Rauchfrei - komme was wolle
Nachtrag
Was ich mir überhaupt nicht erklären kann:
Wir alle wissen, das Rauchen krank macht.
Und wir haben es trotzdem gemacht.
Hmm, das verstehe ich noch nicht wirklich.
Julia, keineswegs bist du blöd!!!
Ich weiß so genau, was du meinst und fühlst.
Im "Nomalfall" betrachte ich die Raucher voller Mitleid.
In einem Schmachtanfall idealisiere ich die Zigarette ebenfalls und finde es toll, dass Menschen ganz genüsslich rauchen.
Wir sehen den entspannten und glücklich rauchenden Menschen allerdings nur von aussen.
Genauer betrachtet ist es ein süchtiges, armes, kleines Würstchen.
Die Zigarette suggeriert ja auch Entspannung.
Aber ein Kreislaufabfall, so dass ich mich erstmal hinsetzen muss, ist für den Körper nicht wirklich entspannt.
ALLES NUR IN DEINEM (unserem) KOPF!!!
Liebe Julia,
du brauchst dich absolut nicht schämen. Echt nicht!
Und ich weiß auch wovon du schreibst. Diese verherrlichte - alles entspannter und schöner machende und erfüllende Zigarette, will ich auch manchmal noch/oft.
Damit ist ein tolles Gefühl verbunden. (Jetzt gerade wo ich es schreibe übrigens auch).
Das ist u.a. das fiese an der beschissenen Sucht. Die rationalen Gründe verschwinden aus dem Kopf und was bleibt ist das Gefühl: es war doch toll. Ich habe es gerne gemacht. Mir ging es gut dabei.
Nein, du hast es nicht gerne gemacht. Es waren die Entzugserscheinungen, die du mit der Zigarette weggeraucht hast. (Wir auch). Der Nikotin Kick im Kopf hat dafür gesorgt, dass vermeintlich alles super und entspannt und toll ist. Und wenn der Nikotinspiegel gesunken ist, ging alles von vorne los.
Unser SuchtKopf und unser SuchtGefühl ist fies! Er spielt uns Streiche und will uns immer wieder zur Zigarette zurück bringen. Aber: ein Nichtraucher hat solche Gedanken nicht. Er will die Zigarette nicht zurück.
Bitte widerstehe und halte durch - und wie du selbst an mich geschrieben hast: jammern ist vollkommen erlaubt :-) :-) :-)
Ich danke euch allen so sehr, ihr seid toll!
Tag 62
Nachtrag dazu, wie ich es aktuell schaffe, mit einem guten Gefühl gegen das Vermissen der Zigaretten anzukommen. Vielleicht hilft es ja auch noch jemandem hier:
Ich lerne gerade zu akzeptieren, dass es Momente gab, in denen ich gerne geraucht habe. „Schöne Zigaretten“. Aber genauso gab es auch Zigaretten, die ich nicht gerne geraucht habe. Die ich gehasst habe. Und perspektivisch gesehen gäbe es beim Weiterrauchen immer mehr von diesen verhassten Zigaretten. Mag jetzt etwas makaber klingen, aber die Zigarette vor der Krebsklinik gibt es nämlich auch noch mit dazu. Wie Marikka es schön treffend gesagt hat: Es gibt Zigaretten und Rauchen nur im Paket für mich. Es gibt nicht „die eine nette Zigarette“ und das wars. Es gibt nur das Paket. Und das Paket möchte ich nicht.
Außerdem habe ich genug geraucht in diesen 10 Jahren. Zeit für etwas neues. Wie ein Forumsteilnehmer mal treffend geschrieben hat (ich habe leider vergessen, wer es war, bitte entschuldige): Die Party ist vorbei.
Ich danke euch allen für euren Input und eure Nachrichten. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie hilfreich sie alle für mich sind. Danke!
Tag 65
Ich schummle jetzt mal ein bisschen, weil offiziell hatte ich am 26.08. um 16 Uhr aufgehört, aber...
....64,8 Tage rauchfrei - oder auch:
2 Monate
3 Tage
21 Stunden
1.558 Stunden
93.493 Minuten
5.609.616 Sekunden
974 Zigaretten nicht geraucht, dass entspricht 3,4 Tagen rauchfreie Zeit
77,26 € gespart (ich habe gedreht, deswegen der "niedrige" Betrag, in Fertigkippen wären es 341,25 €)
Wow. Einfach wow. Ich fühle mich noch lange nicht über den Berg, aber gerade bin ich trotzdem glücklich, nicht mehr rauchen zu müssen. Nichtrauchen ist wirklich Freiheit.
Hallo Julia,
Deine Kennzahlen heute sind ja absolut MEGA!
Du hast mindestens 65 Gründe, Dich zu feiern.
Ich hoffe, Du genießt den Tag und gönnst Dir was Besonderes.
Glückwunsch!
Das ist toll!
Übrigens, vielen Dank für Deinen Besuch und Deine netten Worte.
Ich schreibe Dir immer gern, weil ich mich ein bisschen in Dir wiedererkenne.
Genau wie Du hatte ich das Rauchen eigentlich mit Anfang 20 schon satt.
Zum ersten Mal peinlich war mir das Rauchen mit 19 (!!) Jahren.
Anders als Du war ich aber nicht klug genug, es aufzugeben oder auch nur einen ernsthaften Versuch zu starten.
Im Nachhinein kann ich es mir selbst nicht erklären, warum ich es jahrelang nicht einmal probiert habe.
Woran ich mich aber mit Sicherheit erinnern kann, war, dass manche Leute zu mir gesagt haben, "ach wenn Du erst mit dem Studium fertig bist und anfängst zu arbeiten, hörst Du ganz von selbst auf... " "wenn Du abends nicht mehr soviel ausgehst, hast Du eh keine Lust mehr..."oder "mit der ersten Schwangerschaft vergehts Dir automatisch..."
Tja, liebe Julia, was soll ich Dir sagen.
Ich hätte es mit Anfang 20 getrost lassen können, denn schöner ist das Rauchen wirklich nicht mehr geworden.
"Automatisch" hat sich (bei mir zumindest) allerdings rein gar nichts getan.
Beide Rauchstopps waren hart erkämpft, und auch bei diesem 3. Versuch bin ich mit meinen 28 Tagen noch längst nicht über den Berg, wie ich aus Erfahrung weiss.
Ganz ehrlich: spar Dir den Scheiss.
Schöner wird das Rauchen nicht mehr, weder mit Ende 20 noch mit Mitte 30.
Im Gegenteil: es wird immer peinlicher, die Raucher in Deiner Umgebung werden immer weniger und die Strategien, um das Ganze wie einen Genuss wirken zu lassen (und nicht wie eine ziemlich elendige Abhängigkeit) ziemlich aufwendig. So ist es zumindest bei mir.
Denn ich wollte immer wie eine gepflegte, attraktive Ehefrau und Mitarbeiterin (später auch Mutter) wirken, und dazu passen Zigaretten einfach nicht.
[Mit Strategien meine ich: wenn ich irgendwo war (nicht zuhause, sondern im Büro oder irgendwo im öffentlichen Raum) hab ich nicht einfach eine geraucht, sondern danach mindestens Hände gewaschen und Mund ausgespült, oft auch noch einmal um den Block, um den Geruch an der Kleidung loszuwerden. Eben alles, damit niemand (Kita-Tante, Chef, Tochter, Klient, Kollegin) merkt, dass ich gerade mit klappernden Zähnen 5 Minuten im Regen stand, um zu rauchen. Ein ziemlicher Aufwand für 5 Minuten "Genuss", wenn Du mich fragst].
Also, was ich damit sagen will:
Pack die Gelegenheit jetzt beim Schopf und watschel einfach weiter, immer nur heute und dann wieder heute und wieder heute und plötzlich hast du 65 Tage auf dem Zähler, und dann 100, und noch viel mehr.
Du schaffst das!
Hallo schmetterling 23,
vielen lieben Dank für deine Worte und den Urlaub auf der Trauminsel.
Am Anfang meines Rauchstopps stand der Mut, dem folgte Trotz und nun ist es das wunderbare Gefühl von Freiheit das mich abhält dem Suchtdruck nachzugeben.
Zurzeit hat die Sucht an Kraft verloren. Aus dem Sturm ist eine leichte Brise geworden die ich ohne viel Aufwand beherrschen kann.
Von meiner gesparten Kohle habe ich mir ein E-Bike gekauft. Also, nie aufgeben,
tief Luft holen, Augen zu und durch.
Sollte die Sucht bei dir unbarmherzig zuschlagen hilft nur stur bleiben und keinen einzigen rauchfreien Tag zurück geben.
Bleibe stark und zuversichtlich. Jeder Flügelschlag bringt dich der Freiheit ein Stück näher.
Alle Kraft der Welt wünsche ich dir dafür.
Isotop (Ella)