Wiederholungstäter in Haft

Verfasst am: 14.05.2017, 19:21
Petrovic
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Hallo Anton,

ich wünsche dir viel Kraft für morgen. Halte durch, es wird von Tag zu Tag besser!

Liebe Grüße

Petra

Jedesmal ein stures NEIN zu

Verfasst am: 14.05.2017, 11:21
Antonai
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18+17 – Auf dem Balkon
9 – 10:56 Uhr
Ausgedehntes Frühstück. Schöne Stimmung, die Zigaretten haben diese weder verbessert, noch stark getrübt. Sie waren nicht notwendig, nicht für Körper, nicht für den Geist. Ein unsinniges Tun.

Alcatraz ist ein Geländer. Ich gehe hoch oben auf einem schmalen Grad von einem Gipfel zum nächsten. Die Tiefe rechts und links von mir zieht mich magisch an, mir ist schwindelig und jeder Schritt ist ein Kampf gegen die eigenen Ängste. Meine Bildersprache hält mich in Waage. Sie gibt mir Halt, wie ein Geländer. So funktioniert die Drei-Punkte- Regel des Kletterns. Zwei Hände und ein Fuß – zwei Füße und eine Hand – Schritt für Schritt. Die Gefahr ausblendend, überspielen mit Gedankenbildern die ablenken von der eigentlichen Absurdität.

Das Hilfsmittel geht aber nur über den halben Kamm, danach muß ich ohne Stütze weiter. Morgen werde ich den Punkt erreichen. Das Lösen der letzten Hand, und dann freier Stand. Ausbalancieren. Festigen. Dann das schwierigste: einen Fuß heben (das Gegenteil der Drei-Punkte-Regel), und ihn langsam vor den Körper bringen, um einen Schritt zu vollziehen. Laufen lernen. Die Tiefe ausblenden!!! Sie existiert nicht, spielt keine Rolle.

Verfasst am: 14.05.2017, 08:34
Antonai
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19- Auf dem Balkon
7:30 Uhr
Ist es eine Belohnung? Was habe ich getan, was eine solche rechtfertigt? Was bringt sie?
Der Sonntag liegt noch immer verschlafen in den Großstadtbetten. Nur das Orchester der Vögel dringt an meine Ohren. Ab und zu übertroffen nur, von vereinzelten Geräuschen, die zur Stadt gehören. Ein Auto, ein schreiendes Baby, wieder ein Auto, sonst nichts.
Die 19te ist so unnötig, wie die 20ste es vorhin war. Es verstärkt sich nichts, es ändert sich nichts, nur es bleibt ein angekratztes Selbst sitzen, und blickt fragend in sich.

Verfasst am: 14.05.2017, 08:19
Antonai
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20 - Die Rotbuche
5:50 Uhr
Ich sitze unter einem gewaltigen Baum. Der Stamm, nur zu zweit umfassbar, Die Äste wie urkräftige Muskeln ragen sieben Meter in die Wiese. Von weiten sieht sie aus wie eine gigantische Lunge. Nichts hat sie am freien Wachstum gehindert. Ein ruhiger Atem geht von ihr aus, der mich durchdringt. Ich lasse mich an ihrem Stamm nieder, die aufgehende Sonne blinzelt kristallen, durch die Blätter. Ich fühle Glück. Ich atme tief und ruhig. Jedes Blatt ein Lungenbläschen, weht mir Sauerstoff zu.
Ich nehme die 20. Zigarette aus der vollen Schachtel, und zünde sie an. Was gibt sie mir? Verstärkt sie mein Glücksgefühl, welches ich bereits ohne sie hatte? Brauche ich sie um diesen Moment inniger wahrzunehmen? Nichts ändert sich, außer das die klare Luft ein Aroma bekommt, das da nicht hingehört, ja sogar stört. Ich drücke sie aus, horche in mich hinein. Bin ich befriedigt, hat genau das zur Vervollkommnung des Augenblicks gefehlt? Die Antwort: Ehrlich, nein.

Als ich aufstehe, und den Stamm umlaufe, finde ich den Namen meiner Tochter in die Rinde geritzt. Gibt es solche Zufälle? Es gibt solche Zufälle! Sie treffen mich immer dann, wenn ich besonders achtsam durch die Zeit gehe. Es scheint manchmal wie ein Wunder, auf alle Fälle ist es wundervoll.

Ich lebe, und ich liebe es zu leben.

Verfasst am: 13.05.2017, 13:11
Newtommy
Newtommy
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Sehr faszinieren

Ich lese Deine Texte sehr gern. Ehrlich gesagt glaube ich würde es mir noch besser gefallen, wenn dann die Richtung endlich mal entscheidend eine Andere sein kann, sonst befürchte ich, verlässt mich die Spannung, hier weiter zu lesen. Aber das ist nur meine Sicht.

Ich hatte vor vielen Jahren einen ähnlichen ansatz wie Du, wenngleich ich nicht annährend so gut schreiben kann wie Du, hatte ich es ähnlich versucht umsetzen. ich bin damit kläglich gescheitert.

Mein jetziger Weg hiesse dann eher "Der letzte Tag von Alkatraz. Mein Gefängnis wurde einfach geschlossen. Keine Möglichkeit mir diesen Unsinn weiter vorstellen zu können, denn die haben das einfach zugemacht. Natürlich würde ich zahlreiche andere Zellen finden, in denen ich für Geld inhaftiert würde aber dieses Mal entschied ich mich komplett anders.

Noch geht das irgendwie. Ich fluche lieber wie erbämlich schwer das Alles ist und bedauere mich selber als mir mein Scheitern einzugestehen. Nö. Ein großer Plan ist nur dann ein guter, wenn er denn mal umgesetzt wird. Dafür braucht es nur Eines, einen starken Willen. Haha, ich habe gut reden, ich weiss..... Bin noch lange nicht da wo ich ansatzweise sagen könnte, alles super. nee, alles nicht super, aber mir egal. Mein Ding dass es sch.... ist aber das geht vorbei. Und auch wenn nicht egal, ich will das so.

Für mich geht das nur so.

Alles gute, ich drücke Dir die Daumen.

LG
Tom

Verfasst am: 13.05.2017, 11:54
Antonai
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Ich sitze in einer Sackgasse, die Mauern rechts, links, vorn, alle zu hoch. Ein Seil wäre gut, aber woher nehmen. Und da hör ich auch schon sich nähernde Schritte, das Gehechel ihrer Bluthunde.

Da hilft nur noch Diplomatie. Es ist noch nicht die ganze Meute, es sind nur zwei. Wenn ich die bestechen könnte, wäre ich einen Schritt weiter.
„Ich gebe euch das Versprechen, das ich wieder komme, aus freien Stücken, an dem Tag wenn das Erstgeborene meiner Tochter Schuleinführung hat. Ihr versprecht mir im Gegenzug, das bis dahin die Zellen saniert werden, das es mehr Möglichkeiten des Freigangs gibt – sagen wir täglich 24 Stunden, und das ihr alle negativen Substanzen ersatzlos aus den Zigaretten verbannt.“

So mal sehen ob sie den Deal mitmachen. Was sie nicht wissen, meine Tochter plant noch gar keine Kinder, das kann noch dauern. Da sähen wir uns also frühestens in 8 Jahren wieder, Zeit genug um unterzutauchen.

Zum Glück sind die beiden nicht besonders hell im Räucherstübchen, und nur gut das Günter nicht dabei ist. Also was ist?

Verfasst am: 13.05.2017, 10:15
Antonai
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Ach du Scheiße, was ist das denn. Ich bin kaum aus dem Fenster geklettert, da geht urplötzlich ein Geheul und Geschrei los. Hat mich etwa jemand verraten, war ich selbst zu unvorsichtig. Alle Alarmglocken läuten, ein Ohrenbetäubender Lärm rings um, und da hör ich auch schon Rufe: Ausbruch aus Zelle 7! Man der schon wieder, hat der noch gar nichts gelernt? Den kriegen wir doch sowieso wieder. Halt Freundchen stehen bleiben! Wo ist er denn jetzt? Günter lass die Hunde los, und die großen Greifvögel, der schafft's nicht bis zum Wasser runter, den haben wir gleich wieder.

Au man, das war knapp. Ich kauer hinter der ersten Mauer, es geht -grad nicht vor und nicht zurück.
Was nun? „Wohin soll ich mich hinwenden, in dieser schweren Zeit?“

Verfasst am: 13.05.2017, 09:34
AnikaB.
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Geh im Geiste nochmal alles durch! Wo haben sie dich die letzten Male wieder geschnappt? Da darfst du erstmal nicht lang! Hast du eigentlich einen Kompass oder sowas? Ein Ziel? Oder willst du einfach ins Unbekannte rennen? Ohne Plan und ohne Ziel? Soll ja auch funktionieren... aber ich glaub da kann man sich leichter verlaufen oder man tritt in eine Falle von DENEN... wo man dann ausharren muss bis sie seelenruhig kommen und dich wieder zurückbringen.
Die lauern bestimmt überall!
Lauf, Anton! ABER: So wie Oma schon immer sagte: Sprich nicht mit Fremden und geh auch nicht mit Ihnen mit!
FREIHEIT!!!
HURRA!

Verfasst am: 12.05.2017, 23:06
Antonai
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Alle Gitterstäbe sind gelöst. Ich verkitte sie provisorisch mit etwas Kippenschlamm aus meinem Glas, damit die Wärter nicht zu früh Lunte riechen, alle wichtigen Utensilien habe ich wasserdicht verpackt. Jetzt wird es Ernst. Ein kribbelndes Gefühl breitet sich aus, erfasst alle Organe, lässt die
Gedanken kaum noch klar bleiben. Da ist ein Wollen, wie kurz vor dem Start eines Hindernislaufs,
und gleich nach dem Start kommt die erste Hürde. Dann die Zweite, die Dritte. Es kommt darauf an gleich einen Rhythmus zu finden. Bin ich da einmal drin, läuft alles automatisch. Schritt – Schritt – Schritt- Schritt – Sprung – Schritt – Schritt – Schritt – Sprung – Schritt............. Ich gehe im Kopf den ersten Streckenabschnitt durch.

Bis zum Rand des Wassers hinunter. Und dann ins kalte Element. Wie mir jetzt schon davor graut.
Ja Anika der Countdown läuft. Aber immer wenn ich vom Meer her ein Lebenszeichen von dir erhalte, dann verschwindet eine kleine Angst in mir. Und ich werde leichter, weil wieder ein Stein gefallen ist. Und der Mut wird immer größer. Uff.

Genau Claudia, das wichtigste jetzt ist achtsam und wachsam zu sein. Keiner von den Morris – Knechten will mich hier freiwillig gehen lassen. Sie lauern. Ich lauer.
Und soll ich dir was sagen, meine Tochter kommt morgen zu Besuch. Soll ich sie allein rauchen lassen? Das geht doch nicht. Aber ihr Liebster raucht nicht, das kann helfen.

Danke allen für die Mutmachzeilen. Wenn ich dann genug Kraft geschöpft habe, nach der Flucht, dann gebe ich gern mit vollen Händen zurück. Tanja danke dir auch für das Equipment, vor allem die Sonne kann ich gut gebrauchen, die pflanze ich mir ins Herz, dann kann mir auch das kalte Wasser nichts.

Und Seiltänzerin, ich hoffe du kannst am Sonntag ganz entspannt Fotos schießen. Da ist dann das Seil schon gespannt, und du hast den ersten Schritt über den Abgrund gewagt. Denk dran unter dir ist ein Netz, geflochten aus ganz vielen Zeilen von allen hier.

Thomas du hast nur einen kurzen Vorsprung, dich hol ich ein. Auf jeden Fall wünsch ich dir auch viel Spaß beim Freiatmen.

Für heute erstmal Schluß, ich muss Kraft danken
Liebe Kampfesgrüße aus Zelle 7

Verfasst am: 12.05.2017, 22:22
AnikaB.
AnikaB.
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Wer braucht schon die Feierabendzigarette wenn er "Wiederholungstäter in Haft" lesen kann! So langsam werde ich auch zappelig! Bald gehts los! Dann heisst es für dich: Raus in die Freiheit!
Ich zähle den Countdown mit und werde dich kräftig anfeuern!

Liebe Grüße und DANKE!

Anika