Innere Unruhe und depressive Verstimmungen

Verfasst am: 03.01.2021, 17:00
Nomade
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Moin Malma,

1. JA - das hier ist DEIN WOHNZIMMER

2. Ich zitiere mich ja nicht oft, aber jetzt muß ich's mal tun:
[quote="Nomade"]
Was hat das Nikotin gemacht - unter anderem an Deinem Belohnungszentrum angedockt und diesem vorgespielt, daß das Rauchen an sich eine Belohnung sei.... das fehlt nun einfach mal seit guten DREI WOCHEN - vorher gab's das aber SECHZEHN JAHRE lang - fällt Dir etwas auf?
Wie lange möchtest Du Dir geben, um einen sechzehn Jahre auf Deinen Körper und Deine Psyche eingewirkt habenden Mechanismus zu überwinden?

Geduld ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die wir mit dem Rauchstop pflegen (oder erst einmal erlernen) müssen. Sei geduldig mit Dir und vielleicht bittest Du Deine Umgebung um Geduld, falls Du mal ungewöhnlich reizbar oder ganz allgemein "anders" sein solltest etc.
Das kannst Du sogar Deinem Kind schon erklären - daß Du jetzt mal traurig oder wütend gewesen bist, weil Du nicht mehr rauchst - glaub' mir - es wird Dich verstehen - Du stinkst nämlich nicht mehr (selbst, wenn Du nie in seiner Gegenwart geraucht haben solltest - es hat es an deinen Küssen, Deinen Haaren und Klamotten gerochen.... ).

Ich weiß nicht, WANN es besser wird - nur, DAß es auch bei Dir passiert, wie bei jeder/m .... in ein paar Tagen, Wochen.... egal - fang' nicht an, an Dir/Deinem Entschluß zu zweifeln, bloß, weil es nicht so schnell geht, wie Du Dir das gedacht/erhofft hast.[/quote]

Ist es möglich, daß Du "immer alles unter Kontrolle" zu haben wünschst?
Wenn ja - das konntest Du hinsichtlich Nikotin 16 Jahre lang ignorieren - warum bist Du dann jetzt nicht mal ein paar Wochen oder Monate dazu bereit?
Wenn nein - WARUM meinst Du, macht Dich die Ungewißheit (die Dir KEINE/R nehmen kann) so unruhig?
NICHTS im Leben läßt sich präzise vorhersagen - was beunruhigt Dich an Ungewißheiten?
All dies sind natürlich Fragen, deren Beantwortung mich nichts angeht - aber vielleicht versuchst Du, sie Dir selbst einmal zu beantworten.

Bleib' stark - es ist nicht wichtig, wie lange es dauert - es ist nur wichtig, daß DU NICHT MEHR RAUCHST - wirklich.

Alles Gute für Dein erstes rauchfreies Kalenderjahr seit langem
wünscht
de Nomade

Verfasst am: 03.01.2021, 17:31
Malma
Malma
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Hallo Nomade.... Jaaaahaaa, du hast ja Recht. Ich bin ungeduldig und planlos gerade. Das ich 16Jahre lang geraucht habe, dass ist rückblickend schon schlimm genug
Wie lange hast du dich denn in deinem Entzug geplagt?

Lieben Gruß

P.S. kann man sein Wohnzimmer bei Zeiten auch umbenennen?

Verfasst am: 03.01.2021, 17:34
Malma
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Und auch an Daufi liebe Grüße Wie lange hat es denn bei dir gedauert?

Und Danke für deine präzise Erläuterung.

Freue mich über weitere Erfahrungsberichte

Verfasst am: 03.01.2021, 18:03
rauchfrei-lotsin-silke
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Liebe Malma,

die Frage zu Deinem Wohnzimmer wurde ja schon beantwortet .

Was die andere Frage angeht- das ist schwer zu sagen.....
Es macht jedenfalls nicht "PENG" und alles ist vorbei. Irgendwie verläuft dieser Prozess ganz schleichend. Du wirst merken, dass Du immer weniger ans Rauchen denkst. Dass immer mehr typische Rauchsituationen kommen, in denen die Zigarette auf einmal nicht mehr relevant ist. Und genau das passiert Dir dann immer öfter.... Ich war echt stolz, wenn ich das so realisiert habe.
Sei versichert, das wird kommen.

Ich kann Dir nicht beantworten, wann das geschehen wird. Denn da ist jeder verschieden.
Aber ich kann total nachvollziehen, dass Du das wissen möchtest, ich bin auch so ein Planmensch.
Was mir geholfen hat war, viel bei den anderen zu lesen. Besonders Verläufe bei den "alten Hasen". Da kann man schon sehen, wie sich deren Situation mit der Zeit entspannt hat.

Es ist phasenweise wirklich anstrengend, ich weiß das nur zu gut.
Aber leider gibt es so ein paar Wahrheiten im Leben, die halt unangenehm sind; Kilos sind schneller auf der Hüfte drauf, als wieder runter. Und mit dem Rauchen anfangen, ging ja damals auch sehr schnell . Es ist so profan...... Sprich- manchmal beruhigt es einfach ein bisschen, die Dinge als gegeben hinzunehmen. Du darfst eben mal unruhig oder gereizt sein, Du leistest gerade wirklich was!

Und Deine Idee, Deinen Entzug zu dokumentieren ist auch gut. Mach` das doch!
Ich bin mir sehr sicher, dass Du anhand von regelmäßigen Aufzeichnungen über Deine Situation und Dein Befinden auch eine Besserung sehen kannst.
Mir hat es zum Beispiel sehr geholfen, mich viel mit dem Thema zu beschäftigen. Mich hat das beruhigt. Jeder muss da seine eigene Form finden.....

Und horch` nochmal in Dich rein.... Wenn Du gerade unruhig und gereizt bist, wie kannst Du Dich am besten entspannen (doooooch, es gibt noch viel mehr Dinge als nur Zigaretten )? Wäre Meditation was für Dich? Ein schönes Teeritual? Ein Spaziergang? Einen Kaugummi? Musik auf die Ohren?
Nichtraucher haben auch ihre Rituale, wir müssen das einfach wieder lernen......

Und das wichtigste das Du geschrieben hast ist ja dieser Satz (ich zitiere
"Wieder anfangen ist für mich gerade keine Option...."
Genau!

Liebe Grüße, Du schaffst das!

Silke

Verfasst am: 03.01.2021, 18:32
Malma
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Hallo Silke, danke für deine Antwort.

Ich beschäftige mich auch fast täglich mit dem Thema Nikotosucht und Sucht im Allgemeinen und bin schon richtig angewidert davon, dass ich überhaupt so lange wie selbstverständlich geraucht habe. Für mich sind nicht die Situation schlimm, in denen ich ein großes Verlangen nach Zigaretten verspüre, sondern eher diese innere Unruhe. Ich kann sie schlecht beschreiben, aber es ist zeitweise so eine unbändige Nervosität in mir, die ich nicht kenne und definitiv auch nicht mag. Diese möchte ich so schnell wie möglich los werden.
Habe ja schon einige Tipps bekommen, wie man diese Entzugserscheinungen lindern kann, aber zu hören wie lange andere sich genau mit diesem Problem rumschlagen müssten, dass interessiert mich und vielleicht hilft es.mir, weil die Psyche ja auch immer eine enorme Rolle spielt. Wenn du jetzt zum Beispiel sagen würdest, dass du das Symptom mit der inneren Unruhe kennst und es bei dir zum Beispiel 2 Monate ca anhielt, bis es besser wurde und schließlich ganz verschwand, dann könnte ich damit was anfangen. Verstehst du wie ich das meine?
Bei mir gibt es jetzt schon definitiv Tage, an denen es mir besser geht und ich Energie schöpfen kann, aber eben auch Tage, an denen ich wieder so unruhig bin. Es ist anstrengend.

Danke für eure Hilfe

Verfasst am: 03.01.2021, 19:03
daufi
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Bei mir war´s 8-9 Wochen alles wieder im Normal "Zustand "

Ich hab immer mal ein Magnesium und mich mit Peppermint -Bobons genommen das hat die Innere Unruhe

sehr gelindert .... auch mal 10 min spazieren gehen hilft

lg die daufi

Verfasst am: 03.01.2021, 19:26
rauchfrei-lotsin-silke
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Natürlich kenne ich diese innere Unruhe Malma, ich weiß genau was Du meinst....
Aber beim besten Willen- ich kann Dir keine Zeitangaben mehr machen. Ich glaube auch, das können die wenigsten. Eben weil die Grenzen verschwimmen. Es ist nicht auf einmal weg. Schwer zu erklären irgendwie.....
Es prasselt ja so einiges auf einen ein, da sind Zeitangaben in der Retrospektive einfach schwierig. Wann wird was besser?
Ich kann Dir sagen, dass ich mich im Ganzen nach mehreren Monaten längere Zeit am Stück besser gefühlt habe.
Aber wann genau was besser wurde- ich weiß es nicht. Und es wäre bei Dir womöglich wieder ganz anders, man kann`s nicht sagen..... Du kannst da keine verlässliche Aussage für Dich raus ziehen.....
Da spielen so viele Faktoren mit ein:
Bist Du ein Gefühlsmensch oder eher verkopft?
Wie lange und wie viel hast Du geraucht?
Was sagt Dein Fagerström- Test über Deine Sucht aus?

Du willst wirklich so schnell wie möglich wieder "klare Verhältnisse", oder?
Keine Sorge, die kommen auch wieder.
Aber nicht nur der Körper muss entziehen (das ist bei Dir längst geschehen), sondern vor allem die Psyche. Dazu gehört auch Deine Nervosität, Deine Unruhe, eben das was so unfassbar anstrengend ist. Das gehört leider einfach dazu.
Gib` Dir eins- ZEIT. Genau die bringt`s.

Silke

Verfasst am: 03.01.2021, 19:30
Nomade
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.... hatte nix - am zweiten Tag mal einen wahnsinns starken Suchtanfall, der mich schon fast zum erneuten Zigarettenkauf verleitet hat - kam aber rechtzeitig zur Besinnung und drehte vor dem Laden wieder um - wollte doch meine ersten anderthalb Tage nicht einfach wegschmeißen - c'est tout.
An dem Abend habe ich mich dann hier angemeldet.

Immer, wenn ich danach mal ans Rauchen gedacht habe - also in der Art 'jetzt könntest du eine rauchen' oder 'jetzt hättest du eine geraucht' - dachte ich nur kurz 'ach, is ja nich mehr' und es war vorbei.
Manchmal habe ich da hin gegriffen, wo früher immer die Schachtel gelegen hat - z.B. beim Bierchen in meiner Stamm-Raucherkneipe - dann mußte ich innerlich grinsen.... die Routinen waren noch lange nicht weg

Innere Unruhe oder dergleichen gab's nicht - hatte am 31.8.2017 abends beschlossen, ab dem nächsten Tag nicht mehr zu rauchen (von jetzt auf gleich in einem Moment) und das war's - zack bumm fertig.

Auch, daß ich rund fünf Wochen später meine Arbeit und damit mein Haus verloren hatte, mir blitzschnell eine neue Arbeit suchen, mich - völlig artfremd und kraß unterbezahlt in der Häuslichen Krankenpflege - innerhalb zwei Tagen einarbeiten, mir parallel eine davon bezahlbare Wohnung suchen, den Umzug planen und durchziehen mußte, hat mich nicht einen Moment auf die Idee gebracht, wieder zu rauchen oder daß es mit rauchen alles leichter wäre, leichter zu ertragen.... oder ähnlichen.... na ja....
Es hätte nichts geändert - warum also überhaupt drüber nachdenken.

.... keine große Hilfe - stimmt's

Verfasst am: 03.01.2021, 19:47
Nomade
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.... GERADE in Spektrum gelesen - das paßt

Zitat aus eine Interview mit Andrew Huberman | Neurowissenschaftler von der Stanford University
Gibt es einen visuellen Modus, der mit innerer Ruhe einhergeht und den Stresslevel verändern kann?

Ja, den »Panoramablick«, auch »optischer Fluss« genannt. Wenn man den Blick zum Horizont oder in die Ferne schweifen lässt, dann schaut man nicht lange an eine Stelle. Hält man den Kopf dabei ruhig, kann man den Blick weiten, so dass man bis an die Ränder des eigenen Blickfelds sehen kann. Diese Art des Sehens dämpft einen Mechanismus im Hirnstamm, der an Wachsamkeit und Erregung beteiligt ist. Man kann also eine Stressreaktion tatsächlich ausschalten, indem man die Art und Weise ändert, wie man die Umgebung betrachtet, unabhängig davon, was sich dort befindet.

Sie erforschen auch die Atmung als eine Methode, die autonome Erregung zu regulieren.

Ja. Sehen und Atmen sind ohne Frage die schnellsten und offensichtlichsten Wege, um autonome Erregung zu steuern. Die Art und Weise, wie wir atmen, wirkt sich sehr stark auf unseren Stresszustand aus. Daten zeigen, dass Menschen und Tiere während des Schlafs und unter beengten Umständen so genannte physiologische Seufzer ausstoßen, das heißt: doppeltes Einatmen gefolgt von Ausatmen. Kinder tun das, wenn sie schluchzen. Zwei oder drei physiologische Seufzer sind der schnellste bekannte Weg, die autonome Erregung wieder auf ein normales Niveau zu bringen.
Warum hilft diese Art der Atmung beim Stressabbau?

Unsere Lungen bestehen aus Millionen von winzig kleinen luftgefüllten Bläschen. Wenn wir gestresst sind, fallen sie zusammen wie ein Luftballon. Physiologisches Seufzen bewirkt, dass sich die Bläschen wieder füllen. Kohlendioxid ist der Auslöser: Wir atmen nicht, weil wir Sauerstoff brauchen, sondern weil der Kohlendioxidgehalt zu hoch wird. Durch physiologisches Seufzen stoßen wir eine Höchstmenge an Kohlendioxid aus.

.... vielleicht hilft Dir das

Verfasst am: 04.01.2021, 09:38
Malma
Malma
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Danke für eure Antworten!
Habe auch das mit den Atemtechniken probiert. Es hat tatsächlich etwas gegen die Unruhe geholfen, aber trotzdem habe ich letzte Nacht KEINE EINZIGE SEKUNDE geschlafen. Es ist wirklich extrem. Immer wenn ich fast eingeschlafen bin, dann durchzuckte mich wieder so ein nervöser Schub und ich war sofort hellwach.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ihr das so nicht erlebt habt. Finde es selbst komisch. Das war übrigens nicht die erste Nacht, in der es mir so erging. Vorher hatte ich nie Probleme einzuschlafen. ich versuche aber mit aller Kraft optimistisch zu bleiben und davon auszugehen, dass es vorüber gehen wird. Es war auch ein paar Tage besser. Seit dem ich nicht mehr rauche gibt es immer wieder solche Nächte. Dann schlafe ich eine Nacht gar nicht oder fast gar nicht, dann eine Nacht total übermüdet relativ gut, dann wieder gar nicht. Dann schlafe ich wieder eine Woche am Stück ganz gut, dann wieder ein bis drei Nächte gar nicht, also mir den Nächsten dazwischen, in denen mein Körper einfach schläft, weil er schlafen muss. Hoffe einfach, dass es bald wieder für ein paar Tage besser klappt und die Abstände größer werden. Ich kann nichts anderes tun, als hoffen und abwarten.
Am Donnerstag muss ich wieder arbeiten ... Horrorvorstellung.

Euch allen einen guten Start in den Tag!