Ein halbes Jahr rauchfrei
Hallo Chessnut,
ich kann Dir nur zu Deinem halben Jahr in Rauchfreiheit gratulieren! Das ist wirklich eine super Leistung, herzlichen Glückwunsch!
Du hast mit dem Umzug den "Klick" gehört, den sich viele wünschen. Den hört aber nicht jeder - ich hatte den auch nicht. Ich finde es senstionell, daß Du diese "Zündung" nutzen konntest, um aufzuhören und mehr noch, sogar ziemlich schnell Freude am Aufhören zu entwickeln. Ich freu mich mit Dir und für Dich und gönne es Dir von Herzen. Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Ich finde, Du hast da ein paar interessante Ansätze aufgeschrieben. So mancher von uns hier, Lotsen und auch fleißige Aufhörer, die uns unterstützen und denen aller Dank geschuldet ist, ist ja schon länger hier im Forum. Da haben wir viele verschiedene Varietäten von Entzügen kennen gelernt. Die Idee, daß es nicht um Vorbereitung und Auseinandersetzung geht, ist mir persönlich ein wenig zu pauschal. Denn selber habe ich andere Erfahrungen, ebenso wie viele andere hier. Vielen hat ein selbst lang ersehnter Umzug oder ein anderes einschneidendes Ereignis nicht zum Tritt in den verlängerten Rücken gereicht, daß sie infolgedessen aufhören konnten, für viele war es ein Prozess (und da seh ich auch nichts schlimmes dran, die Hauptsache ist das Ergebnis). Manchen hingegen schon, so wie Dir.
Siehst Du, jede Entwöhnung funktioniert anders. Und jeder Aufhörer tickt anders. Und manchen hilft einfach die Auseinandersetzung mit der Materie. "Entmystifiziert" sie, nimmt ihr gleichermaßen Zauber wie Schrecken. Ich sags Dir ganz ehrlich, wenn ich mich nicht lang im Voraus hier auf der Seite und aus anderen Quellen rauf und runter informiert hätte, hätte ich glaube ich den Ausgang nicht gefunden. Es hat Struktur in mein Kopflabyrinth gebracht und meinen Willen gefestigt. Und ich hätte ohne die wissentliche und bewußte Auseinandersetzung mit der Entwöhnung in all ihren Härten nicht durchgehalten. Ja, ich mußte mich damit beschäftigen, um dran zu bleiben. Und vielen anderen geht es auch so. Ich denke, das ist eine höchst individuelle Geschichte, und ob der Aufhörer die Infos und die Auseinandersetzung braucht, muß jeder für sich entscheiden. Wie gesagt, für ganz viele lautet die Antwort ja.
Sogar die Abwesenheit von Rauchutensilien ist nicht für jeden Aufhörer hilfreich - für die meisten schon. Aber einige wenige brauchen die Möglichkeit in der Hinterhand, rauchen zu _können_, wenn es denn ganz unumgänglich werden sollte. Die Vorstellung, dies nicht zu können, ängstigt sie - und was tut ein Raucher in Angstsituationen? Rauchen, natürlich. Die Wahrscheinlichkeit, daß so gepolte Aufhörer zur Tanke fahren und sich Zigaretten kaufen, ist sogar noch höher, als daß sie die Zigaretten anfassen, die sie noch behalten haben. Das ist zwar die Minderzahl der Aufhörer (denn da muß man schon sehr genau in sich hineinhören und sehr diszipliniert sein), aber sogar die Entsorgung der Zigaretten funktioniert nicht für alle.
Doch sicherlich sind Deine Tips absolut hilfreich für machen, deshalb nochmals danke für die Schilderung Deiner Sicht.
Worin ich Dir indes uneingeschränkt Recht gebe, ist, daß es unbedingt hilfreich ist, eintrainierte Rauchersituationen und Umgebungsvariablen zu ändern. Denn viel Rauchverlagen wird durch Gewohnheiten, eingeschliffene Situationen und Automatismen getriggert. Und wenn es nicht der Umzug ist - vielleicht langt schon die Umgestaltung des Arbeitszimmers oder der Frühstücksecke... neue Gardinen im Wohnzimmer... da bin ich bei Dir, hilfreich können solche Veränderungen auf jeden Fall sein.
Würde mich auch freuen, wieder mal von Dir zu lesen, so ein Gedankenaustausch macht das Forum ja lebendig und gehaltvoll. Erstmal frohe Ostern für Dich und Partnerin! Und bleib rauchfrei - egal wie es angestellt wurde, es ist der größte Gewinn, und ich gratuliere Dir nochmal daß Du es geschafft hast. Viele Grüße sendet Dir
Lydia
Liebe Rauchfrei Community
Ich habe es nach zahllosen Versuchen endlich geschafft mit dem Rauchen aufzuhören - inzwischen sind es 6 Monate. Und das ohne Nikotinersatzprodukte, ohne Entzugserscheinungen ohne Tränen. Meine Erfahrungen dabei möchte ich weitergeben als Motivation mit dem Rauchen aufzuhören oder rauchfrei zu bleiben.
Kurz zu meiner Raucheranamnese:
Angefangen mit ca. 16 gelegentlich in der Schule um dazuzugehören. Im Studium dann 1-2 Schachteln pro Tag: Rauchen war die Möglichkeit Pausen zu haben, hat mir Mut gemacht Kontakt zu anderen Menschen zu suchen und hat mir vor allem beim Lernen geholfen dauerhaft konzentriert zu bleiben. Gesundheitlich keine Problem, vielleicht ein oder zwei Erkältungen mehr im Jahr. Finanziell auszuhalten. Meine sozialen Kontakte hat es nicht gestört, meine Eltern wussten es nicht (oder wollten es nicht wissen). In meinen Wohnungen habe ich nie geraucht.
Nun zu meiner Aufhöranamnese:
Nach dem zweiten Studienjahr (das ist inzwischen 6 Jahre her) habe ich kontinuierlich versucht aufzuhören. Angefangen von Allen Care, Nikotinpflaster, Nikotinkaufgummis, cold turkey. Bis auf esoterische Dinge habe ich alles versucht. Es hat nicht geklappt. Jeden Abend habe ich mir gesagt: jetzt hörst du auf. Dafür musste ich aber noch einige letzte Zigaretten rauchen, was zur Folge hatte, dass ich teilweise 2-3h kettenrauchend durch die Gegend spaziert bin. Danach habe ich meine Zigarettenschachtel und das Feuerzeug weggeworfen. Jeden Abend! Natürlich hat das nicht geklappt, manchmal bin ich sogar nochmal nachts zu den Mülltonnen um die Zigaretten rauszufischen (igitt). Ich hab Sie dann zerbrochen um mich zu überlisten. Hat auch nicht geklappt: Dann hab ich die Risse im Zigarettenpapier mit den Fingern zugehalten.
Wie ging es weiter:
Im Beruf hab ich es dann versucht zu verheimlichen, was zur Folge hatte, dass ich abends mein Tagespensum aufholen musste. Das war teilweise wirklich harte Arbeit. Mit dem Aufhören hat es weiterhin nicht geklappt.
Die Lösung:
Anfang Oktober letzten Jahres bin ich dann in eine neue Wohnung gezogen. Die erste gemeinsame mit meiner Partnerin (sie ist Nichtraucherin, hatte mich aber nie gedrängt aufzuhören) und die erste die wir richtig schön eingerichtet haben. Und von einem Tag auf den anderen habe ich aufgehört zu Rauchen - ungeplant. Kein Verlangen, keine Entzugserscheinungen, keine Nervosität, nichts. Ich wollte diese neue Wohnung nicht mit dem Geruch nach Rauch "entweihen". Meine Kleider hatte ich alle gewaschen bevor sie in die neue Wohnung kamen. Und es hat angehalten. Inzwischen stehe ich ohne Probleme neben Rauchern und kann selbst nach ein zwei Gläsern Wein mit rauchenden Bekannten locker nein sagen. Es macht mir sogar richtig Spaß nein zu sagen.
Was könnt ihr daraus lernen:
Es geht nicht um die richtige Technik aufzuhören oder die richtige Vorbereitung. Je mehr ihr euch mit dem Rauchen beschäftigt desto wichtiger erscheint es euch. Man muss die Verhältnisse verändern, alles andere kommt von alleine. Gut jetzt kann nicht jeder Umziehen, auch wenn man wenn es denn klappt eine Menge Geld spart. Aber vielleicht reicht es schon seine Wohnung von allen Spuren des Rauchens zu beseitigen, alle seine Kleider frisch zu waschen
Ich hoffe es hilft euch.