Wiederholungstäter macht Tabula rasa
Hey, Glückwunsch zum Ausbruch und einer Woche,
du, manchma nutzen Leitfäden un hassenich vorbereitet grad null... Da muss ma einfach ma beißen, aushalten, durch, ... un dann wirds irjendwann wieda bessa... Aba dat sich der Aufwand lohnt, kann nich nur ich dich erzählen...
Bleib schön dabei, ok? Schlecht jelaunt wärste sicha auch als Raucher, wenne Urlaub rum is un du bei strahlendem Sonnenschein aufe Arbeit muss...., oda?
Et schlimmste haste hinta dich; den körperlichen Entzuch... jetzt jeht et annet Köppchen... un da is zuweilen bissjen Fantasie jefracht.... aba et wird bessa, vasprech ich dich
Juten Start inne zweite Woche - wünscht et Söckchen
Was tun, wenn die magischen Buchstaben keine Wirkung mehr haben, ihre Zauberkraft einfach verschwunden ist. Bei mir gab es zu jedem Ausbruch ein Wort, das mich anspornte, ablenkte, Energie übertrug. „Tabu“ - war das Motto der ersten Flucht, und „rauchFrei“ zog mich danach aus dem Sumpf. Bei der aktuellen Aktion fehlt mir der Leitfaden. Irgendetwas stimmt nicht, ich kann es fast riechen, aber es dringt nicht zu mir ein.
Heute ist mein erster Arbeitstag, also auch die erste Bewährungsprobe im Alltag. Die Trauer über das Ende der schönen freien Tage zieht mich mächtig runter. Ich könnte glatt eine rauchen.
Nur was würde das ändern, hätte ich dann ein besseres Gefühl? Ich habe keine Schmerzen. Ich brauche kein Schmerzmittel! Das Rauchen hält nichts auf, bringt nichts zurück, also wo ist der Sinn.
Tabu! Taaaabuuu! Ich bin „rauchFREI“!
Hey Anton,
vielen Dank für Deinen Besuch in meiner bescheidenen Hütte.
Ja, die Anfänge waren wirklich schwer und ich hatte echt Schiß, aber es ist zu schaffen.
Wie ich sehe, bist Du schon seit einer Woche auf der Flucht. Merkst Du schon, wie die Wächter immer langsamer und langsamer werden? Denen geht die Puste aus, das kann man von Dir nicht sagen. :-)
Mach' mal Pause, ich gebe einen Kaffee aus... So eine Flucht kann schließlich echt anstrengend sein.
Lieben Gruß
Nicole
Hallo Anton,
gratuliere, die erste Woche ist geschafft und nun kommt er daher.
Sei stark, sag Nein und schicke in die Wüste.
Liebe Grüße
Petra
Hallo Antonai,
habe mich sehr über Deinen Besuch und Deine Zeilen gefreut. Genau so, wie Du es schreibst, ist es. Ehe man sich versieht sitzt man wieder im Gefängnis oder mag sich glauben machen, man ist gewappnet und kann jederzeit einfach wieder aufhören. In der Tat so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht für mich.
Deine "Geschichte" ist so gut beschrieben und lenkt den Fokus sehr positiv. Ich wünsche Dir wenig bis keine Versuchungen und weiterhin einen Weg der persönlichen Freiheit.
Sei herzlich gegrüsst
Waika
Hallo Antonai
Du schreibst sehr unterhaltsam, ich gratuliere dir zum Ausstieg aus unnötiger Gefangenschaft, die Tür war immer offen, ohne das wir es bemerkten. Wie die blinden Hühner sind wir hin und hergelaufen und verpassten immer den Ausgang. Die Nikotinsucht ist der Grund warum man raucht, sonst gibts keinen. Warum esse ich nicht dauernd Erdbeeren, Karotten oder Pizza? Weil es nicht süchtig macht. Ich esse immer was Anderes und wenn es wochenlang keine Pizza gibt, flippe ich nicht aus.
Ich schreib das für mich auch, will niemand belehren, sondern unterstützen.... Zum Abschluss einen Lolli, weil mir der Trost schenkt, trotz meiner gescheiten Sprüche, ist es nicht immer einfach...
so, nun ist es soweit, da ist sie also, die erste handfeste Attacke. Der Urlaub ist zu Ende, und dieses blöde Gefühl macht sich breit. Festhalten! Anhalten!
Ja Anika Level II sozusagen, nur das es hier von einer Stufe zur nächsten immer leichter wird, sonst ist es ja meist umgekehrt, doch auf der Hut muss man immer sein, denn die Fallen stehen einfach überall.
Hallo ihr lieben Fluchthelfer,
ich wünsche euch einen Sonntag, an dessen Einzigartigkeit ihr euch noch sehr lange zurück erinnern werdet. Solch ein Tag war für mich auf jeden Fall der Ausbruch letzte Woche. Die Vorbereitung, das innere Einstellen der Gedankenwelt, die Aufmerksamkeit fokussieren, und dann genau im richtigen Moment der Sprung aus dem gitterlosen Fenster.
Zuerst wollte ich den Weg durchs Wasser nehmen, doch wie ich schon sagte, bin ich weniger der Typ für den Sprung ins kalte Element. Eine Fluchthelferin von hier gab mir dann ihr Hochseil. Plan „B“ sozusagen, gespannt von Alcatraz zum Festland, von Fels zu Fels. Mit der Höhe habe ich eigentlich noch mehr Probleme als mit dem Wasser, aber eine Seiltänzerin machte mir Mut, und so erlernte ich zaghaft, Schritt für Schritt, die innere und die äußere Balance zu halten.
Der schwierigste Akt, die kritischste Situation dabei, ist das freihändige auf einem Bein Stehen. Ohne Balancierstange wäre ich schon längst in die Tiefe gestürzt. Die Stange habe ich mir in meiner Zelle selbst zusammengebaut, sie besteht aus vernünftigen Argumenten, hässlichen Feindbildern und Mutmachparolen hier von euch. Mein Dank geht in die Runde.
Das ich meine Tochter im Frauentrakt zurücklassen musste, habe ich bereits geschildert, doch was ich noch nicht sagte ist, dass auch meine Partnerin dort sitzt. Keine Worte konnten sie bewegen, den Ausbruch mit mir zu wagen. Sie raucht eben gern, ja das kommt mir sehr bekannt vor. Hinter diesem Satz habe ich mich auch oft verschanzt, wenn ich wieder von einer Flucht eines Bekannten, oder Freundes gehört hatte. Es ist der Schutzsatz, der die Schizophrenie im eigenen Seelenleben überdecken soll. Er ist wichtig, damit man nicht ganz irre wird, wenn sich Wissen und Handeln so auseinandergelebt haben, dass es scheint, sie gehörten nicht zu einer Person.
Wenn ich drüben bin, werde ich versuchen, meinen Liebsten die Fluchtpläne zu schicken. Ich werde sie ihnen durch einen Ausdruckstanz vorführen. Vielleicht beginnt dann bei ihnen ein Umdenken einzusetzen, und dann kann ich ihnen Fluchthelfer sein.
So jetzt will ich die Sonne begrüßen gehen. Bis bald, und viel Freude mit der Gestaltung des freien Willens, Anton der Tänzer auf dem geliehenen Seil