Endlich rauchfrei im hohen Norden

Verfasst am: 12.02.2017, 17:51
mbrandt
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Hallo Community!

Bevor ich mich vorstelle möchte ich mich schon jetzt bei euch allen von ganzem Herzen bedanken!
Ich bin hier nun schon einen guten Monat registriert, habe bisher aber nur passiv mitgelesen. Ihr seid wundervoll!

Nach mittlerweile 21 Jahren als Schornstein ist es bei mir auch endlich an der Zeit zur Vernunft zu kommen - ich lag im Schnitt bei 20 bias 30 Zigaretten am Tag (mal mehr, mal weniger) und nun hat es aus mehreren Gründen, die ich hier nicht alle aufführen möchte, endlich *klick* gemacht.

Gut 3 Wochen sind nun seit meiner letzten Kippe vergangen und ich fühle mich verhältnismäßig gut.
Angefangen hat meine kleine Geschichte Mitte November letzten Jahres bei einer der allabendlichen letzten Zigarette des Tages. Ich selbst bin seit etwas über 3 Jahren Vater des besten Sohnes der Welt und musste in der finsteren Jahreszeit immer wieder an meine eigene Kindheit denken.
Ich bin selbst ohne Vater groß geworden (kannte ihn aber) und will es (gelinde ausgedrückt) meinem Sohn natürlich ersparen nichts von seinem "Alten" zu haben.
Ich stand also draußen im dunkeln und qualmte in die Nachtluft bis es mich überkam und ich anfing mich selbst zu beschimpfen (die psychische Quittung kam dann auch zeitnah). Ich war leider nicht in der Lage sofort aufzuhören, also habe ich anfang Dezember auf 4 - 6 Zigaretten reduziert, was ich im Nachhinein [u]niemandem[/u] empfehlen möchte, weil man sich so tatsächlich in einen Zustand des Dauerentzugs begibt, der einem wirklich nicht gut tut.

Naja... Mitte Januar gelang mir dann der Absprung und ich habe einen Tag vor meinem Hochzeitstag die letzte Zigarette "genossen".
Seitdem habe ich viele Stadien des psychischen und physischen Entzugs durchlebt - spannenderweise jedoch ohne den gefürchteten Schmachter.
Aktuell plage ich mich mit Druck auf der Brust und morgentlichem Auswurf ziemlich unappetitlicher Couleur herum.
Mein Hausarzt hat mich letzte Woche zum Röntgen geschickt, weil er sich Sorgen wegen meines produktiven Hustens gemacht hat. Ich fuhr mit einem ziemlich unguten Gefühl ins Krankenhaus und bin nervlich vor dem Röntgen fast im Wartezimmer zusammengebrochen - letztendlich grundlos (HALLELUJA)! Es gab keine Auffälligkeiten! Seitdem geht es mir psychisch auch stetig besser.

Letzendlich bleibt mir aktuell nur der Druck auf der Brust und der blöde produktive Husten.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie lange hielt der Zustand bei euch an? Ich versuche gerade das Abhusten mit Schleimlösern aus der Apotheke zu fördern und zu beschleunigen. Ist das sinnvoll?

Fragen über Fragen und liebe Grüße von der dänischen Grenze
Meinhard

Verfasst am: 12.02.2017, 19:11
Kleinergorilla
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Lieber Meinhard,

Erstmal herzlich willkommen hier im Forum.

Und klasse das du schon so lange rauchfrei bist.

Meiner Meinung kann es nicht schaden, wenn du einen Hustenlöser einnimmst. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das sich mein Husten erst einmal verschlimmert hatte, nachdem ich aufgehört hatte zu rauchen. Und ich glaube auch, das es eine völlig normale Reaktion unseres Körpers ist, sich von dem Schmutz zu befreien. Das kann sich schon ein paar Wochen hinziehen. Ich bin aber keine Medizinerin. Vielleicht kommt dein Druck auf der Brust ja auch von deinen verspannten Atemhilfsmuskeln, die durch deinen Husten überlastet sind. Da du ja schon in ärztlicher Untersuchung bist und sogar geröngt wurdest, würde ich es ganz gelassen abwarten.

Ich wünsche dir eine schöne rauchfreie Zeit mit deiner Familie.

LG Heide

Verfasst am: 12.02.2017, 20:30
rauchfrei-lotse-andreas
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Hallo Meinhard, herzlich Willkommen in unserer Gemeinschaft und Gratulation zu fast vier rauchfreien Wochen.

Die Lunge fängt relativ schnell an sich zu reinigen, daher auch das momentane Abhusten. Die Dauer ist immer sehr unterschiedlich. Die Verwendung von Hustenlösern würde ich zur Sicherheit auch kurz mit dem Arzt absprechen, vielleicht kann er Dir ja was wirksameres verschreiben.

Sehr interessant, das Du keine Schmachtatacken verspürt hast. Wenn es nicht zu persönlich ist, würde ich gerne mehr über die durchlebten Stadien erfahren.

Wie sieht der Alltag bei Dir aus, damit Du nicht immer an die Zigarette denken musst?

Schönen Abend für Dich.

Andreas

Verfasst am: 13.02.2017, 00:16
mbrandt
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Hallo Heide und Andreas!

Vielen Dank für eure aufbauenden Zeilen.
Atemhilfsmuskulatur musste ich vorhin erstmal googlen, aber danach ging fiel es mir tatsächlich wie Schuppen aus den Haaren... ;)
Es handelt sich tatsächlich hauptsächlich um die Bereiche, die mir gerade Probleme bereiten. Ich werde meinen Arzt mal auf geeignete Massagen ansprechen. Ich danke dir sehr!

Was die Verwendung von Hustenlösern angeht, habe ich bereits mit meinem Arzt gesprochen. Ich bekam die Auskunft: "Ja, kannste machen, aber Inhallieren und viel trinken sollte auch reichen."
Ich muss hier aber in aller Ehrlichkeit zugeben, dass mir hier nach dem ganzen Auf und Ab in meiner Startphase und meiner bisherigen Raucher-Karriere ein bisschen die Geduld fehlt (die immerhin schon mehr 2 Jahre länger als die Hälfte meiner bisherigen Zeit auf Erden einnimmt), um es durch Dämpfe und Flüssigkeitszufuhr zu regeln.

Was meine durchlebten Stadien angeht, habe ich keine Hemmungen ein paar Worte zu verlieren.
Da in meinem Fall jedoch sehr viele verschiedene Faktoren in meine jetzige Situation spielen, habe ich schon ein bisschen Probleme zu differenzieren.

Ich überlege die ganze Zeit wie ich meine Stadien richtig beschreiben kann, ohne zu weit ausholen zu müssen, denn viele der Symptome rühren aus vergangenen Tagen und haben sich im Laufe der Zeit unterschwellig und nicht wirklich merkbar entwickelt.
Jedoch war Mitte November für mich ein ziemlich radikaler Wendepunkt für so fast alles in meinem Leben, das mir nicht gut getan hat.

Ich habe seit ich denken kann schweres Übergewicht, einen zu hohen Blutdruck, habe den Hang dazu meinen Flüssigkeitshaushalt mit extrem viel Kaffee und/oder Limonaden bzw. diesen ganzen supergesunden Energydrinks auszugleichen und bin durch einen reichlich verkorksten Schlafrythmus und Schlafzeiten von 3 bis 4 Stunden pro Nacht auch gern mal außer der Reihe an der kalten Tür mit dem Licht...
Dazu kommt, dass ich eigentlich seit Jahren schon nicht mehr so recht zufrieden mit meinem Job bin und ich durch die 45km (einfache Fahrt) zu meinem Brötchengeber unter der Woche kaum was von meinem Sohn habe.

2013 habe ich geheiratet, ein großes (sanierungsbedürftiges) altes Reetdachhaus mit einem noch größerne Grundstück gekauft (das ich bis heute größtenteils im Alleingang wieder aufbaue), den tollsten Sohn der Welt bekommen und einen Baum gepflanzt. Zeitgleich haben sich meine sozialen Kontakte aber auch auf ein absolutes Minimum (fast mit negativem Vorzeichen) reduziert.
Viele Dinge, die mich früher immer glücklich gemacht haben und mir einen Ausgleich gaben, sind zu einer blassen Erinnerung geworden (also Ausgehen, Freunde treffen, Musik hören und machen, nachts am Meer sein, etc.) gibt es seit einem guten halben Jahrzehnt eigentlich nicht mehr in meinem Leben.

Die Liste könnte ich noch eine Weile so weiterführen, aber das gehört alles nicht wirklich hier hin - wird aber noch benötigt. ;)

Als ich den Entschluss fasste mit dem Rauchen aufzuhören habe ich ebenfalls damit begonnen die ganzen (also wirklich alle) anderen Schrauben ebenfalls zu drehen.

Ich habe also:

  • angefangen meine Ernährung umzustellen und bewusster einzukaufen und zu konsumieren
  • den Menge von vormals durchschnittlich 10 bis 20 Tassen Kaffee pro Tag auf 1 bis 2 herunterzudrosseln
  • die ganzen Limonaden und Energydrinks aus dem Haushalt zu verbannen
  • mehr Bewegung in meinen Alltag zu integrieren und natürlich
  • das Rauchen zu reduduzieren


Das alles schlug bei mir ein wie eine Bombe, was mir mein Körper dann auch recht schnell zu verstehen gab.
Denn neben schwitzigen Händen, Gereiztheit, Unruhe, Husten, Schmerzen in der Brust und Schwächegefühlen gesellten sich ziemlich schnell Depressionen, Todesängste, schwere Selbstvorwürfe, Angst zu spät gehandelt zu haben, in gewissem Maß auch die Hoffnungslosigkeit auf eine normale Zukunft und letztendlich ein Burnout.
Ich habe mir also zu viel auf einmal vorgenommen - hätte es nach jetzigem Stand aber auch nicht anders angehen können.

Ich versuche immer gern schnell aus meinen Fehlern zu lernen und selbstreflektiert an einer Lösung zu arbeiten.
Das heißt im Moment für mich, dass ich in manchen Balngen ein bisschen zurückgerudert bin und eben nicht den Hardliner gebe (ich trinke noch immer keine Limonaden, habe mir aber mehr Freiraum für Kaffee zugestanden, esse normal und weniger strikt, gehe gern eher mal ne Runde spazieren und setze mich nicht für 20km auf´s Rad, etc.) mir meinen Alltag mit den Dingen gestalte, die mir mal Freude gemacht haben (siehe Liste oben). Das wirkt sich bei mir zum einen sehr positiv in Sachen Depressionen aus, zum anderen habe ich durch den Genuss meinen Bass auf dem Schoß zu haben und zu musizieren oder einfach mal ans Meer zu fahren und nachts auf dem Deich zu sitzen und dem Meer zuzuhören gar nicht das Bedürfnis zu rauchen.
Auch wenn es merkwürdig klingt, bin ich aktuell sehr froh über die Depression - denn aus dem Grunde hat mich mein Arzt erstmal aus dem Verkehr gezogen und ich kann mich um mich kümmern, während mein Sohn im Kindergarten und meine Frau bei der Arbeit ist. Es gibt eben aus jeder noch so schlechten Lage etwas positives zu ziehen... ;)
Der Schmacht (also das Verlangen nach einer Zigarette) bleibt mir glücklicherweise verwehrt. Klar denke ich mitunter "jetzt würde ne Kippe gut passen...", aber die Gedanken verfliegen bei mir fast schneller, als sie sich gebildet haben und lösen in mir kein Verlangen aus - Gott sei dank!

Ich hoffe ich langweile hier nicht durch meine Romane - seitdem mir klar geworden ist, was meine psychischen Probleme verursacht, rede ich nicht nur mehr (Nordfriesen sind eher für ihre Wortkargheit berühmt), sondern schreibe auch mehr.
Mir fällt es -wie ich eingangs schon schrieb- recht schwer das alles auseinander zu tüddeln, da es sehr viele Faktoren sind, die mein aktuelles ICH gerade ausmachen.

Liebe Grüße und gute Nacht an euch alle
Meinhard

Verfasst am: 17.02.2017, 10:11
mbrandt
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Hallo!

Ich wollte nur kurz ein Update zum Thema "Druck auf der Brust" loswerden.

Habe einen Tag nach dem Tipp von Heide (Kleinergorilla) einen befreundeten Physiotherapeuten angesprochen und ihn nach Übungen gefragt, die man zu Hause machen kann um die Muskulatur etwas zu entspannen.
Was soll ich sagen... Der Druck ist nahezu weg!
Ich danke dir nachmals von ganzem Herzen für den Tipp!

Physisch bin ich also aktuell "nur noch" mit Abhusten beschäftigt - aber auch das wird langsam besser.
Es geht also bergauf und ich freue mich auf den Moment, wenn die ganzen Begleiterscheinungen der Geschichte angehören.

An euch alle, die mit ähnlichen Symptomen zu kämpfen haben: Haltet durch! Der Weg kann sehr lang und beschwerlich sein, aber jeder Moment ohne den kleinen qualmenden Begleiter ist es wirklich wert!
Ich freue mich auf jeden Fakl sehr darüber standhaft geblieben zu sein und aufgehört zu haben!

Verfasst am: 17.02.2017, 15:20
srrauchfrei
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Hallo Meinhard,

ich habe mit großem Interesse Deinen Bericht gelesen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Dir ganz herzlich zu Deinen 30 Tagen ohne Rauch
gratulieren!


Und ich freu mich, dass es mit der "Atemgymnastik" klappt!

Viele Grüße
Silke

Verfasst am: 21.02.2017, 17:51
Kleinergorilla
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Hallo Meinhard,

Ich freue mich, das der Tipp dir geholfen hat.

Wie ich gelesen habe, haben wir ja ein gemeinsames Hobby, Bass spielen.
Hier im Forum gibt es mehrere Musiker, aber davon hast du bestimmt schon gelesen.

Ich freue mich für dich, das du nun schon über einen Monat standhaft bist.
Es wird immer einfacher,stimmt's?

Drei Dinge soll ein Mann in seinem Leben tun: einen Baum pflanzen
ein Haus bauen
und einen Sohn zeugen.

und was kommt dann? Vielleicht noch eine Tochter oder ein neues Auto?

Ein Reetdachhaus ist sehr schön, sie gibt es ja gar nicht mehr so oft. Als Kind war ich öfter bei meinem Onkel zu Besuch. Er hatte auch so ein Reetdach. Heute hat es aber ein normales Dach, weil ihm die Deckerei zu teuer war.

Ich wünsche dir eine schöne rauchfreie Zeit mit deiner Familie. ein kleines Frühlingsleberblümchen für dich

Viel Grüße aus den nordhessischen Bergländle von Heide