Ein schlechter Tag

Verfasst am: 23.11.2023, 05:17
dan.wgn
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Schlechte Tage erfordern sorgfältiges Stress Management, es geht letztlich darum, eine Selbsteinweisung in die Psychatrie zu vermeiden. Was soll ich da auch, ich habe ausgelernt, die können mir nichts mehr beibringen, und Pillen kann ich auch zu Hause nehmen, wenn ich sie denn hätte. Wobei, Barbiturate bedeuten nur ein weiteres Risiko. Es muss mit Bordmitteln gehen. Um 7 Uhr morgens bin ich präsent, um meine Medikamente pünktlich einzunehmen - seit neuem beinhaltet das auch einen kräftigen Zug aus dem Pulver-Inhalator. Die Wohngenossin startet in ihren eigenen Katastrophen-Tag, ich drehe mich drei mal um mich selbst und breche wieder zusammen. Keine Löffel, kann nicht sitzen, kann nicht stehen, wach zu sein bedeutet einen langsam anwachsenden Verhaltungs-Schmerz. Fatigue, das kann kein Außenstehender nachvollziehen. Hier hat sich mal wieder gut Gemeintes als Fehler aufgestaut. Ich tauche ab in die Kämpfe meines Traumbewusstseins, Kämpfe, aus denen ich mindestens genau so erschöpft wie vorher wieder aufwache. Zwischendurch richte ich mich auf und ringe verängstigt die Hände: die Tiere warten auf die Befriedigung ihrer basalen Bedürfnisse, deren Erfüllung mir als Hilfsknastwachtel kategorisch imperial obliegt. Habe ich hier doch einen inoffiziellen Faktotum-Job, der die finale Sinnkrücke meines Restdaseins darstellt. So geht das, bis 16 Stunden voll sind. Vogel-Dienst. Noch mehr Händeringen. Ich sage mein Ehrenamt im Altersheim ab. Eingestanden, dies ist ein schlechter Tag. Der Hund muss bewegt werden, es warten Sonderaufgaben. Noch mehr Vögel, an anderem Ort. Schon wird es dunkel. Die Hasen, die Katzen. Eine Schutzbefohlene weint am Telefon. Die Genossin kehrt heim und schläft vor der Glotze ein. Noch warten die Igel. Ich gebe auf, schnorre 2 Zigaretten und rauche eine davon. Tut scheinbar gut. Abge-loosed. Schlaf, schlaf bis 3 Uhr früh. Die Igel warten immer noch. Alle haben zum Glück zugenommen. Es wird mir leicht gemacht: die Kippe hat doch nicht gut getan. Die Lunge ist gereizt und fühlt sich klein und flach an. Es wird glasklar: rauche ich ein Päckchen weg, mit diesen Zusätzen, die so gierig machen, lande ich wieder im Krankenhaus. Dies ist keine Frage des Willens mehr, ich bin gezwungen, nicht zu rauchen. So wird es einem leicht gemacht, die Ironie haut mich um. Zum Glück habe ich die zweite nicht auch noch geraucht, ich bin bedient. Igelkacke. Heute muss ich reisen, eine Hütte bauen für die Genossin. Sieh es als Urlaub. Was könnte Sie motivieren? Der Wunsch, unbeschwert zu atmen. Stellen Sie sich ihre Lebensbilanz vor, stärken Sie die Plus-Seite, Sie brauchen jetzt viel Energie! Stimmt, ich bin im Umzug. Und Energie war schon vorher das Problem. Ich hab keine Löffel. Ich habe Zwang. „Immerhin sind Sie sehr reflektiert“ - Jaja. Schon gut. Es ist, wie es ist.