Gefangen in der Endlosschleife

Verfasst am: 27.02.2019, 06:31
Schornstein88
Schornstein88
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Hallo zusammen,
ich bin 30, rauche seit 8 Jahren und bin vor kurzem Vater geworden. Im. Schnitt rauche ich 20-25 Zigaretten am Tag.
Seit 2 Jahren versuche ich schon aufzuhören. Ich weiß mittlerweile alles übers Rauchen, wie die Sucht entsteht, welche falschen Ansichten ein Raucher hat, wie man aufhört etc etc. Unzählige Stunden habe ich schon damit verbracht, mir Wissen anzueignen und neue Wege zu suchen bzw mir Anreize zu geben.

Ich verabscheue das Rauchen zutiefst und spüre deutlich die Nebenwirkungen. Das fängt damit an, dass ich merke, wie es regelrecht die Energie aus mir raussaugt, meine Denkfähigkeit schwindet, bis dahin, dass die sexuelle Leistungsfähigkeit immer mehr abnimmt - über das letzte Thema wird ja gerne geschwiegen.

Ich habe mittlerweile ungelogen schon 500! Aufhörversuche hinter mir. Der längste war 8 Tage.. das war übrigens mein erster. Fast jeden Tag sage ich mir "das ist jetzt aber die letzte Schachtel, das Datum passt mir nicht richtig, morgen steht noch etwas an, dass einen Versuch sowieso schwierig macht, usw" Es ist einfach nur lächerlich - und traurig.
Wenn ich es mal schaffe auch nur ein paar Stunden aufzuhören, merke ich sofort wie es mir besser geht. Ich bin ausgeglichener, scharfsinniger und habe wie von Geisterhand mehr Tatendrang. Sobald ich dann wieder eine rauche, bin ich nur noch schlapp und würde am liebsten nur noch auf der Couch rumliegen.

Der Glauben an mich ist durch meine unzähligen Versuche mittlerweile bei Null. Das hat sich nun auch auf andere Bereiche ausgewirkt.
Ich will es unbedingt schaffen, ich weiß wie sehr sich mein Leben verbessern würde, aber das scheint nichts zu nützen. Hilfe von Freunden kann ich mir auch nicht holen oder ein rauchfrei-Statement abgeben. Zu oft habe ich mich anfangs lächerlich gemacht mit meinen Bekundungen. Selbst eine Wette um 100€ mit einem Freund hatte mich nicht davon abgehalten, länger als 4h durchzuhalten.

Wie gesagt, fast jeden Tag nehme ich mir vor, dass es meine letzte Schachtel wäre. Deswegen wende ich mich nun an euch, vielleicht kennt das jemand, der in einer ähnlichen Situation war, und kann mir sagen, was bei ihm geholfen hat.
Danke schonmal.

Verfasst am: 27.02.2019, 07:51
Nomade
Nomade
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Guten Morgen Schornstein,

....schon mal 'n witziger Name - wenn auch mit ernstem Hintergrund.

Zunächst einmal herzlich willkommen - guter Plan, hier aufzukreuzen....
Da ich gleich zum nächsten Patienten muß - nur mal ganz kurz - rauchst Du nachts? Ich meine - wirst Du nachts wach, weil Du eine rauchen willst/mußt?
Wenn nicht, weißt Du also, daß es geht und zumindest Dein Körper sooo abhängig (noch) gar nicht ist.... es ist "nur" der Kopf.....
Es käme also vorrangig darauf an, Deine Rauchroutinen zu durchbrechen und dies wäre unter Anwendung von Nikotinpflastern möglicherweise besser zu bewältigen, weil die Rezeptoren ihr "Futter" hätten....

Heute Nachmittag mehr - i.O.

Gruß bis dahin
Nomade

Verfasst am: 27.02.2019, 10:38
Lebensfreude
Lebensfreude
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Hallo Schornstein88,

super, dass du dir Hilfe und Ratschlag suchen willst.
Du scheinst dir da ein ziemlich negatives Bild von dir angelegt zu haben. Das ist sehr kontraproduktiv für das Aufhören. Wenn du von vornherein daran glaubst, es nicht zu schaffen - wie willst du da durchhalten? Es wird dir sicher helfen, diese Einstellung abzulegen. Wenn sie allerdings tief sitzt bei dir, dann wird es wenig nützen, wenn du dich zu einer positiveren Einstellung zwingen willst - das wird dir nur ein kurzzeitiges, oberflächliches Selbstvertrauen beim Aufhören geben, was beim kleinsten Widerstand wieder im Nu verschwindet.

Wie bist du denn die zahlreichen Aufhörversuche angegangen? Hast du dich kurz vorher immer wieder zu so einer positiven Einstellung gezwungen, aber wissend, dass du tiefer drin anders denkst?

Hast du versucht, schrittweise die Zigaretten pro Tag zu reduzieren? Auch wenn mit weniger Aufhörversuchen, ging es mir damals so ähnlich wie dir - und dann hab ich die Zigaretten schrittweise reduziert, und so letztendlich problemlos aufgehört.

Verfasst am: 27.02.2019, 16:27
Nomade
Nomade
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Hallo Schornstei - wie versprochen - Runde 2

Frage Dich doch bitte einmal, was "an dem, das am nächsten Tag angelegen hat" hat die am Vortag gerauchte Zigarette denn gelöst?
Wenn Du Streß hattest mit Kollegen oder Vorgesetzten, mit einem Vermieter, mit einem Freund - hat das Rauchen die Stressoren, also die streßauslösenden Ursachen jemals beseitigt?

Mußtest Du schon mal ein Gespräch, ein gemütliches Beisammensein, ein Essen.... verlassen, weil Du "rauchen mußtest" - wie war das?
Wie wird das für die anderen gewesen sein, wenn Du stinkend wieder herein gekommen bist?

Es klingt so (sollte dem also nicht so sein - sorry - ich kann nur "mit dem arbeiten", was Du geschrieben hast), als hättest Du PASSIV schon sehr viel getan - gelesen etc....

AKTIV hast Du dagegen bisher "nur" versucht aufzuhören - richtig?

Also dann:
- bei Deiner Krankenkasse einen Raucherentwöhnungskurs nachfragen und wirklich ernsthaft und engagiert dran teilnehmen
- Raucherplatz/-plätze demontieren/umräumen, umgestalten
- Schraubglas besorgen, 3-4 cm Wasser rein - anfallende Kippen hinterher - Schraubglas immer schön fest zuschrauben - wenn Du später mal unbedingt wieder rauchen willst - aufschrauben und dran riechen - glaub' mir - dann ist es vergangen
- großes zweites Glas her - Zettelchen schreiben mit kleinen, sofort erledigbare Aufgaben (mit Kind spazieren gehn, Schreibtisch aufräumen, eine Bad nehmen, irgendetwas zusammenbauen, in Einzelteile zerlegen, Essen kochen/vorbereiten, Mutter anrufen.... völlig wurscht) - bei Schmachtanfall - einen Zettel ziehen, Aufgabe UMGEHEND erledigen - in aller Regel vergeht dabei der Jieper
- Zettel machen mit Pro und Contra rauchen (bist Du ehrlich mit Dir, dürfte bei Pro allerdings nix stehen) - ins Portemonaie stecken - bei Bedarf nachlesen
- professionelle Autoreinigung machen lassen - auch, wenn du darin nie geraucht haben solltest - über Haare und Klamotten hast Du den Gestank doch in Polster, Himmel, Verkleidung getragen
- Wege umlegen, auf denen Du möglicherweise immer geraucht hast
- alle 500 Versuche daraufhin analysieren, was die auslösenden Momente waren, warum Du wieder zur Zigarette gegriffen hast.... damit Du sie künftig erkennen und vermeiden kannst

Unter Informieren und besonders bei Aufhören oben findest Du noch weitere Tips - zum Beispiel die 4 A - (hab' ich jetzt einfach mal kopiert):

1. Aufschieben
Das Verlangen wird auch ohne Zigarette vorbeigehen. Atmen Sie zum Beispiel zehnmal tief durch. Der Wunsch nach einer Zigarette wird allmählich schwächer. Oder machen Sie eine Entspannungsübung, zum Beispiel indem Sie einzelne Muskelgruppen wechselweise an- und entspannen (progressive Muskelrelaxation nach Jacobson). Nach der Entspannungsübung „schwenken“ Sie dann um und beschäftigen sich mit etwas ganz anderem (siehe auch vierter Tipp: Ablenken)

2. Ausweichen
Gehen Sie vorausschauend kritischen Situationen, wie Raucherpausen oder
Kneipenrunden, eine Zeit lang aus dem Weg. Geben Sie anderen, z. B. Kolleginnen und Kollegen, einen Hinweis, dass diese Situationen für Sie noch schwierig sind, und bitten Sie gegebenenfalls um Hilfe (z. B. keine Zigarette anbieten).

3. Abhauen
Entfernen Sie sich z. B. einfach aus einer Gruppe von Rauchenden bis Sie sich wieder besser fühlen. Ziehen Sie sich für einen Moment zurück und befolgen Sie Tipp 4.

4. Ablenken
Ersetzen Sie das Rauchen bewusst durch andere Tätigkeiten, die Spaß machen, Sie ablenken und auf keinen Fall mit dem Rauchen vereinbar sind. Rufen Sie beispielsweise jemanden an, der Sie auf Ihrem Weg in die Rauchfreiheit unterstützt hat. Wenn Sie zu Hause sind, können Sie auch für einige Minuten duschen. Oder machen Sie eine Atemübung. Legen Sie sich auf den Boden und entspannen Sie sich. In jedem Fall sollte die Tätigkeit ein angenehmes Gefühl in Ihnen auslösen.

So - Aufsatz für heute beendet.

Lies ganz viel hier im Forum und wenn Du mir z.B. direkt antworten, mich etwas fragen möchtest, klick unten auf das kleine blaue "Profil", geh' auf "Ich denk' nicht dran, zu rauchen" und kannst mir dort eine Nachricht schreiben.

Alles Gute für Dich
wünscht
Nomade

P.S. Ich hab' das ganz schön runtergerattert, weil ich noch einmal weg muß - bitte Schreibfehler zu entschuldigen.

Verfasst am: 27.02.2019, 16:47
miezhaus
miezhaus
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Herzlich willkommen Schornstein88!

Ich freu mich sehr, daß Du auch das Rauchen aufhören willst - und ich gratuliere Dir und Deiner Familie zum Familienzuwachs!

Ich habe allerdings auch den Eindruck, Du stellst Dich unter massiven Druck. Und was macht ein Raucher denn, wenn er Druck kompensieren muß? Ja genau, erstmal eine rauchen. Und mit jedem Ausstieg, der Dich nicht in die dauerhafte Rauchfreiheit führt, setzt Du Dich selber mehr unter Druck - "dieses Mal _muss_ es doch klappen!!!" Nein - gar nix muß, Schornstein.

Bitte halte mal inne, atme mal gut durch. Leg den Druck mal weg. Du mußt doch gar nicht aufhören!

Du willst aber. Du sagst, es ekelt Dich an. Du weißt um die gesundheitlichen Folgen. Weißt, daß es Dir besser geht ohne. Kennst sämtliche Vorteile der Rauchfreiheit. All ihre positiven Aspekte! Welche stehen für Dich im Vordergrund? Laß sie Dir mal auf der Zunge zergehen. Wirst Du da nicht gierig drauf? Das ist kein Müssen Schornstein, das ist ein Wollen! Ein Grund, sich drauf zu freuen! Ja, feu Dich auf das, was hinter der Entwöhnung auf Dich wartet, das ist schon ein paar Unannehmlichkeiten wert.

Und weiters: Was hast Du denn zu verlieren, selbst wenn Dich ein Ausstieg nicht auf direktem Wege in die Rauchfreiheit führt? Nichts, gar nichts! Du stehst nicht schlechter da als vorher. Kannst nur gewinnen, entweder rauchfreie Zeit, oder eine Erfahrung, in welchen Momenten Dich die Sucht wieder rumkriegen kann, wann Du anfällig bist. Und so viele von uns haben unzählige Aufhör-Anläufe unternommen Schornstein, da bist Du wahrlich nicht allein damit. Das ist ganz normal.

Wir wissen auch alle, daß es schwer werden kann, manchmal sogar unfassbar schwer. Daß etwas Leidensfähigkeit dazu gehört. Aber wenn Du so richtig unter der Schmacht leidest, dann mach Dir klar, daß noch keiner am Nichtmehrrauchen verstorben ist! Die Schmacht kann Dir nicht wirklich was tun, nur ärgern. Und jede Schmacht hat ihren Gipfel, nach dem sie wieder abflaut. Das kann schon mal ein tobender Schmachtsturm auch sein, aber den kann man aussitzen Schornstein. Und es gibt einen Haufen Tricks, wie.

Hast Du Dir schon mal das kostenfreie Startset bestellt? Zu finden hier:

http://www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens/foerderung-des-nichtrauchens-informationsmaterialien-fuer-erwachsene/rauchfrei-startpaket/

Darin findest Du neben einigen nützlichen Hilfsmitteln eine Broschüre, die Dich systematisch auf den Ausstieg vorbereitet und durch ihn führen kann. Darin kannst Du ein Rauchertagebuch führen, um Deine typischen Situationen zu ermitteln und Dir Alternativen zurecht zu legen. Das sowie viele Tipps zum Aufhören (auch zum Schmacht aussitzen zum Beispiel, s. o.) nehmen sicherlich auch viel Druck und Unsicherheit von Dir.

Und schließlich mußt Du es ja auch nicht allein machen. Du kannst jederzeit hierher kommen und Deine Befindlichkeiten vor und während der Entwöhnung schildern. Vieles ist hier schon bekannt, und Du kannst Dir Zuspruch und Support aus erster Hand sichern. Das hat übrigens auch den Löwenanteil an meiner Rauchfreiwerdung ausgemacht.

Und wenn Du im Entzug mal ausrutschen solltest: auch das passiert soooo vielen! Es ist kein Grund, vom Rauchstopp zurück zu treten, ihn für "gescheitert" zu erklären und diese Runde zu beenden. Sondern dann überlegst Du Dir (oder wir gemeinsam), warum Du jetzt ausgerutscht bist und wie Du diese Situation beim nächsten Mal rauchfrei wuppen kannst. Und Du stehst wieder auf, rückst Dein Krönchen gerade und gehst Den Weg weiter. Das Rauchen aufhören bedeutet für ganz viele Aufhörer nämlich nicht, die letzte auszudrücken und dann nie wieder zu rauchen, sondern für viele ist es auch ein Lernprozess. Das ist auch ein legitimer Weg in die Rauchfreiheit!

Schau mal, Du kannst das hier ganz druckfrei durchziehen, egal wie es läuft. Du mußt Dich nicht stressen. Bereite Dich ruhig ein wenig vor, dann spring ab und schau wie es läuft. Kleine Schritte, ein Tag nach dem anderen. Befrei Dich sanft aus Deiner Endlosschleife.

Nur Mut! Herzliche Grüße sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 27.02.2019, 19:07
Schornstein88
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Erstmal vielen Lieben Dank für euren regen Zuspruch. Damit hätte ich nicht gerechnet, auf so viel Verständnis hier zu treffen. Da geht einem das Herz auf. :-)

Ich bin halt so ein Typ: alles oder nichts. Deswegen kommt für mich reduzieren oder sonstiges nicht infrage.

Einmal hatte ich 5 Tage mit Nikotinpflastern aufgehört, was mein zweitlängster Versuch war. Dann hatte ich über Whatsapp Streit mit meiner damaligen Freundin und gleichzeitig war mein Raucherkumpel bei mir zu Besuch..was darauf folgte, könnt ihr euch sicherlich denken.
Das mit den Pflastern hatte zwar bis dahin ganz gut geklappt, aber es war auch irgendwie unbefriedigend. Weil wenn ich aufhöre, dann will ich das Dreckszeug so schnell wie möglich aus meinem Körper haben, wissend dass sofort nach der letzten Zigarette die Regeneration und Reinigung meines Körpers in vollem Gange ist. Mir weiterhin Nikotin zuzuführen mindert diesen guten Gedanken irgendwie.

Ich bin auch ziemlich sicher, dass meine körperliche Abhängigkeit, (wenn man sie denn so nennen will. In meinen Augen kann man das nämlich nicht wirklich trennen. Körper und Psyche gehen hier Hand in Hand) eher gering ist. Es ist eher der Kopf. Alles ist an Situationen geknüpft. Und leider rauche ich fast überall und in fast jeder Situation. Mir hat mal jemand gesagt, ich wäre ja eigentlich gar nicht so süchtig, da ich nach dem Essen zB locker auch mal ne halbe Stunde warten kann, bis ich mir eine anzünde. Und das ist für mich der Beweis. Ich habe mich über die Jahre nie so richtig konditioniert, mir immer nach dem Essen eine anzünden zu müssen. Also ist das Verlangen direkt danach auch vergleichsweise gering.

Meine Ängste beim aufhören werden auch immer geringer, da ich ja weiß, dass sie unbegründet sind und ich weiß, dass wenn ich mit einem positiven Gefühl an die Sache rangehe, die Schmachtanfälle viel viel geringer sind, als wenn ich mit immenser Willenskraft und innerem Beklagen über die verlorenen Zigaretten an die Sache herangehe.

Mittlerweile glaube ich fast, dass ich auch nur zu arrogant bin. Ich schiebe es einfach immer einen Tag raus. Ich glaube schon daran, dass ich es schaffen kann. Und glaube, dass es mir nicht so schwer fallen wird, da ich aufgrund einer Krise vor einem Jahr mich viel mit Achtsamkeit beschäftigt habe.
Das ist in meinen Augen der Schlüssel. Sobald ich aufhöre, bemerke ich fast Stunde um Stunde dass sich dieses oder jenes an meinem Körper und meinem Wohlbefinden verbessert.

Eine Liste mit positiven Veränderungen die ich mir durch den Rauchstopp verspreche, hatte ich mir auch schon gemacht. Da standen dann 20 oder 30 Punkte drin. Nur scheine ich alles zu vergessen, und selbst wenn ich den Zettel in der Hosentasche habe, ignoriere ich ihn einfach, wenn der gewisse Moment kommt. Die Schmacht ist nicht sehr groß, aber trotzdem gibt es etwas in mir, dass teilweise 2h nach meiner "letzten Zigarette", sagt, "eine Schachtel noch, aber das ist die letzte". und dann zieht es mich wieder zum Automaten.
Der Druck ist nicht sehr groß in diesem Moment und ich gehe nur zögerlich hin, lasse mir Zeit und es geht mir eigentlich gut. Ich hadere mit mir: "Soll ich jetzt. Soll ich nicht. Der Druck ist eigentlich sehr gering, ich brauche das eigentlich nicht. Aber komm, die eine Schachtel rauche ich jetzt noch"
Es ist wirklich eine Entscheidung aus Leichtsinnigkeit jedes Mal. So kommt es mir zumindest vor.
Aber dann ziehe ich mir wieder die nächste Schachtel raus.

Man sagt ja oft, im Moment ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Aufhören. Später, wenn sich der Sturm gelegt hat.

Nur habe ich das Gefühl, dass jetzt ein super Zeitpunkt für mich wäre! Der kleine ist jetzt 3,5 Monate alt, den "Umstellungsschock" auf einmal Vater zu sein habe ich zu einem großen Teil überwunden. Auf der Arbeit habe ich nach Monaten, in denen ich nur Stress mit meinem Chef hatte und mich die Arbeit richtig angekotzt hat, seit ein paar Wochen wieder ein gutes Gefühl. Und ein privates Projekt, dass mich lange Zeit belastet hatte, da es nicht fertig wurde, habe ich nun beendet.
Jetzt ist eine gute Zeit, das spüre ich.

Der nächste Versuch steht wieder in den Startlöchern. Ich habe noch so viele Zigaretten in der Schachtel, dass sie ca. bis 1, 2 Uhr heute Nacht reichen werden. (habe Nachtschicht).
Meine Überlegung ist nun, dass ich dann noch mindestens 4 Stunden wach sein werde und dann ja ca. 8 h Schlafe und es mir nach dem Aufstehen morgen dann schwerer fallen wird, wieder aus Leichtsinn eine neue Schachtel zu holen. Weil eins weiß ich, je länger die letzte Zigarette her sein wird, desto mehr werde ich davor zurückschrecken mir das schon erreichte durch eine neue kaputt machen zu lassen.

Hoffentlich grüßt mich morgen nicht wieder das Murmeltier.

Verfasst am: 27.02.2019, 21:28
vivess
vivess
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Hallo zusammen,

vielen Dank an euch alle - allen voran Schornstein - für die ausführlichen Schilderungen und Ratschläge. Insgesamt recht bedenkenswert und hilfreich, auch wenn ich grad nicht mit dem eigentlichen Rauchausstieg zu kämpfen habe. Gibt einem auch für andere Zusammenhänge was.

Eines möchte ich loswerden:
Schornstein, ich finde es spannend, dass du dir immer wieder eine Zigarette anmachst, obwohl du alles weißt, eigentlich nicht mehr willst usw. Du nennst das "Leichtsinn". Ich glaube, du willst es vielleicht doch gar nicht soooo sehr. Du "glaubst" und "irgendwie" und "ziemlich sicher", "Gefühl" und "wäre". Vielleicht denkst du nur, du müsstest jetzt aufhören, weil du Vater geworden bist (ganz großartig - herzlichen Glückwunsch :balloonmix, weil "man" das so macht - aber willst DU wirklich aufhören?

Ich meine, es wäre toll - ohne Frage - aber gerade wenn du ein "ganz oder gar nicht" Typ bist, brauchst du vermutlich eine ganz klare, ganz eindeutige Entscheidung. Ich sehe die bei dir nicht so recht.
Nicht böse sein. Ich würde an deiner Stelle erst einmal weiter rauchen. Den Druck rausnehmen. Ist doch ätzend, wenn du jetzt schon wieder überlegst, wie lange die Zigaretten noch halten usw. Ich hätte es so jedenfalls nicht bis hierhin geschafft. Ich brauchte ein "Jetzt sofort und ohne langes überlegen. ENDE" (auch wenn das über Wochen hin mental vorbereitet wurde).

Ich glaube, diese Entscheidung kann dir keiner abnehmen. Ansonsten sind für die folgende Zeit dann die hier in deinem Wohnzimmer geposteten Ratschläge enorm hilfreich.

Ich wünsche dir einen guten Ausstieg zum richtigen Zeitpunkt mit voller Kraft.

Alles Gute!!
vivess

Verfasst am: 27.02.2019, 22:01
Alpenschrath
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Hallo Schornstein,

Tut mir leid, von deiner Unbill zu lesen

Vielleicht hast du ja schon Allen Carrs Buch gelesen und es hat trotzdem nicht geholfen.
Aber die bieten ja auch heute noch die Nichtraucherkurse an, mit denen alles anfing.
Da muss man halt hingehen und Geld lockermachen aber ich denke, die sind auf schwierige Fälle spezialisiert.
Wäre doch einen Versuch wert.

Liebe Grüsse,
Alpenschrath

Verfasst am: 01.03.2019, 10:50
Lebensfreude
Lebensfreude
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[quote="Schornstein88"]
...mich viel mit Achtsamkeit beschäftigt habe. Das ist in meinen Augen der Schlüssel. Sobald ich aufhöre, bemerke ich fast Stunde um Stunde dass sich dieses oder jenes an meinem Körper und meinem Wohlbefinden verbessert.

...

Der Druck ist nicht sehr groß in diesem Moment und ich gehe nur zögerlich hin, lasse mir Zeit und es geht mir eigentlich gut. Ich hadere mit mir: "Soll ich jetzt. Soll ich nicht. Der Druck ist eigentlich sehr gering, ich brauche das eigentlich nicht. Aber komm, die eine Schachtel rauche ich jetzt noch"
[/quote]

Hallo Schornstein88,

ja, da hast du Recht - genau das ist auch meine Erfahrung. Achtsamkeit ist einer der wichtigsten Schlüssel für jegliche Veränderung. Ohne Achtsamkeit wird man unbewusst und verläuft sich wieder in alten Mustern.

Deine Schilderung dieser Momente, wo du zum Automaten läufst und mit dir haderst: Fehlt dir in diesen Momenten nicht eben jene Achtsamkeit? Die Gedanken, die du da hast, die sind ganz normal - sie sind Ausdruck der psychischen Abhängigkeit. Die werden mit der Zeit schwächer.

Aber wenn sie kommen, dann musst du sie auch als jene erkennen, und jedes Mal aus dem Autopilot rauskommen und die bewusste Entscheidung treffen, nicht darauf zu hören. Wenn du so willst, dann könnte man sagen, es sind nicht deine Gedanken - sie kommen nur automatisch aus jener Konditionierung, die du dir selbst antrainiert hast.

Wenn du eine solche Distanz zu diesen Gedanken wahren kannst, dann werden sie dir weniger Probleme bereiten. Du wirst leichter aussteigen können aus dem Gedankenkarussell. Nur musst du dafür sicherstellen, dass du dich nicht mit diesen Gedanken identifizierst.

Verfasst am: 02.03.2019, 01:11
Schornstein88
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@vivess
Ich will ja schon aufhören, und das war auch schon lange vor dem Kind so. Die ersten Versuche kamen schon, als an ein Kind noch gar nicht zu denken war.
Zugegeben, die Gründe für das aufheben haben sich jetzt etwas verschoben.
Früher ging es mir auch sehr ums Aussehen. Jetzt ist der Grund der Energielosigkeit sehr im Vordergrund. Ich merke, wie mir die Schichtarbeit und das Kind und andere Projekte über den Kopf wachsen. Ich bin zB zur Zeit ein miserabler Vater, meine Partnerin muss alles was den kleinen betrifft alleine machen. Klar, das kann einerseits an den blöden Kippen liegen und andererseits noch stärker an meinem starken inneren Konflikt, nicht mal den Rauchstopp hinzubekommen und solch ein jämmerlicher und schwacher Mensch zu sein, der mir zu viele Resourcen abverlangt.
Allen Carr hat es mit schwarzen Schatten beschrieben, und die sind sehr groß bei mir!

@Lebensfreude
Wenn ich zum Automaten laufe, dann bin ich achtsam in diesem Moment und denke mir auch, dass nur diese Sucht mich dahin zieht und dieser kleine Sichtteufel auf meiner Schulter ist es, der sagt "komm, die eine Schachtel noch, aber dann ist echt Schluß"
Komischerweise hält mich Wissen darum nicht ab. Ich bin wie in einer Art Selbstzerstörungsmodus.
Der Autopilot ist abgestellt, und trotzdem.
Ich muss dazu sagen, dass ich von Haus aus mit einem sehr niedrigen Selbstwertgefühl ausgestattet wurde (schwere Kindheit und so, kennt man ja).
Keine Ahnung ob ich es mir nicht wert bin oder denke, ich hätte kein schönes Leben verdient, ich weiß es nicht.