Loslassen
Liebe Sibila,
ich denke wie Du, das ist auch der richtige Weg, erstmal das Hier und Jetzt zu stemmen. Sowohl in Bezug auf den Rauchstopp als auch auf das Leben. Es ist, wie einen Berg zu besteigen. Wenn man unten am Fuß steht und hinauf sieht, kann einen schon mal die Zuversicht verlassen, daß man es bis hinauf schafft. Und höchsten Respekt einflößen kann es einem auch, weil der Weg nicht völlig einsehbar ist. Wenn man den Anstieg nun beginnt und weiterhin immer nach oben sieht, kann es schon mal passieren, daß man nicht schaut, wo man hin tritt und das Geröll unter den Schuhen wegrollt und man stürzt.
Also ist es doch besser, Schritt für Schritt zu tun und sich beim jeweiligen Schritt stets darauf zu konzentrieren, daß man guten Stand hat. Denn das geht! Wenn man den jeweiligen Schritt bewußt und überlegt tut, ist er solider und sicherer getan. Und anschließend widmet man sich dem unmittelbar folgenden Schritt.
Und mit dem, was Du hier und jetzt tust, gestaltest Du Deine Zukunft. Nicht die Zukunft entscheidet über Deine Zukunft, sondern Dein Handeln. Und das kannst Du ja nur jetzt. Und das machst Du gut!
Für Deine Rauchfreiheit gilt dasselbe. Du rauchst jetzt nicht. Nur jetzt! Später ist irrelevant, jetzt nicht zu rauchen ist der Plan. Und das ist zu schaffen richtig? Später schauen wir mal, aber jetzt rauchen wir nicht, und dieses jetzt schaffen wir auch! (Und wenn Du Dir später dasselbe sagst, ist es genauso machbar und so weiter - verstehst Du?). Und schau rückwärts - das gelingt Dir schon seit sieben Tagen. Und das ist eine tolle Leistung Sibila. Du kannst es.
Sei nicht verunsichert, daß sich noch keine Hochgefühle eingestellt haben. Die erste Zeitlang ist die Rauchfreiheit vor allem eins: harte Arbeit. Da ist noch kein Platz für Glücksseligkeit. Vielleicht kommt das noch, vielleicht auch nicht, weil Du es vorher schon als Normalität begreifst, eins darfst Du so oder so sein: Stolz auf Dich. Stolz darauf, den Mut zum Absprung gefunden zu haben, und stolz darauf, schon sieben Tage durchzuhalten. Das ist weder einfach noch selbstverständlich, und niemand, dem das nicht oder nicht auf Anhieb oder wie auch immer gelingt, wird dafür verurteilt. Aber Du Sibila, Du schaffst das schon seit sieben Tagen. Ist das nicht eine Hammerleistung? (Und bevor Du jetzt sagst, och nö: Doch doch, das ist eine Hammerleistung - Deine!)
Was in diesem Zusammenhang ein unabdingbarer Bestandteil des Hier und Jetzt ist, sind angenehme Momente. Schaffe Dir diese Sibila. Frage Dich regelmäßig, was Du Dir jetzt im Moment Gutes tun könntest. Sei es eine bewußt Deiner Rauchfreiheit gewidmete Belohnung oder einach so ein schöner Moment oder Genuß losgelöst davon und von Deinem Alltag. Diese Augeblicke geben Dir Kraft und schenken Ruhe. Und auch das trägt alles zur angst- und störungsfreien Gestaltung Deiner Zukunft bei. Du hast sowas von Recht: konzentriere Dich auf das Hier und Jetzt.
Herzliche Grüße sendet Dir
Lydia
Eine Woche ohne Zigaretten... Ein Hochgefühl hat sich bisher nicht eingestellt. Ich lebe mein Leben weiter ohne Zigaretten. Gestern habe ich mich mit dem Thema "Umgang mit Ungewissheit" (Unsicherheit) beschäftigt und festgestellt, dass da eine Art Angst vor der Zukunft dahinter steckt. Ich muss am Haus viel reparieren, habe nicht das notwendige Geld und jeden Monat Sonderausgaben. Noch ist nichts passiert. Angst liegt in der Zukunft. Was in der Zukunft geschehen wird, weiß ich nicht. Also werde ich diese Angst loslassen und mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Zur Zeit ist es ein Leben am Limit.
"Die Angst vor dem Loslassen beinhaltet die Angst vor dem freien Fall". (Esther Klepgen)
Da Angst in der Zukunft liegt, verhindert sie ein Leben im Hier und Jetzt. Also heißt es Dankbarkeit und Gelassenheit üben.
So, jetzt probiere ich eine neue Strategie: "Ich werde ohne Zigaretten überleben, egal, was kommt". Ich möchte die Verknüpfung "schlechte Nachrichten = Zigarette" loslassen.
Liebe Ara,
das ist vielleicht eine gute Idee. Ich werde positives Denken üben, habe dir eine PN geschrieben.
Sibila.
Liebe Sibila,
jetzt drück ich Dich erst mal ganz fest.
Mach Dir keinen Druck.
Weißt was, wir gehen dann einfach zusammen los.
Wünsch Dir viel Kraft.
Ara
Hallo Ara,
Eurythmie habe ich vor gut 10 Jahren während einer psychosomatischen Reha kennengelernt, hat mir sehr viel gebracht. Das war eine antroposophisch angehauchte Rehaklinik, in die ich meinen Hund mitnehmen durfte.
Sibila
Liebe Sibila, war schön Dich im Chat kennenzulernen.
Werde Deine Zimmer in Ruhe besuchen.
Hab gerade das entdeckt
"...Eurythmie und ein Gedicht gedacht, das ich gesucht und gefunden habe.
Erde, ich spüre dich,
leise berühr' ich dich,
duldest den Menschenfuß,
fühlst meinen Liebesgruß,
trägst mich mit jedem Schritt,
nimmst meine Last noch mit,
schenkst mir die Heimat hier,
Erde, ich danke dir. (Hedwig Diestel)
Oft stand ich heute am offenen Fenster und habe das Gedicht langsam vor mich hin gesprochen. "
warst Du auch auf einer waldorfschule?
Ich war 13 Jahre auf einer. :-)
Herzlichst, Ara
Es geht aufwärts. Heute habe ich ein Buch von Kurt Tepperwein gefunden: "Loslassen, was nicht glücklich macht". Auszüge gibt es auf YouTube. Ich formuliere es für mich um: "Loslassen, was unglücklich macht".