Ehrenamt mit Herz: Neue rauchfrei-Lotsinnen und Lotsen gesucht
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Das rauchfrei-Lotsinnen und Lotsen-Team startet in eine weitere Runde. Ab April 2025 nehmen wir wieder neue Mentorinnen und Mentoren in das Programm auf. Haben Sie Interesse an einer Tätigkeit als rauchfrei-Lotsin bzw.
rauchfrei-Lotse? Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung.
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Die Bewerbungszeit endet am 16. Februar 2025
Rauchen und Depression
Lieber Paul!
Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich habe ihn sehr gerne gelesen.
Irgendwie triffst du den Nagel immer auf den Kopf.
By the way, Gratulation zu 1888 rauchfreien Tagen.
Gruß, Stine
gerne möchte ich von meiner Erfahrung sprechen, ich bin 56 Jahre, habe mit 18 Jahren angefangen zu rauchen und vor fünf Jahren, erfolgreich mit Hilfe des Forums und der fantastischen Unterstützung der Teilnehmer:innen, meinen Rauchstopp begonnen und bis heute durchgehalten.
Seit Jahren hatte ich lange Phasen der Depression z.T. mit Medikamenten und Therapie, zwischenzeitlich kam Alkohol in immer größeren Mengen hinzu. Zwei Jahre vor meinem Rauchstopp war mir klar, ich muss meine Sucht in den Griff bekommen, sonst werde ich irgendwann alles verlieren. Die Erkenntnis, dass ich keine Kontrolle über mein Trinken und mein Rauchen habe erschreckte mich zutiefst. Ich entschied mich, zunächst den Alkoholentzug anzugehen, der erschien mir damals schwieriger und wichtiger, darüber möchte ich aber nicht schreiben, aber ich habe mich geirrt.
Zwei Jahre danach schaffte ich es endlich, das Rauchen aufzuhören. Dieser Entzug hat mich mehr Kraft, Zeit und Disziplin gekostet als ich vermutet hatte.
Während der Alkohol jeden Abend beendete und somit eher eine Angelegenheit im Privaten gewesen ist, hat mich das Nikotin durch den Tag begleitet. Rauchen ist die alltagstaugliche Sucht, gesellschaftlich anerkannt, überall gibt es Raucherpausen aber keine Trinkerpausen. "Ich geh mal eine Rauchen" ist im Job akzeptiert, "Ich geh mal einen Schnaps trinken" ruft sofort den Suchtbeauftragten auf den Plan.
Meiner Meinung nach sind Alkohol und Nikotin Stoffe, die eine Depression aufrecht erhalten, es sind Depressiva.
Der Tagesverlauf einer Sucht besteht aus dem an- und abfluten der Droge im Gehirn und den entsprechenden Gefühlsschwankungen. Wenn ich die Droge konsumiere, befriedigt sie ein Gefühl des Mangels und schafft mir Erleichterung der Symptome. Bin ich eine zeitlang (Minuten oder Stunden) abstinent, fällt der Nikotinspiegel ab und es verstärken sich die Symptome der Sucht wie z.B. Unruhe, Konzentrationsschwäche, Gereiztheit, ... und vor allem dem Gefühl der Leere im Gehirn, was für sehr viele fast unerträglich zu sein scheint.
Ich glaube es war Joel Spitzer, der in seinem Buch "nie wieder einen einzigen Zug" sagte:
"ein Raucher raucht nicht, weil er gerne raucht sondern weil er es nicht aushält nicht zu rauchen"
Seit ich nicht mehr rauche und trinke habe ich nicht mehr die Stimulation meines Gehirns durch eine Droge, (das mögen einige vermissen) aber vor allem habe ich nicht mehr das Gefühl des abfallenden Nikotinspiegels, mit all seinen negativen Begleiterscheinungen. Ich habe mich von meinem Suchtverhalten distanziert, sich daran zu gewöhnen war eines der schwierigsten aber lohnenswertesten Projekte meines Lebens.
Wenn das Rauchen uns Erleichterung verschafft, dann nur eine Erleichterung von Problemen, die wir ohne unsere Nikotinsucht gar nicht hätten. Es handelt sich also um die Behandlung der Sucht und nicht der Depession.
Seit meinem Rauchstopp hatte ich keine behandlungsbedürftige Depression mehr. Nicht nur die suchtbedingten Stimmungsschwankungen sind dadurch verschwunden, vor allem bestärkt es mein Vertrauen in meine Fähigkeiten ohne Drogen leben zu können.
"Die beste Droge ist ein klarer Kopf"
das soll Harald Juhnke mal gesagt haben.
Ich wünsche Euch allen viel "ich will ... " und "ich kann ..."
alles liebe von Paul
Hallo Paul,
vielen Dank für deinen Beitrag. Ich habe vor drei Wochen meinen ersten Rauchstopp gestartet und versuche mich seither mit dem Thema dieser Sucht und dem „Warum“ zu befassen, damit ich zu 100% Rauchfrei bleibe und auch bleiben will. Dein Beitrag hat mir hierbei sehr geholfen und umso länger ich über den Beitrag nachdenke, desto mehr Menschen fallen mir erschreckender Weise in meinem Umfeld ein, die Hilfe benötigen was Alkohol und Nikotin angehen.
Toller Beitrag, lieber Paul, und schön, mal wieder von dir zu lesen. Weiter so
Ich stieß beim Scrollen durch den Februarzug 23 auf folgenden Beitrag:
"Moin,
eure antworten habe ich gelesen und es scheint ja weitestgehend normal zu sein, auch nach mehreren Monaten noch Attacken zu haben.
Bei mir ist das jetzt leider ein Dauerzuststand, wobei ich heute das Gefühl habe, es nimmt etwas ab.
Ich muss dazusagen, dass ich wiederkehrend unter mittelgradiger Depression leide. Wer mal an einer Psychoklinik vorbeifährt wird feststellen, dass die Anzahl an Rauchern vorm Gebäude ungefähr genau so hoch ist wie in einer Lungenklinik ...
Was ich damit sagen will; Zigaretten bzw. Nikotin mögen der Teufel in Person sein, stinken, krank machen usw. Aber unbestritten fühlt man sich beim Rauchen kurzfristig gut. Es würden nicht 1 Milliarde Menschen rauchen wenn es nicht zumindest ein bisschen Spaß machen würde. Und wer eine depressive Phase hat, ist für diese 5 Minuten wo das Dopamin reinflasht einfach dankbar. Fast alle Menschen mit Depressionen rauchen, vor allem diejenigen die nicht therapiert werden rauchen Kette."
Der antidepressive Effekt des Rauchens ist besonders am Anfang spürbar, dann tritt schnell eine Gewöhnung ein. Man muss immer mehr rauchen, um diesen Effekt zu spüren, das ist der Teufelskreis.
Wenn man es schafft, mit dem Rauchen aufzuhören, kann man stolz auf sich sein und wenn man stolz auf sich ist, fühlt man sich normalerweise besser. Auch das bereits erwähnte Gefühl der Selbstwirksamkeit kann eine Rolle spielen.
Auf der anderen Seite wird man nicht klären können, was Ursache und Wirkung ist. Eine ähnliche Diskussion gibt es bei Vitamin D: Viele Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, haben einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel. Aber ist dieser niedrige Spiegel eine Folge der Erkrankung oder eine Ursache? Diese Frage ist bis heute nicht geklärt.
Vor einigen Jahren hat man eine Studie mit depressiven Nichtrauchern gemacht, ein Teil bekam Nikotinpflaster geklebt, ein Teil bekam ein Placebo geklebt. Nach einigen Tagen berichteten die mit den richtigen Pflastern, dass sich ihre Depressionen signifikant gebessert hätten, bei denen, die ein Placebo bekamen, trat keine Besserung ein. Resümee der Ärzte damals: Nikotin kann offenbar eine antidepressive Wirkung haben. Könnte man es synthetisch ohne die bekannten Nachteile herstellen, könnte man es vielleicht als Antidepressivum einsetzen.
Hi Seni
Danke für diesen Beitrag. Du beschreibst sehr klar den Weg aus der Sucht und den Gewinn, den wir daraus bekommen können.
Vor allem die Überwindung der Opfer Haltung ist eine ganz wichtige Erfahrung.
Danke dafür
Servus, zusammen,
habe auch davon gelesen, dass ein Rauchstopp in einer Depression diese eher verschärfen kann, weil ja der ganze Belohnungsapparat in der Psyche aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Und das hierbei im Kopf vieles umgekrempelt wird (mit depressionsartigen Schüben und anderen psychischen Nebenwirkungen), mag ich aus eigener Erfahrung bestätigen, auch wenn ich selber nicht wissentlich an einer Depression leide.
Wenn ein Rauchstopp bei Depressionen versucht werden soll (was für den Körper an sich ja Sinn macht), dann besser vielleicht in den "Hochphasen". Anderenfalls sehe auch ich die Gefahr für den Patienten in ein sehr sehr tiefes schwarzes Loch zu fallen ...
Ciao, Frank