aufhören? leicht gemacht!

Verfasst am: 02.09.2014, 17:02
rauchfrei-team
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Beiträge: 1464 Beiträge

Hallo Mad222,

auch von uns Herzlichen Glückwunsch zu einem Jahr Rauchfreiheit!

Möchten Sie Ihre persönliche Erfolgsgeschichte auch unter den "Erfolgsgeschichten" auf rauchfrei-info.de veröffentlichen? Dann geben Sie doch Ihre Geschichte auf
https://www.rauchfrei-info.de/community/erfolgsgeschichten/erfolgsgeschichte-einsenden/
ein und fügen ev. noch ein Foto von sich hinzu. Zu Beginn wird Ihre Erzählung sogar auf der Startseite von rauchfrei-info.de angeteasert. Dadurch können Sie auch die UserInnen motivieren, die nicht regelmäßig ins Forum schauen.

Freundliche Grüße,
Ihr Team von rauchfrei-info.de

Verfasst am: 02.09.2014, 12:32
ehem.rauchfrei-lotsin-andrea
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Beiträge: 8292 Beiträge

Hallo Matze,

danke für deinen wertvollen Bericht, macht bestimmt einigen Mut. Und herzlichen Glückwunsch zu einem Jahr Rauchfreiheit, Prima!

Viele Grüße
Andrea

Verfasst am: 02.09.2014, 01:13
Mad222
Mad222
Themenersteller/in
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Rauchfrei seit:
Beiträge: 1 Beiträge

Liebe Exraucher und diejenigen, die es werden wollen,

heute vor einem Jahr habe ich mit dem Rauchen aufgehört, bezeichne mich ab sofort als Nichtraucher und möchte meine Erfahrungen hier kund tun. Mir ist das Aufhören leicht gefallen und da ich das Angebot von rauchfrei-info genutzt habe, möchte ich dem ein oder anderen durch meinen Bericht die Angst nehmen.

Da weiter unten viel Text folgt, hier meine Empfehlungen in Kurzform:

- gemeinsam aufhören, Partner suchen
- das Aufhören planen, den richtigen Zeitpunkt abwarten
- Informationen sammeln: was kommt auf mich zu?
- ehrlich sein: "versuchen" geht nicht
- schonmal über Aufhören nachgedacht? der erste Schritt ist getan
- jeder Mensch reagiert anders auf den Entzug, warum soll es gerade bei Dir so schlimm sein?

Zu mir selbst: ich bin 32 Jahre alt und war etwa 12 Jahre Raucher und schätze meinen damaligen Tabakkonsum auf etwa eine Schachtel am Tag. Da ich Feinschnitt konsumiert habe, lässt sich das nicht so genau abschätzen, 2-3 Päckchen in der Woche gehörten zu meinem Pensum.
Aufgehört habe ich gezielt und geplant, zusammen mit meiner Frau. Warum ich geraucht habe, kann ich nicht wirklich sagen, ich glaube außer der Abhängigkeit gab es keinen wirklichen Grund. Aufgehört habe ich, weil ich dies von Beginn an wollte. Zu meiner Geschichte gehört, dass ich ein Leben ohne Rauch nicht kannte. Mein Vater hat mit dem Rauchen angefangen als er 13 Jahre alt war und niemals versucht aufzuhören. Gestank, Husten, Schnaufen, Verstopfung der Arterien und weitere gesundheitliche Folgen hatte ich dadurch stets vor Augen. Seit Jahren warte ich darauf, dass er einfach umkippt. Dies entspricht weniger meinem Wunsch als meiner Resignation, aber das ist eine andere Geschichte.
Das negative Vorbild, welches er mir dadurch war, hatte ich mein ganzes Leben vor mir. Da man in der Regel seinen Eltern nicht unbedingt folgen möchte, war mein Entschluss aufzuhören leichter.

Zusammen mit meiner Frau aufzuhören war die beste Entscheidung. Wir beide konnten uns somit ermutigen und unterstützen. Ich würde daher jedem, der die Gelegenheit hat, empfehlen die soziale Verpflichtung zu nutzen und gemeinsam mit jemand anderem aufzuhören.

Ich hatte mich vorher informiert, um zu wissen was mich erwartet. Meine Frau hingegen wollte gar nicht wissen, was alles passieren könne. Ich fand es jedoch hilfreich, sodass ich auch hier eine Empfehlung aussprechen würde. Das Internet ist voll von Informationen.

Interessant waren die unterschiedlichen Entzugssymptome. Während meine Frau Stressraucherin war und immer in Situationen emotionalen Stress auf den Entzug reagierte, zeigte ich zunächst keine Entzugserscheinungen. Die erste Woche war die leichteste überhaupt. Wir haben uns ohnehin gewundert, wie einfach das Aufhören letztlich war. Ich habe mich bald gefragt, ob die vielen Berichte nicht einem überzogenen Volksmund oder schlicht der Tabaklobby entnommen sind.
Einen Tag lang war ich aufgedreht, nervös und hibbelig. Den Rest der Zeit jedoch blieb ich ohne solche Symptome, von der veränderten Verdauung mal abgesehen. Aber damit kann man leben.

Öfter kam es nun zwischen mir und meiner Frau zu Streit, was jedoch auch andere Gründe gehabt haben kann.
Hilfreich war, dass ich einen Monat lang kaum Verpflichtungen hatte. Denn auch wenn das Aufhören leicht fiel, den Monat September habe ich 2013 verloren. Meine Empfehlung lautet daher: man nehme sich Zeit und passe den richtigen Augenblick ab, beispielsweise den Urlaub, Feiertage, oder ähnliches.

Meine schlimmsten Entzugserscheinungen lassen sich so beschreiben: matschig im Kopf. Wie in Watte gepackt. Kein klarer Gedanke mehr möglich. Ein halbes Jahr lang musste ich besonders oft mit diesem Phänomen leben. Manchmal habe ich die Watte immer noch im Kopf, es ist ein Zeichen dafür dass etwas fehlt. In der Regel Wasser oder Nahrung.

Die erste Woche nach dem Stopp erlebte ich Dinge, von denen ich bereits gelesen hatte. Ich brauchte mich lediglich an einem bestimmten Ort aufhalten oder einen Gegenstand berühren und hatte sofort die Assoziation des Rauchens im Kopf. Doch einmal gehabt, kam dies nicht wieder vor.

Die folgenden Monate wurden stetig besser, Schmacht nur in den wenigsten Situationen, machmal in Verbindung mit Alkohol. Doch war das Verlangen nie wieder körperlicher, sondern immer nur geistiger Natur. Ertragbar.
Nach sieben Monaten gab es noch einmal eine kritische Zeit, in der das Verlangen stark zunahm. Zweimal stand ich kurz davor, rückfällig zu werden. Jedes Mal hielt mich meine Frau davon ab. Wie stark die Gefährdung in den Augenblicken war, kann ich schlecht beurteilen. Beide Male stand ich selbst unter enormem emotionalen Stress.

Das Jahr 2013 war für mich ein sehr negatives Jahr, mit einigen Rückschlägen und viel Stress. Dennoch war es möglich das Nichtrauchen durchzuhalten. Ich habe immer geglaubt, man brauche einen starken Willen, um aufzuhören. Mir selbst habe ich diesen Willen nie zugetraut, aber offensichtlich lag ich falsch. Wer bereits seit längerem mit dem Gedanken spielt, hat den Willen bereits in sich.

Ich glaube geholfen hat mir vor allem die Einsicht, dass es nicht bei einem Versuch bleiben könne. Allein der Satz "ich versuche aufzuhören" war für mich ein Widerspruch in sich. Ich würde jedem empfehlen hundertprozentig ehrlich zu sich selbst zu sein. Alles andere, so glaube ich, funktioniert nicht.

Um zu einem Ende zu kommen, möchte ich all denjenigen, die zuviel Respekt vor dem Aufhören haben folgendes mitgeben: die Entzugserscheinungen sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Ich würde jederzeit wieder aufhören und empfinde einen einzigen Besuch beim Zahnarzt als wesentlich schlimmer als das was ich erlebt habe.
Mit dem Rauchen aufhören lohnt sich in jedem Fall, weil die Lebensqualität so enorm steigt. Und ein Jahr geht, wie ich jetzt bezeugen kann, sehr schnell vorbei.

Grüße,

Matze