Die Monster lösen sich ab ... :-/

Verfasst am: 14.07.2017, 20:36
deceptive
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Liebe Community,

eigentlich ist heute ein erster Feiertag, weil ich 14 Tage, was immerhin zwei Wochen sind, also ein halber Monat,
nikotinfrei bin. Und das ist auch wirklich toll und ich bin sehr, sehr froh darüber.
Heute Morgen habe ich zur Feier des Tages das Geld in meinem Schwein gezählt.

Aber. Seit ziemlich genau drei Tagen werde ich von wirklich schlimmen Anfällen heimgesucht.
Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Es beginnt am späten Nachmittag, kommt ziemlich aus heiterem Himmel und dann sollte man sämtliche Lebensmittel aus meiner Nähe entfernen, was natürlich nicht möglich ist.
Ich habe solche Flashs, dass ich - zum Beispiel auf dem Heimweg von der Arbeit - geradezu besessen bin von
Phantasien über Essen.

In den letzten Monaten habe ich mich etwas kohlenhydratreduziert ernährt, was mir ziemlich gut getan hat.
Aktuell, bzw. seit drei Tagen, träume ich von Kohlenhydraten. Pommes, Nudeln, Eis, Pizza - ich könnte das
wahllos in mich hineinstopfen. Das ist nicht einfach nur "besser schmecken können" oder "essen statt rauchen".

Puh. Ich bin total überfordert mit dem Phänomen. Ich hatte nicht vor, unter Nichtrauchen zur Walkuh zu mutieren.
Und schon gar nicht, jede Kontrolle über mein Essverhalten zu verlieren. Und genau so ist es gerade.
Totaler Kontrollverlust. Das kann so nicht bleiben. Das macht mir auch Angst.

Danke schon jetzt für Eure Ideen und Erfahrungen.

Kennt jemand von Euch das? Hat jemand eine Idee, was ich dagegen tun kann?

Verfasst am: 15.07.2017, 07:11
ehem.rauchfrei-lotsin-bine
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Guten Morgen deceptive,

[color=red]2 Wochen [/color]stehen auf deinem Zähler, große Klasse. Ich gratuliere dir herzlich, mach weiter so.

Das mit deine neuen Essgelüsten kann ich gut nachvollziehen. So umnebelte Nikotin auch unser Hunger Gefühl und die Geschmacksnerven wurden betäubt. Das alles lernst du gerade in einem Feuerwerk der Gefühle wieder kennen. Was natürlich auch bedeutet, dass du mehr Hunger hast und auch wegen dem besseren schmecken auch mehr Lust verspürst. Zum weiteren wird der taktile Sinn (Zigarette an der Lippe, = Schnuller beim Baby) Beruhigungseffekt) nicht befriedigt. Wenn wir davon ausgehen, das an der Lippe eine große Anzahl an Beruhigungsnerven sitzen, ist auch das zu verstehen, da dies auch beruhigt werden will.

Ich hatte immer zuckerfreie Bonbons in der Tasche, viel trinken kann helfen und auch klein geschnittenen Obst und Gemüses griff bereit zu haben. Das sofort, wenn ein Lustgefühl aufkommt, es befriedigt werden kann. Lässt man es unbeachtet wird es nur größer.
Du darfst dir auch mal zwischen durch ein Eis gönnen. Belohnung, sich mal verwöhnen ist auch ganz wichtig.

Ich wünsche dir ein schönes WE.

LG Bine

Verfasst am: 15.07.2017, 09:43
deceptive
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Hallo Bine,

ich weiß eigentlich (fast) alles über Rauchen und Nichtrauchen. Ich habe mich damals sehr intensiv
damit beschäftigt, insbesondere bei meinem ersten Ausstieg war ich gut vorbereitet.

Deshalb muss man mir auch nix erzählen über taktile Sinne und wiedererwachte Geschmackswahrnehmung.
Das schrieb ich auch ausdrücklich: das ist nicht einfach nur mehr und besser, intensiver schmecken und
fehlende orale Stimulanz. Das ist eine Erscheinung, wie ich sie im Zusammenhang mit Nichtrauchen noch nie
erlebt habe in Dauer und vor allem Intensität.

Aber es scheint hier außer mir niemand diese Erfahrung gemacht zu haben ...

Danke trotzdem für die Tipps.

Verfasst am: 15.07.2017, 10:34
programmierarix
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Ich tippe mal darauf dass dein Gehirn auf die fehlenden Stimulantien reagiert und diese nun mit Anderen ersetzen will. Und da du die Kohlehydrate reduziert hast, ist das eben das eben "next in line", nachdem Nikotin ja offensichtlich nicht mehr kommt. Auch aus deinen anderen Posts lese ich heraus dass die Gewichtszunahmen viel Sorge bereiten.
Bei mir ist das Internet und die Faehigkeit mich zu konzentrieren meine Achillesferse (Programmierer). Ich hatte immer Angst davor (auch aufgrund vorrangegangener Erfahrungen) und beim letzten Rauchstopp habe ich meinen besten Auftraggeber verloren, weil ich nichts mehr vorran gebracht habe.
Rat mal was eingetreten ist? Die ersten 14 Tage ging es soweit - dann wurds schlimmer und immer schlimmer, bis ich wie ein paralysiertes Karnikel vor meinem Rechner gesessen bin und nix mehr ging. Interessanterweisse tu ich mir mit dem Nicht Rauchen als solches nicht sehr schwer. Aber das nicht konzentrieren koennen und die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege zu haben ist Hoelle und es ist ein sehr muehsamer Kampf, vor allem da es Existenzbedrohend werden kann.

Es kommt mir vor als ob das Suchtzentrum sich eine andere Strategie ausheckt wenn man schon ein paar Rauchstopps hinter sich hat. Mir kommt es so vor als wuerde man dann an anderer Stelle "bestraft", weil man ja offensichtlich mit dem fehlen von Nikontin soweit umgehen kann. Du rauchst nicht mehr? Na dann sehen wir doch mal was deine naechstgroesste Angst oder Sorge ist... so kommt mir das vor. Bei dir scheint es dass Gewicht zu sein- und tada, there you go.
Der gleiche Kampf wir vor Jahren, nur auf einem anderen Schauplatz. Das ist nun zumindest mein Eindruck von der ganzen Sache bzw meine Erfahrung damit.

Verfasst am: 15.07.2017, 10:53
Bäckström
Bäckström
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Sehr anschauliche Erklärung.

Also: Gefahr erkannt.

Und jetzt?

Zweite Front?

Vielleicht geduldig auf das Gelüst eingehen: "also, pass auf, Du kannst mich jetzt mit Hungerattacken quälen wie Du willst, ich rauche trotzdem nicht. Ich werde vielleicht fett, aber ich rauche nicht."

Und diese Attacken, die Du beschreibst, die kenne ich, vor mir waren nicht mal Konservendosen sicher

So schlimm ist es lange nicht mehr, außerdem habe ich jetzt die Kapazitäten, mich um diese Baustelle zu kümmern. Mein Gürtel geht schon wieder zu. Ich hab mir einen Schrittzähler zugelegt, der bekommt jetzt meine volle Aufmerksamkeit.

Bäck

Verfasst am: 15.07.2017, 14:13
doro_66
doro_66
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Hallo,
hier klicke ich mich mal ein, weil es mir durchaus ähnlich geht wie Deceptive, ich habe ja schon mehrfach davon geschrieben. Essen nimmt auch bei mir einen sehr großen Teil der Aufmerksamkeit ein, zu groß. Ich meine, klar, essen ist lebensnotwendig, richtiges essen ist gesund, und essen darf und soll zudem Genuss sein, gerade nach dem Rauchstopp. Aber permanent Gelüste zu haben, permanent auch zu planen, was man sich zubereiten kann, und zwar so dass man seine Gelüste berücksichtigt aber möglichst nicht zunimmt, und passen muss das ja zeitlich auch (also ich z.B. bin berufstätig, da ist das gar nicht so leicht), und dann ímmer wieder dieses Gefühl, nicht aufhören zu können beim Essen, das mich auch ein bisschen erschreckt.
Ich habe hier auch noch keine Lösung, erkläre es mir bislang mit der Leere, die nach über 30 Jahren Nikotingenuss entstanden ist... bleibe aber dran und würde mich hier über weiteren Austausch freuen. Vorerst versuche ich es mit:
Akzeptieren, wie es ist; viel Rohkost, und besonderes darauf achten, wonach mir ist....
Einen schönen Tag allen, trotzdem!

Verfasst am: 15.07.2017, 17:30
deceptive
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Es tröstet mich, dass ich damit nicht alleine bin! Danke für Eure Offenheit.

Ich fang mal am Anfang an mit Dir, Programmierarix.

Mir leuchtet Dein Gedanke irgendwie ein:
Die eine Droge ist weg, da fragt sich der Kopf: was nehme ich mir denn dann alternativ? Na?
Zumal ich, das muss ich zugeben, durchaus eine Suchtstruktur habe. So allgemein.

Vor einigen Wochen sah ich auf arte eine Doku über Ernährung, da ging es um die Kombi Fett+Kohlenhydrate.
Das kann unser Gehirn nicht verknusen, dafür sind wir nicht gemacht. Da tillt es in unserem Kopf.
Davon wollen wir einfach MEHR. Schon ohne Rauchstopp. *ächz

Übrigens auch der Hinweis auf 14 Tage ist spannend. Denn bis vorvorgestern war ich sowas von entspannt
mit ohne Nikotin, dass ich es selbst kaum glauben konnte. Null Entzug. Keine seltsamen Anwandlungen.
Alles grün. Und dann das, wie ein Schlag mit dem Hammer auf den Kopf. (Ganz scharfe Kopfschmerzen habe
ich auch noch seit drei Tagen.)

Beim ersten Mal war ich auch nicht mehr gesellschaftsfähig. Ich hatte mich gerade selbständig gemacht
und anstatt mit um meinen Laden zu kümmern, habe ich gefühlt 24/7 gechattet. Und dazu zu viel Wein getrunken. Sehr schlechte Kombi, klare Suchtverlagerung.

OK, ich hätte eh nichts auf die Reihe bekommen in meinem Zustand.
Mein Mann hat das alles abgefangen und ich bin ihm heute noch dankbar, auch dafür, dass er mich
damals nicht verlassen hat. Was ich verstanden hätte. :o)

Ich habe gerade hochgerechnet, Bäck. 156 Tage und jetzt geht der Gürtel langsam wieder zu. Das ist ein halbes Jahr. Das klingt noch akzeptabel. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass man nach einem halben Jahr
wieder auf den Boden kommt!

Also als ich vorgestern im Auto saß dachte ich wirklich, ich würde es nicht nach Hause schaffen ohnejetzt sofort etwas zu essen zu bekommen. Ich komme an verschiedenen Pommes-/Dönerbuden, MacDings und so vorbei. Ich war an der Grenze meines Willens, da nicht einzufallen. Dafür habe ich dann zuhause zugeschlagen,
die Details erspare ich Euch.

Das hat durchaus etwas ferngesteuertes, anfallartiges. Fressanfall, genau.

Mein Leben ist auch nicht so, dass ich mein Essen immer gut planen kann, dass ich mir das vorher alles
hinstellen, schnippeln, vorbereiten kann.

Heute habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich diese Falle umgehen kann. Nachher wird gekocht
und jetzt gleich mache ich mir einen Möhren-Apfel-Salat, den ich gern esse und wo es nicht so dramatisch
ist, wenn ich die ganze Schüssel verschlinge.

Du schreibst, "der Sucht nicht den Raum geben", Michaela.
Aber das finde ich gerade unendlich schwierig, denn auch, wenn es mir ansonsten eher leicht fällt mit dem Nikotin, ist das eine komplette Umstellung in meinem Leben.
Wenn mich jetzt noch hinterrücks eine neue Sucht anfällt - weiß ich nicht, wie ich das in den Griff bekommen soll. Und das mit der Selbstliebe würde mir schwerfallen, wenn meine Waage zu sehr in den roten Bereich kommt. Wird. mir. schwerfallen.
Fällt mir auch sonst nicht so leicht ...

Also. Dranbleiben, ja. Überlegen, wie ich das austricksen kann. Und mich am Nichtrauchen erfreuen.

Euch allen einen ganz schönen Abend.

Verfasst am: 15.07.2017, 17:36
deceptive
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Dankeschön, Hans, für die Glückwünsche und für die Hinweise.
Das ist wirklich lieb von Dir und ermutigend.

Ich glaube, Du hast selbst auch ziemlich gekämpft bis hierhin. Hut ab!

Ich glaube, Du hast Recht, dagegensteuern mit Bewegung und Sport sollte ich auch
dringend ins Auge fassen.

Darf ich Euch anderen mal fragen, wie Ihr das macht mit Sport? Macht Ihr?
Habt Ihr vorher auch gemacht? Habt Ihr als Ersatz mit Sport angefangen?

Und: Bringt das was? (Klar bringt das was. *smile)

Liebe Grüße,
d.

Verfasst am: 15.07.2017, 19:55
doro_66
doro_66
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Hallo nochmal deceptive,
also das mit der Sehn-Sucht oder dem Loch, das einfach gestopft werden will, das glaube ich auch, und da mein Leben z.Z. echt nicht so ist wie ich es möchte, einfach einiges entscheidendes fehlt, ist es kein Wunder, dass irgendwas "ausgefüllt werden will".
Wie auch immer, jetzt möchte ich nur eben Deine Frage nach dem Sport beantworten: Ja, ich mache sogar täglich Sport, und das schon seit langem, insofern fällt es jetzt nach dem Dampfstopp nicht irgendwie schwerer. Es hat bei mir auch einen gewissen Suchtcharakter angenommen insofern, dass ich meine, es geht mir nicht gut, wenn nicht meine Sporteinheit erledigt ist. Ob das nun also erstrebenswert ist, muss jeder selbst entscheiden; ich selbst finde diese Sucht manchmal lästig, bin aber unterm Strich nicht böse drum, denn es hilft, das Gewicht wenigstens einigermaßen zu halten, ist ein klasse Kreislauftraining und es geht mir hinterher immer gut! Die Zeit des Sports selbst und des Runterkommens hinterher ist auch immer eine Zeit, in der Rauchverlangen keinen Platz hat. Achso, die Größenordnung ist 30-50 Minuten, je nachdem, und zwar entweder Radfahren (Heimtrainer) oder Joggen. Ich würde aber gern noch eine Sportart suchen, die vielleicht richtig Spaß macht, z.B. tanzen.
So ist das bei mir, erstmal liebe Grüße, ich freu mich auf weiteren Austausch mit Dir / Euch

Verfasst am: 16.07.2017, 00:48
Bäckström
Bäckström
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Ok, wenn Du fragst

Ich bin vor knapp zwei Jahren in eine dieser modernen Hopsgruppen gelotst worde. Ganz niederschwellig, netter Übungsleiter, kleine Gruppe.

Vor der ersten Stunde fragte der Trainer, wann wir das letzte Mal Sport gemacht hatten, also richtig. Ich musste nach langem Grübeln knapp 30 Jahre sagen, solange hatte ich auch geraucht.

Die erste Einheit war für mich dann nach 5 Minuten beendet, ich bekam keine Luft mehr und war die restlichen 30 Minuten mit Überleben befasst. Der Endorphinschock trug mich durch die ganze Woche, es hatte trotzdem Spaß gemacht, es konnte so auch nicht bleiben.

Nach dem Sport wollte ich schon damals nicht rauchen, das blieb so und ich hab es mir zunutze gemacht.

Seit ich nicht mehr rauche, bekomne ich auch wieder Muskelkater, so weit kam ich vorher gar nicht, fehlte die Luft.

Aus Kostengründen fahre ich jetzt wieder mehr Fahrrad, so zwei, dreimal die Woche, einkaufen, zur Arbeit, auch mal spazieren. Kostengründe, weil ich mich nicht neu einkleiden will

Und dann der bereits erwähnte Schrittzähler, eine Spielerei, aber 10 000 Schritte am Tag soll man ja machen, da muss man schon gucken, wie man das hinbekommt bei einem Vollzeitbürojob. Es lenkt aber sehr schön ab vom Rauchen (nicht mehr so nötig) und vom Essen (schon ganz gut).

Egal was Du machst, es muss Dir Spaß machen, sonst schläft es wieder ein. Und für mich war wichtig, es gibt einen Termin und ich muss mich abmelden und werde gefragt, wenn ich nicht komme.

Probier einfach so lange aus, bis Du weißt, das isses.

Bäck