Sucht, die dir da was vormacht. Nicht Engelchen und Teufelchen Die Sucht hat Angst, jemanden zu verlieren.
Es ist normal, dass dir das aktuell Angst macht. Es ist kein Spaziergang aber es wird zu einem.
Ich habe ca. 30 Jahre mit Unterbrechungen geraucht und auch ziemlich viel, so ca. 25 Stück am Tag.
Ich habe am Anfang auch keine Freude empfunden, eher Verlust und Trauer und Angst. Lass dich nicht verunsichern. Du wirst wieder Freude empfinden. Aber manches kannst du einfach nur aussitzen. Da kann man nix schön reden.
Lenk dich ab, vermeide kritische Situationen die erste Zeit. Bewegung und viel trinken, hat mir geholfen. Und Belohnungen sind wichtig.
LG Rita
Hallo liebe Elke,
danke für deinen Besuch- die ersten Tage sind auch nicht einfach... viele tolle Tipps hast du ja bereits erhalten!
Ich habe wirklich oft neu gestartet, oft täglich, immer wieder. Bei mir war’s immer am späten Nachmittag am Schwersten. Und vorgestern dachte ich dann ganz bewusst „NEIN- wenn du wieder umkippst, bist du in der Endlosschleife gefangen- seit Jahren willst du aufhören, also zieh es durch!“.
Tagsüber hat es mir eher geholfen, mich abzulenken und zu beschäftigen.
Vielleicht kannst du in der Früh zum Kaffee auch was anderes machen- ein anderes Frühstück, etwas lesen, den Tag planen...?
Ich wünsch dir einen positiven Start! Mach dir nicht allzu viele Gedanken- die Angst, anfängliche Leere und Planlosigkeit gehen vorüber!