Rauchfrei - komme was wolle
Hi Julia,
ich glaube, es ist hilfreich, die Situation ein bisschen zu analysieren und die verschiedenen Gefühle differenziert zu betrachten, wie Du es ja schon tust.
Nur ein Gedanke noch dazu: ich hab mir auch schon tausendmal gewünscht, ich hätte einfach niemals mit diesem Schwachsinn begonnen. Aber es nutzt nunmal nichts, Du kannst Dein vierzehnjähriges Ich leider nicht mehr warnen.
Aber..... stell Dir mal vor, Du wärst jetzt auf der Stelle fünfundvierzig, hättest nie mit Rauchen aufgehört und wärst bei Dir selbst zu Besuch.
Was würde Dein fünfundvierzigjähriges Ich Dir heute sagen?
Hallo liebe Julia,
erstmal Glückwunsch dazu, dass du heute schon 58 Tage rauchfrei bist! Das ist wirklich eine super Leistung, wer könnte das besser beurteilen als die User hier im Forum! Und nein, du bist nicht bescheuert! Du bist ganz normal und erlebst den ganz normalen psychischen Entzug! Klar empfindet jeder den Entzug anders, aber in deiner so treffenden Beschreibung kann sich jeder mehr oder weniger wiederfinden!
Du machst das klasse, bleib dran, halte durch und nach und nach wird die Freude über das Nichtmehrraucherdasein größer sein als die Traurigkeit über den Verlust der verdammten Kippen! Das wird zwar noch ein bisschen dauern, aber es wird so werden.
Liebe Grüße Ela
Hallo Julia
Das ist gar nicht bescheuert. Oft ist es halt dieser Kampf, den du so treffend beschreibst.
Mir ging das sehr ähnlich und den meisten um mich herum, auch in den Zügen, die etwas weiter waren, ebenfalls.
Es wird wirklich leichter.
Bleib stur.
Liebe Grüße
Ulrike
Hey Schmetterling
Danke, für diese ehrlichen Worte.
Du hast recht, es ist besonders schlimm für dich und gleichzeitig ist es so für alle.
Es wird besonders schön für dich und gleichzeitig wird es besonders schön für Alle hier!
Herzlich Klaus
PS.
Das Suchtpotentiall ( nicht die Wirkung ) von Nikotin
wird oft mit dem von Heroin auf eine Stufe gestellt.
Tag 58
Die dumme Nikotinsucht. Eine Sucht, die ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünsche. Ich wünschte, ich könnte zurück zu meinem 14-jährigen Ich gehen und ihr sagen, dass sie bitte bitte aufhören soll, solange sie noch kann. Denn vielleicht wäre es damals leichter gewesen.
Denn was ist die Realität nach 10 Jahren für mich? Eine unheimlich anstrengende Erfahrung:
Erfahrung Part 1: Die Tsunami-Weinanfälle. In denen mir absolut klar ist, wie bescheuert das alles war und wie gerne ich doch einfach nie probiert hätte, damit es nie ein Thema gewesen wäre. Und trotzdem weint ein Teil von mir auch in diesen Zeiten den Zigaretten hinterher. Und ich komme mir bescheuert vor. Ich mag sie nicht mehr in meinem Leben haben. Und ich weiß, ich bin besser dran ohne sie. Ich tue das Richtige. Und trotzdem weine ich, weil irgendwie alles scheiße ist. Komplett seltsam oder nicht? Es fehlt mir ja eigentlich nichts. Denn hätte das Universum gewollt, dass wir alle rauchen, hätten wir einen Filter eingebaut. Haben wir aber nicht. Weil Rauchen unnötig ist. Und das weiß ich auch. Ich bin froh, das nicht mehr tun zu müssen. Und trotzdem weine ich.
Erfahrung Part 2: Wie gerne ich frei davon bin und mich freue, es nicht mehr tun zu müssen. Das ist der schöne Teil der Erfahrung. Der Teil, den ich unheimlich schätze und für den ich dankbar bin. Ich bin leider bis jetzt noch nicht so häufig an diese Erfahrung gekommen, aber wenn, habe ich mich dankbar und erfüllt gefühlt. Das Gefühl, wie, als würde mir warm ums Herz werden. Als wäre alles richtig und schön. Das Gefühl, dass alles gut wird. Das Gefühl, was wahrscheinlich langjährige Nichtmehrraucher:innen haben. Ist jetzt aber auch nur eine Vermutung, ich weiß das natürlich nicht. Aus den Erzählungen meiner Mutter vermute ich das aber, denn sie ist schon so lange NMR, dass es für sie einfach nur schön ist.
Erfahrung Part 3: Die bescheuerten Schmachtattacken. Die, in denen ich mich so fühle, als würde ich die Kontrolle über mich verlieren. Hatte ich bis jetzt zum Glück nicht oft, aber wenn, war es eine unheimlich anstrengende Erfahrung. Alles kribbelt, alles zieht und brennt. Und warum? Weil ich irgendwann mal anfangen habe mit dem Rauchen. Mit einer komplett entbehrlichen Geschichte. Und warum kribbelt alles? Damit ich wieder rauche. Aber ich rauche nicht. Ich stehe die Situation durch. Denn der einzige Weg zum Ziel ist dadurch.
Erfahrung Part 4: Die latente Dauerschmacht. Das ist oft meine Realität. Viele Gedanken, die sich oft um die Zigarette drehen. Keine besorgniserregenden Gedanken, die mich zur Tankstelle führen. Denn ich kann sie abwimmeln, etwas anderes machen oder ignorieren. Und doch sind sie da. Ich möchte sie einfach nicht mehr fühlen. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass sie einfach irgendwann nicht mehr da sind.
So ist der Rauchstopp für mich. Jeder Tag ist anders und doch gleich. Ich weiß, ich erlebe nichts anderes als die anderen tollen Menschen, die aufgehört haben. Und doch kommt es mir so vor, als würde es bei mir ganz besonders schlimm sein. Und wahrscheinlich geht es mir sogar noch gut. Ich werde ja nicht rückfällig. Obwohl ich manchmal mit mir hadere. Obwohl ich mir gerade häufig denke, wofür mache ich das eigentlich? Warum tue ich mir das an. Für die Hoffnung, dass alles gut wird. Aber oft ist gerade noch alles ziemlich doof.
Danke für jeden, der bis hierhin gelesen hat. Ich habe heute gar keine Frage in die Runde, es war mir einfach nur wichtig, mal meine Eindrücke zu teilen. Manchmal komme ich mir richtig dumm dafür vor, dass ich mir so schwer tue. Ich meine, es sind ja nur Zigaretten. Wie geht es wohl Menschen, die Heroin entziehen? Bestimmt sehr sehr viel schlimmer. Und ich heule hier rum, weil ich keine Zigaretten rauchen "darf". "Darf" in Anführungszeichen, weil ich ja genau weiß, dass ich logisch nicht mehr will und es für mich vor 58 Tagen entschieden habe. Aber trotzdem heule ich ihnen hinterher. Ich fühle mich bescheuert.
Hallo , zu deiner Frage wieviel meine Gedanken noch kreisen?
Wie gesagt sind es KEINE Schmachtattacken mehr. Die waren nämich in der Vergangeheit grausam .Es sind vermehrt Gedanken ans Rauchen in den letzten Wochen wieder vermehrt aufgetreten. Keine 24h am Tag , aber sicherlich die Hälfte davon und auch nicht alle 7 Tage in einer Woche , sondern eher meine 5 Arbeitstage. Ich denke,ich habe meinen Verlustschmerz noch nicht ganz überwunden und ist erneut aufgepoppt ( war im Urlaub und generell im Sommer schon besser) . Ich meide einige Orte wieder, an denen ich gerne geraucht habe, z.B: der Sonnenplatz meiner Zwischendurchzigaretten im Freien in der Arbeitszeit , oder am Heimweg von der Arbeit mit meinem Fahrrad den Wasserrastplatz in der Natur.
Du hast mich gefragt ob es mir besser geht? Ja, geht mir viel besser als noch in den ersten 3 Monaten. Aber es ist mir bewußt, dass es sicherlich noch dauern wird bei mir, bis ich wieder alles im Griff habe. Es verändert mich und sehe es als ein Chance für meinen Körper und eine Reise für meinen Geist, meine Selbstkontrolle und meinen Umgang mit meinen Gefühlen. Ich setze auch ein neues Bewusstsein von Wichtigkeit in meinem Leben...dazu gehören Zigaretten nicht mehr! Der Entschluß bleibt...komme was wolle!
Hallo Julia,
Ich habe mich in meiner Endlosschleife von Schmachtattacken viel zum Thema Rauchfreiheit eingelesen und im Internet, und in der Bücherei einiges gesucht und gefunden, das hat mir geholfen.
Ich kann dir von mir sagen, dass ich zur Zeit nur mehr ganz selten Schmachtattacken habe, aber täglich die Gedanken darum kreisen. Zur Zeit wieder sehr vermehrt und es nervt mich auch...aber oft kann ich daraus aussteigen wenn ich mir selbst sage, dass es nur Gedanken der psychischen Sucht sind.
Im Internet wird dir der Ausstieg vom Rauchen immer sehr gut und easy in kurzen Berichten verkauft . 4 Tage körperlichen Entzug und dann mit Willen und Disziplin , fertig. Ja kann auch so für manche sein , aber für viele ist es nicht so!!! Und wenn wir uns mehr damit ausseinandersetzen dann gibt es wahnsinnig viele verschiedene Erfahrungen mit der Sucht, die wir aufarbeiten müssen.
Mich nervt auch manchmal so vernünftig zu sein, da ich öfters gerne unvernünftig und wild in meinem Leben war und über die Jahre mich sehr gemäßigt habe. Und das Rauchen war halt noch ein guter Rest vom unvernüftig zu sein und gestern habe ich rauchende Menschen auf der Straße sogar dafür wieder ein bißchen beneidet aber gleichzeitig weiß ich doch, daß das Nichtmehrrauchen es das wahre richtige für mich ist. Aber das ist mein persönliches Ding , entschuldige wenn ich das in deinem Wohnzimmer gerade deponiere.
Auf alle Fälle finde ich , dass du das richtig machst, auch wenn es manchmal zum aus der Haut fahren nervt!!!!
Du und icke
Keine Ahnung wie oft das noch kommt.
Wenn's da ist dann eben bang bang
Hallo Ihr Lieben, die Ihr ja gerade wieder zwischen Aufopferung und Ermunterung schwankt.
Ich mische mich mal kurz ein, um Euch zu widersprechen. Die Schmachtattacken müssen nicht das ganze erste Jahr dauern. Bei mir wurden sie ab Tag 200 deutlich geringer in der Intensität - leicht auszuhalten und auch von der Häufigkeit vernachlässigbar.
Und in meinem Zug ging es vielen ähnlich.
In Richtung ein Jahr rauchfrei verschwanden sie nahezu völlig....trotzdem halte ich meine Motivation weiter aufrecht, da mir schon einmal diese Sorglosikeit zum Verhängnis wurde.
Zusammengefasst: Es wird schneller besser und die Kraft, die Ihr heute braucht, reicht in jedem fall für die sich abschwächenden Attacken.....so heftig bleibt es nicht.
Leider ist es trotzdem bei jedem unterschiedlich, da sich ja auch die Raucherkarrieren massiv unterscheiden.
Ein Jahr wirkt so unfassbar lang und ich verstehe, dass sich manche fragen mögen: Wie halte ich das nur aus?
Und daher mein Post: Bange machen gilt nicht
Das Worstcaseszenario ein Jahr Schmacht tritt meist nicht ein.
Liebe Grüße Christian
Diese Schmacht macht mich noch irre heute. Es nervt so sehr.
Ich hasse es abhängig zu sein! Diese dumme bescheuerte Sucht. Ich will frei sein und mein Leben genießen können. Ich will keinen inneren Drang nach Giftstängeln mehr verspüren. Diese dumme bescheuerte Sucht. Geh doch bitte endlich weg und lass mich einfach in Ruhe.
Ich werde nicht nachgeben. Punkt Aus Ende. Der einzige Weg für mich ist der Weg nach vorne. Und es gibt kein Zurück. Weil ich es so will. Und ich werde nicht nachgeben. Egal wie oft du in mir trotzig rumschreist und dich wie ein kleines Kind im Supermarkt auf den Boden wirfst. Ich gebe nicht nach. Ende