Erst der Umstieg, dann der Ausstieg?
Hallo zusammen.
Ich hatte vor einiger Zeit schon einmal ein Thema eröffnet (welches ich seltsamer Weise jedoch nicht mehr finde), da ich damals mit dem Rauchen aufgehört hatte. Dies ist mir soweit auch gelungen, jedoch hatte sich dadurch meine Depression wesentlich verschlimmert, was ja durchaus normal ist. In diesem Zusammenhang ist es wahrscheinlich für depressive Menschen nochmal einen Ticken schwieriger.
Nachdem sich die Situation such nach Monaten nicht wirklich gebessert hatte, bin ich auf die E-Zigarette umgestiegen, zunächst mit Nikotin. Mir gings dann auch wieder besser.
Da ich jetzt eine ruhige Phase in meinem Leben habe, ich hab frei, bin gerade umgezogen und habe erstmal nichts dringendes zu tun, habe ich vor einigen Tagen den Entschluss gefasst, das Nikotin wegzulassen. Ich bin gerade bei Tag 5 ohne Nikotin, vape also Liquid ohne Nikotin gerade.
Meine Entzugserscheinungen sind eigentlich genau dieselben wie damals, bei mir totale Katastrophe, Depression, handlungsunfähig... jedoch weiß ich zumindest was auf mich zukommt und hoffe einfach mal, dass es besser wird. Wenn immer ich die Kraft habe, versuche ich mich zu bewegen, das hilft, aber meine Motivation dazu ist sehr sehr begrenzt. Was noch dazu kommt ist ich bin gerade auch gewissermaßen im Internetentzug, da ich gerade umgezogen bin und noch kein Internet habe, auch kein Fernsehen, kein [Markenname wurde vom rauchfrei-Team entfernt] etc, ein anderes Umfeld, also es ist gerade ohnehin alles eine große Umstellung und ich muss erst wieder neue Gewohnheiten aufbauen
Falls jemand von euch die Situation kennt, wie komme ich von diesem exzessiven nikotinfreien Vapen weg? Denn seitdem ich bei dem Liquid das Nikotin weglasse, vape ich wie ein Bekloppter den ganzen Tag. Eigentlich mache ich sonst gar nichts. Das ist so als würde ich mein Gehirn verarschen, das sich wahrscheinlich eine Wirkung erhofft aber es kommt nix.
Ich weiß nur, ganz ohne vapen also einfach ganz sein lassen auch das nikotinfreie wäre zunächst noch schwieriger. Falls jemand damit Erfahrungen hat, vlt könntet ihr mir Tipps geben wie ich das reduzieren kann oder durch was anderes ersetzen oder so. Es fängt halt morgens mit dem Kaffee an. Ich dachte mir vlt sollte ich stattdessen morgens was essen, um meinen Mund zu beschäftigen, aber ich hab halt morgens nie Hunger bevor 3, 4 Nachmittags hab ich 0 Hunger und ich esse allgemein nicht viel, als ich noch geraucht habe, habe ich fast nur von Kaffee und Kippen gelebt.
Sry für Tippfehler aber ich muss gerade mit dem Handy Tippen da kein Internet und ich kann irgendwie nur einen kleinen Ausschnitt von meinem eigenen Beitrag auf dem Handy sehen, dieses Forum ist nicht für die mobile Ansicht ausgelegt.
Hallo Paul,
Danke erstmal für deine Anregungen.
Als langjähriger Depressionspatient weiß ich natürlich, dass Sport mindestens so wirksam wie Antidepressiva ist, deshalb mach ich es so gut ich kann, auch heute wieder. Habe die Umgebung erkundet und ein von der Stadt abgeschlossenes Naturschutzgebiet, naja ein kleines Biotop gefunden, das wunderbar zum Joggen ist. Das hat wirklich Spaß gemacht, ich hatte die letzten Wochen sonst eigentlich gar keine Freude.
Wegen dem Rauchverhalten oder Vapeverhalten. Ich dachte mir ernsthaft, es wäre wahrscheinlich einfacher, erst das Nikotin wegzulassen, und dann den Rest. Weißt du, einfach um die Rückfallwahrscheinlichkeit zu reduzieren. Das wird einem oft auch tatsächlich von Ärzten so empfohlen. Mir ist schon klar, dass ich das mit der Sucht verbundene Verhalten dann auch noch abgewöhnen muss. Ich dachte, das ginge vlt von selbst irgendwann weg, da ja das Nikotin weg ist und das Gehirn irgendwann lernt, dass dieses inhalieren überhaupt nichts bringt.
Ich nehme an, das ist naiv und falsch?
Dann wäre es wohl am besten, das gleich morgens durch was anderes zu ersetzen, um gar nicht erst damit anzufangen. Ich werde mir deinen Vorschlag mit dem morgendlichen Sport zu Herzen nehmen. Ich mache Sport eigentlich immer abends, da ich ein ziemliches Morgentief habe und extrem benommen bin morgens und Sport ist dann sehr schwer. Laut meinem Psychiater ist das Morgentief ein typisches Symptom der Depression, und es ist auch deutlich schwerwiegender als einfach die Morgenmüdigkeit eines Morgenmuffels. Es fühlt sich eher an wie ein krasses Hangover von Schlaftabletten, richtig erschlagen. Ich glaube aber, vielleicht liegt genau hier die Ursache meines Kaffee-Kippen Exzesses morgens, welchen ich über Jahre mir angewöhnt hatte. Weil man zu absolut gar nix Bock hat und verzweifelt versucht, irgendwie wach zu werden. Ich denke ich muss morgens irgendeine aktivierende Gewohnheit entwickeln, egal wie schwer das fällt.
Ich habe übrigens auch schon Antidepressiva probiert, die auch beim Rauchstopp eingesetzt werden, vor Jahren schon. Sogar bevor ich mit dem Rauchen angefangen hatte. Damals hat mein Psychiater mir [Markenname wurde vom rauchfrei-Team entfernt] verschrieben, um das eben nach trial and error Prinzip auszuprobieren, leider war dieses Medikament nicht für mich geeignet.
Ich will auf jeden Fall ganz von dem Scheiß wegkommen, das hab ich gemerkt, ich hab nicht einen Moment gezweifelt die letzten Tage, ich weiß ganz genau das geht vorbei, ich hab es schon einmal geschafft, nur damals eben, um von Zigaretten wegzukommen.
Liebe Grüße
Hallo Paul,
Ich habe den Umzug tatsächlich alleine gemacht, das war ein wahnsinns Stress und ich war danach erstmal ein paar Tage völlig erschöpft.
Es handelt sich nicht um einen Park, es gibt kaum Leute dort, es ist ein etwas unzugängliches Biotop, aber wenn man mal drin ist perfekt für Sport und um den Alltagstrubel für eine halbe Stunde zu vergessen.
Ich war von dem Umzug lange im Fitnesstudio angemeldet, ich habe allgemein viel Sport gemacht und ich glaube im Nachhinein, die Fortschritte beim Sport durch den Rauchstopp waren damals die größte Motivation, die Zigaretten ein für alle mal in die Tonne zu treten.
Ich sollte mich vlt hier in der Nähe wieder anmelden in einem Studio, denn momentan gehe ich größtenteils das Zimmer auf und ab, 10 Stunden am Stück. Ich hab auch noch eine Weile kein Richtiges Internet um mir die Zeit zu vertreiben, ich gehe zwar joggen aber die Tage sind sehr lang und mir ist mega langweilig. Meine Freunde sind in den letzten Jahren fast alle weggezogen. Ich habe, um ehrlich zu sein, Probleme, Anschluss zu finden. Ich mache ein Zweitstudium und die Menschen, die mit mir studieren, sind fast alle 10 Jahre jünger als ich. Wenn ich nicht gerade zu lernen habe, habe ich Probleme, mich selber zu beschäftigen, neige zum perserverieren, Grübeln. Gut das ist eine andere Baustelle, aber vielleicht machen diese Hintergründe die Situation besser nachvollziehbar.
Du hast Recht, dass eigentlich mein Verhalten im Zuge des Nikotinstopps nicht wirklich was mit der Depression zu tun hat, das ist einfach ein Suchtverhalten.
Ich wollte nochmal auf das nikotinfreie Dampfen zurückkommen. Ich sehe mittlerweile ein, dass ich das lassen sollte. Denn ich bin ich ja nach wie vor von dem Prozess des Inhalierens abhängig und solange ich das bin, ist der Griff zur Zigarette wahrscheinlich auch nicht weit weg.
Ich finde allerdings auch, dass Kaugummis zB auch weiterhin einen Aspekt der Rauchsucht weiterführen. Was nämlich bleibt ist das oralfixierte, den Mund irgendwie beschäftigen. Es ist sicher einen weiteren Schritt weg vom Rauchen, aber langfristig sollte das Ziel doch sein, dieses erlernte Bedürfnis, irgendwas in den Mund zu stecken, wieder zu verlernen. Wie auch immer das gehen soll.
Ich schmeiß die E Zigarette jetzt auf jeden Fall in den Müll, vermutlich werde ich die nächsten Tage ziemlich unruhig sein, aber schlimmer als die 1 Woche Nikotinentzug kann es nicht sein.
Ich danke dir außerdem für deine Aufmerksamkeit und deine Ehrlichkeit, ich bin wirklich froh, ein Feedback zu haben. Wünscht mir weiter Glück!