Die Bedeutung der berühmten letzten Zigarette

Verfasst am: 24.06.2024, 15:38
rauchfrei-lotsin-andrea
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Super Beiträge hier!

Weil ich die Tage wieder mal angesichts der herrlichen Sommergerüche so dankbar bin nicht mehr rauchen zu müssen, hier eine Erinnerung an meine letzte Zigarette. Es war an einem August Sommerabend in der Küche und ich machte eine Pause mit einer Zigarette. Ich dachte (wie schon öfter): das stinkt mir gewaltig, ich will das nicht mehr.

Habe die letzten Zigaretten in der Packung nass gemacht und in den Abfall gegeben. Ein Abschiedsrauchen der Letzten war das noch nicht, denn das hatte ich schon so oft gemacht, Zigarette nicht mehr fertig geraucht und die restlichen vernichtet.

Der entscheidende Moment kam am nächsten Morgen. Sonst bin ich da immer zur Tankstelle und habe Nachschub gekauft, weil ich den niedrigen Nikotinspiegel nicht ausgehalten habe. Doch meinen inneren Hilferuf nach Linderung habe ich diesmal anders umgesetzt. Statt zur Tankstelle bin ich an den PC und habe nach Tipps und Hilfestellung gesucht.

Der BZgA Seite habe ich von Anfang an vertraut, sie schien mir seriös und das Forum hat mich magisch angezogen. So habe ich viel Hilfe gesucht und gefunden und bin heute noch dankbar dafür. Besonders geholfen hat mir die gut strukturierte Broschüre "Ja, ich werde rauchfrei" und mein Rauchfrei-Zwilling Natifo. Und überhaupt alle Aufhörer im so lebendigen Forum.

Was ich toll finde von euch ist der Satz: Die nur noch diese eine Zigarette ist meist die erste von vielen Weiteren. Es sei denn, man betrachtet sie als Ausrutscher und macht sofort weiter mit dem Nie wieder einen einzigen Zug (Joel Spitzer).

Herzliche Grüße und es leben die Sommerdüfte hoch!
Andrea

Verfasst am: 01.06.2024, 18:13
AdrIAHane
AdrIAHane
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Danke, danke für eure Beiträge!
Ich finde es so spannend, aber nicht nur das. Es ist auch überaus lehrreich.

Bei mir hat der Gedanke an die letzte Zigarette auch etwas mit Abschied zu tun, der eigentlich nicht vollzogen wurde.
Aber vielleicht muss der Abschied auch gar nicht so vollzogen werden, sondern er findet täglich statt bis zu einem gewissen Zeitpunkt und dann ist er vollzogen. Vielleicht sind die bis jetzt 4115 nicht gerauchten Zigaretten mein Abschied.
Und danke für den Gedanken, dass die nachgeholte letzte Zigarette nicht die letzte sein würde, sondern die erste!!!!
Dieser Satz hat mich seit ich ihn gelesen habe, einige Male gerettet vor der letzten-ersten.
Ich habe in den letzten Tagen extrem zu kämpfen und gestern war ich so nahe dran wie schon lange nicht mehr. Gefühlt denke ich mit jedem Atemzug ans Rauchen, vielleicht auch deshalb die Idee, es wäre leichter, wenn ich mich erinnern könnte wie es ist.
An meine erste Zigarette kann ich mich übrigens auch nicht erinnern.

Dass viele von uns die letzte nicht zelebriert haben und dennoch noch immer Nichtmehrraucher sind, macht mir auch Mut. Es scheint offensichtlich auch ganz ohne die ganz große Inszenierung zu gehen. Bei vielen war es offensichtlich wie bei mir: es ist einfach passiert. Aus dem Kairos heraus.
Oder es ist wie bei Paul (ich musste so lachen, weil ich mich wiedererkannt habe) und es gab auch bei mir ganz viele "letzte" und die wirklich letzte war eine ganz unspektakuläre.
Und jetzt rücke ich meinen Cowboyhut zurecht und reite lässig und rauchfrei in den Sonnenuntergang.
Vielleicht kommt ja jemand mit.

Verfasst am: 01.06.2024, 17:08
Nie mehr rauchen
Nie mehr rauchen
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Hallo Leute,

das ist ein überaus spannendes Thema, das hier beschrieben wird.

Ich habe meine letzte Zigarette zelebriert. Aber mehr als einmal, denn es gab dann doch leider über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren immer wieder eine neue erste Zigarette. Rückfall, Rauchstopp, Rückfall, Rauchstopp ........ ihr versteht sicherlich, was ich meine.
Die Situation, die ich geschaffen hatte, war immer die Gleiche.
Wintergarten, Datum festlegen, genau berechnen, wie die Zigaretten der letzten Schachtel getaktet sein sollen und um wieviel Uhr ich die letzte dann rauchen konnte. Danach immer gleich ins Bett gehen, damit ich am nächsten Morgen schon mal viele Stunden "ohne" geschafft hatte.

Irgendwann kam dann die wirklich letzte.
Vorher hatte ich neben vielen anderen Büchern das Buch "Der trockene Raucher" von Reich gelesen. Und wie der Autor kam dann auch bei mir der Zeitpunkt, an dem ich mich sehr über mich und meine vielen Rückfälle geärgert habe. So sehr, das ich dann wirklich am 05.11. eine letzte Zigarette geraucht habe und dabei bis heute geblieben bin.

Ich kann mich also tatsächlich an die wirklich letzte Zigarette erinnern und da ich in der Zeit vorher sehr genau auf den Geruch und den Geschmack geachtet habe, war es tatsächlich so, dass ich auch Ekel empfinden durfte. Daran erinnere ich mich dann auch wieder. Trotzdem kam mir die Letzte nicht in den Sinn, wenn ich meine Schmachtattacken hatte. Wobei ich mir da nicht ganz sicher bin. Allerdings bezweifele ich, ob ich durchgehalten hätte. Denn mit dem Rauchen der Letzten habe ich dann auch "innerlich" Abschied genommen. Ich vermute, das war sehr wichtig für mich.

Liebe Mitstreiter, einen schönen Abend wünscht euch Traudl.

Verfasst am: 01.06.2024, 08:21
Eichel
Eichel
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Hallo und guten Morgen in die Runde,

ich habe seit sehr langer Zeit keinen Gedanken mehr an die letzte Kippe verschwendet, kann aber noch gut nachvollziehen, dass dies gerade am Anfang durchaus ein Thema ist.

Ich hatte meinen Rauchstopp auf Sonntag, den 06.11.2022 festgelegt. Über den Tag X hatte ich mir viele Gedanken gemacht. Es stand eine aufwändige kieferchirurgische Behandlung an, davor wollte ich unbedingt mindestens 2 Wochen rauchfrei sein, um nach der OP nicht alles zu gefährden, weil ich trotz dringendem ärztlichen Rat trotzdem rauche. Tag X auf einen Arbeitstag zu legen, fand ich schwierig. Ich rauchte zwar auf der Arbeit nicht, hatte es aber immer eilig nach Hause zu kommen, ihr wisst genau, was ich meine. Der Samstag schied aus, weil ich doch da frei habe und „endlich“ jederzeit rauchen kann. Also blieb schweren Herzens der Sonntag, obwohl ich da ja auch immer „so schön“ rauchen konnte. Na ja, aber irgendwann musste es ja nun sein, also Sonntag der 06.11.2022. Das war dann 3 Wochen vor der OP und ich hatte mir damit ein kleines Hintertürchen offen gehalten.

So wie ich das jetzt schreibe, wird mir wieder das ganze Ausmaß meiner Sucht bewusst.

Der Freitag, der 04.11.2022 war ein ganz normaler Rauchertag. Wie Ulrike bin ich vor dem Fernseher eingeschlafen, vor Mitternacht aufgewacht, wie immer raus auf die Terrasse noch schnell eine geraucht und schlafen gegangen. Am Samstag früh dachte ich, jetzt probiere ich mal, wie lange es ohne Kippe geht, ohne dass ich…., ja was eigentlich?

Ich habe mich durch den Tag gebracht, ohne zu rauchen und habe 15.55 Uhr hier mein Wohnzimmer eröffnet, meinen Rauchstopp verkündet und damit war das Schicksal der letzten Kippe besiegelt.
Es war die eine, hastig durchgezogene, nicht ganz aufgerauchte vor dem Schlafengehen am Freitag. Tatsächlich hatte ich kurz darüber nachgedacht, diese letzte doch noch zu zelebrieren, aber dafür waren mir meine bereits überstandenen rauchfreien Stunden zu wertvoll, auf die war ich sowas von stolz!

Liebe Grüße Ela

Verfasst am: 31.05.2024, 21:29
Reta
Reta
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Guten Abend,

tja, ich habe ihn leider auch verpasst, diesen Moment nach über 40 Jahren.

Ich hatte gekränkelt, das Rauchen schmeckte nicht und ich hatte mir vorgenommen, weniger zu rauchen, bis ich wieder gesund wäre.

Und erst nach 3 oder 4 Tagen ganz ohne, hatte ich überlegt mit dem Nichtrauchen erstmal weiterzumachen.

Ich wusste ja nicht, das ich eine letzte Zigarette hatte, ich hätte mir bestimmt die Uhrzeit gemerkt

Und nun weiß ich nicht, habe ich ein wichtiges Ritual verpasst?

Wie hätte das ausgesehen?

Es war ja Ende Oktober, grippig im Nachthemd im Garten stehend?
Die Lulle vor dem Regen schützen und was dann?

Hektisch bis zum Filter rauchen oder langsam und mittig ausdrücken?

Naja, schade halt.

Verfasst am: 31.05.2024, 20:45
AdrIAHane
AdrIAHane
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Wow. Das ist so spannend und teilweise auch lustig, was ihr schreibt.
Morgen, wenn ich am OC sitze, würde ich gerne dsrauf antworten. Das klappt mit meinen alten Augen am Handy nicht so wie gewollt.

Verfasst am: 31.05.2024, 19:50
Los!
Los!
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Ja, liebe Doro
Heute kann ich darüber lachen, zu dem Zeitpunkt hat es mich richtig aufgewühlt.

Und klar ist diese letzte nicht der Knackpunkt, der einen Absprung möglich oder unmöglich macht.

Was an der letzten Zigarette gut ist - dass es die letzte war und somit das nicht mehr rauchen begonnen hat.
Dennoch interessant, wie das so lief. So unterschiedlich geht es halt zu.

Heute ist mir diese 'versehentlich letzte' in diesem Punkt wichtig . Sie soll halt auch die letzte bleiben.
Und damit war es gut so, wie es gelaufen ist.
Ich möchte nicht mehr rauchen müssen - und das wäre bei mir sehr schnell wieder so, da bin ich mir sicher. Daher bin ich froh, dass es die letzte war.
Mein Datum zum Ausstieg vergesse ich wohl nicht.
Die letzte hat also ihre gefühlte Wichtigkeit für mich nicht verloren, aber der Grund ist ein andererund viel besserer

Liebe Grüße
Ulrike

Verfasst am: 31.05.2024, 19:19
Doro17
Doro17
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Beiträge: 159 Beiträge

Ich finde das Thema auch spannend, sowie Eure Erfahrungen damit!

Liebe Ulrike, danke für Deine Story- sie erheitert mich so. Mit ein bisschen Abstand Dich hoffentlich auch, sonst hättest Du sie nicht so wunderbar wiedergeben können.
Zeigt doch so herrlich die Absurdität dieser Suchtgedanken auf, oder?

Ich glaube diese zelebrierte letzte Zigarette misst ihr einen Wert bei, den sie gar nicht hat. Ich habe lange Zeit mir verboten mehr als 2 Zigaretten zu rauchen und auch immer nur spätabends.
Genau diese Einschränkung hat die eine Zigarette so glorifiziert, zu etwas besonderem gemacht.
Zu etwas, dass sie nicht ist.
Zum Aufhören habe ich dann einen Abend mehr geraucht, damit es mich so abstößt dass ich froh bin, am nächsten Tag nicht mehr rauchen zu müssen.

Der Charakter von Sucht ist ja dass man die Kontrolle über die Menge des Konsums eben nicht hat.
Eine Zigarette gibt es nur in der Werbung. In der Realität sind es tausende Zigaretten, die wir uns reingequält haben – egal ob sie „schmeckten“ oder nicht. Egal ob die Szenerie melodramatisch, romantisch oder sonstwie ist....

Wie einige hier schon wunderbar beschrieben haben, (Johanna, Paul, ich habe eure Beschreibung auch so gefühlt)
Ich denke, die letzte Zigarette ist ein Mythos.

LG Doro

Verfasst am: 31.05.2024, 18:39
HanniLo
HanniLo
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Ich finde das Thema sehr spannend.
Bei meinem vorletzten Rauchstop, habe ich auch auf einen Ratgeber gehört und meine letzte Zigarette zelebriert.
Ich habe mir ein kleines Feuer angemacht, es mir gemütlich gemacht und geraucht bis mir schlecht wurde. So habe ich meine letzte Zigarette zelebriert und mir verboten, nie wieder zu rauchen und bin kläglich gescheitert.

Dieses Mal waren Abends die Zigaretten leer, ich hatte mich verkalkuliert, was mir sonst nie passierte. Ich hatte immer Vorrat.
Da ich mich schon ein paar Tage gedanklich mit dem Aufhören beschäftigt hatte, habe ich am nächsten Morgen beschlossen, mal einen Tag nicht zu rauchen…
So geht es jetzt seid über 70 Tagen und es ist für mich eindeutig die richtige Strategie.

Diese große Aufmerksamkeit auf den Rauchstop und den Druck den ich mir damit gemacht habe, hat mir nicht gut getan…

Und auch heute wieder nicht geraucht und so langsam vermisse ich es auch kaum noch…

Liebe Grüße Svenja

Verfasst am: 31.05.2024, 18:19
rauchfrei-lotse-paul
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Zitiert von: AdrIAHane

Seltsamerweise wird in Ratgebern oft dazu geraten, die letzte zu zelebrieren. Und als ich mich in den Jahren zuvor aufs Nicht-mehr-rauchen gedanklich vorbereitet habe, hatte ich so ein Bild vor Augen: Ich in einem Paddelboot rauche diese letzte und werfe das letzte nicht gerauchte Drittel ins Wasser, schaue der letzten Rauchwolke nach und rudere dann gemütlich in die Freiheit.


Ich habe hundert letzte Zigaretten geraucht und habe sie zelebriert, bei Sonnenuntergang, bei Mondschein, bei Eis und Schnee. ich habe Sie genüßlich geraucht oder angewidert oder zehn hintereinander in einer halben Stunde.
Ich habe die Schachtel zerquetscht, ersäuft, verschenkt, eine geraucht und neunzehn weggeschmissen (sollte den Geizhals in mir auf die Palme bringen) und immer wieder gab es nach der wirklich, wirklich letzten dann doch eine neue Erste.
Es hat nicht funktioniert. Kann aber auch daran gelegen haben, dass ich den falschen Ratgeber gelesen hatte, bzw. dem Autor beweisen wollte, dass er unrecht hat, ich weiß es nicht.

Ich habe mir seit heute morgen über Deinen Gedanken Gedanken gemacht und glaube, dass ich zu dem Zeitpunkt meiner letzten Zigarette an einem Tiefpunkt meiner Sucht angekommen war, dass ein "zelebrieren" nicht der richtige Ausdruck dafür gewesen wäre.

Ich weiß aber wer Ihre letzte Zigarette zelebriert hat!
ich werde sie mal anschreiben, vielleicht erzählt sie davon

LG Paul