Das wäre doch gelacht ...

Verfasst am: 27.07.2024, 13:00
Caro2.0
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Hallo Zusammen,

ich bin die Caro, bin schon eine Weile im Monatzug Mai dabei. Ich habe für mich gemerkt, dass das Schreiben mir gut tut. Die Zeiten sind für mich gerade mehr als herausfordernd. Aber ich will nicht rauchen. Also dachte ich mir, ich versuch es mal mit meinem eigenen Wohnzimmer. Da kann ich mir die Sachen, die mir so durch den Kopf gehen, von der Seele schreiben, wie eine Art Tagebuch.

Bisschen zu mir: Ich bin 55 Jahre, rauchte seit ich 12 Jahre bin. Ich hab immer wieder mal aufgehört, das längste waren 1 2/2 Jahre. Wie ich das hingekriegt habe, das war 2017, ist mir heute ein Rätsel. Ich hatte damals noch einen kettenrauchenden Freund. Jetzt bin ich Single. Da sollte es mir doch einfacher fallen.

Wenn ich aufgehört habe, ist es mir meist die ersten 1 bis 2 Wochen sehr gut gegangen. Ich finde es regelrecht einfach. Und dann plötzlich geht es los. Ich habe richtigen innerlichen Stress. Ich kann nicht mehr entspannen, ich habe einen Druck auf der Brust, einen Kloß im Hals und wenn es ganz schlimm ist, könnt ich auch nur noch weinen.

Im Februar diesen Jahres habe ich meine jüngere Schwester verloren. Sie hatte COPD im Endstadium. Mit einem Infekt wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert. Es war alles sehr schlimm. Ich habe sie, als man die Maschinen abgeschaltet hat, bis zum Schluss begleitet. Die Bilder werde ich wohl nie mehr aus meinem Kopf bekommen.

Meine Mama ist auch schwer lungenkrank, hängt am Sauerstoff und kann sich kaum mehr bewegen, ohne sofort schwere Atemnot zu haben.

Jetzt im Moment kommt das alles hoch. Mein kleines Nikotinkasperle zieht gerade sämtliche Register und versucht mir das Leben schwer zu machen.
Da ich selbst auch schon unter COPD leide, ist es auf jeden Fall klar für mich: Ich will und darf nicht mehr rauchen. Ich will es schaffen. Ich will leben.

Eigentlich ist es schon unglaublich. Ich kann es nicht fassen, dass ich ernsthaft in Erwägung ziehe, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Manchmal kann ich keinen klaren Gedanken mehr fassen und in der Arbeit mich nicht mehr richtig konzentrieren. Wie dumm von mir.

Ich gehe täglich mind. 10.000 Schritte seit meinem Rauchstopp am 16.05.2024, ich lese viel, ich lenke mich sehr viel ab. Das mit dem Entspannen macht mir noch echte Probleme. Hab schon so viel ausprobiert, aber das richtige noch nicht gefunden.

Aber: Ich mach weiter! Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffe !!!!

Ich würd mich freuen, wenn mich der ein oder andere in meinem Wohnzimmer besucht.

Liebe Grüße
Caro

Verfasst am: 27.07.2024, 13:23
rauchfrei-lotse-paul
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Hallo Caro,

ach der Nikotinkasper ist schon so ein hartnäckiger Geselle.
Für mich war dieses Bild einer imaginären Persönlichkeit meines Nikotinkaspers sehr hilfreich. Ich nannte ihn Paulchen und habe mich wochenlang mit ihm gestritten. Ich habe diese Suchtgedanken immer ganz klar ihm zugeordnet und konnte dadurch besser verstehen, dass es in mir zwei, sich widersprechende Wünsche gibt.
Paulchen ist bedürfnisgesteuert und will nur jetzt und sofort seinen Wunsch erfüllt bekommen, er will belohnt werden (das ist ja unser Belohnungszentrum) aber der rational denkende Paul macht sich Gedanken über Suchtverhalten und Krankheiten die dadurch entstehen können.

Dieser nervige Nikotinkasper ist so alt, wie du warst als du mit dem Rauchen angefangen hast und hat seitdem nicht ein Fitzelchen dazugelernt.
Willst du dem Kasper noch einmal die Entscheidung überlassen was richtig und was falsch ist für dein Leben?

Paulchen bleibt natürlich ein Teil von mir, aber nach sechs Jahren hat er gelernt, dass die Raucherzeiten vorbei sind.

Ich hatte mein letztes Wohnzimmer nach Rio Reisers Lied benannt
„Es ist vorbei, bye, bye Junimond“
https://m.youtube.com/watch?v=X6VIYLmS6vM

LG von Paul
mit Blumen für die Fensterbank

Verfasst am: 27.07.2024, 13:24
rauchfrei-lotse-klaus
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Liebe Caro

Deine Geschichte lässt mich sprachlos traurig werden.
Diese Sucht ist einfach unglaublich brutal
und die Folgen sind schrecklich.

Du hast mit 12 angefangen,
so war das bei mir auch.
Das bedeutet auch, das wir das Leben
als Nichtraucher gar nicht kennen.
Mein Vater und mein ältester Bruder sind an Lungenkrebs gestorben.
Meine Mutter hat nicht geraucht.

Dein Kasperle ist in höchster Alarm Stimmung.
Das kennt der nicht. Kein Nikotin
Das gibt es nicht für ihn.
Jetzt tobt er.
Lenk ihn ab,
Du machst das großartig.

Bewegung und Kopfnahrung.

Jetzt hast du schon 72 Tage auf deinem Konto.
Das ist eine tolle Leistung.
Lass nicht locker!
Ich drücke dir beide Daumen
Liebe Grüße Klaus

Verfasst am: 27.07.2024, 13:42
Caro2.0
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Hallo Paul und hallo Klaus,

oh ich hätte nicht gedacht, so schnell schon Besuch in meinem Wohnzimmer zu bekommen. Das freut mich .

Danke für Eure Worte. Ich bin zur Zeit so was von sensibel, dass ich glatt schon wieder ein paar Tränchen vergießen muss.

Ja, einmal mehr muss ich erkennen, was für eine brutale Sucht es ist.

LG, Caro

Verfasst am: 27.07.2024, 13:46
Caro2.0
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Ich hatte mein letztes Wohnzimmer nach Rio Reisers Lied benannt
„Es ist vorbei, bye, bye Junimond“
https://m.youtube.com/watch?v=X6VIYLmS6vM

LG von Paul
mit Blumen für die Fensterbank
[/quote]

Hach, was für ein passendes Lied, hab es mir gerade angehört :-)

Verfasst am: 27.07.2024, 15:37
rauchfrei-lotse-paul
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Zitiert von: Caro2.0
Hallo Paul und hallo Klaus,

oh ich hätte nicht gedacht, so schnell schon Besuch in meinem Wohnzimmer zu bekommen. Das freut mich .

LG, Caro


He, he,
Ja wir sind die, die mit der Tür uns Haus fallen, bevor die Wandfarbe trocken ist.


Beim zitieren musst du darauf achten, dass sowohl die erste als auch die letzte eckige Klammer nicht verändert wird
[quote= 674359] … [/quote ] dazwischen kannst du Passagen löschen, das hast du auch gemacht, aber die erst Klammer wohl mit gelöscht.

Das Lied ist für mich immer noch ein Ohrwurm nur wenn ich dran denke. Also jetzt auch

„… dann tuts nicht mehr weh. Und alles bleibt ruhig und kein Sturm kommt mehr auf wenn ich dich seh …“

Verfasst am: 27.07.2024, 16:06
Gartenliebhaberin
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Hallo Caro,

Du hast bereits 72 Tage geschafft.
Dafür bewundere ich dich sehr.
Nicht jeder kommt überhaupt so weit.
Du hast es bis hierher geschafft und du wirst es weiterhin schaffen.

Glaub an dich....

Gruß Sabine

Verfasst am: 27.07.2024, 21:11
Jaegi59
Jaegi59
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Hallo Caro,
ich komme auch noch zu einem abendlichen Besuch in deinem neuen Wohnzimmer mit dem einladenden Titelvorbei
und bringe ein paar Blümchen mit
und vielleicht ist noch ein Rest in der Kanne, den trinke ich zu jeder Tageszeit und er schmeckt
o Wunder entgegen aller anfänglichen Befürchtungen auch ohne Zigarette.

Du hast mein volles Mitgefühl zum Tod deiner Schwester, das ist schlimm und ja noch ganz frisch.
Nur gut, daß du sie beim Übergang begleiten konntest, auch wenn du das Erlebte erst verarbeiten mußt.
War sie noch bei Bewußtsein? Ist sie leicht gestorben? Kannst du ihren Tod beweinen?
Entschuldige, wenn meine Fragen zu persönlich und bedrängend sind; mußt natürlich nicht antworten.
Aber manchmal tut es gut, darüber zu reden. -

Warum du wohl nicht entspannen kannst?
Vielleicht solltest du dir ja auch lebensbegleitende Hilfe holen,
bei allem was du zu be- und verarbeiten hast?

Für heute wünsche ich dir erstmal viel Kraft , weiter Schritt für Schritt mit
'ich will' und 'ich kann'
Kannst du denn wenigstens gut und entspannend schlafen?
In dem Sinne
gute Nacht
liebe Grüße
Uta

Verfasst am: 27.07.2024, 22:02
Caro2.0
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Hallo Uta,

ganz lieben Dank für die Blumen :-). Einen Kaffee kannst Du bei mir immer haben. Ich trinke auch gerne Kaffee, allerdings nicht mehr um diese Zeit.

Deine Fragen sind mir nicht unangenehm. Aber ich gebe zu, ich rede normalerweise nicht darüber, da ich niemanden triggern oder ängstigen will. Ich werde hier auch nicht ganz genau darauf eingehen, die schlimmen Dinge weglassen und mich kurz fassen.

Es hat nach dem Abschalten der Maschinen noch fast 24 Stunden gedauert, aber es war kein Kampf, sie lag ganz ruhig da, hat ganz entspannt geschlafen und in den Morgenstunden konnte sie ganz friedlich hinüber gehen.
Ich bin froh, dass ich dies miterleben durfte. Sie war teilweise bei Bewusstsein.

Ich glaub schon, dass ich ihren Tod beweinen kann.

Ich habe mir bisher keine Hilfe geholt, da ich denke, dass einfach noch etwas Zeit vergehen muss, um alles zu be- und verarbeiten.

Heute Nachmittag hatte ich Besuch von meiner Tochter mit ihrem Freund, wir waren noch etwas unterwegs und prompt war es auch leichter. Mein Nikotinkasperl hat endlich wieder etwas Ruhe gegeben und ich konnte mich etwas entspannen.

Das wäre doch gelacht ...

Und bestimmt kann ich heute Nacht dann auch wieder etwas besser schlafen.

Vielen Dank für Deine aufmunternden Worte.

Danke auch an Sabine und dass Du an mich glaubst.

Ich wünsche eine gute Nacht und bis bald.

Caro

Verfasst am: 27.07.2024, 23:11
Isotop
Isotop
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Hallo liebe Caro, schön dass du dir ein Wohnzimmer eingerichtet hast und dich auf den Weg in die Freiheit gemacht hast. Ich bin zwar nur noch sehr selten im Forum doch deine Geschichte hat mich berührt.

Wenn ich dich auch nicht trösten kann, so kann ich zumindest den Stress des Rauchstopps mitempfinden.
Schreibe dir alles von der Seele. Das Schreiben hat mir auch sehr geholfen um das Unmögliche möglich zu manchen. Weine, fluche, haue auf den Tisch, singe, tanze vor Freude, alles ist hier erlaubt.

Ich hätte von mir auch nie gedacht das ich auch nur eine Stunde ohne Zigarette auskomme.
Nu, wie du siehst sind es (einen Moment ich muss mal nachschauern) 451 Tage. Mir ging es genau wie dir, der Nikotinteufel packte mich wann und wo es ihm gefiel. Nach ein paar Tagen, nach einigen Wochen, manchmal Tage und Nächte hintereinander.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich mein Ziel nicht zu rauchen immer nur bis zum nächsten Tag gesetzt. Ich habe mich darauf besonnen, dass ich stur wie ein Panzer sein kann, besonders wenn ich etwas nicht mag.

Und Niko, diesen falschen Freund, mag ich ganz besonders nicht.

Stelle dir einmal diese Fragen und entscheide ob es wirklich ein guter Freund ist.

Zwingt ein guter Freund dich hinaus trotz Kälte und Regen? Raubt ein guter Freund dir die Luft so, dass du fast erstickst? Macht er dich nervös, solltest du ihn einmal vergessen? Verlangt er von dir das du für ihn deinen letzten Euro opferst? Verfügt ein guter Freund über dich wann und wo es ihm passt?

Nein, ein guter Freund tut das nicht. Also, schicke ihn in die Wüste oder wie wir es hier im Forum gemacht haben, nach Smokeland.

Alle Kraft der Welt wünscht dir Isotop Ella