Ein Tagebuch

Verfasst am: 03.12.2024, 14:01
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 476 Dienstag

Die geliebten Zigaretten

Heute liebe Leute habe ich etwas ganz Besonderes für euch.
Es hat grandiose Wirkungen.
Ja, richtig gelesen.
Nicht eine Wirkung, nein viele Wirkungen!

Wenn ihr traurig seid,
dann macht es euch wieder froh.

Wenn ihr froh seid,
so bekommt ihr Depressionen!

Seid ihr müde,
macht es euch munter.

Wenn ihr nervös seid,
macht es euch ruhig.

Das genaue Gegenteil passiert auch!
Es ist die ultimative Droge.

Egal wie es euch geht,
es wirkt gegensätzlich.

Wenn ihr gesund seid, werdet ihr krank.
Krebs, COPD und vieles mehr.
Beine werden amputiert, Herzen bleiben stehen
Ein echt tolles Zeug!
Wenn ihr einmal krank seid, dann allerdings.....
Naja, no return!

Eure Haut faltet sich auf sehr kunstvolle Weise.
Ihr altert rapide. Toll oder?

Irgendwann bleibt euch auch die Luft weg.
Ihr könnt nur noch das ideale Leben leben!
Was ist das ideale Leben?

Auf dem Sofa und im Bett
Für immer auf dem Sofa
Das ist doch fein.
Weil ihr nicht mehr hochkommt.
So wird es sein!
So ist es fein.
So soll es sein!
Fein!

Ich spüre eure Neugierde,
euren Willen dieses Produkt zu besitzen.

Das wirklich tolle:
Zigaretten gibt es überall und sie sind erschwinglich.

Für Heimwerker gibt DIY Produkte.
Ihr könnt selber stylen und gestalten.
Es gibt Fertigprodukte, für alle die es eilig haben.

Für Tech - Freaks gibts die Dinger mit Akku
Und 1000 verschiedenen Aromen
Für die ultimativen Geniesser
gibts Zigarren ab 500€ / Stück.
Für alle ist gesorgt.

Wenn ihr raucht hebt ihr euch von der Masse der Langweiler ab.
Die Warner, Spassbremsen und Gesundheits Apostel.

Wer will schon mit denen im Kreis sitzen?
Du ganz sicher nicht.
Ich auch nicht.
Wir nicht!
Niemals!

Verfasst am: 04.12.2024, 14:34
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 477 Mittwoch

Die Faulheit

Reden wir mal über Faulheit!
Faulheit klingt nicht gut.
Wer faul ist der soll auch nicht essen.
Das wiederum klingt zu hart,
hat aber ein gewisser Herr Jean de LA Fontaine
in dem Märchen von der Grille und der Ameise so aufgeschrieben.

Diese Geschichte existiert in endlosen Varianten
und lobt die Fleißigen und bestraft die vornehmlich Faulen.
Dabei ist die Grille gar nicht faul, denn sie singt den ganzen Sommer lang
und die Ameise ist im Grunde geizig, weil sie nicht teilen will.

Eine ganz andere Geschichte hat Paul Lafarge aufgeschrieben.
Der Schwiegersohn von Karl Marx publizierte ein Buch
mit dem schönen Titel
Das Recht auf Faulheit.
(Unbedingt lesen!)

Darin verlangte er Müßiggang für alle.
Karl Marx missfiel das Buch sehr,
(Marx selber ist harter Stoff aber auch lesenswert)
forderte er doch das Recht auf Arbeit für Alle.

Er hielt sich da an Martin Luther
der es auch toll fand wenn alle immerzu arbeiten.

Gehen wir etwas weiter in die Geschichte zurück
und schauen mal in Griechenland vorbei.

Dort trieb sich Aergia herum,
und war ihres Zeichen die Göttin der Faulheit.

Gehen wir noch weiter zurück
und schauen mal zum allmächtigen Schöpfer.
Was machte der so am 7. Tag?
Aha, auch nichts!

Und vor Allem, was machte der eigentlich nach dem 7. Tag?
Er war doch fertig mit seinem Job.
Seitdem sind viele Milliarden Jahre vergangen.
Hmmm....vermutlich machte er da auch nichts.

Da wird schon klar,
das Lafarge ganz richtig lag mit seinem Anspruch.
(Zu seiner Zeit gab es noch keine 5 Tage Woche)

Ich nenne es gerne Müßiggang.
Das Nichtstun.
Das geht eigentlich gar nicht,
weil irgendwas tun wir ja immer.

Aber alle Zwänge abschalten,
das Handy so einrichten,
das nur ganz bestimmte Tel Kontakte durchkommen.

Wer das schafft, hält sich eine Menge vom Halse.

Was das mit dem Rauchen zu tun hat?
Alles!

Weg mit toxischen Zwängen!

Wir können und sollen uns Ruhe und Müßiggang gönnen
Über das Leben nachdenken
Neue Perspektiven erspinnen und erträumen.
Tee trinken, ein gutes Buch lesen (z.B. von Lafarge).

... und zwischendurch ein
kleines Nickerchen machen

Verfasst am: 04.12.2024, 20:55
Gartenliebhaberin
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Hallo Klaus,

Ein sehr interessanter Text über Faulheit ist das.
Ein kleines Nickerchen habe ich grade heute Nachmittag gemacht.
Zwischendurch mal die Füße hochlegen und einen Kaffee genießen klappt mittlerweile auch sehr gut.
Kurze Auszeiten gehören seit geraumer Zeit zu meinem Alltag.
All das war zu meiner Raucherzeit nicht möglich. Da hatte immer die Zigarette Vorrang, für alles Andere blieb keine Zeit.

Bin ich so froh, mir all diese kleinen Faulheiten jetzt zu gönnen.

LG
Sabine

Verfasst am: 06.12.2024, 07:28
Katerliesel
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Zitiert von: rauchfrei-lotse-klaus
....ich mich gerade sehr darüber freue,
das ich ein NichtMehrRaucher bin


...und es eine Schande wäre in 3 Wochen nicht deinen halben tausender würdigen zu können!



Und mal ganz ehrlich lieber Klaus....was würden wir im Forum tun, wenn du plötzlich beschliessen würdest, wieder rauchen zu wollen

Gruuuuselige Vorstellung!

Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie du für jeden und gefühlt immer die richtigen Worte findest!

Dankeschön!

PS: Dein Beitrag zum Thema Faulheit zB sprach mich sehr an....ich hasste die Geschichte mit der fiesen Ameise schon als Kind. Erst die Fassung mit der Grille und dem Maulwurf -von Janosch- versöhnte mich damit

Verfasst am: 07.12.2024, 14:23
Los!
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Lieber Klaus

Danke schön für deine so lieben Worte. Das geht natürlich runter wie geschmiert.


Ich ruhe mich noch etwas aus und bin froh, dassalles so gut und unkompliziert gelaufen ist.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Ulrike

Verfasst am: 11.12.2024, 22:55
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 484 Mittwoch
Mit der Sucht leben I

Hier taucht hin und wieder die Frage auf,
ob das Leben verändert werden muss,
damit Sucht überwunden werden kann.

Oder zumindest mit ihr leben kann.

Die Frage ist ja nicht ganz unberechtigt.
Ich bin süchtig geworden.
Vielleicht fehlt mir was im Leben.
Ich werde immer wieder rückfällig,
Warum passiert das?
Was kann ich besser machen?

Wenn jemand Alkoholkrank ist und eine Therapie macht,
Ist die Sache klar.
Das bisherige Leben wird gründlich durchleuchtet
und es werden Möglichkeiten zur Veränderung gesucht.

Bei uns Rauchern gibt es das nicht.
Falsch....das gibt es schon,
nur wir müssen die Therapie selber bezahlen.
Deshalb macht das fast niemand.

Dann gibt es ja unendlich viele, die einfach aufhören.
Einfach so. Schluss Fertig!
Also....habt euch mal nicht so.

Zumindest wir hier wissen,
das solche Sprüche dummes Gerede sind.
Und die aktuelle Forschung gibt uns Recht.

Also, dann doch diese Frage:

Was fange ich mit meinem Leben an?
Was kann ich besser machen?
Was ist da schief gelaufen?

Etwas konkreter,
was mache ich denn als nächstes?
Jetzt zum Beispiel.

Das erste was es da nachzudenken gäbe ist:
Was würde mich denn wirklich freuen?
(Ja klar ....rauchen....neee das fällt flach! )

Das nächste wäre vielleicht die Frage:
Kann ich das überhaupt?

Dann kommt das Wichtigste
Bietet mir das Leben eine Gelegenheit,
meinen Wunsch zu genügen?

Wenn ja, sollte ich es tun.
Es ist eigentlich ganz einfach.

Zugreifen.....
Die Gelegenheit beim Schopfe packen ...
Diesen Menschen anrufen und ja sagen ...
Diese Webseite öffnen und sich das alles nochmal durchlesen.....
Sich endlich für den Tango Kurs anmelden ....
Den Chef anrufen und kündigen ....
Oder oder oder!!!!

Was passiert eigentlich kurz bevor wir sterben?
Wir bekommen sicherlich Angst davor.
Aber letztlich gibt es auch hier eine Formel.
Je mehr ungelebtes Leben in uns steckt
desto größer wird diese Angst sein!
Wenn wir alles, oder die wichtigsten Dinge gelebt haben
gibt es weniger Grund Angst zu haben.

Eine Geschichte aus meinem Bekanntenkreis.
Ein Paar in meiner Stadt.
Er machte den gleichen Job wie ich.
Nur..... der Arbeitgeber machte pleite.
Das in einer Zeit, in der viele dieser Firmen in Berlin Pleite machten.
Eine Woche später verlor sie auch ihren Job.
Beide saßen zu Hause und überlegten was zu tun ist.
Sie redeten von Landleben, von Scheiß Großstadt
und das alles gerade nicht wirklich lustig aussieht.

Da hatte Sie eine Idee.
Sie legte eine Deutschland Karte auf den Tisch.
Sie hielten sich die Hände,
schlossen die Augen und tippten gemeinsam
auf einen Punkt auf der Karte.
Ein kleines Dorf in Niedersachsen.

Eine Gegend, in der sie noch niemals vorher gewesen waren.
Am nächsten Tag fuhren sie dort hin.
Sie landeten auf einem Bauernhof
und kamen mit der Besitzerin ins Gespräch.
Es gab eine freie große Wohnung auf dem Hof.
Die Besitzerin suchte Händeringend eine Redakteurin für ihre Zeitschrift.
Diese Geschichte passierte vor ca 8 Jahren.
Die Beiden leben immer noch dort.
Es geht ihnen gut.

Verfasst am: 17.12.2024, 11:57
Katerliesel
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70 beeindruckende Wochen und mit grossen Schritten auf den halben 1000er zu!

Gründe genug ein Blümelein hier abzustellen:



Liebe Grüsse!

Verfasst am: 17.12.2024, 22:25
rauchfrei-lotse-klaus
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Tag 490 Dienstag

Mit der Sucht leben II

Je länger ich dieses Thema in meinem Kopf herumwälze,
desto verwobener wird es.

Die WHO sagt:
Sucht ist ein „Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung,
hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch
einer natürlichen oder synthetischen Droge“.

Wie war das früher?
Alle 40 Minuten eine Zigarette!
Die ersten Jahre ist das super.
Es kickte jedesmal.
Ein unglaublich gutes Lebensgefühl.
Wir sind unsterblich!!!

Ich habe Alkohol probiert.
Das war einfach.
Entweder wurde ich müde
oder ich musste kotzen.

Ab und zu konnte ich auch
Ganz eklig werden.
Empfindlich.

und dann diese Kopfschmerzen.
Dieses unglaubliche Elend in der Magengegend.
Saufen war großer Mist.

Aber rauchen?
Rauchen war geil.
Rauchen war Künstler sein.
Rauchen war Existenzialist sein.
Rauchen war die große Freiheit.
Rauchen war super cool.
Rauchen jaja Rauchen.
In Frankreich rauchten wir schwarz weiss.

Plötzlich, sowas wie eine Diesigkeit.
Da schleicht sich so ein Gedanke herum,
Das dringt durch den Nebel
Und verschwindet.
Aber es bleibt ein Gefühl zurück.
Auch das verschwindet wieder.

Es kommt wieder.
Aber das dauert.
Dann geht es wieder.
Etwas stimmt hier nicht.

Hier und jetzt ist es ein Genuss
Eine periodische Vergiftung.
Immer wieder
Jede Stunde
Ein wiederholter Gebrauch

Ich kann mich noch sehr gut
an meinen ersten Joint erinnern.
Das war so richtig schön.

Es war Ende Mai.
Der Frühling flutete den botanischen Garten.
Ich hatte noch nie so intensive Grüntöne gesehen.
Ein heiterer Duft umflatterte mich.
Diese Vögel. Wie schön und klar sie sangen.
Alles war grün und verspielt
.
Wie ein fernes Glockenspiel.
Eine unglaublich schöne Erfahrung.

Im Freundeskreis waren Künstler, Musiker und Poeten.
Wir liebten Haschisch und Hermann Hesse.

Bob Dylan sang dazu.

Aber da gab es auch andere Stimmen.
Stimmen, die es hart wollten.
Es sollte knallen und dröhnen.
Wir waren stoned.
Gesteinigt.
Niedergesunken.
Unfähig jeglicher Bewegung.
Paint it black.

In der WG gab es Zimmer,
die komplett mit Matratzen ausgelegt waren.

Irgendjemand hatte eine Connection zum Krankenhaus.
Die hatten nagelneue Matratzen, die blutüberströmt waren.
Unfallstelle. Es gab damals keine Sicherheitsgurte.
Die Matratzen wurden desinfiziert und landeten in unserer WG.

Mein Zimmer war 14m² groß.
Ein doppeltes Matratzenlager.
Die Blutseite nach unten.

Eine große Messingschale in der Mitte
Das war der Tisch.
Teekanne, Aschenbecher
und ein paar Bücher.
Der Rest war eine Wiese.

Tee war wichtig.
Jasmin Tee war angesagt.
Jasmin Tee ist wohl keine Droge
Oder wenn, dann gibt es keine Sucht

Jetzt weiß ich immer noch nicht genau was das ist
So hat jeder Mensch seine eigene Sucht.
Also jajaja Sucht ist immer anders.
Das hilft auch nicht weiter.

Vielleicht halten wir uns zuerst an die Geschichten der Sucht
Die wissenschaftlichen Aspekte kommen später.

Verfasst am: 18.12.2024, 17:15
Jump'in
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Hallo Klaus,

warum wird man süchtig.... ein Therapeut findet vielleicht die Antwort, 10 Therapeuten 10 Antworten.

Ich weiß, was der Auslöser bei mir ist, da brauche ich kein Psychologen zumal ich zu dem Thema Bücher verfassen könnte.

Das gefährliche bei der Droge Nikotin

Man kann sie nahezu überall konsumiere, ist legal und führt zu keinerlei Ausfallerscheinungen. Aber wie wirkt diese Droge? Zu einem sehr großen Teil auf unsere Psyche "... Erstmal eine rauchen und dann...
Und wenn man ehrlich ist, hat sie was verändert? Wurden wir ruhiger, konzentrierter.... Leider nein.

Dennoch dreht der eine oder andere ohne Zigaretten am Rad aber es gibt auch weniger, die kaum Probleme haben. Und das ist genau das, was wahrscheinlich im Kopf abgeht.

Inzwischen nervt mich die Sucht so sehr, dass mir das genervt sein hilft, durch zu halten.

Liebe Grüße Anna