Ein Tagebuch
Tag 363 Montag
Veränderungen
Vor ungefähr 25 Jahren ging mein letzter Fernseher kaputt und ich beschloss keinen neuen mehr anzuschaffen. Das hatte Vorgeschichte. Damals war ich in einer Gruppe, die sich mit Stop Motion Filmen beschäftigt hat. Das damals aktuelle Projekt sollte eine Persiflage auf politische Talkshows im TV werden. Meine Aufgabe bestand darin, eine inhaltliche Analyse der Themen vorzunehmen. Ich sah mir also alle Talkshows an, nahm sie auf Video auf und schaute und schaute. Unter anderem wollte ich herausfinden, wie die Politiker ihre wahre Haltung verschleiern. Nach ca 6 Wochen war ich fertig. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich hatte genug. Nie wieder eine Talk Show. Und nie wieder TV. Mir war übel. Ich brauchte Erholung.
Das ist lange her und seitdem lebe ich ohne TV. Die meisten meiner Bekannten tun das auch.
Vor etwa 10 Jahren bin ich umgezogen und vor ein paar Wochen gab es die Frage....was ist mit dem Kabel Anschluss.
Dabei stellte sich heraus, das ich den zwar jeden Monat bezahlt hatte, es aber in meiner Wohnung gar keinen gibt. Ist niemand aufgefallen.
Auf Reisen war es aber oft so, das ich stundenlang vor der Glotze im Hotel Zimmer verbrachte.
Dr. Jekyll und Mr. Hyde!
So, wie ich bei jedem Rauch Rückfall sofort wieder eine ganze Schachtel auf einmal rauchte. TV bis mir schlecht wurde.
Dieses Mal ist es anders.
Ich reise, ich übernachte in Hotels und heute morgen fiel es mir auf.
Kein einziges Mal hatte ich die Glotze benutzt.
Ob ich auch jemals wieder eine ganze Packung Zigaretten auf einmal rauchen werde?
Ich nehme das mal als gutes Zeichen.
Palim Palin, lieber Klaus
Ich hatte in meiner letzten Bleibe im Sommer keinen Empfang, da großer Baum mit Blättern dran in der Funkwelle stand. Das war erst ätzend, dann super, weil ich ganz viel anderes gemacht habe.
Letztes Jahr war ich lange krank und habe sehr viel geguckt... Ein bisschen weniger wäre mal wieder angezeigt.
Ganz ohne, dass kenne ich von wenigen Bekannten.
Für mich wäre das tatsächlich auf längere Sicht nix.
Heute war ich bei der Wärme sehr froh nicht draußen stehen und rauchen zu müssen. Eine sehr gequält aussehende Frau abseits der Bushaltestelle in der prallen Sonne tat mir richtig leid.
Wollen wir an uns glauben, dass wir nicht mehr rauchen.
Liebe Grüße
Ulrike
Ein Jahr ohne Zigaretten
Ein Jahr in diesem Forum
Vor ungefähr einem Jahr war ich im Internet
auf der Suche nach einer Nichtraucher App
und nach einer Selbsthilfe Gruppe in meiner Nähe.
Obwohl ich in einer großen Stadt lebe
fand ich hier nix Gescheites.
Ich probierte einige Apps aus
und war nicht wirklich zufrieden.
Einige kosteten viel Geld, das
dann vielleicht von einer Krankenkasse bezahlt wird.
Also dachte ich daran selber eine Gruppe zu gründen
und / oder selber eine App zu schreiben.
Ich recherchierte und fand ziemlich schnell dieses Forum hier.
Zack angemeldet und hier viel herum gelesen und nix verstanden.
Die Idee, alles neu zu erfinden geriet weit nach hinten.
Aber:
Was war das denn hier?
Hier wurde nur gefeiert.
Es ging um Poolpartys und Keksdosen.
Mir gings mies und was war das denn hier?
Partytime ????!!!!
Schnapszahlen???
Schnaps in einem Suchtforum?
Ja spinnen die hier völlig?
Irgendjemand hat jeden Tag eine Doppelzahl.
Schnaps ohne Ende.
Ich las im Forum aber nicht nur Schnaps.
Es gab viele heftige Geschichten der Menschen hier.
Der Button “Älteste Nachricht zuerst” wurde mein bester Freund.
In vielen Geschichten fand ich mich wieder
in anderen überhaupt nicht
Mir gefiel die Idee in einem Forum schriftlich zu reflektieren.
Jedes mal, wenn ich Suchtdruck verspürte
schrieb ich meine Gedanken hier hinein.
Wer auf meinen Message Zähler schaut
versteht vielleicht, warum der so hoch steht.
Meine Aktivität hatte Folgen.
Ich fing an mit vielen hier zu kommunizieren.
Irgendwo las ich, das man ein Sucht Tagebuch schreiben sollte.
Das es gut sei, das zu tun. Also tat ich das.
Ich eröffnete einen Thread und schrieb,
Sehr bald passierte etwas Erstaunliches.
Es gab Reaktion. Ich bekam Kommentare
und viele PN Nachrichten.
Es schien anderen zu helfen ihren eigenen Schlamassel zu verstehen.
Also schrieb ich weiter.
Meine Idee, eine eigene Gruppe zu gründen
war aber immer noch im Hinterkopf.
Weil ich dieses ganze Geschreibe hier so richtig gar nicht mochte.
Ich schrieb zwar immer mehr aber so richtig toll fand ich das nicht.
Ich wollte reden. Sprechen.
Ja Menschen sehen und fühlen.
Reden, lachen und weinen.
Schreiben war so Corona.
So einseitig, so wenig komplett,
Der Mensch ist doch mehr als Buchstaben.
Ich war ja auch im Augustzug
und da bildete sich ganz langsam eine Gemeinschaft.
Die Leute unterstützten sich.
Einige flitzten von Gruppe zu Gruppe und das gefiel mir.
Ich flitzte hinterher und mischte irgendwann überall mit.
Naja, was soll ich sagen,
irgendwann bin ich ein aktives Teil dieses Biotops hier geworden.
Langsam verstand ich auch den Sinn der ganzen Feierei.
Ja, es ist eine Leistung immer wieder das Craving zu verjagen.
Immer wieder sich ablenken.
Da braucht es Belohnung und Lob.
Ja, und es tut so gut, wenn da irgendwo steht
Hallo Klaus ich grüße dich.
Was mich immer wieder sehr schmerzt ist das Verschwinden.
Lange WeggefährtInnen verschwinden einfach. Zack - Weg!
Manche tauchen wieder auf, andere nicht.
Diese verdammte Sucht ist stark. Sehr stark.
Stärker als jeder und jede Einzelne.
Nur zusammen können wir da etwas entgegensetzen.
Es braucht eine soziale Gruppe.
Für uns Süchtige ist das wichtig.
.
Es helfen die freundlichen Worte.
Es hilft das Verständnis.
Auch wenn es nur schriftlich ist.
Irgendwann tauchte hier eine Anfrage auf. Lotsen gesucht.
Na gut dachte ich.
Ich schreibe ja sowie andauernd was hier hinein
und viele bedanken sich bei mir dafür.
Also kann ich das ja machen.
Da ändert sich ja nichts
und ich mache einfach so weiter wie immer.
Naja.... So war es dann doch nicht ganz.
Vorher war ich hier der süchtige Klaus,
jetzt bin in der Lotsen Klaus.
Auf einmal repräsentierte ich die BzgA
Die Reaktionen auf mein Tagebuch änderten sich.
Jetzt wurde kritisiert.
Auch mal unter der Gürtellinie.
Es war nicht einfach, damit auszukommen.
Es gab aber auch weiter viele positive Reaktionen.
Insgesamt ist mein Fazit als Lotse positiv.
Ich bekleide ein Ehrenamt anderen hoffentlich hilft.
Vorher war ich ehrenamtlicher Koch für über 20 Journalisten.
Die meisten von denen waren Kettenraucher.
Getrunken wurde da auch immer viel und gerne.
Da bin ich ehrlich gesagt jetzt glücklicher.
Tja, und wie geht es nun weiter?
Keine Ahnung.
Erstmal rauche ich seit einem Jahr nicht mehr.
Ich lerne mein Leben neu.
Immerhin habe ich als 10 Jähriger
mit diesem Quatsch angefangen.
Hier im Augustzug fahren jetzt alle in das neue Jahr.
Ein Jahr ohne Zigaretten. Unglaublich!
Das ist einfach nur schön.
Ich würde gerne alle hier umarmen
und auf eure Schultern klopfen.
Dann sagte ich euch: “Das habt ihr gut gemacht”.
In diesem Sinne
Hoch die Tassen!
Es lebe der Augustzug!
Es lebe das Forum!
Lieber Klaus!
Vor einem Jahr irritiert, heute hier zu Hause!
Du hast ein Jahr rauchfrei hinter dich gebracht und du hast es schwer gehabt, hast sooo viel geschlafen.
Heute, nach 365 Tagen bist du Lotse in diesem Forum, und das ist genau richtig!!
Heute lass du dich feiern, verwöhn dich, lächel in dich hinein! Der Erfolg ist deiner und bedarf einer Belohnung!
Hier schon mal ein kleines Feuerwerk:
Hab einen schönen Tag!
Liebe Grüße,
Birgit
Lieber Klaus
Nun ist es soweit!
Die letzten Wochen hat es dich beschäftigt und heute ist der Tag gekommen, an dem du fantastische 365 Tage auf dem Zähler hast und damit rauchfrei 1 Jahr gelebt hast. Erwachsen und stur, reflektiert und mit Spannung, wie das so wird. Aber auch kämpferisch und müde.
6000 Euro, ein Teil in Pistaziencroissant und bessere Hotelzimmer angelegt, es wurden Mönche besucht, Warschau bereist - so viel ist geschehen.
Ich persönlich freue mich sehr dich hier getroffen zu haben. Eine wertvolle Begegnung im Netz, die mir viel Freude macht.
So, genug geschrieben, nun wird gejubelt :
Ich wünsche dir ganz viele Glückwünsche und große Freude am heutigen Jubeläum!!!!
Fühl dich gedrückt, falls du magst und alles Gute weiterhin für dich.
Liebe Grüße
Ulrike
Hallo Klaus ich grüße dich,
einfach so und weil es heute einen besonderen Anlass gibt.
Ein ganzes langes Jahr hast du nicht geraucht, das ist ja schon mal Grund genug. Aber nicht nur das, du bist seit einem Jahr in diesem Forum aktiv. In den Anfängen sah es nicht so aus, als ob das hier dein Forum wird. Ich erinnere mich, du fandest dich nicht so gut zurecht (so wie alle anderen auch, die neu dazu kommen), du hattest so gar kein Verständnis für die ganze Feierei und das Beglückwünschen. Ganz besonders gingen dir, „sei stolz auf jeden rauchfreien Tag“ und mein Lieblingsthread „Schnapszahlenalarm“ gegen den Strich, was hast du dich darüber „aufgeregt“.
Und heute? Du bist Lotse, du bereicherst das Forum mit deinen Beiträgen, du motivierst, beglückwünschst und feierst mit uns, was das Zeug hält. Oder anders gesagt, du LEBST dieses Forum.
Kann man nach einem Jahr ein besseres Fazit ziehen? Vielleicht, aber ich finde, dieser Teil deines Lebens ist schon mal ziemlich gut gelaufen!
Ich freue mich mit dir über deinen Erfolg und darauf weiter hier mit dir im Forum unterwegs zu sein. Du kannst dich drauf verlassen, beim nächsten Schnapszahlenalarm stehe ich auf der Matte!
Hab heute einen schönen Tag mit einem breiten Lächeln im Gesicht! Ela
Hallo Klaus,
Auch ich möchte Dir herzlich gratulieren. Eine starke Leistung und du bist Vorbild und Hilfe für mich und für viele andere in diesem Forum.
Ein schwerer Weg liegt hinter dir und du solltest stolz sein! Alle hier versuchen sich und anderen zu helfen aber geschafft hast du es am Ende selbst. Und das ist richtig groß!
Lieber Klaus,
wär hätte das gedacht.....das lang ersehnte erste Jahr ist da.....hurra........365 Tage.....einfach unglaublich und doch so schön......
Genieße deine Freiheit jeden Tag aufs Neue
Liebe Grüße Lampine
Lieber Klaus, auch hier in deinem Wohnzimmer nochmal recht herzlichen Glückwunsch zu einem Jahr ohne Rauch und Teer.
Das hast du gut gemacht, eine großartige Leistung!!
Dafür steht dir mindestens eine
Zu.
Du schreibst hier, es ist schwer für dich, wenn Weggefährten einfach so verschwinden. Das kann ich verstehen. Man kämpft gemeinsam gegen den an und dann ist die Sucht stärker.
Das macht mir auch sehr zu schaffen. Man hat sich gegenseitig gestützt, ermutig......und schwupps ist derjenige fort und man dachte diese Person ist stabil gewesen
Aber heute ist dein Jubeltag, vielleicht isst du ja ein Pistaziencroissant mitten in der Woche oder was Anderes schönes. Hab einen guten Tag,
liebe Grüße Anke