Nixes Schrauberwerkstatt
Nach einer rauchfreien Woche traue ich mich jetzt auch mal, einen eigenen Thread aufzumachen. Mein Wohnzimmer ist aber gar keins, sondern eine Werkstatt. Rauchfreiheit heisst für mich, an sich und seinen alten Mustern arbeiten zu müssen, Stellschrauben zu drehen, manchmal auch ein Experiment einzugehen (womit geht es mir gut, wie kann ich mich am besten ablenken usw.). Deswegen dachte ich, passt eine Schrauberwerkstatt besser als ein Wohnzimmer.
Und wer weiss, vielleicht steht da am Ende ein stattlich restaurierter Oldtimer aus den 60ern vor mir, dessen Motor wieder schnurrt wie ein Kätzchen!?!
Ein paar Worte zu mir, ich bin 52 Jahre alt und rauche seit ich 19 bin, eine Schachtel am Tag, gerne auch mal mehr. Bis 2014 hatte ich nie den Gedanken aufzuhören. Dann gab es ein paar grosse Veränderungen in meinem Leben, daraus resultierte auch ein Aufhörversuch, der immerhin ein halbes Jahr klappte. Als mein Leben wieder rund lief, war ich aber auch leider bald wieder im alten Raucher-Hamsterrad drin.
Meine Rauchgewohnheiten sind auch etwas ungewöhnlich vermutlich. Ich rauchte seit vielen Jahren nicht mehr auf der Arbeit. Heisst in Zahlen keine Zigarette zwischen ca. 6 und 18 Uhr. Das hat sich derart fest eingependelt, dass es nicht das geringste Problem war. Das Problem kam erst danach, da habe ich nämlich innerhalb der restlichen Stunden des Tages alles nachgeholt! So ging das bis in die Nacht quasi durchgehend, und die Wochenenden waren dann so die Krönung des vermeintlichen „Genusses“. Wie man ja in den allseits bekannten Büchern nachlesen kann, man spart sich den Genuss auf, und dann wird das Rauchen umso wertvoller in der Wahrnehmung. Schön blöd alles.
Jedenfalls, seit circa zwei, drei Jahren merke ich leider nun immer stärker die Folgen der langjährigen Sucht: immer wieder mal Brust- oder Halsschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Schnauferei bei jeder Treppe oder Steigung, fade Haut, zu viele Falten, zu viele graue Haare etcetera. Besonders die Schmerzen machen mir eine riesen Angst, man will die Gedanken nicht zu Ende denken. Mehr als 30 Jahre hat der Körper andauernd Giftspritzen wegstecken müssen, logisch, dass die Quittung irgendwann folgen muss. Das war dann auch der letzte Kick, der mich zum jetzt erneut zum Aufhören brachte, und ich bin fest entschlossen dranzubleiben. Ich will endlich meinem Körper, diesem genialen Wunderwerk der Natur, den Respekt entgegen bringen, den er verdient. Ein Glück wenn man noch nicht zu spät dran ist damit.
So genug philosophiert.
Nun freue ich mich, dass ich eine Gemeinschaft gefunden habe, wo man Menschen in derselben Situation trifft. Das finde ich ganz toll, da braucht man keine grossen Erklärungen, aber man findet Verständnis und gegenseitige Motivation. Darüber freue ich mich! Danke!
Hallo liebe Nixe,
schöne Werkstatt hier, finde ich eine sehr einfallsreiche, aber tatsächlich stimmige Assoziation!
Man muss wirklich an Gewohnheiten und an seinem Alltag schrauben. Es verändert schon einiges im Leben.
Ich habe das selbst als eine sehr intensive Zeit erlebt, die aber weiß Gott nicht immer nur anstrengend oder nervig war.
Viel gelernt habe ich, vor allem mich selbst als Erwachsene ohne Zigarette kennen gelernt. Das kann auch sehr spannend sein.
Wie geht`s Dir heute, nach einer Woche? Wo siehst Du noch Herausforderungen für Dich und wo klappt es besonders gut?
Mensch- EINE WOCHE heute! Herzlichen Glückwunsch!
Du hast nämlich völlig recht, in dieser gleichgesinnten Gemeinschaft, in diesem Boot, wo wir irgendwie alle drin sitzen- egal wie weit wir sind, braucht man nichts zu erklären. Wir alle wissen, dass eine Woche rauchfrei eine mega Leistung ist!
Und wenn`s auch mal nicht so rund läuft, gibt`s hier tröstende und motivierende Worte, oder mal einen guten Tipp. Eine/r ist immer da....
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg- das schaffst Du!
Freue mich, mal wieder von Dir zu hören.
LG, Silke
Wie cool, ich hatte schon Besuch .
Vielen Dank!
Wo klappt‘s besonders gut?
Den ganzen Tag bis 18 Uhr
Wo sehe ich Herausforderungen?
Überall ab 18 Uhr
Ganz schlecht: Telefonieren, Gamen, Rausgehen (Tatsache!)
Gut: Fernsehen, Essen, Schlafen
Fazit: Ich werde zur faulen dicken Couch Potato mutieren
Hallo Nixe,
wenn Du noch an ein paar Stellschrauben in Deiner Werkstatt drehst, schaffst Du es bestimmt! Du musst Dir ein paar neue Rituale ausdenken, ausprobieren. Das hilft ungemein! Ich bin extrem aufs Tee trinken gekommen und probiere ständig neue Sorten aus. Und mein Konsum an zuckerfreien Pfefferminzbonbons ist enorm gestiegen. Wie wäre es mit Sport? Oder überleg Dir mal ein neues Hobby, was Dich vielleicht schon immer interessiert hat. Ein bisschen Phantasie entwickeln kann auch weiterhelfen. Du wirst Deinen Weg finden! Ich wünsche Dir alles Gute.
Liebe Grüße
Armin rn:
Hallo Armin
Danke für die guten Tipps!
Tee trinken ist schon mal prima. Hab mir eben zwei neue Sorten mitgebracht und eine schon probiert, lecker. Auch habe ich ein zeitfüllendes Hobby mit viel Bewegung für die Wochenenden. Unter der Woche geht das schlecht, aber ich finde Fernsehen in solchen Zeiten auch völlig ok, lenkt ab, entspannt, bringt die für mich schwierigen Abendstunden gut rum, erfüllt also einen guten Zweck.
Was man in den ersten Wochen so alles erlebt, das ist schon irgendwie spannend. Wie ein anderes Leben kommt mir das vor. Silke hat es gestern schon gesagt, die meisten von uns sehen sich im Spiegel zum ersten Mal als nichtrauchenden Erwachsenen. Das muss man sich mal vorstellen!
Eins muss ich auch grad noch loswerden, weil es mir wieder einfiel. Eine nicht mehr aktive Rauchfrei-Lotsin (weiss leider den Namen nicht mehr) hat in ihrer Kurzvorstellung so sinngemäss geschrieben, ihr Arzt hätte sie aufs Rauchen angesprochen und total verwundert gesagt „Aber Sie sind doch eine intelligente, gebildete Person - und dann rauchen Sie noch???“
Dieser Satz ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben und hat mich voll aufgerüttelt. Intelligent und gebildet, und trotzdem hat man nicht durchgeblickt, was die Sucht wirklich ist und wie sie funktioniert.
Hallo Nixe,
danke für Dein freundliches und reflektiertes Feedback! Intelligent und gebildet schützt in der Tat niemanden vor Sucht. Ich denke da nur an mein früheres „Kettenrauchervorbild“ Helmut Schmidt. Da gruselt es mich mittlerweile suchttechnisch richtig vor... Ich wünsche Dir ein schönes sonniges Wochenende - selbstverständlich rauchfrei.
Liebe Grüße
Armin rn:
Helmut Schmidt? Ohne Worte!!
Einer, der unsere Kindheit begleitet hat, der fällt automatisch aus jeder Schrecklich-was-der-geraucht-hat-Schublade raus. War und bleibt wohl auch mein grösstes (Raucher-)Idol
Hallo Nixe,
ja, war auch meine Idol. Und ich habe immer gedacht, ich mache es wie er, rauche und werde über 90 Jahre alt, bis ich die Diagnose COPD bekam. Da wusste ich: ich bin nicht wie er.
Aber was er rauchte, ist für meinen Geschmack eklig: Mentholzigaretten. Waren Ende der 60er in.
Liebe Grüße
Lesirma
PS Toll, dass du jetzt ein Wohnzimmer hast.
Guten Morgen Lesirma
Sitzt Du eigentlich auch in einem Zug, und wenn ja in welchem?
Keine Ahnung wie Mentholzigaretten schmecken. Aber bestimmt nicht ekliger als normale .
Einer der Nichtraucher-Bücherschreiber hat geschrieben, ein Raucher steckt sich eher Kamelmist an als nichts zum Rauchen zu haben. Denke also auch an das würde man sich gewöhnen, haha.
Aber WIR brauchen davon zum Glück ja überhaupt nichts mehr strike
Moin Furiosa
Ja komm rein, ich bin schon am werkeln, hab gerade angefangen die ersten Roststellen abzuschleifen.
Ich stelle gerade fest, dass die Forums-Bildchen nicht so werkstatttauglich sind. Kein Schraubenschlüssel, keine Bierflasche.
Als Raucher bist Du echt gleich schubladisiert bei der Ärzteschaft. Möchte aber nicht wissen, wie viele von denen selber rauchen, sobald sie aus ihrer Praxis raus sind. Ich kenne da so manches Exemplar (arbeite im Gesundheitswesen).
Zocken: Poker. SEHR ungünstig wenn man nicht mehr rauchen will. Diese Plattformen sind voerst mal tabu für mich deswegen.
Einen schönen Tag!