Mein letzter Anlauf - ohne Qual. Und jetzt steinigt mich.

Verfasst am: 17.07.2020, 19:08
conlupo
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Ich habe aufgehört.
Das erste Mal vor etwa 20 Jahren. Der Prozess hat zwei Wochen gedauert. Zwei Wochen, in denen ich fast wahnsinnig geworden bin. Keinen klaren Gedanken fassen konnte. Nachts schlaflos lag und aufgestanden bin, um Bier zu trinken, damit ich müde werde. Tagsüber bergeweise Gummibärchen gefuttert und in einer Woche fünf Kilo zugenommen habe. Und immer habe ich gedacht: Das muss doch mal irgendwann vorbei sein! Wie lange dauert diese Qual? Nach zwei unendlich langen Wochen war die Qual vorbei. Für immer, da war ich mir sicher.

Nach zehn Jahren war ich mir so sicher, dass ich auf einer Gartenparty mal „aus Spaß“ eine Zigarette probiert habe. Und noch eine – aber dann war Schluss. Und am nächsten Tag kein süchtiges Verlangen … eigentlich. Und wenn das so ist, dachte ich … könnte ich doch mal so eine …

Drei Jahre habe ich wieder geraucht, um dann den zweiten Anlauf zu unternehmen. Ich wusste wenigstens: Es wird nicht länger als zwei Wochen dauern. Und diesmal habe ich Notizen gemacht, die ich später in einem Buch verarbeitet habe. Aber die Qual wurde schlimmer als beim ersten Mal. Miss-Wahrnehmungen, eine normale Bohnensuppe schmeckte mir so salzig, dass ich spucken musste. Wenn es geregnet hatte, roch die Welt für mich unerträglich muffig – im Garten.

Auch das ging vorbei, wieder war ich Nichtraucher, aber diesmal dauerte es nur etwas mehr als drei Jahre, bis ich wieder anfing. Wieder auf einer Party. Ich dachte schon am Abend: Wenn ich jetzt wieder rauche, weiß ich ja, wie ich wieder aufhöre. Am nächsten Tag wusste ich auch wieder, wie schwer das würde, diese Kraft habe ich nicht mehr aufgebracht. Es wurden dann schnell 30 Selbstgedrehte am Tag – auch teuer genug.
Um sieben Uhr morgens die erste, vor dem Frühstück. Die letzte kurz vorm Einschlafen. Ich habe gehustet, ständig, richtige Brocken, aber auch daran kann man sich gewöhnen.

Und dann bin ich von meinen eigenen Lungengeräuschen erwacht. Hatte Angst. Und habe gedacht: Ich muss was tun, sonst ist das Spiel bald aus. Ich konnte aber nicht aufhören, und es war mir auch fast schon egal, wenn es denn so käme, käme es eben so …

Ich sah aber noch eine Chance. Ich habe mich ausführlich über das Dampfen informiert und mir dann einen Liquid-Verdampfer bestellt.
Die Verdampferköpfe müssen vor der Erstbenutzung mit Liquid getränkt werden, das dauert ein paar Minuten, und ich dachte: Da geh ich doch noch schnell auf die Terrasse, eine rauchen. Und dann: Nein! Probiere es aus, ob das wirklich funktioniert – ob die Lust auf die Zigarette nach dem Dampfen weg ist - glauben konnte ich das nicht wirklich.

Ich habe die fünf Minuten gewartet, an der E-Dampfe gezogen, ein paar Mal – und das schmeckte mir super (Orange). Dann habe ich mich gefragt: Was ist jetzt – raus gehen, rauchen? Ich war verduzt, kein Verlangen mehr.

Das war vor eineinhalb Jahren. Mein Husten ist komplett weg, kein Rasseln der Bronchien mehr, der Geruchssinn ist wieder da, ich komme die Treppen wieder rauf, mit Zigaretten könnt ihr mich jagen. Und ich habe haufenweise Studien gelesen, wie unschädlich das wirklich ist – im Gegensatz zu dem, was uns die Presse verkaufen will.

Ist vielleicht kein „Total-Ausstieg“, aber es geht mir mehr als 100mal besser.
Wer Fragen hat, wird schreibt an meinen User-Namen bei gmx.NET.
Und alle Wolken-Hasser mögen mich jetzt gern steinigen. Es gab kein größeres Glück für mich, als endlich die Qualmerei loszuwerden. Ohne Entzug, ohne wochenlange Qual. Und jetzt mit der Sicherheit, auch nicht mehr in Versuchung zu kommen.

Verfasst am: 17.07.2020, 20:33
rauchfrei-lotse-meikel
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Guten Abend conlupo!

Mal eine Nichtmehrraucher-Geschichte der ganz anderen Art. Danke, dass du uns an deinem, ich nenne es mal "Leidens"-Weg teilhaben lässt.

Wenn du dich doch in der Sicherheit wähnst, nicht mehr in Versuchung zu kommen, ist ja alles 'rund'.

Darin unterscheiden wir uns, conlupo: ich bin jetzt seit 2.561 Tagen rauchfrei und aus leidvoller Erfahrung bin ich mir absolut nicht sicher, nicht vielleicht doch eines Tages in Versuchung zu geraten. Die Überheblichkeit, die du beschrieben hast, nämlich jederzeit die Kontrolle über den eigenen Suchtmittelgebrauch zu haben, ist ein wesentlicher Bestandteil einer jeden stoffgebundenen Abhängigkeit.

In diesem Forum treffen sich Menschen, die den sehnlichen Wunsch haben, vom Rauchen loszukommen. Und für viele von uns ist es ein existenzieller Wunsch, ein Leben in Un - Abhängigkeit führen zu können. Für mich kann ich sagen, dass ich dankbar dafür bin, meinen Lebensrhytmus nicht mehr vom Nikotin-Konsum bestimmen lassen zu müssen. Ich entscheide, was ich will und was ich nicht will. Auch darin, conlupo, unterscheiden wir uns.

Nein, weshalb solltest du hier gesteinigt werden? Wenn dein Weg dein Lebensmodell ist, mit dem du ein zufriedenes Leben führen kannst, auch in dieser Hinsicht wäre doch alles 'rund'. Allerdings unterscheiden sich in Gänze unser beider Definitionen von einem selbstbestimmten Leben.

Ich wünsche dir alles Gute
Meikel

Verfasst am: 17.07.2020, 22:40
conlupo
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Hallo, ich danke Euch für Eure Antworten.
Es ist wunderbar, wenn man wirklich sagen kann: Ich hab's geschafft, und ich brauche NICHTS - das ist das Ziel.
Ich bin demütig genug zu sagen, dass das bei mir nicht (mehr) geklappt hat, und ohne das Surrogat wäre ich wahrscheinlich nicht mehr.

Was Abhängigkeiten betrifft, sollte man auch nicht so eitel sein (das war ich früher auch): Ich bin abhängig von meinem sozialen Umfeld, davon abhängig, dass ich meine Medikamente bekomme, abhängig von Strom, dem Internet und so weiter ... das blenden wir immer aus. Abhängigkeiten gibt es immer und in jeder Form. So lange sie nicht ruinieren, ist das nicht schlimm.

Kurz zur Wissenschaft, die ist sie weitestgehend einig, bis hin zum sehr skeptischen dkfz, jedenfalls qualitativ. Natürlich ist Dampf schädlicher als Gebirsluft. Und genauso natürlich ist Dampfen in JEDER Situation des Lebens absolut weniger schädlich als das Rauchen. Auch die gerade ausgeschiedene Ute Mons hatte noch betont, es sei eine Katastrophe, wenn Dampfer aus Gründern der Angst vor Gefährlichkeit wieder auf die Glimmstengel zurückgreifen.

Mir hat es - was vielleicht nicht unbedingt typisch ist - von einer Stunde auf die nächste die Kippen vom Leib gehalten, und ich hatte gehofft, dass es auch ganz ohne Wolken geht, aber das geht leider nicht.

Nun hat sich die Politik, wohl in der vermessenen Illusion einer wolkenfreien Welt, entschieden, das Dampfen zu verteufeln, und die Medien haben das begeistert aufgegriffen. Zuletzt haben sogar Institutionen wie die Deutsche Krebshilfe zum Weltnichtrauchertag beides in einen Topf geworfen.

Diese Aktionen haben dazu geführt, dass einige meiner Bekannten sagen: Nö, das Dampfen ist doch auch gefährlich, dann rauche ich lieber weiter. Oder die als in der Corona-Krise die Dampfläden dicht waren, gleich wieder Tabak gekauft haben. DAS ist traurig.
Zumal ein lieber Freund gerade mit COPD im Endstadium nicht mehr viel Zeit hat.

Übrigens: Ich kenne einige andere Dampfer, die nach einiger Zeit dann ganz von selbst auch total aufgehört haben. Denn der Abstand vom Nikotin im Dampf ist BEI WEITEM einfacher als bei Zigaretten. Warum? Nikotin an sich ist tatsächlich nur schwach suchterzeugend, Tabak aber hingegen enthält außerdem Aminooxidase-Hemmer (MAOH), Substanzen, die in der Pharmazie als Antidepressivum verwendet werden.
Diese Stoffe sind ein Booster für das Nikotin und der wahrhaft abhängig machende Stoff: Macht mit den ersten Zügen "gute Laune" und nach ner halben oder ganezn Stunde ist es weg, dann kommt sehr miese Stimmung: DAS ist die Abhängigkeit. Nikotin allein wirkt wie Koffein, anregend und entspannend.

Also. Gar nix inhalieren ist ganz sicher das Beste. Wer es aber nicht schafft, "einfach so" aufzuhören, sollte diese Alternative nicht fürchten, denn das Dampfen hilft drastisch gegen die klassischen Entzugseerscheinungen, aber es fehlt der ganze Teer und die auf dieser Website erwähnten ca. 250 wahrscheinlich Krebs auslösenden Stoffe des Tabaks.

Verfasst am: 18.07.2020, 00:28
Unbekannt
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Verfasst am: 18.07.2020, 11:42
conlupo
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Nein, ich will bestimmt nichts verkaufen, und ich habe auch gar nichts zu verkaufen :-D

Ich bin privat und aus reinem Interesse unterwegs, habe mehr als mein halbes Leben gegen die Sucht gekämpft und erkenne mich in so vielen Berichten von Menschen im Forum wieder, die in den Wochen des Entzugs schier verzweifeln.

Das Dampfen wurde hier bisher kaum angesprochen, deshalb habe ich es erwähnt, weil es denen, die sonst weiterrauchen, eine große Chance bietet, erstmal überhaupt von dem Tabakdreck weg zu kommen.
Im nächsten Schritt ist es dann viel einfacher, komplett auf alles zu verzichten. Ich dampfe inzwischen eher wenig und mit wenig Nikotin, und ich kenne mehrere Leute, die nach ein paar Monaten auch das Dampfen einfach eingestellt haben, weil sie es nicht mehr brauchten. Also ein schrittweiser Total-Ausstieg, aber eben ohne die uns allen zu gut bekannten Entzugs-Qualen.

Der Hinweis auf die Mail war lediglich ein Angebot, falls jemand dazu weitere Infos möchte (und zwar wirklich rein privat und "einfach so" ), weil ich das Thema hier im Forum nicht überstrapazieren möchte. Und an dieser Stelle soll es dann auch gut sein damit.

Jeder zweite Krebsfall ist direkt oder indirekt mir dem Rauchen verbunden. Jeder zweite Raucher stirbt an den Folgen des Tabaks - Krebs, COPD, Herzinfarkt. Deshalb drücke ich ALLEN ganz doll die Daumen, dass ihr es schafft, Euch davon zu befreien.