irgendwie möchte ich - irgendwie auch nicht

Verfasst am: 22.02.2021, 18:19
Annie_Mohn
Annie_Mohn
Dabei seit: 13. 02. 2021
Rauchfrei seit: 1383 Tagen
Beiträge: 65 Beiträge

Liebe Eva,
herzlich Willkommen hier und schön, dass wir eine weitere Mitstreiterin im Februarzug haben!
Ich möchte dir hier in deinem Wohnzimmer für deine Offenheit danken. Dass du das Rauchen so schmerzlich vermisst, ist mir leider auch nicht fremd. Für mich standen Zigaretten immer für "Freude" und "Entspannung". Ich erinnere mich an absolute Glücksgefühle, die ich beim Rauchen einer Zigarette in der richtigen Situation fühlen konnte. Bei mir ist es jetzt das erste Mal, dass ich diesen Verlust-Gedanken endlich mal nicht habe, aber das bedeutet leider ja auch nicht, dass ich deshalb nicht wieder anfangen könnte oder besser gewappnet bin als du gegen jedwede Versuchung.

Jedenfalls kenne ich dieses Gefühl nur zu gut: Nichts macht mehr richtig Spaß. Alles ist so blass geworden. Diese tollen, einzigartigen, fröhlichen, lebensbejahenden Momente mit Zigarette in der Hand (etwas paradox, wenn man es sich recht überlegt, aber gut) ... die fehlen mir einfach! Hilft nichts zu wissen, dass das bescheuert und dumm ist - ist halt so!
Abgehalten zu rauchen tut einen vielleicht dieser Gedanke: "Lieber etwas weniger Spaß als gar kein Spaß, nämlich wenn du krank oder tot bist?" Dann hat der Verstand über das Gefühl und die innere Trauer gewonnen.
Und es dauert, aber die Trauer ist tatsächlich verblasst mit der Zeit - das kann aber tatsächlich Wochen anhalten. Meine Rückfälle lagen aber dann schlussendlich nicht darin begründet, dass ich keine Freude mehr im Leben gespürt habe, sondern weil ich leichtsinnig geworden bin - der Rückfallgrund Nummer 1 nach mehreren Monaten Rauchfreiheit, schätze ich.

Denke daran, als du ein Kind warst. Wie glücklich konntest du als Kind sein? Hast du dabei geraucht? Nein. Jeder Mensch kann ohne Zigarette glücklich sein. Der Mensch ist ja nicht als Raucher oder Trinker geboren. Und wenn die Sucht nachlässt, dann können auch Ex-Süchtige wieder glücklich sein. Man muss nur Geduld mit sich haben. Leider liegt in der Natur des Menschen die Sucht. Auch das ist etwas Menschliches. Aber abstrahieren und reflektieren können - das sind unsere Waffen. Du hast sie in der Hand. Dafür ist dieses Forum da. Hier kannst du darüber reflektieren, was die Sucht mit dir macht, was sie dir über dich selbst sagen will und dass sie kein Teil deines Selbst ist. Ist sie nämlich nicht. Beziehungsweise kann man sich ändern und dann ist sie es nicht mehr.
Je mehr du diese Gedanken positiv annehmen kannst, umso schneller wird es dir besser gehen. Leider kann man das nicht forcieren. Aber man kann daran arbeiten.

Dann ist es eben jetzt so: Lasse dich in den nächsten Wochen von deiner Vernunft führen. Vertraue bei diesem Thema ausnahmsweise nicht deinem Bauch. Da sitzt die Sucht und hält dein Gefühlsleben umklammert. Lass dich von der Vernunft führen, bis sich Gefühl und Bauch wieder mit dem Verstand vereinen können. Dieser Tag wird kommen und dann bist du wieder ganz und ganz du selbst. Im Moment sind wir alle (und vor allem wir neu Zugestiegenen) eben oft "gespaltene Persönlichkeiten", gespalten in Herz und Verstand. Aber das ist nur eine Phase. Sobald man der Sucht nachgibt, ist man zwar sofort wieder "ganz" aber eben doch nicht ganz, denn deine Vernunft wird vielleicht kurz schweigen, aber nicht für ewig. Wenn du also Gedanken zum Aufhören hast, ist eigentlich der einzige Weg um irgendwann und langfristig und wirklich wieder glücklich sein zu können: aufhören.

Uuuh, das war jetzt ein bisschen esoterisch, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
Alles Gute
Annie

Verfasst am: 22.02.2021, 15:53
eva13
eva13
Themenersteller/in
Dabei seit: 20. 02. 2021
Rauchfrei seit: 1379 Tagen
Beiträge: 19 Beiträge

Hallo zusammen,

ich bin schon im Februar Zug zum aufhören, hatte dann aber hier gelesen, dass man sich ein eigenes "Wohnzimmer" anlegen kann. nun ja, dann tue ich das mal außerdem.
ich bin 41 jahre alt, rauche seit über 25 jahren ca. 20Zigaretten/Tag. also viel zu lange und zu viel.
Seit einer Woche bin ich rauchfrei aufgrund einer Zahn OP.
Leider fällt es mir super schwer und ich habe an manchen tagen das Gefühl in echte Depressionen zu fallen, weil mir das rauchen so fehlt. ich bin fast schon traurig das ich nun auf dauer nicht mehr rauchen soll.
Total bescheuert - ich weiß - aber so sind meine Gefühle derzeit.
alle guten Vorsätze, alles was man über die Gesundheit weiß etc.... irgendwie zählt das gerade nicht mehr. einzig alleine der gedanke an Zigaretten. und zwar so gut wie den gesamten tag.
ich versuche natürlich mich abzulenken etc, aber es fällt mir soooooo schwer.
gab es bei euch einen bestimmten Zeitpunkt an dem "das schlimmste" überstanden war?

VG