...bloß nicht wieder anfangen
Hey Bernhard,
super geschrieben!
Die Art, wie du versuchst, dieser Sucht auf den Grund zu gehen, ist beeindruckend.
Ich beschäftige mich auch immer wieder mal damit, was das für Auslöser sind, die gefestigte Ex Raucher, die schon sehr lange rauchfrei sind, wieder zur Zigarette greifen lässt.
Ich erinnere mich, dass vor Jahren auf unserer Straße ein Mann ein plötzlich über die Fahrbahn laufendes Kind angefahren hat.
Das Kind kam mit dem Schrecken davon und alles ging gut aus.
Aber der Fahrer des Wagens stieg aus, lief auf den nächsten Passanten zu und fragte ihn nach einer Zigarette. Dabei stellte sich heraus, dass er schon seit über 10 Jahren rauchfrei war.
Genauso kenne ich auch andere Beispiele, in denen Ex Raucher trotz größter Lebenskrisen nie wieder geraucht haben.
Würde mich auch interessieren, was da in den einzelnen Gehirnen vor sich geht, und warum manche, gefestigte Ex Raucher glauben, jetzt hilft nur noch eine Zigarette.
Ich glaube, wir, die wir noch am Anfang stehen und uns alle Mühe geben, vom Rauchen los zu kommen, möchten einfach wissen, wann die Gefahr, nochmal rückfällig zu werden, endgültig vorbei ist.
Ob uns das jemand erschöpfend beantworten kann weiß ich nicht…
Für uns ist es glaube ich einfach wichtig, dass wir dranbleiben.
Ich für mich kann jetzt in der Anfangszeit sagen, dass ich nicht weiß, ob und wie lange ich rauchfrei bleiben werde.
Natürlich ist mein Ziel, nie wieder eine Zigarette zu rauchen.
Aber momentan bin ich einfach nur froh über jeden Tag, den ich ohne Zigarette geschafft habe.
Wünsche dir auch einen phantastischen und rauchfreien Tag
LG Ulla
Lieber Bernhard,
täglich freue ich mich auf deinen Bericht. Du schreibst toll und nachvollziehbar. Danke dir dafür! Mein Lieblingssatz heute war die Sache mit dem "schon so lange ohne Qualm, erst so kurz ohne....".
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich tue mich sehr schwer mit dem Tage zählen... Ich meine, so geben wir der Zigarette doch deutlich mehr Raum als sie verdient. Ich kann mir vorstellen, dass wenn man garnicht darüber nachdenkt wie viele Tage schon vergangen sind, das Gedächtnis nicht immer wieder daran erinnert wird, dass es mal Nikotinabhängig war. Ich hab mir einfach gesagt, dass ich ab jetzt nicht mehr rauche und gut. Einzig meine App sagt mir ab und zu "Schon so und so viel Tage rauchfrei..." aber ich fühle mich eher wie "Ich hab mal geraucht, jetzt aber nicht mehr."
Zum Thema Sucht möchte ich folgendes sagen. Ob Alkohol, Drogen oder Nikotin Sucht bleibt Sucht. Wir neigen dazu, schnell die negativen Dinge in unserem Leben zu vergessen, es bleiben die positiven Erinnerungen. Es gibt nichts positiv am Schmöken ganz im Gegenteil , aber das Hirn meint es wohl.
Meine Eltern rauchen seit 30 Jahren nicht mehr. Und trotzdem sagen beide, gibt es auch heute noch Momente, in denen sie sich nichts mehr als eine Zigarette wünschen. Sie leben damit und ignorieren den Gedanken,
Ich bin vom ersten Tag an sehr entspannt was das nichtrauchen angeht. Ich habe 15 Jahre täglich geraucht. All die Aufhörversuche vorher, waren schneller vergessen als ich das Wort "Nichtraucher" hätte sagen können. Aber dieses Mal war es anders. Nicht drüber nachgedacht, nichts vorbereitet, keine innere Panik eingeredet. Ich bin morgens aufgewacht und hab gesagt, "So, nun rauche ich nicht mehr. "
Du hast Recht, es muss doch irgendeine Formel geben um das Schön-war-die-Zigarette zu vergessen, aber wenn du all die anderen Ex-süchtigen ob Alkohol oder Drogen fragst, sie werden dir alle sagen, dass es ihnen genau so geht.
Wenn du allerdings weißt wie man es machen kann, erzähl es uns .
Hab dich wohl lieber Bernhard, ich freue mich schon auf deine nächsten Berichte.
Drei Wochen. Coole Sache!
Tja, was war denn da gestern bei mir los? Grantig, grimmig, motzig, schnippig, streitsüchtig, traurig…. .
Das alles ging einher mit einer verstärkten Lust auf Zigaretten.
Tatsächlich war bei mir der Drang mir einen von diesen Teerstängel in mein Gesicht zu stecken nochmal etwas aufgeflammt. Allerdings und glücklicherweise hatte ich wenig Mühe diese Lust unter Kontrolle zu halten und somit ihr auch zu widerstehen. Das war wirklich einfach.
Aber offenbar war ich gestern für meine Nächsten nicht so einfach.
Dabei war das gar nicht mal den gesamten Tag so schlimm. Erst mal war da eher so eine melancholische Stimmung. Das Grantige fing irgendwann so gegen frühen Nachmittag ganz plötzlich an. Als hätte jemand einen Knopf gedrückt.
Ab da war meine Laune echt mies und meine Nächsten bekamen das immer mal wieder ab - die Armen.
Das war die Sucht, gell?
Heute morgen merke ich von gestern erst mal nichts mehr. Ich hoffe mal, daß da nicht wieder irgend ein Biest bei mir einen Knopf drückt. Zeit für eine Entschuldigung bei meinen Nächsten.
Da ist also irgend was in mir drin, das zerrt an mir und will mich dazu bewegen, stinkende, giftige Dämpfe in mich einzuziehen.
Und schon wieder die Frage: warum ist das in mir?
Ihr lieben Leute habt mir ja so einiges zum Thema Sucht geschrieben. Und ich fürchte, ich muß einer Tatsache ins Auge sehen, die ich nicht sehen will. Ich will nicht sehen oder wahrhaben, daß ich einer Sucht erlegen bin, die ich nie wieder los werde. Ich kann sie zwar bändigen und zähmen. Aber los werde ich sie nie. Das will ich nicht sehen. Dagegen sträube ich mich.
Aber ich fürchte, ihr habt recht - und ich weiß das auch.
Und trotzdem. Warum zum Kuckuck ist das so?
Warum können andere einer Sucht widerstehen und andere verfallen ihnen gleich reihenweise. Boah, das macht mich kirre - vor allem, weil ich ja einer bin, der ihr verfallen ist. Grrr.
@Leoff
Und sollte ich eine Formel finden auf ewig von der Sucht loszukommen, dann werde ich sie Euch selbstverständlich wissen lassen ;-)
So, jetzt habe ich aber erst mal genug von dem Gelaber; das zieht ja runter.
Also, Fazit nach drei Wochen.
Mein Husten hat extrem nachgelassen. Ab und an raschelt es da noch im Karton aber auch das wird stetig weniger.
Das Atmen macht Spaß, weil die Luft so glatt und sauber durch die Röhren strömt. Mein Teint sieht lebendiger aus und mein Appetit ist ebenfalls lebendiger geworden und ich fürchte, ich MUSS noch eine Baustelle eröffnen.
Meine Wampe ist gewachsen und schränkt mich ein. Das will ich nicht mehr. Das Ding muss weg!
Ach übrigens. Ich habe immer noch 6 Päckchen Fluppen im Auto. Die hatte ich schon fast vergessen. Hab’ neulich ’nen Kuli im Auto gesucht. Schublade unterm Sitz aufgemacht. Ach guck; Teerstängel. Kuli habe ich natürlich keinen gefunden. Habe die Schublade dann wieder zu gemacht.
Was mache ich denn mit den Päckchen? Ich denke, ich werde sie verschenken. Kenne ja noch ein paar Raucher. Hmm, eigentlich nur wenige. Die meisten, die ich kenne, rauchen nicht!
Ein Päckchen werde ich aber behalten. So als Mahnung und Erinnerung und Notfall…. . Man soll ja nie nie sagen.
Und eben liefere ich den Beweis dafür, daß mich die Sucht in den Fängen hält - ob ich ihr nun aktiv fröne oder gegen sie bestehe - sie ist da. Treu und geduldig.... .
So, ich mach mich jetzt mal auf in den Wald ;-)
Habe heute eine Fotosession. Outdoorportrait. Das wird im doppelten Sinne cool. Ich freue mich jetzt schon über die Erfahrung mit mehr Luft in den Lungen den Höhen und Tiefen im Wald zu begegnen, yeah! Auf geht’s.
Wünsche Euch allen einen tollen und rauchfreien Sonntag!
LG, Bernhard
Guten Morgen, lieber Bernhard,
gerade eben erst habe ich Dein Wohnzimmer mit den vielen interessanten Beiträgen entdeckt - es ist großartig, wie intensiv Ihr Euch mit den Hintergründen der Sucht auseinandersetzt.
Auch ich kann in diesem Punkt nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten, denn warum bin ich früher nach einem Dreivierteljahr in völliger Rauchfreiheit wieder rückfällig geworden, während es mich heute, nach gut dreieinhalb Jahren, gar nicht mehr juckt? Weil ich jeweils mit einer unterschiedlichen Grundeinstellung eingestiegen bin.
In der Phase, nach der ich wieder rückfällig geworden bin, hatte ich insgeheim immer den Gedanken an eine "positive" Zigarettenwirkung im Hinterkopf: Es rundet einen schönen Moment ab, es entspannt, es ist ein schönes Gemeinschaftserlebnis - und dergleichen Blödsinn mehr. Kurzum: Ich empfand das Rauchen tief im Inneren als etwas Positives, das ich mir selber verboten hatte. Der Rückfall war vorprogrammiert.
Dieses Mal bin ich anders gestartet: Ich habe mich über den Grad meiner Abhängigkeit informiert. Und es war nicht angenehm, der Wahrheit ins Auge zu sehen, dass ich im Fagerström-Test die volle Punktzahl erreicht habe.
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/machen-sie-den-test/zigarettenabhaengigkeitstest-fagerstroem/
Ein Leben ohne Kippe war für mich infolge des Abhängigkeitsgrades völlig unvorstellbar, also habe ich meine Entscheidung immer aus dem Moment heraus getroffen: "Nein, im Moment MÖCHTE ICH NICHT rauchen." Ich habe mir nichts verboten, ich habe mir nur immer wieder vor Augen geführt, dass ich es nicht mehr möchte. Ich möchte nicht mehr süchtig und abhängig sein, ich möchte meine Freiheit zurück.
Wie sehr sich dieses Motiv als eine Art Selbsthypnose in mein Gehirn gebrannt hat, wurde mir vor gut einem Jahr bewusst, als ich Gast auf einer wodka-intensiven deutsch-polnischen Hochzeit war: Ich stand mit meinen rauchenden Verwandten im Freien und im gleichen Moment, als in meinem Gehirn "Och, du könntest doch mal..." aufblitzte, kam vollautomatisch die Antwort "Nein, im Moment möchte ich nicht." Diese Situation hat mir sehr stark zu denken gegeben. Heute weiß ich, dass ich das Nicht-mehr-Rauchen innerlich eindeutig positiv besetzt habe. Ich habe mich spaßeshalber schon öfter als "Pawlowschen Nicht-mehr-Raucher" bezeichnet, denn für mich zählt nur das positive Resultat:
Niko bimmelt mit dem Glöckchen und ich denke "Nein, ich möchte nicht.".
Ob es in zwanzig Jahren noch klappt, weiß ich nicht, aber für mich ist es seit über 1000 Tagen ein zuverlässiger, pflegeleichter Begleiter. Ich bin süchtig und bleibe es wohl auch - es stört mich aber nicht mehr.
Liebe Grüße und allen einen schönen, schmachtfreien Sonntag, Brigitte
Es passiert nicht all zu viel. Die letzten beiden Tage war bei mir das Verlangen nach einer Zigarette nochmal deutlicher zu spüren. Aber warum? Ich habe für mich ausmachen können, daß es immer in Situationen war, in denen ich „früher“ auch wirklich eine Rauchen gegangen war. Das sind Situationen der Nervosität, der Unsicherheit und der Gleichen. Noch nicht einmal Langeweile; die gehört gar nicht dazu. Also kann ich für mich hier feststellen, daß die Fluppe tatsächlich sowas wie eine Stütze, eine Hilfe ein Anker war.
Und das - das ist ja wohl der allergrößte Unfug, den man sich nur vorstellen kann. Wie kann ein Teerstäbchen ein Anker sein? Eine Stütze? Lebenshilfe? Ha - das widerspricht sich gleich doppelt;
Leben und Hilfe.
Diese Erkenntnis in das Bewusstsein gerückt, vereinfacht die Unternehmung Nichtraucher ungemein!
Jawoll, ich bin Nichtraucher! Und das seit 24 Tagen.
Ich bleibe der Sache weiterhin auf der Spur. Ich bekomme diese Sucht in den Griff!
Ach übrigens, ich bin irgendwie die 3 Kilos fast wieder los. Fehlen noch ungefähr 0,5 Kg. Ist das nicht phantastisch? Keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. Sie sind weg. Die Waage hat es eben bestätigt.
Na, dann können sich jetzt meine acht etablierten Kilos mal auf was gefasst machen. Jetzt wird hier aufgeräumt!
Wünsche Euch allen einen hervorragenden Mittwoch;
LG, Bernhard
Zum Donnerwetter nochmal. Wo kommt denn nur diese Schmacht in den letzten Tagen her. Ja gut, die ein oder andere Situation kann ich erklären - denke ich. Das ist die Geschichte mit Stütze, mit Haltepunkt, wenn es gerade nicht läuft, wenn ich nervös und unsicher bin. Die anderen Schmachtattacken? Was ist mit denen? Ich bin ja jetzt nicht solch ein seelischen Wrack, daß ich ne Stütze bräuchte, wenn keine Butter mehr im Kühlschrank ist. Also was ist mit denen?
Coco hat es ganz gut getroffen:
[quote="Cocoli"]
…
Die Rituale waren Rituale und die notwendigen Zigaretten waren die "unverzichtbaren" Stressbewältigungszigaretten. Also soll heißen: ich habe mir jede Zigarette entweder schön geredet oder in diesem Moment als unbedingt notwendig deklariert!!
…
[/quote]
So sieht es aus mit den Kippen; wir haben alle schön geredet und uns alle schöngeredet, oder?
Stütze; echt ey. Ich frage mich manchmal, wie ich auf die Idee kam, diese Schredderröllchen könnten eine Stütze sein.
Habt ihr noch Zigaretten zu Hause? Ich hab’ immer noch die 6 Päckchen. Holt mal eine Zigarette, stellt sie aufrecht auf den Tisch und „stützt“ euch auf sie. Und? Was passiert? - Alles klar?
Alle die, die dabei Schmacht empfinden und rauchen wollen, die machen das bitte mit allen restlichen Kippen auch. Dabei lauft ihr mit Vollgas um den Tisch und singt das Lied „Lass los“ aus der Eiskönigin.
(ich lass los, lass jetzt los, die Kraft, sie ist grenzenlos…) ;-)
Das ist weniger beknackt, als sich ein Arsenröhrchen in das Gesicht zu stecken, es anzuzünden und den Rauch einzuatmen.
LisaVogel hat hier auch ein lustiges Bild gemalt:
[quote="LisaVogel"]
…
Menschen, die sich sofort nach dem Aufstehen in ein Korsett einwickeln, sich mit Rauchparfum besprühen, ein bißchen Teer aufs Brötchen krümeln, arbeiten gehen (zwischendurch wieder kräftig in die Tröte blasen) und sich dann zum Feierabend auf radioaktiven Sofas ausruhen... oder so...
Warum gibt es von offizieller Seite immer nur diese öden Sachen? Die meist so wirken, als haben sich frische Studienabgänger der Sozialpädagogik, die nie geraucht haben, mal ein paar vernünftige Ideen gesammelt und sortiert, aber völlig ohne Herz und Leidenschaft?
…
[/quote]
Tja, warum ist das so? Meiner Meinung nach sind das Alibikampagnen um so zu tun, als ob man was tut. Der ein oder andere wird dabei vielleicht sogar vom Rauchen abgehalten oder weggeführt.
Aber vielleicht dürfen das ja auch gar nicht so viele sein, weil es geht ja um:
-Arbeitsplätze
-Steuereinnahmen
-Rentenersparnis
-Überbevölkerung
Und hier höre ich jetzt besser auf… .
Wisst Ihr was mich beeindruckt? Die Rauchstop-App auf meinem Telefon sagt mir, daß ich bis jetzt 635 Zigaretten NICHT geraucht habe. Ich finde diese Zahl erschreckend und ich weiß, daß die stündlich wächst und je größer sie wird umso beeindruckender ist sie.
Ich hätte also in den letzten 25 Tagen 635 Zigaretten geraucht; boah!
Ich bin Nichtraucher und ich will es bleiben.
Wünsche Euch allen einen tollen Tag - am besten ohne Qualm.
LG, Bernhard
Also heute ist echt der Wurm drin. Statt weniger, wird die Lust auf Kippe im Moment irgendwie immer größer. Was ist da los zum Kuckuck? Mir geht’s grad nicht so besonders - vielleicht „November Blues“ oder sowas; jedenfalls geht es in die Richtig. Und wenn das nicht schon genügte, nutzt die Sucht - diese widerliche, hinterhältige Sau - diesen Zustand aus und zerrt an meinen Nerven. Mannomannomann, es macht echt keinen Spaß hier zu sitzen und einfach nicht runter zu gehen und…. flupp.
Es strengt an. Naja, ich mache ja nicht nichts. Die Gelüste kommen so in Schüben. Eben erst wieder einer. Habe mir dann einen Kaffee gemacht, das klappte erst mal. Ouh, Kaffee um die Uhrzeit. Ich weiß, wer heute Nacht nicht so gut schlafen wird. Aber immer noch besser als nachgeben und rauchen.
Nä! Das kommt nicht in Frage. Ich steh’ das durch. Das kam von selbst, das geht auch wieder von selbst - und hoffentlich bald.
Also laut RauchstoppApp habe ich jetzt 145,35 Euro eingespart.
Und statt die auf das Konto für die Fotokamera, die ich ja eigentlich erst in 7 Monaten hätte kaufen dürfen, mir aber jetzt schon geleistet habe, zu verbuchen, habe ich mir mal eben noch ne Tasche bestellt. Eine so genannte Messenger Bag - wie der Nichtraucher heutzutage auf Neudeutsch sagt. Früher hätte man
Aktentasche gesagt.
Aktentasche. - Sprecht das mal laut aus. - Aktentasche.
Hört sich doch voll verstaubt und scheiße an - oder? Denkt man doch direkt an Amt und Büro. An Thermoskanne und Brotdose. An Fliege und Schlips.
Aber Messenger Bag; wow. Messenger Bag. Na wenn sich das jetzt nicht nach cooler Sau anhört. Messenger Bag; da denkt der neue Nichtraucher doch gleich an iPhone, MacBook und Latte Macchiato; an Hipsterbart und 1 Mio Facebook likes.
Spaß beiseite; ich alter Taschenfetischist habe mir dann jetzt mal die fünfte Tasche bestellt. Rucksäcke habe ich nicht so viele; nur drei - naja, aber man kommt gut aus mit nur drei Rucksäcken .
Aber eine neue Tasche - ups, ich meinte Messenger Bag - da schaue ich schon seit Monaten nach. Und jetzt habe ich eine gefunden. Die sieht nicht nur gut aus, die ist auch noch gut aufgeteilt.
Mit der liebäugel ich schon eine ganze Weile und jetzt sagt mir die Rauchstop App: „Du kannst sie kaufen“. Na, dann mach ich das doch mal. Ich freu mich jetzt schon auf den Kurier.
Um dem ganzen jetzt doch noch etwas die Sinnlosigkeit zu nehmen: Meine alte Tasche fällt allmählich auseinander und die restlichen Taschen sind alles Fototaschen ;-).
So und derweil ich Euch allen an meinem Taschenfetisch teilhaben lasse, vergesse ich mal ganz nebenher, daß mich da ein blöder Suchtstängel nach unten führen möchte um mir mit falschen und hinterlistigen Versprechen ein tolles Leben zu suggerieren.
Denn derjenige, der sich Kohlenmonoxyd nebst Kollegen in die Birne zieht, der beginnt ein neues Leben. Ein Leben in Stink und Qualm; in Schleimgerotze und Gekeuche; graue Eminenzen mit gelben Fingern, Blutgerinsel und Tumoren - wahrhaft erstrebenswert.
Aber leider muss ich ablehnen. Ich bleibe hier oben. Ich gehe nicht runter. Ich bleibe lieber Nichtraucher, auch wenn’s unter den Nägeln brennt - das geht vorbei; der Krebs meistens nicht.
Bleibt rauchfrei; werdet es (wieder) - los macht!
LG, Bernhard
[quote="rauchfrei-lotsin-gitte"]
...
Du kannst stolz auf Dich sein, es ist kein Spaziergang so ein Rauchstopp, aber du schaffst es.
Wünsche Dir eine erholsame Nacht
Gitte
[/quote]
Danke Gitte!
28 Tage - 4 Wochen - ohne Zigarette. Hätte ich ja nie für möglich gehalten.
33 Jahre am Stück gefluppt. Nikotin, Teer, Arsen, Blausäure und all’ die Kollegen haben mich durch die Pubertät begleitet. Haben mein Wachstum beeinflusst, meinen Stoffwechsel fest im Griff gehabt.
Ich will gar nicht wissen, welche Zerstörungen ich mir selbst beigebracht habe. Ob ich vielleicht etwas höher gewachsen wäre, ob mir vielleicht der graue Star in meinen 30igern erspart geblieben wäre, ob meine Lunge wirklich noch funktioniert oder die Zerstörungen nur noch nicht so deutlich spürbar sind. -
Müßig. Und Grund genug sich über 4 Wochen zu freuen. Die waren nicht einfach - aber nach den ersten 4-5 Tagen deutlich spürbar leichter!
Lasst mich mal zurückblicken.
Ich hatte Atemnot. Die war nicht so groß, daß ich Panik hatte - aber Angst, Befürchtung, dunkle Ahnung.
Ich stellte mir vor, wie sich die Lungen schmierig, klebrig und mühselig aufblähen. So wie zwei aufeinander geklebte Flächen; z.B. mit einem Harz oder so. Jetzt ziehen wir die mal auseinander. Unter schmatzenden, schnalzenden Geräuschen, ziehen sich träge die Fäden des Klebers. So stelle ich mir das in einer teerverklebten Lunge vor. So könnte es in meiner Lunge zugehen - irgendwann oder vielleicht auch jetzt schon.
Ok, ich muß aufhören. Die obligatorische gute Nacht Fluppe NACH dem Zähneputzen ließ ich bereits weg.
Das war Samstag, 22.10.16. Die ersten vier Tage schlug ich mich so durch und habe dabei auch dieses Forum gefunden, welches mir sehr half und hilft. Für mich war es eine große Unterstützung, daß ich hier einfach meinen Gedankenschmadder reinwerfen kann - unabhängig ob es jemand liest. Ich kann mich rauchfrei schreiben.
Der vierte Tag war der Schlimmste von allen. Ich bin die Wände hoch gegangen. Ich hatte solch ein unglaubliches Verlangen nach einer Kippe, daß ich fast wahnsinnig wurde. Und dabei hatte ich auch noch überall Kippen rumliegen.
Ich hätte mich auf der Stelle totrauchen können.
Und dieser Gedanke hat mir geholfen: Ich könnte jetzt rauchen, ich will aber nicht.
Meine Sturheit hat mich über den vierten Tag gebracht.
Der fünfte Tag keimte am Abend nochmal auf und wurde ähnlich hässlich wie der vierte. Aber auch diesen Tag konnte ich mit meiner Sturheit irgendwie überstehen.
Danach -> easy going, wie der Nichtraucher von heute zu sagen pflegt.
Das wars. Ab jetzt wurde jeder Tag immer leichter.
Die Lust ist da. Die Verlockungen sind da. Sie kommen mal stärker, mal schwächer. Aber es ist einfacher geworden sich dem zu widersetzen.
Ja, wir wollen es widersetzen nennen. Nicht widerstehen.
Widerstehen muss sich, wer nicht bereit ist, wer nicht nicht will!
Widersetzen muss sich, wer herausgefordert wird, wer angegriffen wird!
Wir sind nicht mehr schwach. Wir sind Rebellen. Wir bäumen uns gegen das manipulative Diktat, das uns einst eingeimpft wurde, auf. (wer weiß; vielleicht wurden wir ja wirklich durch die vielen Impfungen… per Zufallsauswahl … )
Wir bieten der Sucht die Stirn. Eine Bedrohung, die uns vielleicht unser restliches Leben begleitet.
Aber wir haben dieses Leben jetzt schon verlängert. Und wir wissen, wie wir der Bedrohung begegnen. Es ist schon sehr viel einfacher geworden sich zu widersetzen. Mit der Zeit wird es zum Kinderspiel werden.
Wir wählen es selbst aus.
Möchten wir
a)
grau und stinkend als Konterfei des Todes umherwandeln? Unter dem Joch der Tabakindustrie, die wie ein Moloch unser Geld in sich aufsaugt, stöhnen und nach Luft ringen?
All das, um ein vorzeitiges Ableben unter Qualen zu erleiden?
Oder
b) ein freies, rosiges, luftdurchströmtes Leben, welches uns farbenfroh und lichtdurchflutet an unser fernes Ende begleitet?
Ich nehm Option b). ;-)
Achtundzwanzig Tage später, siebenhundertzwölf Zigaretten weniger, einhundertneunundfünfzig Euro reicher mehrere Suchtattacken siegreicher stehe ich immer noch am Anfang.
Doch was heißt Anfang?
Ich habe eine deutlich bessere Atmung, einen deutlich besseren Geruchssinn, einen sichtbar gesünderen Teint, wärmere Hände und Füße, keine Unterbrechungen mehr, aus denen ich immer stinkend und keuchend zurückkam. Keine Gedanken mehr an den Zigarettenvorrat. Ich bin freier und gesünder.
Und das soll so bleiben.
Ich will auch nach vier Wochen immer noch nicht rauchen.
Ich bin ein Nichtraucher!
Wünsche einen schönen Sonntag
LG, Bernhard