Rauchfrei - komme was wolle

Verfasst am: 12.10.2023, 15:05
schmetterling_23
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Tag 47

Energieraubende Endloschleife - das ist der Titel des Wohnzimmers von TrompetenkäferFrida und ich fühle diesen Begriff zu 100 % aktuell.

Ich bin mal wieder in meinem Lieblingskreisel angekommen. Das „Lieblings“ ist hier natürlich ironisch gemeint.

Mein lieber Quälgeist die Sucht, von mir auch liebevoll „Nervi“ genannt, nervt mal wieder ganz schön. Ähnlich wie Paul 2.1 es mal geschrieben hat, stelle auch ich mir die Sucht nicht als Dämonen/Teufel vor, sondern als trotziges Kind, das schreit und quengelt und nunmal rauchen will.

Sie kommt mir mit Argumenten wie „Ja, als Raucher ging es dir besser“, „Du warst viel besser drauf“, „Rauchen schmeckt so toll“. „Das war so ein einfaches Leben als Raucher, du hast dir keine Sorgen übers Rauchen gemacht und überhaupt denkst du ja als NMR viel öfter ans Rauchen als vorher“. Und das klingt alles wie Gedanken, die ich ja eigentlich nach 47 Tagen gut handeln müsste. Aber aktuell kann ich es mal wieder weniger. Sie sind unheimlich präsent und stören mich. Ich bin Nichtmehrraucherin. Punkt aus Ende. Ich rauche nicht mehr. Ich habe am 26.08. entschieden, ich will das nicht mehr. Und ich hatte/habe meine Gründe dafür. Ich will nicht rauchen. Ich möchte mein Leben leben, und das rauchfrei. Es ist nicht so leicht wie noch vor ein paar Monaten. Das stimmt.

Aber Nervi: Da hat die Zigarette ganz andere Probleme gemacht. Ein dauerhaftes Gesundheitsrisiko zum Beispiel. Ein stinkendes unangenehm Gefühl wenn ich unter Nichtrauchern war. Ein Gefühl der Überforderung, weil ich mir Tag für Tag ein Nervengift in den Körper blase. Eine unfreiwillige Schönheitsreduktion in Form von Falten und fahler Haut. Und sie hat auch meine Gedanken diktiert. Manchmal hab ich es nur besser hinbekommen, dieses Risiko und diese Gedanken zu verdrängen. Weil es war immer da.

Und jetzt habe ich den Vorteil auf meiner Seite: Ich rauche nicht mehr. Die Gedanken aus dem oberen Teil (die von Nervi) sind zwar störend, aber perspektivisch gesehen änderbar. Es wird mir irgendwann leicht fallen als NMR. Ich „muss“ einfach dran bleiben. So blöd es manchmal ist. Es wird mir leicht fallen. Ich glaube mir selber. Ich rauche nicht mehr und mit jedem Tag als NMR zeige ich dir Nervi und mir selbst, warum es schön ist nicht mehr zu rauchen. Und irgendwann wirst du Nervi mir folgen. Ich weiß es.

In diesem Sinne: Wenn jemand noch Argumente für Nervi hat, die sie davon überzeugen, dass es schön ist, ein NMR zu sein, freue ich mich auf eure Kommentare. Ich bin Nichtmehrraucherin und ich will jeden Tag stärker werden in meiner neuen Situation. Ich möchte, dass es Tag für Tag mehr selbstverständlich wird. Und gerade ist das sehr schwer und es wäre schön, wenn ich Unterstützung bekommen könnte

Verfasst am: 05.10.2023, 09:31
rauchfrei-lotse-klaus
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Hi, ich lese gerne deine Texte
Herzliche Grüße Klaus

Verfasst am: 05.10.2023, 09:13
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Tag 40

Und nun steht schon die 4 vorne. Ich freue mich. Manchmal fühlt es sich so an, als hätte ich erst gestern aufgehört zu rauchen. Und manchmal, als hätte ich schon wochenlang nicht geraucht.

Die Schmachtattacken lassen nach bzw. verändern sich in ihrer Intensität. Sie sind unangenehm, aber aushaltbar. In den letzten Tagen war keine Situation, die wirklich brenzlig war. Ich bleibe aber auf der Hut.

Die Leere ist doch immernoch ein großes Thema für mich. Es gibt noch ein paar Situationen, wo sie sehr präsent ist, wie etwa:

1) Beim aufstehen morgens
2) In den Pausen (ob Arbeit, Uni, am Bahnhof etc.)
3) Nach dem Essen (besonders im Restaurant. Zuhause gewöhne ich mich langsam daran)
4) Nach getaner Arbeit

Das sind immernoch große Baustellen für mich. Ich bin aber zuversichtlich, dass sie nach und nach weggehen werden. Denn das einzige, was ich dafür tun "muss", ist rauchfrei zu bleiben. Und das schaffe ich schon. Ich nehme diese Situationen gerne einfach Tag für Tag. Klar plane ich in die Zukunft (bei 100 Tagen gönne ich mir eine Zahnreinigung), aber in Momenten wie oben genannt freue ich mich doch, wenn die Situation einfach vorbei ist.

In diesem Sinne: Auf zur Blümchenwiese!

Verfasst am: 03.10.2023, 12:46
schmetterling_23
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Tag 38

„Warum hast du aufgehört?“

Diese Frage habe ich jetzt schon öfter gestellt bekommen und irgendwie habe ich das Gefühl, meine Antwort ändert sich wochenweise. Oder wird sie tiefgehender? Ich weiß es nicht. Für alle, die manchmal zweifeln, warum sie das mit dem Rauchen aufhören tun (inkl. auch mir noch in manchen Momenten), möchte ich heute mal meine Perspektive teilen:

Rauchen verändert das Empfinden von Glück. Es zerstört es sogar, würde ich sagen.

Die ersten Zigaretten erzeugen einen Rausch im Kopf - weil Nikotin ja eine Droge ist und künstlich Glücksgefühle in Form von Dopamin im Gehirn auslöst. Man raucht weiter, weil man diesen Rausch und dieses künstliche Glück immer wieder fühlen will. Irgendwann verfliegt dieser Rausch aber. Denn der Kopf hat sich an das Glücksgefühl gewöhnt. Er bildet nun noch mehr Rezeptoren im Gehirn, damit das Glück vermeitlich größer und wieder spürbar wird. Aber das ist nicht möglich. Eigentlich raucht man nur, damit man sich nicht elend fühlt.

Die Zigarette nach dem Essen z. B. fühlt sich nur so gut an, weil dem Kopf die Glücksgefühle eines schönen Essens nicht reichen. Er braucht die Extra Glücksgefühle.

Und je länger man raucht, desto mehr will der Kopf. Das Loch wird also immer größer. Irgendwann reicht eine Zigarette nicht mehr. Es müssen zwei nacheinander sein. Irgendwann drei nacheinander. Damit man glücklich ist.

Wenn man dann aufhört steht man vor einem Loch, das zu Anfang erstmal gefühlt werden muss. Und mit jedem Tag als NMR wird das Loch kleiner. Der Kopf versteht, dass er diese künstlichen Glücksgefühle nicht braucht. Das ein schönes Essen reicht.

Und ich finde dafür lohnt es sich, jeden Tag zu vollstreiten (auch die schweren). Dafür, dass man sich selber die Chance gibt, natürlich glücklich zu sein. Das ein Spaziergang allein reicht, um einem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das man kein Nervengift mehr dafür braucht. Das ist der Grund, warum ich nicht mehr rauche. Weil ich natürlich glücklich sein will.

Verfasst am: 01.10.2023, 23:39
Frank_K
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Servus, Julia,

klasse - Dein Tagebuch!

Wahrscheinlich wird es auch in den nächsten Tagen bei Dir noch drunter und drüber gehen. Lt. Suchtkurve bist Du grad im "Depri-Loch". Aber auch das hat ein Ende so ab der 10. Woche. Drücke Dir ganz fest beide Daumen, dass Du gut durchkommst.

Ciao, Frank

Verfasst am: 01.10.2023, 21:09
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Verfasst am: 01.10.2023, 17:06
schmetterling_23
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Tag 36

Heute ist einer dieser Tage, die ich nicht gerne mag als NMR. Ich nehme diesen Beitrag jetzt mal als kleines Tagebuch:

Ich fühle mich einfach komisch. Es stimmt wirklich, dass der Entzug in Wellen kommt und gerade ist wieder so eine Welle nach unten. Sie ist viel weniger schlimm, als das letzte Mal und das ist schön. Ich bin glücklich darüber. Aber ich habe trotzdem wieder das Gefühl „mir fehlt etwas“. Es ist normal und ich weiß, es wird weggehen. Ich habe Vertrauen in das, was ich in der Vergangenheit erlebt habe und auch hier im Forum lese. Und doch frustriert es mich. Ich wäre gerne weiter auf meiner Reise. Ich fühle mich gerade nicht wohl. Weder bin ich Teil der Raucher, noch bin ich Teil der Nichtraucher. Das werde ich sowieso nie richtig sein. Ich bin Nichtmehrraucherin. Aber ich würde mir trotzdem wünschen, ich wäre nicht so zerrissen. Ich möchte Nichtraucherin sein bzw mich dieser Gruppe zugehörig fühlen. Aber gerade ist es noch nicht so und das ist komisch. Ich bin nicht neidisch auf Raucher. Ich will nicht zurück. Aber ich habe Angst vor dem Weg nach vorne. Und ich werde noch lange brauchen, bis ich mich als Nichtmehrraucherin wohl fühle. Gerade fühle ich mich aber einfach unwohl. Und das ist so schwer. Ich mag diese Leere in mir einfach nicht. Die Vorstellung, dass mir nichts mehr fehlen wird und das ich nicht mehr ans Rauchen denken werde ist so seltsam. Ich wünsche es mir so sehr und ich weiß, es wird kommen, aber gerade ist es nicht da und das ist blöd

Verfasst am: 25.09.2023, 13:24
SternchenSpeedy
SternchenSpeedy
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Hallo Schmetterling,

ich zitiere dich mal: Das vermeitliche Verlustgefühl ist zwar gestillt, aber das ist ja gar nicht real. Nichtraucher haben so ein Gefühl gar nicht. Nur ich habe das, weil ich aufgehört habe und die Sucht mir einzureden versucht, dass es sonst nicht weg geht.

Bullshit - - wir alle haben uns so gefühlt; und immer mal wieder ist das so...wir sind keine Nichtraucher wir sind Nichtmehrraucher, das ist eine Riesenunterschied.

Wir alle sind hier, weil wir mit unserer Sucht zu kämpfen haben! Hier bekommst du immer Hilfe und Tipps - dafür ist, nach meinem Verständnis, das Forum da...also kotz dich aus, schrei und brüll rum, stampf mit den Füßen auf....aber lass die Zigis weg.

30 Tage - das ist schon ein ganzer Monat - das ist doch verrückt - noch vor ein paar Wochen hätte auch ich nicht gedacht das auszuhalten. Aber siehe da: geht doch..

Bleib stur und stark....und stolz auf dich - ich bin es nämlich auch.

Hast du dich schon belohnt für 30 Tage rauchfrei? Feiere dich selbst - vielleicht mit einem leckeren Eis?

Gruß, Sternchen Eva

Verfasst am: 25.09.2023, 10:16
schmetterling_23
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Danke Paul! Dein Text hat mich sehr bewegt und gibt mir irgendwie Hoffnung.

Ich halte weiter durch. Irgendwann werde ich verstehen warum.

Verfasst am: 25.09.2023, 10:10
Unbekannt
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