Ich fange wieder an

Verfasst am: 13.04.2020, 21:13
groza
groza
Themenersteller/in
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Beiträge: 5 Beiträge

Hallo Lydia und Stine.

Vielen Dank erst Mal für eure, vor allem ausführlichen Antworten!

Das mit dem Ritualisieren war mir gar nicht so bewusst und ich gebe euch da tatsächlich Recht denke ich.
Demnach werde ich ab morgen versuchen es ganz sein zu lassen, drückt mir die Daumen.

Dass ich in Betracht gezogen habe etappiert aufzuhören, lag an meiner vorherigen Erfahrung. Damals habe ich erst die Stärke der Zigaretten reduziert und anschließend die Anzahl und es hat, meiner Erinnerung nach funktioniert. Allerdings ist die Situation jetzt eine andere und ich bin, vermute ich, noch in einem Stadium, in welchem ich es gut meistern kann.
Ein Stressor, welcher die Situation z.Z. etwas erschwert, ist der dass ich seit einer Woche mit meiner Partnerin die Beziehung beendet habe und ich somit 2 Phasen betrete, welche ich überstehen möchte.

Die guten Dinge sind jedoch, dass ich auf der Arbeit nicht geraucht habe und dort auch alle denken, dass ich es nicht für. Demnach hält mich dort ein gewisser sozialer Druck in Schach. Ich gehe 3-4 Mal die Woche zum Sport und weiß, dass vor allem nach dem Sport meine Lunge immer sehr brennt und ich merke wie unangenehm und einschränkend rauchen ist.
Kritisch ist es eigentlich erst immer dann wenn ich Zuhause bin und Dinge zu mir nehme oder erledige, die ich mit einer Zigarette und Genuss assoziiere (Kaffee, kaltes Wetter etc.)

Verfasst am: 13.04.2020, 15:31
miezhaus
miezhaus
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Beiträge: 4214 Beiträge

Hallo Nils,

herzlich willkommen zu Deinem Entschluß, das Rauchen wieder aufzugeben. Ich gratuliere Dir dazu und freu mich, daß Du uns hier gefunden hast. Schön daß Du hier bist.

Wir können uns ja die Hände reichen, ich habe auch einmal sehr erfolgreich aufgehört und nach elf Jahren ohne Rauch aus Unachtsamkeit wieder angefangen. Es ist immer so ein "ach das eine Mal wird mich schon nicht rückfällig werden lassen"-Irrglaube, doch dann geht es ganz schnell und das Rauchen ist wieder Bestandteil der Alltagsroutinen. Respekt daß Du das schon eingesehen hast - ich selber muß ganz ehrlich gestehen, ich habe mir da lange in die Tasche gelogen! Da hast Du wirklich meine volle Anerkennung.

Wenn es Deiner Erfahrung entspricht, daß das Aufhören über Reduktion für Dich funktioniert, ist im Prinzip nichts dagegen einzuwenden. Es funktioniert für sehr wenige Aufhörer - selber habe ich diese Strategie seinerzeit auch versucht und bin krachend damit gegen die Wand gefahren. Dann raucht man einen Tag mal eine mehr, mit dem Ziel, diese am nächsten Tag wieder wegzulassen, am nächsten Tag wieder, weil man ja gestern schon eine mehr geraucht hat, am übernächsten zwei mehr, weil morgen die zwei wieder wegzulassen, dürfte ja nicht so schwer fallen... und so weiter. Und am Ende war ich wieder da, wo ich hergekommen war - oder sogar noch weiter. Also da muß man gut in sich hineinhören und sehr ehrlich zu sich selber sein. Ferner besteht die Gefahr, auch das weiß ich aus eigener Erfahrung, daß die eine Zigarette, die man dann noch raucht, einen sehr hohen Stellenwert bekommt, sie quasi ritualisiert wird, mit dem Ergebnis, daß Du den ganzen Tag nur noch auf diese Zigarette hinfieberst. Das sind so meine Erfahrungen mit der Reduktion, die ich Dir deswegen mitgebe, damit Du in Dich hineinhören kannst, ob es Dir genauso geht. Wenn nicht - und die Reduktion funktioniert für Dich immer noch, dann gehe den Weg ruhig, dann ist es sicher Deiner.

Tatsächlich kann Dir der Alkohol dabei in die Suppe spucken, da hast Du völlig recht. Denn erstens ist der Genuß alkoholischer Getränke im Kopf oft untrennbar mit dem Rauchen verbunden, sodaß er sofort wieder Rauchverlangen triggert. Und zweitens senkt er die Hemmschwelle und läßt schnell mal Gedanken wie "dann höre ich eben morgen auf" oder eben das berühmte "eine ist keine" denken. Es ist aber super, daß Du Dich jetzt schon mit dieser möglichen Stolperfalle beschäftigst. Wäre es denn denkbar für Dich, den Alkoholgenuß während der Entwöhnung (zumindest in der ersten Zeit) runterzufahren oder auf die Zeit danach zu verschieben? Viele können später in der Entwöhnung und hinterher sowieso dann auch wieder gefahrlos alkoholische Getränke genießen, aber gerade in der ersten Zeit ist es eben sehr gefährlich für das Rauchfrei-Vorhaben, weil sie die Kontrolle über die eigenen Handlungen und die Hemmschwelle massiv senken und das Rauchen da noch zu präsent im Kopf ist.

Tipps gegen Suchtdruck gibt es ganz ganz viele. Und Du wirst auch sehen, je mehr Besuch Du hier bekommst, umso mehr wirst Du auch angeboten bekommen. Oder Du stöberst Dich durch die Threads von Mitaufhörern, da kommt auch immer einiges bei rum. Ich fang gerne schon mal an: Wenn Du Rauchverlangen spürst, trinke ein Glas Wasser in kleinen Schlucken (viel trinken ist während der Entwöhnung sowieso hilfreich, weil es Kreislauf und Verdauung stabil hält, die Entgiftung unterstützt und ja, eben entschmachtet). Oder lutsche ein zuckerfreies Bonbon, möglichst scharf, da Schärfe ebenfalls Schmacht dämpft. Das gilt übrigens genauso für das Zähneputzen, anschließend ist der Schmachter in den meisten Fällen kleiner. Oder lege bei jedem Schmachter eine Bewegungseinheit ein, Liegestützen oder crunches oder zehn squats am offenen Fenster können da schon reichen. Du kannst natürlich auch Deiner gewohnten Sportart nachgehen, wenn Du eine machst. Ein komisch anmutender Trick ist, sich einen Trinkhalm auf Zigarettenlänge zu kürzen und im Schmachtfalle durch diesen Luft "zu rauchen". Dadurch atmest Du nämlich tief ein, ähnlich wie bei einer Atemübung, und außerdem fühlt es sich von den körperlichen Abläufen ähnlich an, so wird der Kopf ein bißchen überlistet und gibt Ruhe. Oder - falls der Trinkhalm nicht zur Hand ist - Du machst gleich die Atemübung. Atmest für fünf Sekunden ein durch die Nase bei geschlossenem Mund, hältst die Luft weitere fünf Sekunden an, und atmest dann für etwa acht Sekunden durch die leicht geöffneten Lippen wieder aus. Nach ein, zwei Atemzügen in Deinem eigenen Rhythmus kannst Du das nochmal wiederholen. Diese Übung beruhigt und entschmachtet.

Was Du immer machen kannst, ohne groß was vorzubereiten, sind die vier A's: Aufschieben, ausweichen, abhauen und ablenken. Schau mal, hier erfährst Du mehr darüber:

http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/tipps-bei-verlangensattacken/

Es gibt auch Aufhörer, die haben bei jeder Schmacht eine Mandel ganz langsam zerkaut... bei anderen war es Kaugummi (bei mir)... ich bin sicher, Du wirst noch ganz viele Ideen bekommen oder für Dich finden. Jedenfalls bist Du nicht machtlos bei so Schmachtern.

Lies Dich auch gerne mal auf dieser Seite durch den grünen Reiter "Aufhören". Da wirst Du auch ganz gut angeleitet, was Du während der Entwöhnung für Dich und gegen die Sucht tun kannst.

Ich freu mich schon darauf, mehr von Dir zu lesen, und wünsche Dir viel Erfolg auf Deinem Rauchfrei-Weg. Ich habe es auch noch einmal geschafft - das kannst Du auch! Und mit der Erfahrung, daß sich das Rauchen ganz schnell wieder in den Alltag einschleicht, sind unsere Voraussetzungen, dieses Mal auch auf Dauer rauchfrei zu bleiben, nun auch ein ganzes Stückchen besser. Also gehen wir es an Nils, Du schaffst das! Einen schönen Restfeiertag und viele Grüße sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 13.04.2020, 11:53
groza
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Rauchfrei seit: 1828 Tagen
Beiträge: 5 Beiträge

Hallo liebe Community,

ich denke wie die meisten hier, habe ich relativ früh angefangen mit dem Rauchen. Das 14te Lebensjahr war mein Startschuss, mit 19 habe aufgehört. Jetzt nach knapp 6 Jahren, habe ich ohne triftigen Grund wieder teilweise angefangen und ich merke, dass es sich sukzessiv in meinen Alltag einschleicht. Es war ein ganz triviales "halten der Zigarette" für einen Freund, welche ich dann selbst aufgeraucht habe. Unter alkoholischem Einfluss versteht sich. Daraus wurde dann der Kompromiss "nur beim Trinken", danach "nur am Wochende" und jetzt ist es wieder die Tagesordnung.

Ich glaube mein Konsumverhalten ist noch relativ milde, weshalb ich so früh wie möglich wieder damit aufhören möchte, bevor es sich intensiviert. Momentan rauche ich so 2 Zigaretten am Tag, Light-Tabak versteht sich.

In meiner Vergangenheit habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein gestaffeltes aufhören sinnvoller ist, als der kalte Entzug. Deswegen hatte ich mir vorgenommen, meinen Konsum für diese Woche auf 1 Zigarette am Tag zu begrenzen und dann auf der darauffolgenden Woche nur 1 Zigarette in 2 Tagen zu reduzieren, um mich der Abhängigkeit zu entwöhnen.

Ich habe bedenken, dass mein Plan nicht aufgeht, oder sich unter Alkoholeinfluss meine Hemmschwelle verabschiedet.
Ich habe zudem oft einen überschätzten Selbstanspruch, welcher mich gelegentlich dazu veranlasst Foreneinträge wie diesen hier zu unterlassen, da ich mir selbst einrede es eigenständig und ohne extern Hilfe schaffen zu können.

Ich würde mich über Tipps zum überstehen des Suchtdrucks freuen.
Außerdem glaube ich würde ich mich über Kontakt zu einem "Rauchfrei-Lotsen" freuen, der mich darin etwas unterstützt oder mich begleitet, sofern das nicht meine Ansprüche übersteigt.

Ich wünsche euch einen angenehmen Feiertag!
Gruß,

Nils.