Sechs Monate - ein neues Tief

Verfasst am: 03.12.2023, 01:08
NormanM
NormanM
Themenersteller/in
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Ich habe am 17.06. diesen Jahres aufgehört. Völlig abrupt, einfach so, mit einer vollen Schachtel in der Tasche. Ich habe mich gemeinsam mit einem Freund bei der Kindergartenabschlussfeier meines Sohnes hinter einer stinkenden Garage versteckt (meine Kinder sollten nicht wissen, dass ich rauche) und meiner Sucht freien Lauf gelassen. In diesem Moment dachte ich, wie absurd das eigentlich ist, was ich da mache. Das war meine letzte Zigarette.

Ich habe sehr wenig Probleme gehabt. Hier und da mal ein bisschen Verlangen, dass ich leider mit ein paar Gummibärchen zu viel gesättigt habe. Egal, da meine Durchblutung und somit meine Ausdauer schnell merklich besser wurde, habe ich eben wieder mit Sport angefangen und mir, zur Freude meiner Frau, ein paar zusätzliche Muskeln zugelegt, die den Kalorienmehrverbrauch zum größten Teil kompensieren.

Wenn die Schmacht zu groß wurde, habe ich hier die Seiten oder das Forum als passiver User durchstöbert. Das hat mir sehr geholfen. Nach meiner etwas überstürzten Aufhöraktion hat es mich in den ersten Tagen sehr nach Informationen gedürstet, die ich hier gefunden habe.

ABER: das reicht gerade nicht. Ich befinde mich seit einer Woche in einem unfassbaren Loch - als hätte ich gestern erst mit dem Rauchen aufgehört. Ich empfinde innere Unruhe, habe Konzentrationsschwierigkeiten und eine innere Stimme sagt mir, ich soll raus auf die Terrasse gehen und mir eine Kippe gönnen. Da meine Frau meinen Rauchstopp leider nicht mitgegangen ist, hätte ich unbeschränkten Zugriff. Heute ist es so schlimm, dass mir nur Lesen nicht reicht. Ich musste mich beschäftigen und etwas schreiben. Ich hoffe, dass diese Phase schnell vorbeigeht, denn eigentlich ging es mir die letzten Monate wirklich gut.

Verfasst am: 03.12.2023, 08:05
Bolando
Bolando
Dabei seit: 14. 09. 2018
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Beiträge: 2848 Beiträge

Hallo Norman,
ich hoffe, du hast noch Schlaf gefunden in der unruhigen Nacht. Es ist nicht leicht zu glauben, dass es dir nach beinahe einem halben Jahr plötzlich so schlecht geht. Aber wenn du so empfindest, dann ist das so - zumindest für dich. Körperliche Entzugserscheinungen sind es nach der langen Zeit bestimmt nicht, aber "Gewohnheiten" und "Lösungen" die früher mal funktioniert haben sind tief in Gedächtnis eingegraben. War dein heimliches Rauchen vlt. eine kleine Flucht aus unangenehmen Situationen? Eine Ersatzhandlung?
Mir kommt auch nach Jahren manchmal noch der Gedanke "früher hast du bei so etwas erst mal eine geraucht und dann hast du dich wieder besser gefühlt" Aber es ist mir längst klar, dass Rauchen nichts besser macht. Und nach und nach komme ich ohne die kleine Flucht Raucherpause auch sehr gut klar. Du hast das Absurde am Rauchen erkannt und auch die guten Seiten am Nichtrauchen. Lasse dich nicht beirren. Egal welches Problem dich gerade aus der Spur zu bringen droht, du wirst es überstehen auch ohne Rauch.
Schönen Sonntag und alles Gute

Verfasst am: 03.12.2023, 09:50
Jutta M
Jutta M
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Beiträge: 836 Beiträge

Hallo Norman,

warum du jetzt nach einem halben Jahr so ein Tief hast, kann ich dir nicht sagen.

Es gibt allerdings ein "Suchtgedächtnis", das auch lange nach dem Rauchstopp noch zuschlagen kann. Folgendes las ich in einem Interview mit einem Suchtforscher:

"Wann weiß man, dass man es geschafft hat? Kröger: Nach etwa drei Monaten. Die Rezeptoren haben sich dann zurückgebildet. Kritisch sind vor allem die ersten zwei Wochen. Das Risiko eines Rückfalls sinkt aber mit jedem Tag. Ganz weg ist es allerdings nie: Das sogenannte Suchtgedächtnis, das sind Veränderungen des Gehirns, bleibt. In manchen Situationen fällt man in alte Verhaltensmuster zurück, vor allem bei Stress (Quelle: "Den Königsweg gibt es nicht", Merkur: 2009)."

Möglicherweise steckst du gerade in einer Situation, die viel mit deinen früheren Rauch-Verhaltensmustern zu tun hat. Die gute Nachricht: Je öfter du so ein Verlangen aushältst, desto leichter wird es mit der Zeit.

Ich wünsche dir einen schönen ersten Advent!

LG Jutta