Hilfe es wird schlimmer

Verfasst am: 27.04.2015, 13:16
Barbabo
Barbabo
Dabei seit: 28. 07. 2014
Rauchfrei seit: 3857 Tagen
Beiträge: 405 Beiträge

Hallo Milonka,

"Ich finde einfach nicht heraus", schreibst du. Vielleicht musst du gar nicht heraus finden. Vielleicht musst du gar nichts tun, und es löst sich von selber wieder auf.

"Schlechte Gefühle sind manchmal nur dazu da, ausgehalten zu werden". Von wem der Spruch ist, weiss ich jetzt nicht mehr, ich glaube, es war Rauchfrei-Lotsin Andrea.

Ich hatte ein paar erfolglose Aufhörversuche hinter mir. "Es ist etwas schlimmes passiert", das war meine Begründung, warum es nicht der endgültige Schluss war. Wenn jemand genauer nachgefragt hat, stellte sich allerdings heraus, dass ich es gar nicht mehr wusste.

Ich habe mich diesmal als krank gesehen und mir alles erlaubt, was das Leben angenehmer macht - alles bis auf das eine. Bei einem Schnupfen kann man gewisser Weise auch nur warten, bis er wieder vergeht - und irgendwann ist es dann tatsächlich soweit.

Mit 16 Tagen bist du genau in der zweiten Welle des Aufhörens mittendrin. Der sogenannte psychische Entzug. Wenn man zu Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen neigt, dann ist diese Phase die Hölle, das weiss ich von vielen Geschichten hier, das weiss ich vor allem von mir selber.

Aber: Sie geht vorbei. Jeder Tag bringt dich ein Stück weiter weg. "Die Zeit heilt alle Wunden", heisst es so schön. Das stimmt in diesem Fall zu hundert Prozent. Geh so früh schlafen wie möglich, versuche, die Zeit einfach auszusitzen.

Lass dich nicht auf Kämpfe ein, sondern weiche ganz einfach aus, wenn ein Schlag kommt. Und bleibe stur.

Alles Gute weitherhin!!!

Übrigens, in eigener Sache: Barbabo ist der drittjüngste Junge der Familie Barbapapa ;-)

:-)

Verfasst am: 27.04.2015, 12:02
milonka
milonka
Themenersteller/in
Dabei seit: 27. 03. 2014
Rauchfrei seit: 3472 Tagen
Beiträge: 65 Beiträge

Liebe Barbabo,
Danke für deinen wirklichen klugen Beitrag. es trifft genau meine Situation gerade. Ich sitze mitten in einem unheimlichen, beängstigenden Drama. Rational gesehen weiß ich, das das alles nur ein Bluff ist, aber ich finde gerade einfach nicht heraus. Ich habe auch diese Stimme in mir, die flüstert unüberhörbar; herzlichen Glückwunsch, so wird das jetzt den Rest deinen Lebens weiter gehen. Außerdem wirst du doch sowieso irgendwann rückfällig, also warum nicht jetzt?! Ich rede mir selbst gut zu, ich versuche ruhig zu bleiben, aber wenn eine Attacke kommt geht die nervige Alarmsirene los und ich kann mich nur schwer entziehen. Meine ganzen Strategien, mit denen ich bis hierher gekommen bin, funktionieren nicht mehr. Ich drehe durch. Ich stehe auf ganz dünnem Eis und höre es schon knacken um mich herum. Im Moment überlebe ich einfach von Moment zu Moment, weil ich genau weiß was passiert wenn ich jetzt eine Zigarette in die Hand nehme. Beim letzten Rückfall hatte ich drei Tage Angstzustände und depressive Verzweiflung. Das will ich mir einfach nicht noch mal antun. Aber in den schlimmsten Momenten fühle ich mich eingeklemmt und zerieben zwischen diesen extremen Gefühlen; nein ich will nicht rückfällig werden, und nein ich halte diesen Zustand nicht länger aus. Ich versuche mich abzulenken, ich habe ja auch noch anderes zu tun als über das Nichtrauchen nachzudenken, ich erhalte meinen Alltag aufrecht, aber die Gedanken drehen sich um nichts anderes als um Zigaretten.

Verfasst am: 27.04.2015, 11:37
Barbabo
Barbabo
Dabei seit: 28. 07. 2014
Rauchfrei seit: 3857 Tagen
Beiträge: 405 Beiträge

Liebe Milonka,

herzliche Gratulation dafür, dass du standhaft geblieben bist! Jeder Tag, an dem du siegreich bleibst, bringt dich der Freiheit näher.

Du schreibst, "vielleicht gehört das nicht hierher, vielleicht geht es nicht um Zigaretten". Meine Erfahrung ist: Es geht in dieser Phase bei allem um Zigaretten! Ich habe es für mich so gesehen: Es gibt einen Feind in meinem Inneren, der sämtliche Schwächen und Stärken kennt und jederzeit bereit ist, alles hemmungslos gegen mich einzusetzen.

Die gemeinsaten Schläge sind oft die, die über fünf Ecken kommen, wo man länger braucht, um draufzukommen: Aaaaah, von daher weht der Wind!

Die Sucht ist sehr gut darin, künstiche Dramen zu inszenieren. Irgendwann bin ich draufgekommen, dass es zwei verräterische kleine Worte gibt, an denen man die Sucht-Dramen erkennt: "Immer" und "nie". Es wird ab jetzt "immer" so bescheuert sein, es wird "nie" wieder gut sein.

Und Angst, ja, Angst ist natürlich die stärkste Waffe dabei. Die Angst ist oft um ein vielfaches stärker als die Reaktion, wenn tatsächlich etwas schlimmes passiert. Die Angst kann einen so richtig umklammern.

Bleib stark, bleib hart. Egal, welche Dramen die Sucht dir vorgaukelt: Rauchen würde nichts besser machen. Rauchen löst nie ein Problem. Rauchen vernebelt nur die Gefühle - die positiven wie die negativen.

Ich wünsche dir alles Gute, liebe Milonka!!! :-)

Verfasst am: 26.04.2015, 22:55
milonka
milonka
Themenersteller/in
Dabei seit: 27. 03. 2014
Rauchfrei seit: 3472 Tagen
Beiträge: 65 Beiträge

@Tinalyss; danke für deinen Beitrag heute, es hat mir etwas geholfen.

Ich kämpfe und kämpfe. Ich wünsche mir die Gelassenheit der ersten Tage zurück. Ich komme innerlich nicht mehr zur Ruhe. Alle Strategien der ersten zwei Wochen versagen jetzt. Ich versuche die Gedanken loszulassen, mich zu beruhigen, aber es funktioniert nicht. Ich komme immer wieder in einen Schmacht- Angst- Aufregungszustand. Heute habe ich mich von Ablenkung zu Ablenkung gehangelt. Es hat mich wahnsinnig viel Kraft gekostet. Ich weiß das ich diese s* raucherei nicht mehr will. Ich will Freiheit und Lebensenergie. Ich will genau dieses Leben. Ich zweifle nicht an meiner Entscheidung. Ich diskutiere nicht. Und trotzdem ist es so ungeheuer schwer gerade.

Verfasst am: 26.04.2015, 17:09
milonka
milonka
Themenersteller/in
Dabei seit: 27. 03. 2014
Rauchfrei seit: 3472 Tagen
Beiträge: 65 Beiträge

Es schüttelt mich seit zwei Stunden durch, ich weiß nicht was ich noch tun kann. Ich ziehe alle Register; Atemübungen, Laufen, Musikhören, Kreuzworträtsel, Entspannungsübungen, nichts hilft, es geht immer wieder von vorn los. Dagegen waren die ersten Tage wirklich ein Kindergeburtstag. Wieder Rauchen ist keine Option. Aber ich bin langsam mit meinem Latein am Ende. Da hilft wohl nur noch aushalten.
Herliche Grüße

Verfasst am: 26.04.2015, 10:12
Idefix61
Idefix61
Dabei seit: 04. 01. 2015
Rauchfrei seit: 3530 Tagen
Beiträge: 1409 Beiträge

Liebe Milonka,

bei mir waren auch sehr viele Dinge mit dem Qualmen verbunden. Sei es nach dem Aufstehen, Essen, Putzen, Relaxen oder -wie bei dir auch- als Ritual vor dem Zubettgehen. Diese Schmacht-Attacken -wie hier schon häufig beschrieben- kommen bei mir auch, aber vergehen auch schnell wieder. Ich konnte sie getrost unter Entzugserscheinungen abhaken. Grade in solchen Momenten hilft nur Ablenken und neue Einschlafrituale (z.B. lesen, kurzer Spaziergang, bewusstes Atmen am offenen Fenster usw.) zu entwickeln.

Diese Schmachter sind für mich kein Grund zu Besorgnis. Also einfach stur bleiben!

Ich wünsche dir noch einen schönen rauchfreien Sonntag

Mit lieben Grüssen
Dagmar

Verfasst am: 26.04.2015, 09:11
milonka
milonka
Themenersteller/in
Dabei seit: 27. 03. 2014
Rauchfrei seit: 3472 Tagen
Beiträge: 65 Beiträge

Hallo,
Danke für die Antworten, danke an Tinalyss für die schnelle Antwort gestern abend. Heute gehts mir schon besser,
ich bin nicht zur Tanke gegangen. Ich glaube ich habe ein spezielles Problem. Es ist immer am
späten Abend, am besten kurz vor dem zu Bett gehen, wenn der Tag wirklich zuende ist, da taucht plötzlich dieser Gedanke auf, ich gehe jetzt raus und hole Zigaretten. Es ist aber nicht so, das ich das wirklich will, es geht mir unglaublich gut ohne das Rauchen, also ich habe gar nicht richtig Schmacht. Ich denke es ist ein Zwangsgedanke. Ich fühle mich tagsüber absoltut wohl, mir geht es so gut wie schon lange nicht mehr.
Ich habe mal in einem Nichtraucherbuch gelesen, manchmal hat man beim Motorad fahren den Impuls, in voller Fahrt kurz am Lenker zu rütteln. Wahrscheinlich würde einen das umbringen und man tut es natürlich nicht, aber der Gedanke ist da. So ist das mit den Zwangsgedanken an die Zigarette im Moment bei mir. Viel schlimmer
als der Gedanke zu rauchen selbst, ist die Angst, ich könnte es wirklich tun. Die Angst die Kontrolle zu verlieren. Ich weiß nicht ob irgendwer das kennt und ob man das überhaupt verstehen kann.
Vielleicht muss ich es auch eher in der Therapie klären, vielleicht gehts ja gar nicht um die Zigaretten. Insofern weiß ich nicht ob der Post hier richtig ist. Aber vielleicht kennt ja jemand das Problem. Letztlich ist das Rauchen ja nichts anderes als eine Zwangshandlung.

Verfasst am: 26.04.2015, 08:42
rauchfrei-lotse-andreas
rauchfrei-lotse-andreas
Dabei seit: 18. 06. 2013
Rauchfrei seit: 4180 Tagen
Beiträge: 8988 Beiträge

Hallo Milonka, Tina hat Recht: in solchen Momenten muss Du dich ablenken - egal wie. Der Entzug verläuft ja immer in einzelnen Wellen. In bestimmten Abständen kommen Attacken, wo man besonders kämpfen muss. Vielleicht kennst Du ja die Regeln von Allan Carr "3Tage, 3 Wochen, 3 Monate". An dieser Regel ist schon was dran.

Natürlich ist es nervig und anstrengend - aber es lohnt sich wirklich stur zu bleiben.

Ich hoffe, heute geht es Dir etwas besser. Falls Du gerne liest, empfehle ich Dir das kostenlose E-Book "Nie wieder einen einzigen Zug" von Joel Spitzer. Gut zu lesen und gute Ablenkung http://whyquit.com/NWEEZ/NWEEZ!-Buch.pdf

Schönen Sonntag

Verfasst am: 25.04.2015, 22:19
milonka
milonka
Themenersteller/in
Dabei seit: 27. 03. 2014
Rauchfrei seit: 3472 Tagen
Beiträge: 65 Beiträge

Hilfe, ich kämpfe heute Abend mit einer Schmachtattacke nach der anderen. Ich versteh das nicht, tagsüber gehts mir super, ich bin gut gelaunt und voller Energie, freue mich über mein rauchfreies Leben, kann mir überhaupt nicht vorstellen ein Zigarette zu rauchen, und jetzt am Abend bin ich plötzlich schier am durchdrehen. So schlimm wars zuletzt in den ersten drei Tagen. Ich kaue schon Kaugummi wie eine irre, versuche mich mit allem möglichen abzulenken aber es hilft nichts. Ich bin kurz davor zur Tanke zu rennen. An schlafen ist nicht zu denken. ICH WILL NICHT RÜCKFÄLLIG WERDEN.

Verfasst am: 24.04.2015, 11:08
jette1965
jette1965
Dabei seit: 17. 03. 2015
Rauchfrei seit: 3553 Tagen
Beiträge: 358 Beiträge

Hallo Milonka,

Ich empfinde es genauso wie du, ein Hoch und dann wieder ein tiefer Fall der Gefühle

Ich empfinde es tatsächlich als ein Kampf mit mir selbst. Jeden Tag aufs Neue, muss ich mit mir selbst große gedankliche Diskussionen führen und mich wieder neu motivieren

Und ehrlich gesagt, mir helfen dabei am besten die Berichte die davon erzählen, wie schwierig es ist oder war, dem Rauchen zu widerstehen und wie viel Zeit die Leute trotzdem schon durchgehalten haben.

Das macht mir dann Hoffnung, dass vielleicht auch ich in der Lage bin,trotzdem ich es als so schwer empfinde,endgültig das Rauchen zu lassen. Man das ist doch mal ein Schachtelsatz?!

Wünsche dir und mir noch viel Durchhaltevermögen!

LG Martina