Von der Problemhypnose in die Lösungstrance
Liebe Jutta,
bei uns in der Gegend gibt es keine Nichtraucherkurse.
Den Kursus meiner Krankenkasse, online, den die meine Krankenkasse empfiehlt und bezahlt, habe ich erfolglos mitgemacht, sogar mit Wiederholung.
Verhaltenstherapie mit hypnotherapeutischen Elementen funktioniert bei mir nicht.
Meine Probleme sind tieferliegend und dafür ist in so einem Kursus kein Platz.
In dem Forum, das zu dem Krankenkassenkursus gehört, wurde ich hinauskomplimentiert.
Also muss ein eigener Weg her.
Lutzi
Liebe Adriane,
seit Corona liebe ich Einkaufen. Für mich als Rentnerin und Witwe war es eine der wenigen verbliebenen Kontaktmöglichkeiten. Bei uns hier am Stadtrand trifft man da auch oft wen oder lernt wen kennen.
Nur um den Tabakverkauf mache ich einen Bogen, was Alkohol angeht auch und wer hier im Forum mit mir auf irgendetwas anstoßen wollen sollte, kann sich schon einmal auf die passende Antwort gefasst machen.
Lutzi
Tatsächlich hat die Praktikantin einfach mehr gefragt, wie ich es am Sonntag gemacht habe, aufzuhören und Montag dabei zu bleiben.
Das Wetter war einfach glatt und eiskalt und ich hatte nasse Haare und fror auf dem Balkon. Und gestern am Montag habe ich es einfach genossen gar nicht rauszumüssen.
Die Begleitung der Praktikantin heute beim Einkaufen gab auch viel Raum für Kommunikation.
Manchmal sind vielleicht die, die noch in der Ausbildung sind, sinnvoller, weil sie ihre Standardantworten noch nicht haben?
"Ich schaffe das", rauchfrei zu leben, meine Unabhängigkeit zu genießen und ich habe nicht vor, mir das noch mal durch unbedachtes Gerede madig machen zu lassen, sondern meinen Dickkopf umzuprogrammieren.
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Es gibt ja den Spruch "ein Laster muss man haben" und ich habe ernsthaft drüber nachgedacht, welche Sucht ich behalten will: es ist die Kommunikationssucht.
Wenn ich im realen Leben mit wem rede, vergesse ich oft, dass ich Raucherin bin. Mit Nichtrauchern sowieso.
Denn die Lippen sind dann in Bewegung und mein Geist beschäftigt mit dem Gespräch.
Aber was ich mir auch auf keinen Fall nehmen lassen würde ist der Gesang, das Tönen.
"Ich schaff das" unabhängig zu werden, suchtfrei zu werden. Dachte ich mir gestern und rauchte meine letzte Kippe.
Heute sagte meine Schwester wieder ihr Sprüchlein "dass sie mich auch als Raucherin mag, aber lieber als Nichtraucherin, da sie mich möglichst lange bei sich haben will". Für mich ist das demotivierend, da ich nicht vor habe, meiner Schwester zu Liebe uralt zu werden.
Und dann sagte meine Betreuerin wieder einmal "jede nicht gerauchte Zigarette ist eine gute Zigarette", was für mich rüberkommt als Aufforderung, Kippen kaufen zu gehen.
Ich hoffe, dass die Praktikantin morgen fitter ist.
Aber vielleicht kann man sich die Sprüche von Menschen, die nie ein ernsthaftes Suchtproblem gehabt haben, auch einfach schenken.
Liebe Lutzi,
mit diesem Empfinden bist du nicht allein. Schon der Volksmund kennt den Spruch: "Ratschläge sind auch Schläge" (etwa anderes sind konkrete Tipps, z. B. was kann ich bei Suchtdruck tun). Es gibt Selbsthilfegruppen, bei denen es ein Grundprinzip ist, dass man nur von sich redet und anderen keine Ratschläge gibt.
In diesem Sinne war es vielleicht wenig hilfreich, dass dir deine Suchtberaterin/Ärztin zum Rauchstopp geraten haben. Hätten sie dir gesagt, dass du das mit deinen Problemen nicht schaffst, hättest du es vielleicht als Challenge gesehen, ihnen das Gegenteil zu beweisen.
Allerdings haben Einzelkämpfer beim Thema "Rauchstopp" statistisch gesehen keine guten Erfolgsaussichten: Auf der Homepage einer Arztpraxis, die Nichtraucherkurse anbietet, las ich, dass nur 3 Prozent aller rauchenden Menschen, die alleine aufhören, so von der Sucht loskämen. Vielleicht schaust du einmal unter dem folgenden Link, ob es in deiner Nähe Angebote gibt, die du nutzen kannst:
http://www.anbieter-raucherberatung.de
Ich hoffe, du findest deinen ganz eigenen Weg zu einem Rauchstopp!
Viele Grüße
Jutta
Danke liebe Adriane,
heute ist für mich schon wieder Sonntag.
Ich habe noch Kippen übrig, die ich heute wegrauchen werde.
Danach will ich keine mehr kaufen, sondern es noch einmal mit den Nikotinlutschtabletten, die ich noch da habe versuchen.
Es hatte ja schon ein paar Mal damit geklappt, immer 1 mg zu lutschen, wenn ich Schmacht kriege.
Heute gibt es grünen Tee anstatt Kaffee.
Das mit der Umstellung auf vegan und Ausnahmen, wenn ich eingeladen bin oder mir mal nach Fisch ist, klappt auch.
Und ohne Alkohol kann ich auch.
Warum sollte es dann nicht klappen, auch das Rauchen dauerhaft sein zu lassen?
Ich fühle mich nur nicht wohl in den Monatszügen und bin auch ansonsten eher eine Einzelgängerin.
Lob und gut gemeinte Ratschläge gehen bei mir immer nach hinten los.
Und die gesamte Kommunikation hier im Forum ist mir einfach zu viel.
Bei Alkohol ist es für mich auch die beste Lösung beim Einkaufen ihn verachtend an ihm vorbeizurauschen und hochkonzentriert zu sein auf das, was ich kaufen will und auf andere Kunden und Verkäuferinnen zu achten. Bei uns geht es schon ziemlich eng zu. Die Gänge sind eng und das Soziale.
Und so stelle ich mir vor, an den Tabakkaufsmöglichkeiten verachtend vorbeizurauschen auf meinen Wegen und nie wieder bei Sturm und im Dunkeln plötzlich losrennen zu müssen, weil ich es doch nicht aushalte.
Lutzi