Rauchfrei - komme was wolle
Nachtrag
Was ich mir überhaupt nicht erklären kann:
Wir alle wissen, das Rauchen krank macht.
Und wir haben es trotzdem gemacht.
Hmm, das verstehe ich noch nicht wirklich.
Guten Morgen
Ein Versuch, das Problem etwas zu erklären
Ganz nüchtern betrachtet gibt es mindestens zwei wichtige Aspekte der Zigarette.
1.
Nikotin .... eine Droge! Die macht etwas mit uns. Es hat eine Wirkung. Es macht aber auch süchtig. Extrem süchtig. Sucht ist nicht einfach nur so ein Wort, sondern eine knallharte Tatsache!
2.
Zigaretten rauchen wird in unserer Gesellschaft mit Geschichten und Bildern besetzt. Freiheit, Individualität, etwas Besonderes sein, Genuss, emanzipiert, etc. Diese Bilder und Geschichten werden uns durch Kultur und Werbung herangetragen.
Jetzt kommen wir ins Spiel.
Wir finden in diesen Bildern irgendeinen Grund
mit der Tabak Raucherei zu beginnen.
Das Nikotin wirkt, wir haben unseren Kick
und werden dummerweise schnell süchtig davon.
Wir verbinden die Tatsache das wir rauchen, mit diesen Bildern.
Das bleibt dann nach dem körperlichen Entzug in uns erhalten.
Wir sehen uns nach diesen Bildern.
Wir glauben, das diese Bilder durch das Rauchen von Tabak Realität werden.
Das ist diese Sehnsucht, die du beschreibst.
Wäre da nicht das Krebs Risiko würde vermutlich niemand Anstoß nehmen.
Auf einer Flasche Wodka ist ja auch keine Fettleber abgedruckt.
Aber.....diese Bilder sind eben auch immer Illusionen
Übrigens hat Bolando recht, die erste Zigarette nach dem Rauchstopp hat absolut grauenhaft geschmeckt, die zweite dann schon wieder ganz o.k., und so weiter, und so fort...
Hallo Julia, warum sollte irgendjemand Dich für gestört halten?
Ich verstehe Dich sehr gut, und ich glaube, das romantisierende Verklären der Zigaretten gehört auch zum Entzug dazu und zwar umso mehr, je kopflastiger jemand ist- das ist zumindest mein Eindruck.
Ich habe bei meinem letzten Rauchstopp (2019-2021) immer wieder Raucher beneidet um diesen Genuß, um diese Lässigkeit, um dieses kleine Vergnügen, harmlos wie ein Gläschen Weißwein an einem schönen Sommerabend.
So hartnäckig war (ist) das Bild von dieser "Vergnügungszigarette" in meinem Kopf, dass ich praktisch in vollem Bewusstsein wieder angefangen habe, aber mit der Vorgabe: ich rauche nur Genusszigaretten, nicht täglich, nur wenn die Stimmung danach ist und ich in der lauwarmen Luft draussen sitzen kann. Das hat auch ein paar Wochen geklappt, aber dann nicht mehr, dann habe ich wieder täglich geraucht, und zwar unabhängig vom Wetter.
Ich war immer gut darin, meine Zigaretten zu rationieren. Aber wehe, man hätte mir meine Ration vorenthalten.
Verstehst Du, worauf ich hinauswill?
Zumindest bei mir ist es so: ich will diese angeblichen Genusszigaretten in lauwarmer Luft? Ich kann sie haben, aber die anderen Zigaretten, die mit Genuss rein gar nichts zu tun haben, die gehören dann zum Paket dazu, die muss ich mitnehmen, ob ich sie will oder nicht.
Ich glaube, bei echten Rauchern ist es wirklich so wie bei Alkoholikern.
Trinkst Du Alkohol?
Ich (nur wenn nicht-schwanger, natürlich) ganz gerne, ab und zu, vielleicht alle paar Wochen.
Gern ein Glas Weißwein im Sommer im Garten, gerne ab und zu ein Aperitivo mit Knabberzeug. Ein Glas, selten mal zwei.
Es gibt wochenlang nichts? Ist überhaupt kein Problem, und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich nicht alkoholabhängig bin.
Eine Alkoholikerin wird nie wieder das Vergnügen eines (!) Glases Weißweins oder zwei Hugo in lustiger Runde erleben. Das geht für sie einfach nicht.
Genauso wenig geht es bei mir, die ich leider Gottes nikotinabhängig bin, mit Zigaretten.
Ich werde nie wieder zum gelegentliche Genussraucher. Der Zug ist einfach abgefahren, wobei ich in meinem Leben - ehrlich gesagt- auch nur sehr wenige echte Gelegenheits/Genussraucher- kennengelernt habe, vielleicht zwei Menschen.
Die meisten sind Nichtraucher, die im Schwipps oder aus sonstigen Gründen meinen, sich eine Zigarette anzustecken, ekeln sich aber meist davor. Wie wir alle, am Anfang. Nur dass die schlau genug sind, es nicht wieder und wieder zu probieren, bis sie es mögen.
Das Jammern gehört in dieser Phase dazu, und wie Du in meinem Wohnzimmer siehst, mach ich das auch reichlich.
Also, jammern wir! Und schreiben hier fleissig weiter, bis das Handy glüht. Aber rauchfrei
Hallo Julia,
ich habe hier oft von Leuten gelesen die, nachdem sie nachgegeben hatten, die Zigarette nach zwei oder drei Zügen ausgedrückt haben, weil die fürchterlich schmeckte. Nun will ich nicht empfehlen diesen Test selbst zu machen, nur darauf hinweisen, was dich vermutlich erwarten würde.
Das selektive Gedächtnis merkt sich was besonders schlimm oder recht schön war. Das nur "ein klein bisschen schlimm" des Rauchens ist schnell vergessen. Ich denke deine schönen Momente mit Rauch wären auch ohne schön gewesen. Du duchschaust dies aber schon gut. Vertraue darauf, dass auch das Gefühl schwächer wird.
Viele Grüße
Tag 61
Ich schreibe heute etwas, für das ich mich sehr schäme.
Ich habe nicht wieder angefangen, keine Sorge. Aber jetzt kommts: Ich habe aktuell so eine Phase, da würde ich gerne wieder. Hilfe, wie dämlich das klingt.
Aus irgendeinem Grund romantisiere ich gerade alles zum Thema Zigaretten. Und wie ihr schon raushört, weiß ich, wie dumm das ist. Und doch vermisse ich das rauchen unglaublich. In meiner Erinnerung habe ich es gerne gemacht und es war schön. Ich komme mir sehr dumm vor, dass ich so empfinde. So weiß ich doch von den Krankheiten und allen schlechten Dingen, die einem das rauchen bietet. Ich weiß, dass der einzige Grund, warum mir das Rauchen in der Vergangenheit schön vorkam war, dass ich süchtig war. Das es eigentlich eklig schmeckt und furchtbar stinkt. Das es einen süchtig und ferngesteuert macht. Und trotzdem will ich rauchen. Mein Kopf redet mir ein, dass alles schön war, dass ich es gerne gemacht habe. Gerne rausgegangen bin. Abends gerne draußen gesessen habe und geraucht habe. Das es schön war. Und ich weiß, es stimmt nicht. Und trotzdem will ich rauchen.
Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich das hier überhaupt schreibe. Ich lese halt oft im Forum darüber, dass alle sehr froh sind, fertig mit dem Thema zu sein. Und ich verstehe das absolut. Den Nichtrauchen bringt nur Vorteile. Rauchen ist die Belastung. Ich verstehe mich selber nicht.
Habt ihr vielleicht eine Idee, wie ich meinem Kopf dabei helfen kann, zu erkennen, dass Rauchen eine Fata Morgana ist? Weil ich nicht mehr rauchen will. Ich will nicht mehr stinken und ein unnötiges Krebsrisiko haben. Ich möchte Nichtmehrraucherin sein. Ich hoffe, ihr haltet mich jetzt nicht für komplett gestört.
Hallo an alle,
ich danke euch sehr für eure Nachrichten! Sie haben mich gestern und heute wirklich ein bisschen hochgezogen und aufgeheitert.
Ich bin immer noch am kämpfen, aber jetzt ein bisschen positiver gestimmt und das ist schön. Und natürlich bleibe ich rauchfrei - komme was wolle
Hallo Julia,
ich hoffe, dass es dir schon etwas besser geht, nachdem du deine Gedanken hier geschrieben hast.
„ … wie bescheuert das alles war und wie gerne ich doch einfach nie probiert hätte, damit es nie ein Thema gewesen wäre“
Da stimme ich dir zu – auch ich war in diesen Jahren so bescheuert und auch ich habe es bereut. Das darf jedem klar sein. Aber unsere Vergangenheit können wir nicht verbessern, nur unsere Zukunft. Den Ärger über Vergangenes in Energie, um es künftig besser zu machen, umzuwandeln wäre gut.
Der Weg zur NMR fällt dir besonders schwer, weil du das so fühlst. Die eigenen Gefühle zu steuern ist sehr schwer. Vielleicht kann man durch Selbstsuggestion (positiv Denken) kleine Änderungen erreichen. Und man kann über Selbstbeherrschung Anderen gegenüber manches verbergen. Aber im Wesentlichen müssen wir mit ihnen klarkommen. Niemand ist dumm, wenn ihm dies schwerfällt.
Die Verbesserungen kommen schleichend und mit der Zeit. Nicht so, dass nach Tag X die Gedanken einfach weg wären. Sie werden nach und nach schwächer, weniger. Nimm sie nicht mehr als Bedrohung wahr, sondern eher wie „der Hund des Nachbarn kläfft wieder wie bescheuert – nun ja, er hört wieder auf, wenn der Briefträger weg ist“
Du bist auf einem guten Weg und du wirst es schaffen.
Viele Grüße
Hallo Julia, danke für deine glücklich Wünsche auf meiner Insel, hat richtig gut getan, mal kurz sich in den Wellen treiben zu lassen und mit dir dann ein Bierchen trinken.
Liebe Julia,
lass Dich umarmen, kleiner Schmetterling! Ganze 58 lange Tage hast Du schon ohne dieses stinkende Teufelszeug geschafft. Das muss Dir erst einmal jemand nachmachen. Sei stolz auf Dich, auch wenn es manchmal schwer fallen mag.
Ich kann Dir sagen, es wird besser werden. So 2 bis 3 Wochen musst Du diese Achterbahn mit Depriphasen und Schmachtanfällen noch durchhalten, dann ist das ärgste geschafft. Dann legt sich die Dauerschmacht und Du musst nicht mehr permanent an Kippen denken. Das Kuriose war, ich hatte in dieser Zeit Tag 50-70 das Bedürfnis irgendwo passiv mitrauchen zu wollen. Hat sich aber nun wieder gelegt. Es wird besser werden, auch für Dich - da darfst Du mir ruhig glauben.
Ich wünsche Dir viel Kraft, um durch diese schwierige Phase - die absolut normal ist - zu kommen und nicht zu stolpern.
Ciao, Frank