Rauchstopp und Depression....wer hat Erfahrungen?

Verfasst am: 01.01.2014, 10:09
Unbekannt
Entfernter Beitrag von gelöschtem Nutzer oder Nutzerin
Verfasst am: 01.01.2014, 10:31
scooter
scooter
Dabei seit: 23. 11. 2013
Rauchfrei seit: 4049 Tagen
Beiträge: 98 Beiträge

Liebe Johanna,

ja, das ist mir bei meinem vorletzten Rauchausstieg auch so ergangen. Erst eine Woche total euphorisch die Stinker endlich los zu sein und dann das große Loch.
Und ja es stimmt, wenn du zu Depressionen neigst, können diese durch den Rauchausstieg ausbrechen oder sich verschlimmern, wenn sie schon da sind.
Durch den Rauchausstieg ist einiges an Gefühlen auszuhalten und es kommt auch darauf an, wie du mit deinen Gefühlen als Raucher umgegangen bist. Wenn man es nicht gelernt hat, negative Gefühle auszuhalten und sich als Raucher dann immer schnell eine Zigarette angesteckt hat, dann ist es jetzt schwer. Aber keine Angst, es ist nicht unmöglich, es ist zu schaffen.
An deiner Stelle jedoch, sollten Depressionen auftreten, würde ich an Stelle von Antidepressiva lieber eine Gesprächstherapie beginnen. Langfristig gesehen, glaube ich, dass das einfach der bessere Weg ist.

Versuche einfach jetzt, dich nicht zu versteifen auf eine Depression, die vielleicht gar nicht kommt.
Konzentriere dich erst einmal auf jeden Tag, den du schaffst. Schritt für Schritt. Versuche dich abzulenken und an was Schönes zu denken. Bleibe immer bei dem einen Gedanken. Du willst nie mehr eine Zigarette rauchen.

LG Uli

Verfasst am: 01.01.2014, 13:26
Libertetoujours
Libertetoujours
Dabei seit: 16. 12. 2013
Rauchfrei seit: 4031 Tagen
Beiträge: 430 Beiträge

Hi. Erstmal meinen glückwunsch zum rauchstopp. Weiter so. Hart bleiben. Stur sein. Schlechte stimmungen begleiten mich auch seit dem ausstieg, bin selber sehr überrascht von deren intensität. Ob man da gleich von depression sprechen kann, weiss ich nicht. Muss jeder für sich engscheiden. Aber ich denke, wenn sich so eine psyche über lange jahre an eine substanz gewöhnt hat (ich hab 22j geraucht) und die ist dann plötzlich weg, dann bleibt das nicht ohne folgen. Ich hoffe darauf, dass sich dies nach einiger zeit verbessert und vertraue auch darauf. Es gibt so viele positive effekte beim rauchstopp und ich versuche mich auf die zu konzentrieren. Bei stimmungstiefs helfen bei mir ruhe oder lesen oder drüber reden. Aber wieder rauchen wegen stimmungstiefs kommt für mich nicht in frage. Ich warte einfach ab ob das wieder besser wird. Ich denke, so was braucht zeit. Ist halt entzug. Geht vorbei.

Wünsch dir weiter viel erfolg!!!

Verfasst am: 02.01.2014, 14:08
rauchfrei-lotsin-brigitte
rauchfrei-lotsin-brigitte
Dabei seit: 17. 09. 2020
Rauchfrei seit: 4286 Tagen
Beiträge: 4045 Beiträge

Liebe Johanna,

herzlichen Glückwunsch zu Deinem Entschluß und zu der Konsequenz, mit der Du es angehst![color=red][/color]

[quote="Johanna84"]
Mit mir nicht :-) Ich lass mich nicht unterkriegen. Auch wenn ich dann vielleicht nicht mehr ganz so bequem für mein Umfeld bin.
Geduld mit sich zu haben , ist denk ich auch der Schlüssel...hast völlig Recht, Libertetoujours.
[/quote]

Von früheren Rauchabstinenzversuchen kenne auch ich das Gefühl der plötzlichen Leere und der grundlosen Traurigkeit, die in den ersten Wochen der Umstellung auftreten können, obwohl es sich bei mir nie in Form einer ausgeprägten Depression geäußert hat. Diesmal bin ich aber auch von den Vorstufen gänzlich verschont geblieben, was ich mir als medizinischer Laie nur dadurch erklären kann, dass ich einiges anders gemacht habe als bei vergangenen Anläufen: Ich war von Anfang an mit einer sehr hohen Motivation unterwegs und felsenfest davon überzeugt, dass ich es schaffen werde. Abgesehen von dieser positiven Grundhaltung, die gar kein Selbstmitleid aufkommen ließ, habe ich mir ein ausgeklügeltes Selbstbelohnungssystem ausgedacht, durch das ich meiner Motivation immer wieder Auftrieb gegeben habe. Hast Du Dir schon einmal überlegt, womit Du Dir selber eine Freude machen kannst? Ein Einkaufsbummel? Ein gutes Buch? Ein Theaterbesuch mit Freunden? Je besser Dein Belohnungssystem auf Deine eigenen Wünsche zugeschnitten ist, umso mehr kannst Du Dich damit selber aus dem Stimmungstief holen.

Und ansonsten habe ich mir tatsächlich Egoismus geleistet, obwohl das keineswegs zu meinen Hauptcharakterzügen gehört: Wenn ich mich erschöpft fühlte, habe ich mich eine halbe Stunde auf´s Ohr gelegt, trübe Gedanken habe ich mir von der frischen Luft bei einem Spaziergang verscheuchen lassen, sogar lächerlich wirkende Hilfsmittel wie Duftkerzen und fetzige Musik habe ich eingesetzt - nur das Resultat zählt. Ich habe negative Gefühle nicht verdrängt, ich habe einfach nur vorgebeugt, dass sie sich intensivieren können. Wobei das bei mir zugegebenermaßen relativ leicht gewesen ist.

Ich finde es sehr gut, dass Du fachliche Hilfe gesucht und eine Gesprächstherapie begonnen hast, durch diese Unterstützung wird es Dir sicherlich gelingen, die Ursachen zu beseitigen, statt nur an den Symptomen herumzudoktoren. Du schreibst, dass Du inzwischen genau weißt, was Du tun mußt, um keine Depri-Stimmung zu bekommen - was hilft Dir, um im emotionalen Gleichgewicht zu bleiben? Können wir Dich dabei unterstützen, negative Gefühle als das zu verstehen, was sie sind? Warnzeichen aus dem Getrieberaum? Frei nach dem Motto: Lieber kurz geknurrt, als ein Magengeschwür in den Bauch geärgert...

Damit erst einmal genug für heute, auf jeden Fall wünsche ich Dir und allen Deinen Mitstreitern

[color=red]ein gesundes, glückliches und erfolgreiches 2014![/color]

Liebe Grüße, Brigitte

Verfasst am: 03.01.2014, 00:50
Libertetoujours
Libertetoujours
Dabei seit: 16. 12. 2013
Rauchfrei seit: 4031 Tagen
Beiträge: 430 Beiträge

Hi,

Anders als brigitte hab ich die erfahrung gemacht, dass eine hohe motivation mich nicht vor stimmungstiefs geschützt hat. Und ich bezeichne so etwas auch nicht als selbstmitleid sondern eben als entzugserscheinung von einem schweren nervengift, einer hoch psychisch wirksamen substanz. Meine Motivation hilft mir aber, ohne zu rauchen durch diese tiefs durchzukommen. Ablenkung hilft mir da manchmal aber meistens kann ich da gar nichts machen und warte dann einfach bis es vorbei ist. Ich finde es gut, wie offen du hier schreibst und bin ganz sicher, dass du alles richtig machst um durchzuhalten. Es lohnt sich.... Und es gibt ja nicht nur depressionen als effekt beim rauchstopp sondern auch ganz viele positive dinge, über die man sich freuen kann. Oder geht das bei dir gar nicht?

Verfasst am: 03.01.2014, 02:41
rauchfrei-lotsin-brigitte
rauchfrei-lotsin-brigitte
Dabei seit: 17. 09. 2020
Rauchfrei seit: 4286 Tagen
Beiträge: 4045 Beiträge

Hallo Libertétoujours,

nur eine kurze Erläuterung meinerseits, um einem Mißverständnis vorzubeugen: Ich bezeichne Entzugserscheinungen keineswegs als Selbstmitleid, sondern kann sehr genau zwischen beiden unterscheiden. In vergangenen Forumsbeiträgen habe ich mich schon öfter zu diesem Thema geäußert, möchte es hier aber nicht weiter ausführen, da es nichts mit dem zu tun hat, was Johanna interessiert.

Selbstmotivation hingegen ist für mich der intensive Wunsch, etwas zum Positiven zu verändern und auch die kleinen Schritte in die richtige Richtung wahrnehmen und sich darüber freuen zu können. Da Freude und Depression nun einmal Antagonisten sind, zielte mein Beitrag hauptsächlich darauf ab, etwas mehr von Johanna zu erfahren, denn die Behandlung einer Depression gehört definitiv in die Hände eines fachkundigen Arztes, während Niedergeschlagenheit und vielleicht auch ängstliche Gefühle durchaus zu den Entzugssymptomen gehören, bei denen hier im Forum Hilfestellung geleistet werden kann.

In der Hoffnung, dass Johanna meinen Beitrag nicht genauso falsch verstanden hat wie Du, Libertétoujours, wünsche ich allen eine gute Nacht!

Liebe Grüße, Brigitte

Verfasst am: 03.01.2014, 13:25
rauchfrei-lotsin-brigitte
rauchfrei-lotsin-brigitte
Dabei seit: 17. 09. 2020
Rauchfrei seit: 4286 Tagen
Beiträge: 4045 Beiträge

Liebe Johanna,

herzlichen Dank für Deine Antwort, ich glaube, dass ich Dich jetzt um einiges besser verstehen kann. Jeder hier im Forum wird Dir bestätigen, dass es eine außergewöhnliche Leistung ist, mit dem Rauchen aufzuhören - es erfordert eine völlige Neusortierung des Denkens, eine konsequente Änderung des bisherigen Verhaltens und jede Menge Härte gegen sich selbst. Dass diese Leistung keineswegs von jedem anerkannt wird, ist eine traurige Tatsache, aber spätestens dann, wenn in einigen Wochen im Gespräch mit Rauchern Bemerkungen fallen wie "Wie hast du das nur geschafft? Ich würde auch sooo gerne aufhören..." wird Dir bewußt werden, dass es nicht nur Ignoranten gibt. Manchmal ist es ganz schön schwer, ohne Anerkennung und Lob durchzuhalten, aber auch dafür ist dieses Forum da!

[color=red]Heute ist Dein fünfter rauchfreier Tag, anders ausgedrückt:
mehr als 100 Stunden, also mehr als 6000 Minuten oder mehr als 360000 Sekunden ohne Ziggie!!!
Herzlichen Glückwunsch!
[/color]




Ich kenne keinen Menschen, der nicht - genauso wie Du - hin und wieder mit Selbstzweifeln kämpfen muß; wichtig ist doch, wie Du langfristig damit umgehst, und ich bin mir sicher, dass Du Deinen Weg konsequent zu Ende gehst - nach neun Berufsjahren noch einmal ein Studium anzufangen, ist auch nicht gerade durchschnittlich...

Über eine Passage in Deiner Antwort habe ich mich so gefreut, dass ich sie hier noch einmal zitieren möchte:
[quote="Johanna84"]
Wichtig ist, dass man sich immer wieder sagt: ICH bin es mir wert! Ich bin es mir Wert, meinen Körper nicht mehr zu vergiften, zu Leben und frei zu sein. Jeden Tag, bei jedem Gedanken an einen Zigarette bin ich glücklich darüber, dass ich diese Erkenntnis habe
[/quote]

Besser kann es niemand ausdrücken, denn es ist Deine positive Reaktion auf die Herausforderung, der Du Dich gerade stellst!

Ich wünsche Dir einen rundherum schönen und harmonischen Tag!

Liebe Grüße, Brigitte

Verfasst am: 05.01.2014, 12:30
Libertetoujours
Libertetoujours
Dabei seit: 16. 12. 2013
Rauchfrei seit: 4031 Tagen
Beiträge: 430 Beiträge

[quote="Johanna84"]

Genau, auf einmal war es so unbedeutend. Niemand hat mich gelobt und ich selbst hab es auch nicht mehr als tolle Leistung empfunden.
[/quote]

Also, ich empfinde das als tolle Leistung!!!! Du kannst absolut stolz auf Dich sein und du hast hier im Forum nur menschen, die das s e h r bedeutsam finden. Sonst würden Brigitte und ich uns doch hier nicht um Begrifflichkeiten kabbeln wenn uns das egal wäre. Das hat ja nur ei Ziel und in dem sind wir uns völlig einig: dich bei deinem ziel zu unterstützen!!!!

Verfasst am: 05.01.2014, 12:48
scooter
scooter
Dabei seit: 23. 11. 2013
Rauchfrei seit: 4049 Tagen
Beiträge: 98 Beiträge

Liebe Johann,

ja, du hast es selbst schon sehr gut erkannt. Menschen, die zu Depressionen neigen und da gehöre ich auch dazu, sollten höllisch aufpassen und die Nikotinsucht nicht mit einer anderen Sucht ersetzen.
Besonders gefährlich in diesen Fällen ist dann der Alkohol.

Das hast du schon sehr gut erkannt.

Na ja und das ist, glaube ich, das Schwierigste am Rauchausstieg. Man muss lernen Gefühle zuzulassen und auszuhalten. Bei den guten Gefühlen ist das sicher kein Problem, bei den schlechten ist es schwierig.

Meine Motivation für den Rauchausstieg war in erster Linie die Gesundheit. In zweiter Linie war ich es entschieden leid, mein Leben von dieser Sucht bestimmen zu lassen. Ich will frei sein.

Mein Methode am Anfang war, dass ich den Gedanken an eine Zigarette konsequent ausgeblendet habe und versucht habe, meine Entscheidung nicht in Frage zu stellen und nicht mit mir zu diskutieren. Wenn dies nicht gelungen ist, habe ich nicht hingesetzt und stur gewartet, bis es vorbei geht.

Diese Sturheit wünsche ich dir auch. Es geht vorbei und im Moment habe ich ein tolles Hoch und geniesse das.

LG Uli

Verfasst am: 05.01.2014, 13:16
Libertetoujours
Libertetoujours
Dabei seit: 16. 12. 2013
Rauchfrei seit: 4031 Tagen
Beiträge: 430 Beiträge

Meine schlimmsten momente: panikgefühle, stimmungstiefs, grundlose traurigkeit mit heulattacken, extreme reizbarkeit. Hätte lust gehabt, sachen gegen die wand zu werfen usw. Grosse geräuchempfindlichkeit, hohes ruhebedürfnis. Und ich habe keine depression. Bin normalerweise ein mensch, der souverän und optimistisch durchs leben geht, aber mich hat das absolut umgehauen. Jetzt, nach drei wochen ist das schon sehr viel besser.

Mein umgang mit diesen situationen ist ähnlich wie bei dir: abwarten bis es vorbei ist und sich fürs nächste mal genau daran erinnern, dass es das letze mal auch schlimm war aber vorbei gegangen ist. Sich genau merken oder aufschreiben, wie oft solche zustände kommen, was ich dabei denke und ob die tiefs mit der zeit weniger werden. Sich drüber freuen dass es so ist. Und sich im stimmungstief den eigenen zustand rational erklären. Entzugssymptome, kein wunder dass es mir schlecht geht....

Ich finde es sehr wichtig, hier zwischen stimmungstief und behandlungsrelevanter depression zu unterscheiden, für mich sind das völlig unterschiedliche dinge, die begrifflich schön fein getrennt gehören. So häufig wie ich das wort depression hier im forum lese bin ich schon etwas verwirrt. Für mich ist das nur ein hinweis darauf, wie fies und tiefgreifend so eine nikotinsucht ist. Merkt man aber nicht so lange man raucht...