Tag 6 - Die Zweifel werden stärker.

Verfasst am: 19.06.2017, 13:39
sascha-ley
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Salut miteinander.

Ich bin Sascha, 32, habe die letzten 16 Jahre intensiv geraucht und letzte Woche aufgehört. Heute geht`s mir richtig schlecht. Eigentlich möchte ich mich nur ausheulen - aber ganz am Ende, bei , kommen auch noch zwei ernstgemeinte Fragen...

...nachdem ich vor ein paar Jahren schon mal - für drei Tage- mit dem Rauchen aufgehört habe, war es am letzten Dienstag, 22:00 Uhr soweit: Die letzte Zigarette. (Über die Arbeit bekam ich Gelegenheit, an einem "Sechs-Wochen-Entwöhnungs-Kurs" teilzunehmen).

Die ersten drei Tage waren so lala:

  • Ich war nervös ohne Ende und konnte mich auf nichts konzentrieren.

  • Ich habe viel Zeit damit verbracht, mir immer wieder die Vorteile des Nichtrauchens ins Gedächtnis zu rufen

  • Ich habe mir klar gemacht (oder besser: Versucht, mir klarzumachen, dass dieser akute Entzug wie eine Grippe und nach zwei Wochen vorbei ist.

  • Ich habe meine Frau einige male bös` angemault und mit meinem Verhalten verärgert. Sachen, die keiner Worte wert sind, oder Eigenarten, die ich sonst geflissentlich ignoriere, haben mich unerklärlicherweise sofort auf die Palme gebracht.

  • Trotzdem war ich auch ein bisschen erfreut darüber, dass es doch ganz gut klappt. Immerhin konnte ich die Finger von den Zigaretten lassen

  • Vor allem wurden die Attacken zu den "üblichen Gelegenheiten" --> nach dem Aufstehen, beim Gassigehen mit dem Hund, nach dem Essen, an der Ampel <-- immer weniger.


Vorgestern, an Tag vier, wurde der körperliche Entzug schon etwas besser. Ich meine: Ich hatte nicht mehr so oft "plötzlich" das Verlangen, eine rauchen zu wollen. Dafür geschah etwas faszinierendes: Es stellte sich ein komisches Gefühl ein - so eine Art "Grundrauschen" in den Gedanken. Eine permanente, innere Stimme, die mir immer und immer wieder sagt...

  • Diese Entzugssymptome hast Du vielleicht nur zwei Wochen so intensiv - aber sie kommen über Jahre immer und immer wieder. Dein Versuch ist völlig aussichtslos, Du wirst ohnehin wieder anfangen - früher oder später! Schau doch in die Internetforen, wieviele nach x Jahren wieder plötzlich angefangen haben. Dir wird es auch so gehen, deshalb brauchst Du jetzt gar nicht aufhören.

  • Du tust Dir und Deinem Umfeld mit dem Entzug nicht gut. Du gehst allen auf die Nerven, verärgerst Deine Familie und verschwendest Deine Zeit mit Deiner Unproduktivität. Das geht zwar vielleicht vorbei - aber das Porzellan, das Du jetzt zerschmeißt, muss erst wieder geklebt werden.

  • Wen willst Du mit dem Entzug eigentlich beeindrucken? Dich selbst? Komm` schon, Du hast doch keine unmittelbaren Nachteile durch das Rauchen. Das bisschen Husten kann auch woanders herkommen. Kurzatmig? Hey, für nen Beamten bist Du ziemlich fit. Was, Du kannst Museumsbesuche nach 45 Minuten nicht mehr genießen? Ja, ist schon richtig. Aber sobald Du die Raucherterrasse gefunden hast, kannst Du Leute kennenlernen, mit denen Du sonst nie geredet hättest. Und überhaupt - Herausforderungen? Warum muss immer alles herausfordernd sein? Wozu Wettbewerb in jeder Lebenslage? Ein Kanu, das den Fluss hinuntertreibt, kommt auch zum Meer.


  • Was soll überhaupt dieser ganze Gesundheits-Driss? Das sind doch Erfidnungen von diesen unsympathischen Biolatschen-Typen mit ihrer ätzenden Besserwisserei. Deine Großeltern haben gequalmt wie die Schlote, Deine Eltern qualmen wie die Schlote, Dein halbes Umfeld qualmt seit Ewigkeiten. In den 70ern ist vom Rauchen auch niemand impotent geworden, sonst gäb`s Dich, Deinen Bruder und Deine Kumpels ja gar nicht. Also was soll das alles? So schlimm ist Rauchen doch nicht.


  • Es ist doch so einfach: Du leidest gerade wie ein Hund. Alles, was Du tun musst, damit es Dir besser geht: Geh` zur Tankstelle. Kauf` eine Schachtel Luckies. Und ein Feuerzeug. Zünd` Dir eine an und alles ist gut.


Noch kann ich dieser Stimme ein halbwegs motiviertes "Ah, go fuck yourself" entgegenwerfen.
Aber so langsam aber sicher habe ich das Gefühl, die Kraft zu verlieren. Meine Liste mit Vorteilen des Nichtrauchens scheint so "gekünstelt", so "von außen eingeflüstert". Obwohl es meine Vorteile sind, die ich mir selbst überlegt habe. Allen voran: Die Freiheit, nicht mehr rauchen zu müssen, um die Entzugssymptome für 50 Minuten abzustellen.

Die Vorteile, die ich schon jetzt realisiert habe, scheinen kaum zu zählen (besserer Geruch, Geld gespart, 5,5 x 25 Zigaretten nicht geraucht, weißere Zähne, weniger Husten, niedrigerer Blutdruck, weniger Kurzatmigkeit, keine gelben Finger mehr)
Mir ist schon auch klar, dass ich durch Rauchen eigentlich nichts verbessern würde - außer eben, dass die Nervosität, dass die Entzugserscheinungen, dass diese irren Gedanken wegfallen. Wahrscheinlich würden die dann nur durch Unzufriedenheit und Enttäuschung, es nicht geschafft zu haben, ersetzt werden.

Trotzdem schreit mir mein Geist immer wieder entgegen: Los, brech ab. Du hättest zwar sechs Tage umsonst gelitten - aber hey, Dir gehts dafür ab jetzt und sofort gut. Du jammerst dann ein bisschen über Deine Willensschwäche, aber das ist bald vergessen.



Langsam hab` ich wirklich das Gefühl, durchzudrehen.

Soweit das Gejammer. Dafür brauchte ich nur mal ein bisschen "weißes Papier, dass sich nicht wehren kann"

Hier sind aber auch noch zwei ernstgemeinte Fragen:

  • Hat jemand schon vergleichbares erlebt? Wie geht Ihr mit dem beschriebenen "Grundrauschen" aus offensichtlich unsinnigen Gedanken um? Wie schafft Ihr es, Euch Tag für Tag neu zu motivieren, wenn Ihr keine "harten" Aufhörgründe (Akut drohende oder eingetretene Krankheit, Schwangerschaft, etc) habt? Wie lange hat diese Phase des Entzugs bei Euch gedauert?


  • Wie entwickelt sich der Entzug langfristig? Wird es in einem Jahr so sein, dass man einen trockenen Hals kriegt, kurz denkt "Ah, jetzt eine Zigarette, DAS wär` schön - aber eigentlich schon auch eklig, ich lass` es lieber" und alles ist gut, oder gibt es auch nach Monaten und Jahren noch solche längeranhaltenden Attacken mit starker psychischer Komponente, wie ich oben beschrieben habe?

    Ehrliche Erfahrungsberichte von langfristigen Ex-Rauchern würden mich wirklich mal interessieren! Einstweilen aber sorry für den langen Text, die Jammerei und Euch allen: Frohen Mut!

Verfasst am: 19.06.2017, 14:11
sascha-ley
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Kleiner Nachtrag:

"Ah. Go fuck yourself" (Ja, ich weiß, der Ausspruch ist nicht vornehm, ist aber nun mal das, was ich "den Zigaretten" zu sagen habe.)

Nachdem ich mir gerade klar gemacht habe, dass ich als ehemaliger starker Raucher sage und schreibe den sechsten Tag in Folge völlig, komplett und ausnahmslos rauchfrei bin, fühle ich so ein bisschen Stolz in meiner Brust. Gutes Gefühl. Davon will ich mehr!

Bis hierher. Und noch viel Weiter!

Verfasst am: 19.06.2017, 14:23
Lalouna3.0
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Hallo Sascha,

ich glaube, fast alle hier können mit dir mitfühlen und haben teilweise das selbe mitgemacht.

Die schlechte Laune, das sich unnütz-fühlen, nichts leisten, die kleine, innere Stimme, die die erzählt "mit Zigaretten ist alles besser" usw. usf. Aber es hört auf. Ich kann dir nicht mehr sagen wann genau, aber es verschwindet alles. Du wirst das Rauchen gänzlich aus deinem Kopf vertreiben, nur noch eine vage Erinnerung, dass da mal was war. ABER du musst es auch zulassen. Klammer dich nicht an das rauchen. Denk nicht drüber nach, dass du nicht rauchen darfst, sondern, dass du es nicht mehr brauchst.

Denk an das Geld was du sparst, denn ganz ehrlich, denke ich, dass das bei den meisten Leuten das beste Argument ist.

Ja, auch ich habe nach 4 Jahren damals wieder angefangen wieder zu rauchen. Aber nicht, weil ich so geschmachtet habe. Nein. Einfach weil ich doof war und glaubte, es wird schon nicht schlimm sein einmal zu ziehen.

Das wird schon, einfach weiter machen. Und denk an all das Schöne und am besten gar nicht an das Rauchen.

In diesem Sinne einen schönen Tag

Sandra

Verfasst am: 19.06.2017, 14:28
desertrose2210
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Lieber Sascha,

ich gehöre noch nicht wirklich lange zu den langjährigen Ex-Rauchern, da fehlt noch so einiges, aber das soll mich nicht davon abhalten, Dich herzlich in unserer Runde willkommen zu heißen.

Was Deine Ausdrucksweise angeht: Nun ja, Fuck yourself ist genau das Richtige, was man der beschissenen Sucht entgegenschleudern sollte. Alles gut. Hier darf gemotzt, gejammert und gemault werden, so viel und so oft man möchte. Hier findest Du immer jemanden, der Dich versteht.

So, und nun zu Deinen Fragen: Oh ja, ich kenne dieses Grundrauschen, wie Du es bezeichnest, nur zu gut. Für mich was es meine "alte, beste Freundin", die immer wieder ins Ohr säuselte: Come on, wir beide haben doch sooo geile Zeiten erlebt, nur die eine noch, wir hatten doch wirklich Spaß zusammen. BOAH, das war so fies.

Mach' Dir bewusst, dass dieses Grundrauschen Deine Sucht ist, die mit allen Mitteln versucht Dich wieder auf Spur zu bringen. Halte durch, höre nicht hin, lenk' Dich ab, kotz' Dich hier aus, laufe 3 x schreiend um den Block, egal, hauptsache Du zündest Dir keine an. Es wird besser werden, ich verspreche es Dir.

Und was Deine Gereiztheit angeht, spreche mit Deinem Umfeld darüber, dass Du im Moment etwas dünnhäutig bist, in der Regel wird das verstanden.

Und nun drücke ich Dir ganz feste die Daumen und wünsche Dir einen einen regen Austausch hier. Zum Ablenken gebe ich mal eine Runde Kaffee aus.



Lieben Gruß
Nicole

Verfasst am: 19.06.2017, 16:07
sascha-ley
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Liebe Sandra, liebe Nicole,

vielen Dank für die lieben Worte und die Aufmunterung. Ich habe gemerkt: Einfach mal alles von der Seele zu schreiben und das eine oder andere saftige "ah, go..." haben schon super geholfen.

Notiz an mich selbst und an alle in einer ähnlichen Situation:

Nicht an den negativen Gedanken kleben. Hör` nicht auf dieses kleine Nikotin-Biest. Der Entzug ist SEIN Problem. DU hast die besseren Argumente.


Inzwischen bin ich überzeugt: Auch Tag 6 wird ohne Zigarette über die Bühne gehen. Zur Feier des Tages geht`s außerdem mit der besten Ehefrau spontan in die Sauna.
So!
Pf!!
Hmpff!!!

Verfasst am: 19.06.2017, 16:46
desertrose2210
desertrose2210
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SEHR GUT.... (Hier fehlt der Daumen nach oben)...

Ich wünsche Dir einen entspannten Saunagang mit Deiner Frau. Immer wieder sich selbst belohnen für diese tolle Leistung ist da A und O, da kann nicht mehr mithalten.

Verfasst am: 20.06.2017, 11:39
miezhaus
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Hallo Sascha,

meinen herzlichen Glückwunsch zu Deinem Ausstieg aus dem fahrenden Karussell! Ebenso zu Deiner morgen bereits ausklingenden ersten Woche, die Du schon rauchfrei geblieben bist. Ganz toll möchte ich da sagen! Es ist wie Du sagst, nach jahrelangem exzessivem Rauchen ist das schon eine Riesenleistung! Belohne Dich ruhig für Deine Leistung, auch künftig für Deine Meilensteine, damit Du schon manifestierst, daß bei dem Ausstieg was für Dich dabei rausspringt, bevor Du den vollen Umfang der Gewinne selber spürst! Was könntest Du Dir denn noch alles als Belohnung vorstellen? (Ist nicht für mich zur Beantwortung gedacht, eher als Denkanstoß für Dich, Dich schon mal auf was zu freuen!)

Ja, das Grundrauschen habe ich ebenfalls erlebt, wie Du, wie so viele andere hier. Diese miese kleine Stimme, die alle Argumente aushebelt, logisches Denkvermögen infrage stellt und die so quält und nervt. Das ist wirklich anstrengend, und es tut mir wirklich leid, daß sie Dich so belästigt.

Aber weißt Du was? Dein "ah, go trullala" ist im Prinzip genau die richtige Reaktion. Diskutiere nicht mit der Stimme. Deine Entscheidung steht (und eigentlich weißt Du auch, daß sie genau die richtige ist!) und Ende. Egal was sie Dir einredet: es wird nicht durch Diskussion aufgewertet. Basta. Umdrehen und ablenken. Gerne damit, hierher zu kommen und zu schimpfen, wenn es Dir hilft - auch dazu ist das Forum da. Was glaubst Du was ich hier gemeckert habe.

Was all Deine Befindlichkeiten angeht, Stimmungsschwankungen, schlechte Laune, auch Unkonzentriertheit und so: gestehe Dir diese doch einfach erstmal zu Sascha! Viele haben sowas im Entzug, Du mußt das nicht bekämpfen. Versuche, in Deinem Umfeld um Verständnis zu werben, hol Dir da Support, gönne Dir Ruhe, auch mal Rückzug, und Gelassenheit. Das verschwindet schon wieder, das verspreche ich Dir! Dazu mußt Du nicht mal rauchen - versprech ich Dir auch! (Das einzige, was erlaubt ist, ist Luft durch einen auf Zigarettenlänge gekürzten Trinkhalm zu "rauchen": durch den körperlich ähnlichen Vorgang beruhigt es die Schmacht schon gern mal. Probiere es ruhig mal aus!)

Dann meine ernstgemeinten Antworten auf Deine ernstgemeinten Fragen.

Erst mal, Du wirst lachen aber ich persönlich bin nahezu der Überzeugung, daß der dauerhafte Rauchstopp schneller und leichter ohne genau die von Dir angeführten harten Aufhörgründe zu bewältigen ist als mit. Denn der muß aus einem selber kommen, nicht aus äußeren Umständen, Druck oder Zwang heraus. Idealerweise fallen diese Überzeugung und der harte Grund auch mal zusammen, aber ich habe es immer wieder im privaten Bereich erlebt, daß gerade Aufhörer mit solchen Gründen entweder einen vorübergehenden Rauchstopp schaffen (so manche werdende Mutter hört auf und fängt nach dem Abstillen sofort wieder an) oder mit Verzögerung (weil die eigene Überzeugung erstmal wachsen muß, das kenne ich jetzt von mir selber, ich habe lang genug trotz Asthma geraucht: harter Grund, aber keine Überzeugung...). Ich urteile dieses keinesfalls ab, es ist das Wesen der Sucht. Doch ich glaube, die dauerhafte Rauchfreiheit ist zu erreichen mit einer selbstbestimmten unbeeinflußten Entscheidung - so wie der Deinen.

Selber hatte ich allerdings einen funktionierenden Motivationsmotor: meine Kinder, damals noch Kindergarten- und Grundschulalter. Sie haben mich ungefähr in meiner dritten Woche beim Nichtmehrrauchen erwischt (lange Geschichte), und da konnte ich mir die Blöße nicht mehr geben, wieder anzufangen. Und ich wollte es wirklich, ich wollte weg davon, fand es eklig, es war mir schade ums Geld, ich wollte diesen Mist einfach nicht mehr! Das heißt natürlich nicht, daß ich nicht auch noch sehr heikle Entzugsphasen hatte. Das ganze hat bei mir ein wenig über vier Monate gedauert, mit einer haarigen Schlußphase (der "Endlich Nichtraucher"-Autor Allen Carr hat ja drei Entzugsphasen definiert: Drei Tage, drei Wochen, drei Monate, und ich habe am Anfang nicht so gelitten wie Du jetzt, dafür aber am Schluß). Aber nach dieser Drei-Monats-Krise bei vier Monaten hatte ich es geschafft - und zwar so richtig. Da war der Entzug, auch der psychische, komplett vorbei. War wie ein Sonnenaufgang.

Du siehst also, im großen und ganzen spielt sich so ein Entzug bei den allermeisten so bis drei, vier Monate nach dem Rauchstopp ab, das kannst Du hier auch so ungefähr herauslesen. Wobei niemand vorhersagen kann, wie sich Dein spezieller Entzug entwickelt. Kann sein, Deine Schmacht, Dein Grundrauschen, verebbt einfach, oder auch eine wellenförmiges Auf- und Abbranden der Schmacht ist denkbar. Tatsache aber ist, dieser Zeitrahmen von drei bis vier Monaten ist realistisch - und das ist ja wohl nichts gegen die 16 Jahre, die Du geraucht hast, und die vielen, auf die Du Dich rauchfrei freuen darfst, denkst Du nichtß

Langfristig gesehen hat es bei mir hinterher nie mehr ernstgemeinte Schmachtanfälle gegeben. Das waren eher so Anflüge, à la "jetzt könnte ich echt mal eine rauchen", aber nichts, dem man nicht mit einem Lächeln à la "ich bin doch nicht blöde!" begegnen könnte. Kein Sturm, höchstens eine laue Brise. Also keine heiklen Situationen mehr. Du solltest nur nicht dem Irrtum aufsitzen, eine ginge schon mal, das redet uns das Suchtgedächtnis, das wir uns nun eben mal gezüchtet haben, immer wieder mal ein. Denn dann hat sie Dich wieder (auch schon am eigenen Leibe getestet dabei wäre es so einfach gewesen, es einfach zu lassen...). Also laß Dich da nicht mehr von einwickeln. Doch dann ist die langfristige Rauchfreiheit wirklich keine Schwierigkeit mehr. Diese hartnäckigen Attacken mit der starken psychischen Komponente, die Du spürst, die auch ich zeitweise gespürt habe, so wie viele andere hier, die sind komplett verschwunden.

Ich hoffe, diese Einlassungen helfen Dir weiter. Und ich hoffe, Du kommst auch im weiteren gut durch die Entwöhnung. Ich freue mich, wieder von Dir zu lesen! Alles Gute und viele Grüße sendet Dir

Lydia

Verfasst am: 21.06.2017, 09:21
sascha-ley
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Liebe Lydia,
großartige "Puschel"
liebe Katharina,

vielen Dank für Eure aufbauenden und aufmunternden Worte! ...ist es nicht Wahnsinn: An Tag 6 war großer Katzenjammer. Gestern, Tag 7, war so ziemlich einer der wunderbarsten, motiviertesten und motivierendsten Tage überhaupt und heute Morgen? Wieder Katzenjammer.

Ach, es ist so lästig. So anstrengend. Aber es tut mir gut zu sehen, dass unglaublich viele Leute das Gleiche durchmachen und/oder durchgemacht haben. Das motiviert mich tatsächlich, immer weiter zu gehen. Vielen Dank!

@Puschel1967: Zuerst mal: Großen Respekt vor großartigen 107 rauchfreien Tagen! Das ist eine ganz, ganz tolle Leistung finde ich - und Du bist mir ein großes Vorbild!

Du schreibst, dass die Vorteile nicht so richtig sichtbar sind... Vielleicht siehst Du im Moment aber einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht? Vielleicht lässt Dich das angestrengte "nach Fortschritten Ausschau halten" die Fortschritte übersehen? Schau mal: Die eigenen Kinder wachsen ja pro Monat x cm. Ganz langsam, Stück für Stück. Das fällt den Eltern kaum auf. Wenn dann Oma und Opa nach zwei Monaten vorbeischauen, gibt`s großes Hallo ("Nee, was bist Du GROß geworden..."). Vielleicht passiert bei Dir gerade etwas ähnliches?

Möglicherweise hilft es Dir, Dich auf die wirklich messbaren Faktoren zu konzentrieren:

  • x € gespart
  • 107 * x Zigaretten nicht geraucht
  • 107 * x * y mg Teer nicht in die Lunge gepustet


Alleine diese drei messbaren Faktoren sind es glaube ich wert, durchzuhalten. Nebenher hilft es mir im Moment dann noch, mir immer wieder selbst die Fragen zu stellen (und zu beantworten)...

  • Was waren die 5 TOP-Gründe aufzuhören?
  • Hat sich an diesen Gründen was geändert?
  • Was exakt wird besser, wenn ich jetzt zur Zigarette greife? Wird das wirklich besser, oder wäre das nur eine Einbildung, von der Sucht ausgelöst?
  • Warum genau möchte ich rauchen? Was daran würde mir gut tun? Was daran würde mir schlecht tun?


Kurzum: Kopf Hoch! Wir schaffen das! Es ist nicht einfach. Aber 107 oder 7 Tage harte Arbeit werden nicht umsonst gewesen sein :-)

Verfasst am: 22.06.2017, 10:30
sascha-ley
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Vielen Dank Katharina!

Gestern war wirklich ein spezieller Tag. Er begann ja schon komisch. Kurze Zeit später erhielt ich hier eine inspirierende Email mit einem neuen, zusätzlichen Aufhörgrund (Vielen, vielen Dank!).

In der Mittagspause gingen wir ausnahmsweise mal nicht in die Kantine, sondern machten einen Spaziergang, um dann an einer Speed-Führung im Museum teilzunehmen. --> Sooo viele Trigger, die mich vor etwas mehr als einer Woche noch sicher zum Rauchen gebracht hätten!

Ich konnte mein aber jeweils gut und ohne wirkliche Probleme in Schach halten und genoss die Sonne, die sommerlichen Gerüche und den Geschmack des Essens. Besonders angenehm war es, das Museum zu verlassen, weil ich mich sattgesehen/weil die Führung zuende war und nicht, weil ich "jetzt!" "Dringend!" "endlich!" eine Zigarette brauchte. Rundherum standen ein paar Aschenbecher. Mein Gott, stinkt das!! Warum ist mir das früher nicht aufgefallen??

(A propos "sommerliche Gerüche": Mir steigt neuerdings immer öfter plötzlich irgendein ungewohnter Geruch in die Nase, wenn ich unterwegs bin: Der Duft einer Blume, eines Baums oder ein Parfum einer vorübergehenden Person. Das ist eine ganz verrückte, neue Erfahrung! )

Am Nachmittag, als ich nach Hause kam, zogen dann dunkle Wolken am Horizont auf: Es entstand eine richtig blöde und brandgefährliche Kombination:

  • Im Briefkasten lag eine Gratis-Zigarettenprobe (Die hatte ich vor Jahren mal bestellt und bekomme die seitdem so alle drei, vier Monate)
  • 5 Minuten nachdem ich die brandneue, kostenlose Zigarettenschachtel (sofort und ohne sie anzuschauen) in den Mülleimer warf, kam meine wundervolle Frau von der Arbeit nach Hause. Sie war gestresst und genervt - genau wie ich. Dass sie mich sofort "belagerte", konnte ich so gar nicht brauchen, was ich ihr auch sagte. Konfliktvermeidung geht anders, weiß ich auch. Aber im Moment muss ich da schon auch mal auf meine Bedürfnisse achten, befürchte ich.

  • All das führte dazu, dass ich für zwei, drei Stunden einen unwiderstehlichen Drang danach verspürte, jetzt diese blöden Zigaretten aus dem Müll zu holen, mich in den Garten zu setzen und in Ruhe eine zu rauchen, damit still ist, meine Frau nicht mehr unter meiner Laune und meinem Bedürfnis nach Ruhe zu leiden hat und überhaupt alles wieder gut wird.


Letzten Endes hat es mir geholfen, tief durchzuatmen, mir meine Aufhör-Gründe klarzumachen und mir mein "Mantra" ("Ah, go Trallalala" ) immer wieder vor Augen zu führen. Daneben habe ich mir dann auch noch ein paar Mal angeschaut, wie viele Zigaretten ich schon nicht mehr geraucht habe (Gestern Abend: 205!). Und ich habe immer wieder an die tolle Motivation, die ich hier bekommen habe, gedacht. Danke Euch!!

Am Ende habe ich auch diese schwere Phase überstanden. Heute morgen bin ich dann aufgestanden und mein "Entzugserscheinungen-Zähler" zeigt bis jetzt: 0

Es geht voran! Bis hierher. Und noch viel weiter!!

Verfasst am: 22.06.2017, 11:31
miezhaus
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Guten Tag Sascha,

na da warst Du aber schon nahezu dem ultimativen Härtetest ausgesetzt gestern. Gratiszigaretten im Briefkasten, also praktisch der Wink mit dem Eiffelturm für Deine noch im Niederknüppeln begriffene Sucht, und dann die Notwendigkeit, einen Konflikt anderweitig bewältigen zu müssen... ganz ehrlich? Wäre es mir in der zweiten Wochen passiert, ich hätte keine Garantie für den Erfolg meines Unterfangens übernehmen wollen. Chapeau.

Laß Dir diesen Erfolg (und bitte ja, verbuch ihn als solchen! Jede heikle Situation, die Du überstehst, stärkt Dich und schwächt die Sucht!) nun bitte als Guide für folgende schwierige Situationen dienen (von denen ich Dir natürlich so wenige wie möglich wünsche!): Du kannst Dir immer sagen, diesen 7. Tag, der so schwierig war, an dem ich so viel Gegenwind hatte, habe ich überstanden - da schaff ich das jetzt auch. Speichere Dir die Erinnerung ab und hole sie Dir bei Bedarf wieder hervor. Das motiviert und stärkt Dich zusätzlich.

Ansonsten funktionieren Deine Mechanismen ja wohl, wie es ausschaut - da Du es erwähnst: Welche genau sind denn Deine TOP 5 Gründe? Ja, halte sie Dir immer wieder vor Augen, schreibe sie Dir notfalls auf Post It's und kleb sie überall hin. Und vielleicht kann ich Dir für Deinen Fragenkatalog an Dich selbst eine zustätzliche anbieten: Was kann ich tun, damit es mir besser geht? Was kann ich mir gönnen, das mir Wohlbefinden gibt, ohne zu rauchen?

In dem Zusammenhang: da Du nun schonmal die erste Woche geknackt hast, hast Du da mal an eine kleine Belohnung für Dich selbst gedacht? Es ist durchaus legitim, ja empfohlen, sich während der Entwöhnung zu belohnen dann und wann, um die Laune zu heben und zu manifestieren, daß beim Ausstieg auch was für einen rausspringt, bevor der Entzug abgeschlossen ist (da muß man ja nicht unbedingt drauf warten, da darf´s ruhig schon vorher mal was geben). Also was darf es für Dich sein?

Weiterhin einen guten Schritt auf Deinem Rauchfrei-Weg Sascha. Viele Grüße sendet Dir

Lydia