Mein zweites Ich

Verfasst am: 13.12.2022, 09:45
Emma62
Emma62
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Hallo,
ich rauche seit über 40 Jahren, mit Unterbrechungen, die ich aber leider nicht durchgehalten habe. Mein größtes Problem ist, dass ich zu Hause nicht die Finger von den Kippen lassen kann. Ich stehe morgens auf, trinke einen Kaffee und rauche dazu eine Zigarette. Dann gehe ich ins Bad und bevor ich das Haus verlasse, rauche ich noch eine. Dann rauche ich den ganzen Tag nicht, bis ich spät abends nach Hause komme und gleich wieder zur Schachtel greife. So spielt sich das Tag für Tag ab. Wenn ich nicht zu Hause bin, fällt es mir nicht schwer, auf die Kippen zu verzichten. Im Gegenteil, es würde sich „falsch“ für mich anfühlen, dann zu rauchen. Ich kann auch problemlos 3 Wochen in Urlaub fahren, ohne auch nur eine einzige Zigarette zu vermissen. Dann, wenn ich 3 Wochen später wieder zu Hause bin, greife ich sofort wieder zur Kippe, sobald ich durch die Tür bin.

Für mich fühlt sich das an, als würde in mir eine zweite Persönlichkeit existieren, die dann das Kommando übernimmt. Ich weiß nicht, ob ihr wisst, was ich meine. Es ist, als ob ich eine geteilte Persönlichkeit hätte. Diese Raucher-Persönlichkeit drängt sich regelrecht in meine Gedanken und ich fechte manchmal einen richtigen Kampf aus, bei dem mein Raucher-Ich meistens gewinnt.

Ich möchte aber ICH sein, ohne dass ich die Kontrolle abgeben muss. Ich weiß nicht, wie ich das angehen soll. Ein Versuch, den ich mal gemacht habe, war, mein Raucher-Ich gedanklich zu beschimpfen, wenn es sich gemeldet hat. Hab ihm gesagt, dass es abhauen soll, aus meinem Kopf verschwinden soll. So habe ich dann 3 oder 4 Wochen durchgehalten, aber dann ……. Naja, was soll ich sagen? Mein Raucher-Ich ist ein sehr starkes Monster und gibt nicht so schnell auf.

Liebe Grüße

Emma

Verfasst am: 13.12.2022, 10:54
rauchfrei-lotsin-monika
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Beiträge: 1115 Beiträge

Hallo Emma,
Ich freue mich, dich hier herzlich begrüßen zu dürfen.
Du bist ja schon richtig stark im Nein sagen
Wie du schreibst, gibt es aber Situationen die dich dann doch automatisieren.
Die Nikitinsucht kennt viele Wege und baut auf gewohnheitsmäßiges Verhalten. So denke ich, ist es auch bei dir der Fall.
Antrainiertes Verhalten.
Du hast es geschafft, außerhalb deines Zuhauses gar nicht mehr zu rauchen! Das war in den vergangenen Jahren doch nicht immer so?
Also kennst du Strategien, die dir behilflich sind, die nächste Zigarette nicht anzuzünden.
Vielleicht hat der gesundheitliche Aspekt dich nicht überzeugen können, es ganz sein zu lassen. Nichtmehrrauchen führt nicht, wenn wenig geraucht wird, zu schnellen sichbaren Erfolgen. Leider
Es ist belegt, das die Schädlichkeit des Rauchens, egal in welcher Form!, zur Abhängigkeit und massiven Erkrankungen führt. Egal, ob 5 oder 20 Zigaretten am Tag. Das ist einem oft nicht bewusst!
Ich emofehle dir das kostenlose Nichtraucherbuch von Joel Spitzer "NIe wieder einen einzigen Zug" , das die Wahrheiten über das Rauchen schonungslos darlegt.
Zudem natürlich auch die Info Seiten der rauchfrei BZgA.
Also, da bist du wohl doch keine zwei und wie wir allesamt auf die leeren, teuren Versprechungen der Tabakindustrie reingefallen.
Du kannst das ändern und deine Selbstbestimmtheit 24/7 wieder erlangen.
Gerne kannst du dich auch dem Dezemberzug anschließen und dich mit mutigen Nichtmehrrauchern austauschen oder komm heute Abend in den rauchfrei-chat von 20 bis 22 Uhr geöffnet.

Liebe vorweihnachtliche Grüße von Monika

Verfasst am: 13.12.2022, 12:13
Emma62
Emma62
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Rauchfrei seit: 744 Tagen
Beiträge: 231 Beiträge

Hallo Monika,

danke für das herzliche Willkommen.

Ich habe mich in den Dezemberzug gesetzt , da bin ich super gut aufgehoben, finde ich . Danke für den Hinweis.

Der gesundheitliche Aspekt ist allgegenwärtig, ich habe natürlich Angst. Angst, es könnte irgendwann zu spät sein, um aufzuhören. Und trotzdem hält mich diese Sucht unter Kontrolle. Dieser Teufel in mir lässt mich nicht los, lässt einfach nicht locker. Er sitzt einfach da und wartet ab. Ein Tag, zwei Tage…… 3 Wochen. Er hat Zeit, versteckt sich und lässt mich im Glauben, frei zu werden. Lässt mich im Glauben, er sei verschwunden oder bis auf ein Minimum geschrumpft. Und dann….. mit voller Wucht, groß und stark schlägt er zu. Und lacht sich mal wieder ins Fäustchen…….. Zurück bleibe ICH, traurig, gedemütigt und ohne jeglichen Respekt vor mir selbst.

Liebe Grüße

Emma

Verfasst am: 13.12.2022, 15:33
Klara Fall
Klara Fall
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Rauchfrei seit: 837 Tagen
Beiträge: 293 Beiträge

Hallo Emma und herzlich willkommen im besten Rauchfrei-Forum.

Die Sache mit den zwei Persönlichkeiten kenne ich gut. Habe viele Jahre tagsüber nie geraucht, sondern nur abends zuhause. Die meisten meiner Bekannten wussten nicht mal, dass ich Raucher bin.

Das Rauchen wird so stark auf eine bestimmte Situation konzentriert - bei Dir ist es das Nachhausekommen oder Zuhausesein - dass es enorm an Wichtigkeit gewinnt. Die Zigarette bekommt eine so grosse Bedeutung, auf die man den ganzen Tag, Tage oder sogar Wochen, wartet. Diese Bedeutung hat sie aber natürlich absolut nicht verdient.

Es spielt sich tatsächlich fast alles im Kopf ab. Ich hatte hier mal den Vergleich mit einem Eisberg gemacht, bei dem sich nur ein Bruchteil der Masse sichtbar über der Wasseroberfläche befindet. Wäre es nicht so, könnten wir nicht ohne Probleme so lange ohne sein. Auch bist Du nach 3 Wochen eigentlich schon längst aus dem Nikotinentzug raus, also das kann es ebenfalls nicht sein.

Helfen bei Dir Ablenkungen, alternative Beschäftigungen? Stricken, Kochen, Fernsehen, Schlafen, Müll rausbringen, Duschen, irgendwas das Dich nach dem Heimkommen direkt sofort beansprucht, sodass Du nicht gleich zur Zigarette greifen kannst/musst?

Verfasst am: 13.12.2022, 16:29
Emma62
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Hallo Klara,

es tut gut zu wissen, dass man verstanden wird. Ich glaube wir alle erleben das gleiche, aber eben doch unterschiedlich. Gleich ist, dass wir alle süchtig sind. Der Unterschied liegt darin, an welche Umstände wir die Sucht gekoppelt haben. Bei mir ist es das Zuhause, jemand anders raucht vielleicht überall, eben nur nicht zu Hause.
Ja, ich habe mir diese Frage schon oft gestellt. Was könnte ich als erstes machen, wenn ich nach Hause komme? Momentan ist es so, dass ich noch nicht einmal meine Jacke ausziehe, sondern schnurstracks auf den Balkon gehe, um zu rauchen, sobald sich die Eingangstür hinter mir geschlossen hat. Ich könnte das jetzt traurig finden, was es in der Tat ist, ich könnte mich bedauern oder verfluchen, aber all das hilft mir eben nicht weiter.

Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee, statt schnurstracks auf den Balkon, schnurstracks ins Bad zu gehen und eine warme Dusche zu genießen. Oder ein heißes Bad. Danke, für den Gedankenanstoss. Das wird mein Plan für morgen sein.

Liebe Grüße

Emma

Verfasst am: 13.12.2022, 17:13
Eichel
Eichel
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Hallo liebe Emma,

auch ich habe vorwiegend zu Hause geraucht. Während des Arbeitstages habe ich gar nicht geraucht, weil es nur auf dem Parkplatz möglich war, ohne Überdachung und von allen einsehbar. Nee, das wollte ich nicht. Aber wie du es beschreibst, Ankunft zu Hause und erstmal rauchen! Deshalb fiel es mir auch hier am schwersten, auf die Kippe zu verzichten. Was ich als Erstes gemacht habe, ich habe den immer offenen Vorhang an der Terrassentür zu gezogen, er ist transparent und gehört eigentlich so, aber zu Rauchzeiten war er immer offen. Dann habe ich noch eine große Pflanze vor die Tür gestellt, sieht gut aus und macht zumindest das Rausgehen etwas umständlicher, aber wer geht schon im Dezember immer auf die Terrasse? Außerdem fällt mein Blick jetzt nicht mehr auf den gewohnten Ausgang!
Jetzt hatte ich öfter mal was raus gebracht und den Vorhang wieder 2 Tage offen. Ich stelle fest, der Anblick triggert mich, also bleibt er wieder geschlossen.

Vielleicht gelingt dir ja auch mit einer kleinen Veränderung ein Bruch mit gewohnten Abläufen und Mustern.

Ich drücke dir die Daumen!

Liebe Grüße Ela

Verfasst am: 13.12.2022, 17:44
Emma62
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Hallo liebe Ela,

genauso ist es bei mir auch. Der Vorhang zur Balkontür ist nie zugezogen, verrückt, oder? Und ich bin überzeugt, dass auch dieser Zustand mit der Sucht gekoppelt ist.

Nach 3 Tagen ist der Körper nikotinfrei, aber er ist eben nicht wirklich frei. Die Psyche ist ein weit wichtigerer Faktor und da sind wir eben nicht mal so in 3-5 Tagen durch.

Ja, Veränderungen müssen her, um dieses Muster zu durchbrechen. Ich könnte die Tür auch zumauern , nutzt aber nix. Es gibt noch eine zweite

Liebe Grüße

Emma

Verfasst am: 13.12.2022, 18:21
Bolando
Bolando
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Hallo Emma,
die Balkontüre zumauern - das wäre doch schade um die Aussicht und das Zimmer dunkler macht das außerdem
Besser wäre etwas zu tun wenn du nach Hause kommst auf das du dich schon auf dem Heimweg freuen kannst. Wenn du zum Beispiel gerne Tee trinkst, dann freue dich auf eine frische, heiße und leckere Tasse Tee (statt auf die Kippe). Denk mal in diese Richtung - es muss ja nicht Tee sein.
Ich wünsche dir großen Erfolg

Verfasst am: 13.12.2022, 18:47
Emma62
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Hallo Bolando,

Tee trinke ich den ganzen Tag im Büro, das ist also nichts, worauf ich mich freuen kann. Etwas alkoholisches kommt sowieso nicht in Frage, das triggert mich nur. Und zum Schluß hätte ich nicht nur Probleme mit Nikotin, sondern auch mit Alkohol. Ich überlege hin und her, aber mir fällt nichts wirklich gutes ein, was kein weiteres Problem nach sich ziehen würde.

Was habt ihr gemacht, um eure Gewohnheiten zu brechen?

Liebe Grüße

Emma

Verfasst am: 13.12.2022, 19:20
Eichel
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Beiträge: 1553 Beiträge

Hallo liebe Emma,

ja ist schwierig eine gute Alternative für die ach so lieb gewonnene Kippe zu finden! Sei ehrlich, momentan kannst du dir gar keine echte Alternative vorstellen. Lies dich mal durchs Forum, es gibt viele Tipps, was man anstelle Rauchen sich Gutes tun könnte!
Ich kann zum Beispiel ein ausgedehntes Wannenbad genießen. Aber natürlich kann man nicht die nächsten zwei drei Wochen in der Badewanne verbringen. Ich hatte auf meinem Notfallplan auch Dinge stehen wie: Hände eincremen, an etwas Gutem riechen, Hula Hoop, Schattenboxen….., teilweise habe ich es umgesetzt! Vor allem das Boxen hat mir geholfen! Und für mich war die Erkenntnis überraschend, dass die Gier relativ schnell nachlässt, aber natürlich wieder kommt. Es mag hart klingen, aber im Ergebnis musst du es einfach aushalten, aussitzen! Die ersten Tage geht es tatsächlich nur darum, die Kippe, nach der du gerade fieberst, nicht zu rauchen, nicht mehr und nicht weniger! Immer nur diese eine Kippe, in dem einen Moment! Klopfe dir abends auf die Schulter für jede Kippe, der du widerstanden hast.

Zur Ablenkung, Unterstützung und Motivation kannst du dich auch jederzeit im Forum melden, du wirst sehen, irgend jemand ist immer online, der dir zur Seite steht.

Du wirst es schaffen!

Liebe Grüße Ela