Schluss mit Kautabak/Snus! Auf ein neues!

Verfasst am: 17.09.2018, 21:06
chef05
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Schönen Abend zusammen!

Ich möchte kurz mich und mein Problem vorstellen:
Ich bin jetzt 20 Jahre alt und habe mich hier ja nicht ohne Grund angemeldet

(Bitte nicht vom vielen Text abschrecken lassen )

Seit etwa fünf Jahren "niktotiere" ich mir meinen Körper zu,
allerdings nicht in erster Linie mit Zigaretten, sondern mit Snus,
wem das nichts sagt: das Zeug ist sehr populär in Schweden und
es handelt sich dabei um Kautabak, also praktisch "Mini-Teebeuteln"
gefüllt mit Tabak, den man unter die Lippe schiebt und ihn dort ca. 30 min. belässt.

Aber von vorne weg: vor gut fünf Jahren fing alles an,
Freunde boten mir Zigaretten an, und man sagt halt nach langem Überlegen doch nicht mehr
nein und so ging es eben los. Anfangs nur ein, zwei Zigaretten am Wochenende,
dann ab und zu unter der Woche, wenn es besonders gemütlich war.

Es dauerte nicht lange, verging eben kein Tag ohne Zigaretten, da war ich vielleicht 16.
Ich rauchte nicht viel, vielleicht 3 Stück am Tag.
Damals hatte ich schlicht keine Lust, aufzuhören, warum auch, dachte ich mir,
es sind ja nur drei Zigaretten..
Und nun kommt Snus ins Spiel, der bei uns in der Ecke sehr populär geworden
ist in den letzten Jahren.
Es war natürlich super, auch unter der Schulstunde konnte man sich Tabak unter die Lippe schieben,
man riecht nicht nach Rauch, man kann es quasi immer und überall machen.
Tja und so steigerte sich mein Konsum, anfangs nur 3 Snus am Tag, mittlerweile sind es
8-12 geschätzt.

Snus ist ja wirklich eine Nikotinbombe, also eine Zigarette ist eigentlich heiße Luft
im Gegensatz zu (starkem) Snus, so zumindest mein Empfinden.

Seit zwei Jahren gehe ich also nicht mehr ohne den typischen runden Snusdosen außer Haus.

Fakt ist: ich möchte unbedingt los von dem Zeug
1.) Es ist relativ teuer, also eine Dose kostet 5,50 € und hält zwei bis drei Tage.
Das ist aber für mich eigentlich das schwächste Argument.

2.) Ich merke, dass es mir gesundheitlich schadet (!) und dass schon länger
Meine Kondition ist schlecht, was ich auf die verengende Wirkung des vielen Nikotins
auf die Blutgefäße zurückführe
Ich bin fast immer müde und schlafe realtiv oft schlecht, also ein richtiger Nikotinjunkie..
Außerdem geht mein Puls und Blutdruck ein gutes Stück nach oben, was ich auch ohne Messgerät merke,
z. B. in innerer Unruhe, starkem Herzklopfen oder ich kann einfach nicht einschlafen

So, jeder, der einigermaßen denken kann, sieht Grund 2 schon mehr als Grund genug, damit aufzuhören,
ich ja auch..!

Bisher habe ich jedenfalls gschätzt 7 Aufhörversuche hinter mir

Es lief eigentlich immer gleich ab:

1. Tag: ab Mittag wird es richtig schlimm
2. Tag: Hölle
3. Tag: Hölle
4. Tag: es wird etwas besser
5. Tag: es geht
6. Tag: eigentlich ist das schon ganz geil, schon ~ 10 € gespart, man denkt nicht mehr rund um die Uhr ans Snusen
7. Tag: Rückfall..

Das größte Problem ist, dass ich beim Entzug krasse Schlafstörungen habe.
Ich liege die halbe Nacht wach, bin extrem unruhig.
Das legt sich auch die ersten sieben Tage kaum.
Wenn man dann nach vier Stunden Schlaf in die Arbeit schleppt,
leidet die Motivation zum Aufhören stark..

Kann ich dann um halb drei nachts immer noch nicht schlafen, tu ich mir nen Snus rein und ich
penn nach zwei Minuten weg.

Außerdem snusen fast alle meine Freunde, zwei davon haben auch schon mal aufgehört,
der eine schafft es zwei Wochen, der andere zwei Monate.
Allerdings hat kein bekannter Snuser gesundheitliche Probleme, so wie ich,
und steh damit alleine da und werde eher noch belächelt
(sie unterstützen mich aber trotzdem, wenn ich mal wieder aufgehört habe)

Und sobald ich ein Bier trinke, denke ich buchstäblich an nichts anderes als Snus,
wahrscheinlich liegt es daran, dass ich, seit dem ich Feiern gehe, das Feieren und Alkohol trinken
mit Snus verbinde, was halt so ab 15-16 los geht.

Der bisher längste Versuch, mit dem Snusen aufhören, dauerte die mittleren zwei Wochen im August.
Danach ging es mit Freunden (viele Snuser) in den Urlaub und obwohl ich geglaubt hatte, ich würde das
meistern, war es nach zwei Bier wieder vorbei....

Es macht mich wirklich fertig, zumal meine Motivation von meinem kürzlichen Aufhörversuch
mal wieder stark gesunken ist.

Dabei war vieles positiv in den paar Tagen, in denen ich aufgehört habe:
Ich konnte zwar die ersten 6 Tage extrem schlecht schlafen, dann habe ich aber so gut geschlafen,
wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr und war morgens (im Gegensatz zu jetzt) top fit und
richtig motiviert, in den Tag zu starten.
Außerdem konnte ich freier Atmen und hatte eine viel bessere Kondition.

Natürlich hat mich aber meine dauerhafte schlechte Laune belastet, sowie
das ständige unkonzentriert-sein sowie die Schlaflosigkeit am Anfang.
Das war auch ein Grund, warum ich bisher immer nur im Urlaub aufhören konnte,
denn nach zwei Stunden Schlaf kann ich nicht in die Arbeit gehen)
Richtig schlimm war es wie gesagt, sobald ich ein, zwei Bier getrunken habe.
Ich hab sogar zwei Wochen zum Aufhören auf Alkohol und Partys verzichtet..

Ich hätte jetzt mal gedacht, ich probiere es mal mit Nikotinpflastern?
Ich bin wirklich stark körperlich abhängig und hätte mit dem psychischen Entzug mehr als
genug zu tun..

Es tut mir Leid, euch so vollgetextet zu haben, aber ich denke, ich bin hier unter Leuten, die
das etwas verstehen können und sich in meine Lage versetzen können

Vielleicht könnt ihr mir ja einen Rat oder Tipps geben, um das zu packen

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend ,

viele Grüße!

Verfasst am: 18.09.2018, 09:16
michello
michello
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Hallo Chef05, meine Güte, watt ne Vorstellung. Ich hab hier im Forum schon viel gestöbert, aber so ausführlich ist mir wirklich noch keine Neuvorstellung begegnet.

Insofern, ersma Danke für die vielen Infos und den Einblick in eine Welt, die mir ein wenig wie ein Paralleluniversum vorkommt...hab noch nie von Snus and related gehört...allenfalls im letzten Jahrtausend, als noch Kautabak und Schnupftabak in Geschichten aus der guten alten Zeit Erwähnung fanden. Dabei kam Schnupftabak gefühlt aus Bayern und Kautabak war romantischer Weise eher an der Waterkant beheimatet.

Anyway, was Du da schilderst, hört sich wirklich nicht gut an. Da es mir an Expertise mangelt, kann ich den Missbrauch der von Dir erwähnten Substanz in Bezug auf die hier im Forum vorherrschende Nikotinsucht, die gemeinhin mit dem Konsum von Zigaretten befriedigt wurde, gar nicht richtig einschätzen. Deine Ausführungen hören sich aber auch ohne Fachwissen meinerseits bedrohlich genug an.

Es war eine gute Idee, überhaupt zu schauen, ob und wo Du Hilfe bekommen kannst. Nikotinsucht ist was Schreckliches, weil das Mittel zur Bekämpfung, bevor man selbst für sich die Sucht erkennt, der mehr oder minder lange Konsum von verschiedenen Genussmitteln der Tabakindustrie ist, der schon lange aus verschiedenen Gründen gesellschaftsfähig ist und dessen Produkte exzessiv vermarktet und beworben werden konnten und durften und also auch wurden!

Beim Raucher, der beim Rauchen neben dem süchtig machenden Zellgift Nikotin auch eine Vielzahl weiterer giftiger oder krank machender Stoffe ( vereinfacht und subsummiert die beim Verbrennungsprozess entstehenden Kondensate) aufnimmt, ist der Entzug zweigleisig.

Er findet zum Einen auf körperlicher Ebene statt, weil der Körper auf den Wegfall einer lange zugeführten Substanz mit individuell verschiedenen und verschieden schweren Entzugserscheinungen reagiert, die wirklich einen weiten Formenkreis abbilden. Wenn Du im Forum etwas rumstöberst, wirst Du sattsam Informationen dazu finden. An dieser Stelle seien beispielsweise Schlafstörungen, nervöse Störungen, Schmerzen und allgemeines Unwohlsein mit Übelkeit, Herzproblemen und Blutdruckschwankungen erwähnt, obwohl diese Liste sich beinahe beliebig fortführen ließe.

Zum Anderen kommt die psychische Entwöhnung, die meines unwesentlichen Erachtens für mehr Ausrutscher und Rückfälle verantwortlich ist als der reine körperliche Nikotinentzug. Wenn Du ein wenig im Forum rumliest, wirst Du Erfahrungsberichte lesen, die an Horrorstories erinnern und es wahrlich waren oder sind.

Der körperliche Entzug kann durch Nikotinpflaster oder andere Substitutionsmittel etwas gesteuert werden, indem man anfänglich Pflaster mit höherer Dosierung aufbringt, die dann sukzessive kleiner werden sollte. Dies hilft bei der psychischen Entwöhnung, bei der es gilt, Verhaltensmuster aufzubrechen und die bestehende situative Verbindung zwischen verschiedenen Genuss-Gelegenheiten und dem Nikotinkonsum durch Tabakprodukte entgegen zu wirken.

Um es jetzt nicht in die Ewigkeit fortzuführen, ich habe selbst nach 40 Jahren und 20 Zigaretten täglich vor ca. 3 Wochen ohne Substitution aufgehört und bin bis jetzt guter Dinge, dass es klappen wird.

Ich weiß nichts über die psychische Komponente beim Genuss der von Dir präferierten Genussmittel, die wohl Deinen Angaben zufolge mit astronomischem Nikotingehalt aufwarten. Daher kann ich auch wenig dazu sagen, was die Substitution mit Nikotinpflastern anbelangt...denn wenn es eine reine körperliche Sucht ohne erkennbare psychische Komponente ist, würde man nur Nikotin mit Nikotin bekämpfen....was man sich wahrscheinlich eher sparen kann, da nur die Applikation, nicht aber das Suchtmittel geändert und vermindert wird.

Sollte es eine psychische Komponente geben und es geht darum, den Genussakt des Zuführens von Snus oder ähnlichen Genussmitteln aufzubrechen, könnte man wie auch bei uns Rauchern davon ausgehen, dass es evtl. vorteilhaft ist, mit Pflastern zu substituieren.

Ich gebe Dir den Rat, ärztliche Hilfe in Form eines Beratungsgespräches ins Kalkül zu ziehen, damit Du die Chance hast, alle Aspekte Deiner Sucht beleuchten zu können und mögliche über dieses Forum hinausgehende Hilfen in Anspruch nehmen zu können.

Es wäre allerdings schön, weiterhin von Dir zu hören und etwas über den Verlauf zu erfahren. Insoweit spreche ich glaube für alle Versammelten hier...die Dir gerne eine helfende Hand reichen!

Beste Grüße, Michello

Verfasst am: 19.09.2018, 18:46
ehem.rauchfrei-lotsin-bine
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Hallo Chef,

Ich heiße dich hier in der Gemeinschaft herzlich willkommen. Schön, dass du den Weg zu uns gefunden hast und dann Weg in die Nikotinfreiheit wählst.

Da hast du ja ein gewaltigen Berg vor dir. Aber auch das ist zu schaffen.

Deine Problematik hast du schon sehr gut selber erkannt. Alkohol und Freunde die Snusen sind natürlich in den Anfängen der Freiheit Verführerisch. Was könntest du da dran ändern. Ein Weg in die Freiheit geschieht unter anderem auch durch Verhaltensänderungen, Rituale abändern die mit dem Snus zu tun haben. Wäre es eine Möglichkeit, dem Alkohol mal den Rücken zu wenden und deinen Freunde zu bitten in deinem Beisein etwas Rücksicht zu nehmen.

Bei deinen Schlafstörungen würde evt. ein Schlafhygiene helfen. Abende nicht spannendes mehr machen, kennst du dich mit Entspannungstechniken aus? Auch hochdosiertes Baldrian aus der Apotheke kann helfen. Wichtig ist auch seine Gedanken abzuschalten.

Ich selber habe mit Unterstützung von Nikotinpflaster das Rauchen an den Nagel gehängt. Und es war für mich der Richtige Weg. Schau auf dass, was dich unterstützen kann, das ist bei jedem individuell. Viele Wege führen nach Rom. Bei den Nikotin Pflastern kannst du erst den Psychischen Abnabelung vollziehen, Ritualänderungen und die körperliche Abhängigkeit läuft dann in kleineren Schritten.

Ich freue mich wieder von dir zu hören.

LG Bine