Körperliche Abhängigkeit: Ich versteh's nicht so ganz

Verfasst am: 02.03.2015, 11:06
ehem.rauchfrei-lotsin-bine
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Hallo Susanne,

Danke für deinen Willkommensgruß!

Darf man dir den noch zu [color=purple]50 +1 Tag [/color]gratulieren. Mensch da bist du nun schon einen Tag auf der Blümchenwiese und alles mit einer ruhigen kleinen Feier. Dann müssen wir das aber jetzt mal nachholen.

so als erstes mal das

und natürlich

die dürfen auch nicht fehlen.

hab einen schönen Wochenanfang

Gruß Bine :

Verfasst am: 30.01.2015, 12:23
muss78
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Aaaaaaaaaaah,

das mit dem Dopamin hatte ich zwar schon gelesen, aber das mit dieser Anpassung wegen zuviel und so weiter hatte ich bisher so nie richtig kapiert. Außerdem tröstet mich, von dir jetzt mal zu lesen, dass nach dem Rauchstopp der Wiederumbau im Hirn Tage bis Wochen dauert - das entspricht nämlich auch meiner Logik, und nicht diese Kiste mit drei bis sechs Tagen.

Vielen Dank auch für den Google-Hinweis - und die unterm Strich überaus erhellende Erläuterung. :-)

Verfasst am: 30.01.2015, 11:50
NikNok
NikNok
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Hallo,

will wohl keiner was dazu sagen ?! Dann probier ich das mal, ich bin jetzt
kein Neurobiologe, kann dir daher nur mein angelesenes Halbwissen zum Thema
Sucht und Suchtentwicklung weitergeben.

Nikotin fördert in erheblichem Maße die Dopaminkonzentration (Dopamin ist
ein Glückshormon). D.h. das Gehirn wird zu Beginn der Raucherkarriere regelrecht
mit Glück überflutet, deshalb ist das Rauchen am Anfang auch echt geil.

Nun kann das Gehirn auf die Dauer aber mit so viel Dopamin nicht normal arbeiten,
also reduziert es die Anzahl der Neurotransmitter oder deren Empfindlichkeit Dopamin
gegenüber, so dass sich nach einiger Zeit wieder ein normaler, für den Gehirnalltag brauchbarer
Dopaminspiegel einstellt (sog. Toleranzentwicklung). Jetzt fühlt sich ein rauchener Raucher
so wie ein nichtrauchender Nichtraucher, der kick ist weg, der Dopaminspiegel ist jetzt
nur noch auf Normalniveau zu halten, in dem du dem Körper ständig Niktion zuführst,
du bist abhängig geworden.

Bekommt der Körper jetzt kein Niktion mehr, sinkt der Dopaminspiegel im Hirn ab,
das mag es aber gar nicht, das es sich ja um ein Glückshormon handelt, bekannten Folgen
sind die Entzugserscheinungen wie Aggression, Trauer, manchmal bis zur Depression,
Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit etc..

Um dem entgegenzuwirken, wird jetzt vom Hirn damit begonnen, die Anzahl / Empfindlichkeit der
Dopaminrezeptoren wieder zu erhöhen. Das dauert einige Tage bis Wochen, diese Zeit ist der
körperliche Entzug. Danach macht sich wieder ein normaler Dopaminspiegel im Hirn breit und
der körperliche Entzug ist soweit abgeschlossen.

Zweites Problem sind die Rituale und Gewohnheiten, du hast dich selbst über die Jahre hin
abgerichtet wie einen pawlowschen Hund. Rauchen zu bestimmten Gelegenheiten und Gemütszuständen
wurde zu einer weitgehend automatisierten Handlung, die unterbewusst eben mit diesen Zuständen
verknüpft ist. Diese wieder zu entkoppeln, ist ein Lernprozeß, das dauert länger als der
körperliche Entzug. Leider verschwindet diese Kopplung nie wieder ganz, das Gehirn hat ein
sog. Suchtgedächtnis entwickelt, welches nicht wieder löschbar ist. Das bedeutet, du
bist zwar nicht mehr abhängig, aber genau wie ein trockener Alkoholiker oder ein cleaner
Junkie dein restliches Leben lang nach wie vor süchtig. Die Motivaton, Eine zu rauchen,
verblasst zwar im Laufe der Zeit, verschwindet aber nie mehr, das craving oder auch
Substanzverlangen bleibt dir erhalten und wird auch, so wie ich von Bekannten, die schon
jahrelang nicht mehr rauchen, gehört habe, nie ganz verschwinden. Insbes. das Erleben von
Situationen, bei denen man die Zigarette als außerordentlich gut empfunden hat, führt wohl
auch Jahre nach der Abstinenz zu einem mehr oder weniger ausgeprägten Verlangen.

Wie dieses Suchtgedächtnis funktioniert, kann ich dir aber nicht sagen, was ich so gelesen
habe, hat das auch noch keiner so richtig verstanden. Fakt ist wohl dass diese Erinnerung /
Erfahrung so ähnlich wie der Erfahrung "Feuer ist Heiß", "Schnee ist Kalt" ganz tief in
den fundamentalen, automatisierten Vernetzungen des Hirns abgelegt wird und dort verbleibt.

Es gibt eine ganz interessante Abhandlung, die man auch als Laie nach m.E. verstehen
kann, im i-net. Kannst ja mal googlen nach: "Molekuele der Gefuehle Gesamt Text.pdf"
Ich könnte auch 'nen link einstellen, aber der wird ohnehin gleich wieder von den Admins
kassiert.

Verfasst am: 29.01.2015, 13:47
muss78
muss78
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Ihr Lieben,

So oft habe ich inzwischen gelesen: Die körperliche Abhängigkeit ist nach drei bis sechs Tagen vorbei, der ganze Rest ist nur noch Psyche. Aber das verstehe ich offengesagt nicht so ganz. Weil ....

... das Gehirn wird doch durch den jahrelangen Nikotinkonsum nachhaltig verändert - also das Belohnungszentrum - dort gibt es ja nun diese Andockstellen für das Nikotin, die dauernd darauf warten, vom Nikotin "befriedigt" zu werden. Allerdings sind diese Andockstellen doch nicht nach drei bis sechs Tagen verschwunden, oder????! Dass das Nikotin aus dem Körper raus ist, ist mir schon klar, aber der Umbau im Kopf - also auch der körperliche Andockstellenumbau, dauert doch noch weiter an - das ist doch dann nicht nur psychisch, oder?!

Würde mich über fundierte Auskunft freuen - hatte die Diskussion nämlich dieser Tage und irgendwie merkten wir, dass wir einfach nicht wirklich bescheid wissen :-)