Ein Tagebuch
Hallo Klaus,
danke für das Blümchen zu meiner großen kleinen runden Zahl
Bei soviel Tagen bedeutet das vielleicht nicht mehr viel.
Oh doch, es bedeutet viel ! Das sehe ich daran, dass -wann immer ich im RL gefragt werde, wie lange ich nicht mehr rauche - die genaue Zahl benennen kann. Das sorgt oft für Irritationen bei meinem Gegenüber....
Nichtraucher können sich nicht....oder nur schlecht....vorstellen, dass erkämpfte Tage RF so wichtig und präsent sind......
Hab einen schönen Abend!
Liebe Grüße aus dem verregneten Norden,
Birgit
Hallo Klaus,
mir ist soeben etwas aufgefallen...
Du und ich, wir werden in 5 Tagen dieses Forum rocken.
Wir werden gemeinsam 2600 Tage rauchfrei sein. Ok...das haben andere auch schon geschafft.
Wir werden, wenn wir uns ein wenig anstrengen, gemeinsam 7600 Beiträge verfasst haben.
Ich frage dich...
IST DAS NICHT GROSSARTIG???
Gute Nacht!
Guten Morgen Klaus,
danke für Deine Nachricht.
Deine Nachricht hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert
Welchen Ehrenamt hast du ausgeführt?
Liebe Grüße
Nadja
Tag 196 Dienstag (28 Wochen)
Gedanken zum Tag
Paul berichtet über sein zum Kotzen Gefühl nach 50 Tagen rauchfrei.
Da wurde er auf die Blümchenwiese geschickt.
P3tra ist bei Tag 45 völlig durch den Wind.
Peggy zitiert die verdammte, psychische Abhängigkeit
Birgit berichtet von der Leere, die sie nicht weg essen konnte.
Bis sie irgendwann erkannte, das diese Leere zum Leben gehört.
Und vor Allem, das sie völlig neue Seiten an sich entdeckte.
Astrid lernte schon als Kind, das das sie nicht wichtig sei
und das kam ihr immer schon irgendwie falsch vor.
Bei mir hieß es immer, nimm dir mal ein Beispiel an deinem Bruder.
Den fand ich immer total doof.
Wie ist das denn mit der Raucherei?
Jetzt ein dickes Statement.
Es ist laut WHO eine chronische Krankheit,
die nicht heilbar ist.
Ich habe ca 30 Zigaretten am Tag geraucht. Mal mehr, selten weniger.
Wenn ich 5 Minuten pro Zigarette rechne sind das 150 Minuten am Tag.
Oft mehr...... 3 Treppen runter auf die Strasse .... 3 Treppen wieder rauf.
Dazu, den Weg um die Kippen zu kaufen.
Dazu die Arbeitszeit um die Kippen bezahlen zu können.
Pro Zigarette ca 12 Züge.
Das sind ca 360 Nikotin - Tabak Flashs pro Tag.
Pro Jahr sind das ....
Wird mir hier langsam klar wovon ich hier rede?
Jaaaa?!
Der Suchtfaktor von Tabak und Nikotin wird
genauso hart eingeschätzt die der von Kokain / Heroin.
Härter als der Suchtfaktor von Alkohol!
Da gibt es natürlich verschiedene Meinungen.
Manche sagen, Rauchen ist einfach nur eine schlechte Angewohnheit.
Hier um die Ecke gibt es jeden Samstag eine kleine Gruppe, die eine Stand aufbaut.
Da stehen Schilder und darauf steht: WHO lügt!
Es gibt kein Aids, kein Corona und auch sonst ist alles falsch was die sagen.
Nur, wenn das stimmt, warum kämpfen wir dann alle so?
Warum werden auch hier 70 bis 80 Prozent rückfällig?
Weil wir alle so gerne eine schlechte Angewohnheit haben wollen?
Weil wir es geil finden eine COPD zu haben.
Lungenkrebs ist sicher noch geiler, den wollen wir doch alle!
Nee, ganz sicher nicht. Wir sind einfach süchtig.
Das ist die ganze Wahrheit.
Nicht heilbar bedeutet nicht, das wir weiter rauchen müssen.
Nein, das nicht. Das bedeutet aber Abstinenz.
Zumindest für die meisten von uns.
Es gibt sie, die Gelegenheitsraucher die 3 Zigaretten in der Woche rauchen.
Wie die das machen ist mir ein Rätsel.
Bei mir war es immer anders.
Entzug.... Monate, Jahre und dann eine Zigarette.
Joh, das wars.
Jetzt also aufhören!
Mir geht es immer noch manchmal so richtig mies.
Diese ganzen Versprechungen, was passiert nach einem Tag, einer Woche, einem Monat.
Stimmt ja alles, trotzdem fühle ich mich oft so richtig scheiße!
Aber dann, wenn das vorbei ist, dann fühle ich mich so richtig gut.
Ich spüre Morgenluft in den alten Organen.
Ich atme tief die kühle Luft in meinen Körper.
Und weiß es sicher....es wird immer besser.
Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat.
Und dieses Dreckzeug, das kommt mir nicht mehr in den Körper.
Lieber Klaus,
rauchen hat im Grunde unsere Probleme nicht beseitigt,
aber im Gegenzug macht das NMR aber auch nicht alle unsere Probleme.
Wer unzufrieden oder einsam oder verletzt o.ä. ist, der ist es als Raucher und als Nichtraucher und als Nichtmehrraucher. Das ist ja die große Scheiße.
Im Grunde besteht vielfach zwischen all dem überhaupt kein Zusammenhang.
Würde ein Unzufriedner, Einsamer, Verletzter NMR jetzt wieder anfangen zu rauchen,
dann wäre er kein Unzufriedner, Einsamer, Verletzter NMR mehr, aber auch kein Zufriedener, Geselliger, Unversehrter Raucher, sondern einfach nur ein: Unzufriedener, Einsamer, Verletzter Raucher.
Also: Rauchen ist nicht die Lösung. Weder für die Probleme, die wir auch ohne das Rauchen hätten, noch für die Probleme, die wir glauben durch das NMR zu haben.
Ist es nicht spannend, sich immer wieder selbst intensiver kennenzulernen?
Entzug ist eine Art Therapie. Und das Ziel jeder Therapie ist die Versöhnung. Und ganz am Ende immer die Versöhnung mit sich selbst.
LG