Die Fee gewinnt
Hallo ihr Lieben Besucher,
23 Tage tapsige Schritte in der Freiheit, die sich sehr komisch anfühlt. Fast so als wenn man nach 2 Wochen Urlaub in seinem zu hause ankommt. Da wirkt irgendwie auch alles sehr groß, fremd, weit, ungewohnt und doch vertraut.
Ich bin in den letzten Tagen gedanklich oft in meine Kindheit gereist und habe mich gesehen, wie ich meine Mama nachgeahmt habe. Ich war draußen auf unserem Hof. Es war schon etwas kälter und wenn ich ausgeatmet habe, dann habe ich mich gefreut, dass ich jetzt auch rauche. Ich habe dann, ganz so wie meine Mutter, lang und genüsslich ausgeatmet.
Ja, das ist das was ich eingeimpft bekommen habe. Ich habe von meinen Eltern gelernt, dass Rauchen entspannt. In allen möglichen Situationen. Habe von meinen Großeltern gelernt, dass Zigaretten beim Feiern dazu gehören. Habe immer gehört: Rauchen darfst du noch nicht, du bist noch zu klein.
Und irgendwie hat mich das heute ein bisschen traurig gemacht. Gefühlt hatte ich eigentlich keine Chance dieser Gehirnwäsche etwas entgegen zu setzen.
Und dann fang ich an, mich zu ärgern, dass ich nicht schon viel früher aufgehört habe. Aber ich weiß, dass ich früher das ganze Konstrukt was sich mein Gehirn da aufgebaut hat, noch gar nicht durchschaut hatte.
Somit hab ich dann doch wieder etwas gewonnen. Mitgefühl mit meinen Eltern, Großeltern und allen aus der Familie die geraucht haben. Denn die meisten von Ihnen haben die Lügenmärchen ihres Suchtgehirns geglaubt. Und sind mehr oder weniger daran gestorben. Einige ganz offensichtlich, andere über Krankheiten, die mit dem Rauchen in Verbindung stehen.
Und ich habe noch etwas gewonnen. Ich habe die Motivation es anders zu machen als meine Familie.
Tag 23 und es wird leichter. Ich kann mich langsam wieder entspannen. Und so langsam wird das Nichtrauchen in vielen Situationen normal. Die Freiheit wird somit auch - Stück für Stück - zur Normalität.
Die Fee gewinnt.
Liebe Fee,
meine herzliche Gratulation zu 24 Tagen rauchfrei. Das ist eine großartige Leistung.
Ich finde deine Beschreibung dieser schwierigen Anfangszeit sehr schön zu lesen.
Ich kann dich so gut verstehen. Zwar habe ich eigentlich vorher nie ernsthaft versucht nicht mehr zu rauchen, aber nicht weil ich nicht aufhören wollte. Ich habe mich nicht getraut, bzw. mein Suchthirn hat es mir gleich einmal ausgeredet.
"Dann bist du reizbar und in deinem Job ist das gar nicht gut."
"Dann nimmst du zu obwohl du gerade erst abgenommen hast."
"Nach dem Urlaub, ganz bestimmt..."
Immer wieder waren es diese Einflüsterungen die mich davon abgehalten haben meine Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Meinen Geschmacks - und meinen Geruchssinn wieder voll zu aktivieren und mir meinen Tagesablauf nicht mehr von der Zigarette bestimmen zu lassen.
Da bist du nun schon sehr weit fortgeschritten, denn du hast nicht mehr auf diese blöde Flüsterstimme gehört und auch den Krawall, der ertönt, wenn man in den ersten Tagen rauchfrei ist, überstanden und ausgehalten.
Nichtmehrrauchen ist eine Reise, die manchmal sehr überraschendes zu Tage fördert, was zuvor in Rauchschwaden versteckt war.
Vergiss nicht, dich für deine Leistungen zu belohnen, denn ganz sicher ist, dass du dir noch vor wenigen Wochen kaum vorstellen konntest auch nur einen Tag lang nicht zu rauchen.
Also mach weiter so. Und pass auf deine Dämonen auf. Die lauern immer und überall.
Und bedenke: Du brauchst nur eine Zigarette nicht zu rauchen: die Nächste.
Ganz liebe Grüße
Heike