Loslassen
Ich hangle mich so durch die Tage und glaube, wenn ich den 3. Tag geschafft habe, wird es besser.
Grüß Dich Sibila,
wie geht es Dir heute? Kommst Du durch den Tag? Was hilft Dir heute? Und was macht Dich heute glücklich?
Ich habe gerade Deine kurzen Erläuterungen zu Deiner Familiengeschichte in diesem Thread gelesen und bin berührt. Man kann schon sehr, sehr schwer an altem Gepäck aus der Elternfamilie tragen, damit bist Du auch nicht allein. Und ja, damit abzuschließen, das loszulassen, das kann schon fast eine Lebensaufgabe sein, die möglicherweise nicht ohne Hilfe bewältigt werden kann (und ja auch nicht bewältigt werden muß, Gott sei Dank).
Und sicher wirkt sich so etwas auch auf die Wahrnehmung des Loslassens in Bezug auf das Rauchen aus. Waren doch, wie Du es selbst beschreibst, die Zigaretten über weite Zeiten hinweg der Anker, das einzig (trügerisch) Verlässliche, und irgendwie immer da, wenn sie gefühlt gebraucht wurden.
Und wie es sich schon anhört - richtig vermutet - jetzt kommt ein Aber:
Aber. Wollen wir es zulassen, daß uns eine verkorkste Familiengeschichte so bestimmt, daß wir uns zu Schaden rauchen? Erlauben wir das? Wollen wir Menschen, die uns enttäuscht haben, diese Macht über uns einräumen, daß wir ihretwegen auf unsere Selbstbestimmung verzichten und uns einer so zerstörerischen Sucht anheim geben wollen? Kannst Du Dir das Ansporn sein lassen, jetzt erst recht!!!!! rauchfrei werden zu wollen? Eben um einen Teil Deiner Geschichte hinter Dir zu lassen. Tritt für Dich ein, mach es jetzt für Dich. Wenn sonst schon keiner was für Dich gemacht hat - mach es zu Deiner Aufgabe, zur Chefinnensache. Nimm Dein Wohlergehen, Deine Gesundheit in die Hand. Hat kein anderer gemacht - deshalb bist Du jetzt so gut zu Dir. Das bist Du auch wert.
Und hilft Dir vielleicht auch die Strategie, den Rauchausstieg in Etappen aufzuteilen? Du hast von Deiner Strichliste berichtet (und ja, finde ich auch nicht so verkehrt), das geht ja schon in die Richtung. Wie wäre folgende Denkweise für Dich: Wenn Dich die Schmacht packt, lehnst Du sie höflich ab mit der Affirmation: "Nein danke, ich werde jetzt nicht rauchen /heute nicht rauchen /dieser Schmacht jetzt nicht nachgeben". Nur jetzt! Bleibe im Jetzt, scher Dich nicht um später, morgen, in einer Stunde. Du mußt nur jetzt den Moment schaffen, mehr ist es nicht. Das ist doch überschaubar, findest Du nicht? Diesen Moment, oder den einen Tag, den schafft man immer. Da brauchst Du gar nicht den ganzen Entwöhnungsberg anschauen, nur diesen einen Schritt, der jetzt dran ist. Und den schaffst Du, stimmt's?
Ich wünsche Dir viel Power und Durchhaltevermögen Sibila. Ich weiß, daß es nicht leicht ist, der Sucht zu entsagen - aber ich weiß auch, daß es geht. Und Du kannst das auch. Davon bin ich überzeugt. Herzliche Grüße sendet Dir
Lydia
Hallo Lydia,
heute war ein Heultag... einfach nur, weil ich feststelle, dass Dopamin und Serotonin fehlt. Ich habe es mir auf der Couch gemütlich gemacht. Morgen kommt ein neuer Tag.
Die Heulerei wird tatsächlich weniger. Heute habe ich mit Čupi eine Fahrradtour gemacht. Essen diente bisher der Nahrungsaufnahme. Ab jetzt werde ich mir leckeres Essen kochen. Das ist dann auch so eine Art der "Belohnung".
Heute hing ich in den Seilen, nichts ging. Morgen kann es nur besser werden.
Es geht aufwärts. Heute habe ich ein Buch von Kurt Tepperwein gefunden: "Loslassen, was nicht glücklich macht". Auszüge gibt es auf YouTube. Ich formuliere es für mich um: "Loslassen, was unglücklich macht".
Liebe Sibila, war schön Dich im Chat kennenzulernen.
Werde Deine Zimmer in Ruhe besuchen.
Hab gerade das entdeckt
"...Eurythmie und ein Gedicht gedacht, das ich gesucht und gefunden habe.
Erde, ich spüre dich,
leise berühr' ich dich,
duldest den Menschenfuß,
fühlst meinen Liebesgruß,
trägst mich mit jedem Schritt,
nimmst meine Last noch mit,
schenkst mir die Heimat hier,
Erde, ich danke dir. (Hedwig Diestel)
Oft stand ich heute am offenen Fenster und habe das Gedicht langsam vor mich hin gesprochen. "
warst Du auch auf einer waldorfschule?
Ich war 13 Jahre auf einer. :-)
Herzlichst, Ara
Hallo Ara,
Eurythmie habe ich vor gut 10 Jahren während einer psychosomatischen Reha kennengelernt, hat mir sehr viel gebracht. Das war eine antroposophisch angehauchte Rehaklinik, in die ich meinen Hund mitnehmen durfte.
Sibila
Liebe Sibila,
jetzt drück ich Dich erst mal ganz fest.
Mach Dir keinen Druck.
Weißt was, wir gehen dann einfach zusammen los.
Wünsch Dir viel Kraft.
Ara