Ein Tagebuch

Verfasst am: 01.10.2023, 21:09
Rubinrot
Rubinrot
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oooh..... das tut mir leid. So zack....mitten aus dem Leben, ohne Vorwarnung.... das is erstmal unbegreiflich......

Finde ich eine sehr schöne Geste mit der Abschieds Jam Session ....... für sie selbst und für alle Beteiligten.

Verfasst am: 02.10.2023, 11:22
Trudelinse
Trudelinse
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Scheiße!!!
Das tut mir leid, Klauser.
Ihr habt es genau richtig gemacht, für sie nochmal zu jammen.
In so schweren Zeiten nicht zu rauchen, zeugt von einem starken Willen.
Mach so weiter!!!

Verfasst am: 03.10.2023, 09:02
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 49 Dienstag 8:00 Uhr

Heute ist der 3. Oktober und ein warmer Spätsommertag.
Die Stadt ist ruhig, alle schlafen aus.

Ich sitze am Schreibtisch, die Tür zur Strasse ist weit geöffnet.
Eine frischer Luftzug streicht an meiner Nase vorbei.
Mir gefällt das gut.

Normalerweise hätte ich jetzt mindestens 3 Zigaretten geraucht.
Gestern fand ich beim Aufräumen noch
eine verschlossene 40er Schachtel meiner Lieblingssorte.
13€ / Packung. Lag hinter dem Tisch auf dem Boden.

Heute sind es sieben Wochen.
Vor sieben Wochen habe ich einfach so aufgehört.
Ich war nicht überzeugt, das das funktionieren kann.
Ehrlich gesagt bin ich auch heute nicht überzeugt.
Viele hier erleben den selben Schlamassel wie ich.
Dieser blitzartige Wunsch zu rauchen. Immer wieder.
Manchmal alle paar Minuten, dann wieder alle halbe Tage.

Gestern habe ich einen Freund besucht.
Boaah hat es in seinem Büro gestunken.
Dabei raucht der gar nicht.
Aber seine Kollegin dafür doppelt und dreifach.
Wir haben draußen gesessen. Drinnen war es unerträglich.
Vor sieben Wochen habe ich da drin selber geraucht.

Ich habe den Gestank nicht bemerkt, weil ich auch so gestunken habe.
Krass!

Verfasst am: 04.10.2023, 21:37
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 50 Mittwoch ... Das Nichts

Meine Stop Smoke Kur zwingt und bittet mich über vieles neu nachzudenken.
Vieles, das vor kurzem so selbstverständlich war ist es nicht mehr.
Oder es scheint zumindest so.

Das Nichts, das da plötzlich auftaucht.
Wenn die Zigarette wegbleibt.
Wow... das Vakuum.
Was tue ich jetzt?
Ein sehr komisches Gefühl.

Darüber berichten ja viele hier und ich erlebe es auch.

Diese Zeit, in denen wir geraucht haben, was ist das?
Was soll das sein, und was war denn da vorher?
Wurde dieses Vakuum durch die Wirkung des Nikotin vermieden?
Und jetzt ist es plötzlich wieder da?
Kennen das Nichtraucher auch?

Wie Nikotin wirkt wissen wir.
Es ist wie eine Droge,
danach müssen wir den Level halten
um keine Entzugserscheinungen zu bekommen.

Jetzt rauchen wir nicht mehr.
Wir müssen lernen diese Zeit zu füllen, tönt es überall.
Dopamin ausschütten, kleine Belohnungen.
Das Glück des Augenblicks erleben.

So richtig richtig fühlt sich das nicht an.
Ich erlebe es als Leere
OK, dann wieder sage ich mir..... hey lass doch mal sehen was da kommt.
Eine Wüste ist solange eine Wüste bis es regnet.
Dann ändert sich alles.
Vielleicht ist es genauso mit der Leere.

Verfasst am: 04.10.2023, 22:45
Frank_K
Frank_K
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Servus, Klaus,

Das NICHTS beim Rauchentzug hat bei mir zwei Gesichter gehabt, das erste war jede Leere, die Du beschreibst, im Sinne des Ausfüllens der Raucherzeit. Die zweite Art von Leere kommt bei den depressiven Phasen, die Dich etwa bis Woche 10 heimsuchen können. Mit der ersten Art von Leere bin ich ganz gut klargekommen, mit der zweiten war es schwieriger.

In ersterem Fall sind es ja oft nur 5-10 Minuten, die gefüllt werden müssen. Mit dem Handy spielen, sich kurz im Internet verlieren, irgendwas findet sich da schon. Und manchmal gehe ich in der Arbeit einfach mal für 5 Minuten raus aus dem Büro und um ein Gebäude. Verschafft etwas frische Luft und manchmal auch den Abstand, den früher die Raucherpause brachte. Gut, die Kommunikation mit den RaucherkollegInnen fehlt dann halt. Aber das ist aktuell vielleicht auch besser so.

Die zweite Art von Leere verlangt schon einen toleranten Chef, der es akzeptiert, dass man mal 2-3 Monate durchhängt, fahrig und unkonzentriert ist und sich einfach nix mehr merken kann. Von daher macht es durchaus Sinn, den Chef vom eigenen Rauchentzug zu informieren (wenn es menschlich passt). Aber auch diese Phase geht irgendwann nach 10-12 Wochen mal zu Ende.

Bleib weiter tapfer und stark, so dass Du weiter auf der Blümchenwiese entspannen kannst.

Ciao, Frank

Verfasst am: 05.10.2023, 09:52
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 51 Donnerstag: Sucht und Aufklärung

Seit ich meine Tabaksucht durch Abstinenz unterbrochen habe...

Was für ein Satz:
Sucht unterbrochen
Abstinenz
Ich habe

Nochmal von vorne bitte:

Aufklärung war und ist mir sympathisch und wichtig!
Wenn ich alles gewusst hätte, was ich jetzt über Tabaksucht weiß,
dann hätte ich nie geraucht.

Schon wieder so ein komischer Satz:
Wenn, hätte, hätte ..... jaja!

Echt nicht? Nie geraucht?
Ich wusste immer, das es nicht gesund ist zu rauchen
Es war mir doch egal.
EGAL war es!
Völlig wurscht!
Warum nur?
Wieso war es wurscht?

Wie konnte ich alles ignorieren?
Warum habe ich geglaubt, ich sei unkaputtbar?
Alle machen schlapp, aber ich doch nicht.
Keine Ahnung, aber jetzt ist es Anders!

Ach wirklich?

Jetzt weiß ich soviel mehr
und jetzt ist es mir nicht mehr egal.

Jetzt, ja jetzt bin ich alt und denke über jeden Tag nach,
den ich länger leben könnte.

Ja, auch aber jetzt bin ich informiert und aufgeklärt!
Ich bin doch ein Vernunft fähiger Mensch.

Ach komm, lass sein! Was soll das sein?
Ein Süchtiger, der von Vernunft redet. Haha!

Ich höre jetzt auf damit. Ich habe schon aufgehört! Jetzt ist endgültig Schluss!!

Was soll das hier?
Nochmal von vorne bitte:

Die Erfolgsquote beim Rauchentzug ohne Unterstützung liegt bei ....
Mit Unterstützung erhöht sich die Quote auf ....
Wir empfehlen dieses Medikament....
Diese App kann helfen.
Hören Sie einfach auf.

So doch auch nicht
Von vorne bitte:

Hi!
Heute morgen starke Entzugserscheinungen.
Alles im grünen Bereich.
Tief Luft holen und weitermachen.
Herzliche Grüße
Klaus

Verfasst am: 05.10.2023, 17:00
schmetterling_23
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Klaus, dein Tagebuch ist toll wie immer.

Ich bin sehr neidisch auf dich, dass bei dir Atemübungen helfen. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu ungeduldig

Du hast die Tabaksucht & somit den Teufelskreis durch Abstinenz durchbrochen und du wirst keinen neuen mehr starten. Da bin ich mir sicher.

Denn egal was passiert, es gibt 100 Gründe nicht zu rauchen und keinen um wieder anzufangen. Es sei denn man möchte ewig im Teufelskreis gefangen sein. Finde ich jetzt nicht so berauschend.

Verfasst am: 06.10.2023, 14:10
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 52 Freitag: Sucht und der Versuch einer Erklärung

Eifersucht
Rechthabersucht
Alkoholsucht
Drogensucht
Arbeitssucht
Spielsucht
Sexsucht
Sehnsucht
Besserwissersucht
Eifersucht
Kontrollsucht

etc. etc.

Sucht ist wohl sehr schwer zu beschreiben und erst recht schwer zu verstehen.
Sucht hat oft etwas mit Rausch zu tun.
Rausch ist etwas, das die Menschheit immer schon fasziniert.

Hattest du / ich jemals einen Nikotin Rausch?
Also, ich nein.
Das ist blöde, es macht süchtig aber es berauscht nicht.
Wer das nicht glaubt, soll einfach mal in einer Stunde 5 Zigaretten rauchen.
Am nächsten Tag dann in einer Stunde 5 Glas Wein trinken.
Oder 5 Joints rauchen.

Wenn man sich die Süchte da oben so anschaut, kommt etwas ganz Anderes dazu
In Deutschland starben im Jahr 2017 126.900 Menschen an den Folgen des Rauchens.
Im Jahr 2002 waren es 1990 Todesfälle an allen illegalen Drogen zusammen.

Wie viele an Sexsucht, Sehnsucht oder Cannabis Sucht gestorben sind, ist nicht festzustellen.

Super süchtig, ohne Rausch.... na toll!

Verfasst am: 06.10.2023, 16:10
Unbekannt
Entfernter Beitrag von gelöschtem Nutzer oder Nutzerin
Verfasst am: 06.10.2023, 17:17
Mactipp000
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Hallo Klaus,

Als ich nach über 400 Tagen rauchfrei wieder geraucht hatte, ist mir so schwindelig geworden, als hätte ich Alkohol getrunken. Und tatsächlich rauschte es in meinem Hirn. Ich hatte an mehreren Tage abends geraucht und es war so, wie ganz am Anfang, die Wirkung war für mich ein Augenöffner. Über dreißig Jahre hatte ich mich so sehr an das Nikotin gewöhnt, dass ich diesen Zustand für normal hielt.
Als ich dann aufhörte zu rauchen und merkte, wie sich der echte Normalzustand anfühlt, war ich mir nicht mehr sicher, ob normalsein für mich ein wünschenswertes Ziel ist, also mit Verlaub das fühlt sich doch voll ätzend an.
Ich denke, dass es genau das Gefühl des nicht mehr berauschtseins ist was als „Leere“ beschrieben wird, und das ist nicht so leicht Dich daran zu gewöhnen.
Aber glaube mir heute fühlt es sich ganz wunderbar an.

LG Paul2.1.


Ich finde das eine sehr gute Beschreibung. Leere als Abwesenheit vom Rauschzustand beschreibt das Gefühl sehr gut.....die "Kicklosigkeit" des normalen nichtberauschten Alltagszustandes. Das ist der Grund, warum zu Drogen gegriffen wird,,,,da sehen Drogen ihre Berechtigung. Und mir gefiel der leichte Nikotinkick alle 20 Minuten jahrzehntelang, so dass uns der Abstand verständlich schwer fällt.
Mit meinen gesundheitlichen Einschränkungen musste ich jetzt sagen: Die Party ist vorbei. Aufhören wenn es am Schönsten ist bedarf einer gewissen Lebenserfahrung, dass dies tatsächlich der beste Zeitpunkt ist, eine Party zu verlassen. Dummerweise zumeist berauscht mit schönen Erinnerungen.

Vernunft ist halt ein schaleres Gefühl als berauscht.