Nach 40 Jahren endlich Schluss
Liebe Marion,
Tag 28? Das heiße ja, die Vier-Wochen-Marke ist geknackt. Hut ab sage ich da! Sag mal habt Ihr hierfür, oder für den ersten vollen Monat oder 30 Tage eine Belohnung anvisiert? Ich weiß ich frage sowas öfters, aber ich finde das wichtig, daß man auch äußerlich manifestiert, daß bei der Arbeit, die man mit dem Rauchausstieg manchmal eben hat, auch was für einen selbst herausspringt.
Indes tut es mir sehr leid, daß Ihr noch mit solchen Entwöhnungserscheinungen zu tun habt. Über die Mitinsbootnahme des Arztes haben wir ja schon mal gesprochen, Du kennst meine Anregungen diesbezüglich ja... Auch möchte ich die Überlegung in den Ring werfen, daß es für den Blutdruck Deines Mannes vielleicht ja auch noch einen anderen Grund geben könnte als den Rauchstopp. Doch wie auch früher schon gesagt, ich bin kein Mediziner, kann und möchte nicht diagnostizieren. Das könnte allein der Doc. So oder so, ich wünsche weiterhin alles Gute!
Für den Schwindel und den Kreislauf möchte ich Dir weiterhin ans Herz legen, ausreichend Wasser zu trinken, Saftschorle und weiterhin viel frische Luft zu genießen. Gerne auch mal ein Stückchen Traubenzucker.
Immerhin freue ich mich, daß die Schmacht schon mal etwas nachläßt. Bitte konserviere Dir diese Erfahrung gut! Falls nochmals Schmachtwellen über Dich hinwegrollen (das muß ja nicht sein, aber vorsorglich), kannst Du Dir mit dieser Erfahrung nämlich sicher sein: Es vergeht auch wieder und ich schaffe das. Es schaut wirklich gut aus!
Deine Freundin hat es vorgemacht: für den Rauchausstieg ist es nie zu spät. Er ist in jedem Alter sinnvoll und machbar. Ich ziehe auch vor ihr meinen Hut und gratuliere!
Ich wünsche Dir und Deinem Mann weiterhin alles Gute auf Eurem Erfolgsweg! Laßt gerne wieder von Euch hören, wie es so läuft, ich habe mich sehr gefreut, von Dir zu lesen. Bis dahin grüßt ganz herzlich
Lydia
Hallo Lydia,
Tag 28 ist geschafft aber wir haben immer noch mit den körperlichen Entzugserscheinungen zu kämpfen.
Der Blutdruck meines Mannes ist teilweise mit 100/60 ziemlich gewöhnungsbedürftig, vor allen Dingen weil er mit ständigen Kopfschmerzen verbunden ist. Bei mir ist es der Schwindel, der mir sehr zu schaffen macht.
Wir warten beide noch auf den großen Aha-Effekt. Nein Moment, das wäre jetzt unfair, der Schmacht hat merklich nachgelassen. Den Rest werden wir auch noch hinkriegen.
Gestern haben wir außerdem erfahren , dass eine gute Freundin letztes Jahr mit Mitte 60 den Ausstieg in Angriff genommen hat. Sie ist heute seit 1 Jahr rauchfrei.
Vielen Dank für dein Interesse an uns und einen schönen Tag.
Marion
Guten Tag Marion,
ich möchte mich doch gerade kurz nach Dir umsehen. Bist Du noch mit uns, geht es Dir gut? Wie läuft es in Rauchfreiheit, kann ich, können wir noch irgendwas dazutun? Schau doch mal wieder rein, wenn Du Zeit und Lust hast. Bis dahin grüßt
Lydia
Hallo Marion,
es könnte auch sein, daß Dich einfach so eine typische Entzugswelle erwischt hat. Diese Entwöhnung verläuft gewöhnlich wellenförmig, mal brandet sie hoch und dröhnt im Kopf, dann flacht sie wieder ab und wird kleinlauter... Dieses Hochschlagen ist nicht ungewöhnlich. Nervig ja, das verstehe ich - aber nicht untypisch. Und ja, es kann auch mal kommen, wenn eigentlich überhaupt kein Anlaß dafür vorliegt.
Aber schau mal - Du hast es überwunden! Du kannst das! Mit oder ohne Unterstützung, Du hast das gemacht. Kann ich nur sagen Bravo Marion.
Ich gönne es Deinem Mann, daß er nichts hatte und gut durch den Entzug kommt. Es gibt diese Entwöhnungen halt nun mal leider in allen Härtegraden (hatten wir ja schon mal...). Jeder erlebt seine eigene.
Was zählt ist das Ergebnis - und da schaut´s doch Stand heute gut aus, findest Du nicht? Wünsche Dir zunächst ein paar lockerere Tage. Herzliche Grüße,
Lydia
Wir haben 16 Tage hinter uns und der gestrige Tag war für mich ziemlich bescheiden. Ich kann nicht sagen wieso und warum, weil es gab nichts außergewöhnliches. Morgens zur Arbeit, alles im grünen Bereich und dann so gegen Mittag kam er, der Nikotinteufel. Sie kamen zu Zweit und saßen auf beiden Schultern gleichzeitig. Sie flüsterte mir abwechselnd ins Ohr, wie toll doch jetzt eine Zigarette wäre. Ich habe mir dann den ersten Zug nach 15 Tagen rauchfrei geschmacklich vorgestellt und das hat dann genügt. Aber die Zwei saßen noch bis zum Abend da, nur die Stimmen wurden immer leiser.
Im Nachhinein habe ich dann festgestellt, dass ich mittags vergessen hatte meine Kudzu-Kapsel zu nehmen. Die Dinger scheinen bei mir wirklich zu helfen, bzw. ich mache eine Wirkung an ihnen fest. Kann ja nicht schaden.
Also Durchhänger an Tag 16 überstanden. Mein Mann hatte übrigens nix, alles gut.
Einen schönen Tag noch.
Marion
Hallo Marion,
Du sprichst ein paar interessante Gesichtspunkte an. Das Vergleichen zum Beispiel. Man kann nämlich generell keinen Entzug mit einem anderen vergleichen. Jeder erlebt seinen eigenen Entzug. Tatsächlich ist meiner Erfahrung nach nicht einmal die Dauer der Raucherkarriere und der Konsum ein Kriterium für die Härte des Entzugs (ich hab zwei davon mitgenommen, den ersten nach vielen Jahren sehr hohen Konsums auf einer Gesäßbacke abgesessen, das war gar nichts, ich habe einfach nicht mehr geraucht, und den zweiten nach zweieinhalb Jahren Raucherkarriere mit sieben Zigaretten am Tag als so verflixt hart erlebt). Also, keiner kann sich anmaßen über den Entzug eines anderen genau Bescheid zu wissen. Vielleicht Parallelen sehen, wenn man sich damit befaßt, so wie wir hier, aber nie exakt fühlen was Du fühlst.
Und ja, man muß schon wollen - aber dennoch, und das habe ich schon mehrfach gesagt, kann und will ich niemandem den Willen, die Willenskraft absprechen, weil er sich schwer tut oder ausrutscht. Selber denke ich, wenn zu mir jemand in den harten Momenten des Entzugs gesagt hätte, "man müsse nur wollen", hätte mir das nicht geholfen. Eher mich unter Druck gesetzt und unglücklich gemacht.
Beim wievielten Tag seid Ihr inzwischen? Ihr schreitet wirklich gut voran, den beschriebenen Verbesserungen nach zu urteilen!
Bis bald grüßt
Lydia
Also ich denke wir sind auf einem ziemlich guten Weg.. Die Gedanken an den Glimmstängel werden immer weniger. Wenn man bedenkt, dass ich vor 1Woche mit dem Gedanken ins Bett gegangen und morgens wieder aufgestanden bin.
Jetzt möchte ich das nächste Ziel ins Auge fassen und zwar ein beliebter Nichtraucher werden. Wie das anfänglich zitierte Buch. Soll heißen:
Ich möchte nicht wie die mir bekannten Exraucher werden, die folgende Verhaltensmuster an den Tag legen.
Alleine die Tatsache, dass du Raucher bist befördert dich in deiner Daseinsberechtigung auf den letzten Platz.
Dieser mit Ekel angewidert Gesichtsausdruck, wenn du zum Rauchen nach draußen gehst mit dem dazugehörenden Satz:" Schon wieder?"
Die Sprüche, die dich ahnen lassen, dass du auch in deinen eigenen 4 Wänden aus Rücksicht auf die Nichtraucher das Rauchen sein lassen könntest.
Die "exzessiven Gelegenheitsraucher" die es nach 2 Jahren Raucherkarriere mit links geschafft haben aufzuhören und sich mit dir vergleichen, die 40 Jahre raucht. Die Krönung ist dann der Spruch: " Man muss nur wollen ".
Ich möchte niemals so werden !!!!!!
Liebe Marion,
Wahnsinn... so eine Herausforderung noch in der ersten Zeit und Ihr habt sie gestemmt. Da könnt Ihr auch mit Fug und Recht stolz drauf sein. Es zeugt aber von Stärke, großem Willen und Zielstrebigkeit. Ich glaube, Ihr seid wirklich fertig mit der Sucht, Euch hat sie genug genervt, Ihr wollt jetzt bloß noch weg davon. Gut so!
Ich wünsche Euch eine angenehme neue Woche, laß gerne wieder von Euch hören, ob Ihr nun Input braucht oder nur von der Entwicklung berichten wollt. Ich hoffe bald wieder von Dir zu lesen! Grüße sendet Euch
Lydia
Ja es stimmt, ich hatte gestern Geburtstag. Lieben Dank für die Glückwünsche.
Und mein Geburtstag war eine richtige Herausforderung.
Meine Söhne waren da, sie haben in der Küche geraucht, es wurde das ein oder andere Bier getrunken.
UND WIR HABEN ES GESCHAFFT, KEINE KIPPE ANGERÜHRT. ICH BIN SOOOOOOO STOLZ AUF UNS.
LG und ein schönes Restwochenende.
Marion
Liebe Marion,
na da stupst mich mein lieber Kollege Andy aber an: Stimmt ja, dem Datum in Deinem Nickname zufolge feierst Du ja heute Geburtstag. Sollten wir in dieser Annahme richtig gehen, möchte auch ich Dir herzlich zum Geburtstag gratulieren. Ich hoffe, der Tag wird für Dich auch zu etwas besonderem gemacht! Meine herzlichen Glückwünsche.
Ebenso zu Deinen 10 zurückgelegten Rauchfrei-Tagen - schon im zweistelligen Bereich! Und wie toll ihr es macht, wirklich tapfer.
Es tut mir leid, daß Euch derzeit noch kein erholsamer Schlaf gegönnt ist. Viele Aufhörer haben diese Entzugserscheinung. Auch da ist erlaubt, ein wenig nachzuhelfen. (Natürlich immer vorausgesetzt, der Gesundheitszustand läßt dies zu - über meine Einladung, bei besonderen gesundheitlichen Umständen generell den Arzt ins Boot zu holen, haben wir ja schon gesprochen.) So könnte man sich beispielsweise mit Melissen- oder Johanniskrauttee behelfen, oder mit beruhigenden Bädern mit entsprechenden Essenzen vor dem Schlafengehen, da diese Kräuter eine ein- und durchschlaffördernde Wirkung haben sollen. Manchen Menschen hilft auch heiße Milch mit Honig. Auch Baldrian- oder Magnesiumtabletten werden ab und an empfohlen, aber mit da wäre ich bei Herzpatienten eher noch vorsichtiger damit. Wie gesagt - im Zweifelsfall Arzt fragen. Sorgt in jedem Fall für ein ausgeglichenes Schlafklima, nicht zu warm sollte es sein und gut gelüftet. Im Normalfall regulieren sich diese Erscheinungen von selber wieder - es stellt sich ja der ganze Organismus und Stoffwechsel um, das stört auch mal den Schlaf, aber die Umstellung endet ja und damit sollte sich auch der Schlafrhythmus wieder einregulieren. Auch dass es jetzt, nach zehn Tagen, noch der Fall ist, ist nicht unnormal. Bis jetzt alles noch im Rahmen normaler Parameter.
Aber warum denn lächerlich Marion? Es ist vielleicht nicht logisch, nicht rational - aber schließlich schafft es die Sucht ja auch, alle rationalen Denkprozesse auszuhebeln. Wir verhalten uns nicht mehr rational als Raucher, sondern machen allerlei Blödsinn, über den man als Nicht- oder Nichtmehrraucher den Kopf schüttelt. Zum Beispiel vor dem Kino schnell nochmal drei rauchen, weil es ja dann erstmal zwei Stunen lang nicht geht. Oder Sonntag abend nochmal schnell zum Automaten, weil man Montag früh nicht gleich aus dem Haus kommt und die bis halb elf nicht langen. Daran ist nichts weniger komisch, als gar nicht erst zugeben zu wollen, daß man raucht. Stell Dir vor, ich habe es sogar noch verleugnet, daß ich überhaupt rauche, als es schon Menschen wußten ("... eigentlich rauche ich ja nicht..." mit der Zigarette in der Hand - ich meine HALLO!!!). Nein Marion, lächerlich ist das nicht - das ist das Wesen der Sucht, das uns im Verleugnen ganz groß macht, um unser Gewissen zu umgehen. Einfach nicht rational.
Die Geschichte, die Du uns erzählt hast, und die Schlüsse, die Du für Dich daraus gezogen hast, hat mich tatsächlich angerührt. Tatsächlich waren nämlich eine meiner ganz weit oben rangierenden Aufhör-Motivationen meine Kinder. Noch jünger als der 15-jährige in Deiner Geschichte, wollte ich ihnen keinesfalls zumuten, ihre Mutter an eine frühe rauchbedingte Krankheit zu verlieren, sei es ihre Kraft, auf die sie noch lange angewiesen sind, oder ihre Gegenwart. Auch vorleben wollte ich ihnen das Rauchen keinesfalls. Wie könnte ich ihnen glaubhaft versichern, daß es eine dumme und gefährliche Angelegenheit ist, wenn ich es selbst tu? Deine Geschichte bestärkt mich wirklich, auch wenn mein Entzug schon ein wenig zurückliegt, und ich danke Dir daß Du diese bestätigende Geschichte mit uns geteilt hast.
Doch nun einen - wenn es denn stimmt - schönen Geburtstag und Gruß an Deinen Mann. Weiterhin alles Gute von
Lydia