unsere Kinder und unser Ausstieg

Verfasst am: 04.06.2017, 03:12
juline2818
juline2818
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Huhu ihr Lieben!
Nicht wenige von uns sind Eltern und selbstverständlich kommen dann entsprechende Themen auf.
Dem Ganzen wollte ich hiermit mal einen Raum geben.
An dieser Stelle kann man sich zum Beispiel darüber austauschen, ob und wie man seine Kids in den Prozess des Aufhörens mit hinein bezieht.
Ich denke, dass alltägliches Rauchen durch einen/die Erziehungsberechtigten eines Kindes dazu führt, dass es sich ohnehin mit der Thematik auseinandersetzt.
Nun ist es an uns Eltern, das Ganze altersentsprechend aufzuarbeiten.
Wir sollten uns die Zeit für ein ernsthaftes Gespräch nehmen und die Stichpunkte "Drogen", "Sucht" und "Entzug" ansprechen. Dabei gibt es durchaus für jedes Alter bzw. für jede individuelle Entwicklungsphase angepasste Sprache und Detailliertheit.
Ich muss einem 4-jährigen noch nichts von Neurotransmittern erzählen, da reicht die Phrase "im Kopf".

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass wir unsere Kinder in den Prozess der Entwöhnung mit einbeziehen.
Man sollte ihnen erklären, warum das Rauchen keine gute Idee ist, warum man gedenkt aufzuhören und was im Laufe des Entzugs passieren kann.
Dann erstellt man mit den Kindern "wenn...dann..."-Pläne. Hier geht es um Situationen, die auftreten können (z.B. ein Moment der Unruhe oder Aggression oder einfach starker Suchtdruck) und wie jeder dabei helfen kann, diese Situation zu meistern (meist kommen die Kids ganz von selbst auf tolle Lösungen!).

Wichtig ist auf jeden Fall, dass man dem Nachwuchs klar macht, dass niemand die Schuld für schwierige Momente während des Entzugs trägt. Auch ansprechen würde ich das Thema, dass auch starke Personen, wie es die Eltern nunmal für ihre Kinder sein sollten, Schwächen und Fehler haben und machen.

Solche Gespräche werden am besten durch die Kinder selbst angefangen, man kann aber auch den Initialschuss abgeben, indem man sagt "Hört mal, ich würde gerne mal mit euch reden. Ich möchte/werde mit dem Rauchen aufhören."

Wer von euch hat schon Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt? Wie reagiert ihr, wenn eure Kinder euch nachahmen und Kaugummi- bzw. Schokoladen-Zigaretten rauchen? Wie haltet ihr es mit dem (zukünftigen) Rauchen eurer Kinder? Sollen die ihre eigenen Erfahrungen machen oder seid ihr strikt dagegen, dass sie jemals rauchen? Wie klärt ihr auf?

Bin gespannt auf unseren Austausch!
Liebe Grüße, Jule.

Verfasst am: 04.06.2017, 10:08
Antonai
Antonai
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Wie machen wir unseren Kindern vor allem klar, dass die Aussagen auf den immer noch überall präsenten Werbeplakaten, nichts als Lügen sind. Da müssen wir ihnen gleich noch deutlich machen das Erwachsene ohne Strafe in aller Öffentlichkeit schwindeln dürfen, während man ihnen dies strikt verbietet, sie um Ehrlichkeit in allen Belangen bittet.
Dieses Paradoxon muss den Kinderseelen verständlich gemacht werden. Und ihnen kann man nicht erklären das es eine Krankheit ist, die einen zwingt zu rauchen, das werden sie nicht wirklich glauben können. Eher vermuten sie dahinter ein verbotenes Sinnesglück, welches sie auf irgendeine Art erreichen wollen müssen; ja wie die eine verbotene Tür im Schloss, alle anderen Räume sind schon lange ohne prickelndes Geheimnis, nur hinter der letzten Tür wartet noch etwas unaussprechliches auf dich, das du weil es verboten ist, unbedingt haben willst.
Ja Jule, das einzige was wir den Kindern zeigen können ist unser Kampf, und unser Sieg gegen den Morris-Clan. Nur das wird ihnen helfen.
Also vielleicht ist das ein Ansatz, dem Rauchausstieg einen richtigen Inhalt zu geben, vielleicht sollten gerade wir Wissenden, die welche die Sucht erlebt, durchlebt haben, vielleicht sollten gerade wir gegen die Lügen der Drogenindustrie angehen.

Mit einem noch etwas zaghaften Kampfgebrüllchen
Anton der Ausgebrochene Wiederholungstäter

Verfasst am: 04.06.2017, 12:33
miezhaus
miezhaus
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Guten Tag zusammen,

ein, wie ich finde, interessantes, wichtiges und gelungenes Thema. Vielen Dank dafür!

Tatsächlich bekam ich damals in der Entwöhnung eine Steilvorlage zum Austausch von meiner Tochter. Hatte ich doch meine Kinder niemals Zeuge meiner Raucherei werden lassen, zog meine damalige Erstklässlerin eines Mittags an einem Stück Brezel und sagte, sie rauche nun. Ich befand mich damals in der dritten Ausstiegswoche, also durchaus noch nicht aus der Gefahrenzone raus, und fragte sie entsetzt, woher sie das denn habe. Ihre Antwort, einer ihrer Schulfreunde würde das in der Klasse immer spielen, beruhigte mich nicht wirklich, denn sie schien das ja als lustigen Witz zu begreifen. So konnte ich ein Gespräch aufnehmen, in dem ich ihr erklärte, daß dies aber eine sehr gefährliche Sache sei, die sehr krank macht, daß aber Menschen, die es einmal begonnen haben, nur sehr schwer wieder damit aufhören könnten. Dann kam natürlich die Frage, warum sie dann damit anfangen, und ich habe gesagt, daß man es vorher nicht erkennen kann, wie stark einen die Sucht bindet und wie schlimm man davon erkranken kann, vor allem sich nicht vorstellen kann, daß man da nur schwer wieder von weg kommt. Daß man zu Anfang denkt, man könne jederzeit aufhören - das dies aber eine dicke fette Lüge ist. Und später, wenn man es dann erkannt hat, schiebt man den Gedanken aus Angst weg und scheut man die Schwierigkeit des Entzugs. Ich sah ihr damals das Entsetzen in den Augen an - und dann die Frage "Mama... hast Du auch mal geraucht?" Und ich war damals so froh, sagen zu können "Ja mein Schatz, aber nicht mehr." (Waren zwar erst drei Wochen nicht mehr, aber in dem Moment wußte ich, ich würde es auch nie mehr tun: um sie nach Möglichkeit davor zu bewahren.) Und auch aus den Entwöhnungsturbulenzen habe ich keinen Hehl gemacht.

Mein Jüngerer hat einen anderen Zugang zu diesem Thema. Er aß als Kleinkind auf dem Spielplatz einmal eine Zigarette, die er im Sand gefunden hatte (und ich schwör, wenn ich jemals jemanden erwische, wie er auf dem Spielplatz eine Kippe liegenläßt... nun gut, dies ist kein Platz für Verbalgewalt) - ich war zu dieser Zeit rauchfrei, habe erst später wieder angefangen (jaaaaa solche hundsgemeinen Sachen macht die Sucht...). Er mußte auf dringenden kinderärztlichen Rat damals in der Klinik entgiftet werden, so richtig mit Magensonde, Kohleeinlauf und anschließend einer Nacht lang Überwachung am Klingelkasten, es war furchtbar. Offenbar furchtbar genug, daß er sich bis heute daran erinnert. Seitdem sind Zigaretten für ihn bäh. Doch auch er hat sich auf die Version eingelassen, daß Rauchen ein Fehler ist, den ich eben gemacht habe und künftig vermeiden will. Weil ich jetzt weiß, wie stark und gefährlich es ist - und diese Erkenntnis konnte ich mit dem Appell verbinden, sich in diesem Fall bitte auf meine Erfahrung zu verlassen, aus meinen Fehlern zu lernen - und bitte in diesem Falle keine eigenen Fehler zu machen. Ob´s klappen wird...

Wichtig ist denke ich, den Kindern ein gesundes Selbstbewußtsein mitzugeben, mit ihnen im Dialog zu bleiben, ihnen zu versichern, daß kein Mensch das Rauchen braucht und sie, egal was andere möglicherweise sagen, gerade ohne zu rauchen cool und stark sind. Ich hab die erzieherische Weisheit sicher auch nicht gepachtet, aber ich denke, das ist ein guter Anfang, sie zu stärken und ihnen zu beweisen, daß sie nicht durch das Rauchen toll werden. Sondern durch ihre Persönlichkeit und ihre Taten.

Gutes Thema, wirklich.

Schöne Pfingsten wünscht Euch

Lydia

Verfasst am: 04.06.2017, 12:36
juline2818
juline2818
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Danke Anton, für deinen Beitrag. Ich finde es auch sehr wichtig, dass wir mit unseren Kindern über suchtfördernde Werbung sprechen.
Gerade in der heutigen Zeit prasselt so viel auf unsere Kurzen ein, dass wir kaum hinterher kommen, das alles in Ruhe und vernünftig mit ihnen aufzuarbeiten.

Wichtig ist natürlich auch, dass wir die Kids nicht überfordern oder gar parentifizieren (wie Erwachsene behandeln).
Jedes Kind hat ein Recht auf unbeschwertes Aufwachsen und auf starke Leitfiguren in seinem Umfeld, damit es sich sicher fühlen kann.
Das bedeutet nicht, dass es nicht bemerken darf, dass nicht immer alles Friede, Freude,Eierkuchen ist oder dass auch die Bezugspersonen Schwächen und Fehler haben.

Es ist hier von Bedeutung, die richtige Mischung für den individuellen Entwicklungsstand des Kindes zu finden. Die Mischung besteht in unserem Fall zum einen aus dem Fernhalten von schädlichen und belastenden Einflüssen und zum anderen aus dem gezielten Konfrontieren mit den Themen Sucht und Aufhören.

Wie schon gesagt, bin ich der Meinung, dass wir unseren Kindern Vertrauen und Kompetenz zugestehen, wenn wir sie in den Prozess mit einbeziehen.