Schwierige Situation
Hallo Gemeinschaft,
dass ich hier schon seit einiger Zeit lese, bedeutet, dass ich mich entsprechend lange mit der Frage herumschlage, wie ich mit dem rauchen aufhören kann.
Leicht wird das nicht werden, aber heute könnte ein guter Tag sein, weil eben heute die Konfirmation unseres Patensohnes ist, wir also permanent mit Leuten zusammen sein werden, die nicht rauchen und das wäre ja schon mal ein Anfang.
Aber es kommt mir so unfassbar schwierig vor.
Zunächst einmal zu mir; ich bin 52 und rauche seit meinem 20 ten Lebensjahr. (Wie blöd muss man sein, dass man mit 20 anfängt :roll
Obwohl ich also Raucherin bin, bin ich immer extrem sportlich gewesen und das hat sich nicht durch meinen schweren Unfall vor 24 Jahren geändert. Infolge des Unfalls sitze ich im Rollstuhl, kann also null laufen. Nicht, absolut gar nicht, was mich nicht daran hindert, wöchentlich zu schwimmen, Rolli-Bike zu fahren und zeitweise war ich Kajaken.
9 Monate nach dem Unfall bin ich wieder arbeiten gegangen, nach einem Umzug in eine Erdgeschoßwohnung, versteht sich.
Warum ich das sage?
Weil es mich aufregt, wenn ich, was öfter vorkam, von Nichtrauchern gesagt bekomme, ich wäre willensschwach und undiszipliniert.
Das macht mich unfassbar wütend, denn Disziplin und Willensstärke lässt sich nun mal nicht an der Frage bemessen, ob jemand raucht oder nicht, und oft denke ich, "Ihr Idioten könnt mir mein Leben mal nachmachen und dabei so glücklich sein wie ich es bin".
Nichtsdestotrotz wäre es schön, rauchte ich nicht mehr.
Ich dachte, es wäre ein guter Zeitpunkt aufzuhören, als mein Mann im Dezember letzten Jahres aufhörte.
Nach 2 Tagen habe ich nur geheult und besprach das am Ende mit meiner Hypnotherapeutin, (die ich wegen des Umgangs mit den chronischen Schmerzen aufsuche und DAS funktioniert. Also nicht, dass die Schmerzen weg wären, aber ich kann besser damit umgehen )
Sie hat mir ziemlich einleuchtend klar gemacht, dass AUFHÖREN. weil jemand anderes aufhört kein Grund ist, hinter dem ich wirklich stehe.
Stimmt. Ich ließ mich trotzdem hypnotisieren, aber es hat nicht geklappt, was wiederum bewies, wie wenig bereit ich tatsächlich dafür war.
In der Folge ärgerte ich mich permanent über meinen Mann.
Mein Wunsch aufzuhören sank mit jedem Tag noch weiter, an dem ich zusah, was das mit ihm machte.
er nahm, trotz Sport in einem halben Jahr 6 Kilo zu und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viel das gewesen wäre, wenn er keinen Sport machen würde.
Und ginge es mir genauso, wären 6 Kilo mehr im Rollstuhl katastrophal. Für meine Handgelenke z.B., weil die beim Umsetzen etc. dieses Gewicht tragen müssen und mich stören im Winter ja schon die dicken Jacken, weil sie so hinderlich sind.
Darüber hinaus, unabhängig vom Gewicht, wurde er nölig, antriebslos und faul.
Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass das mein Mann ist.>
Wo war der dynamische, witzige, tatendurstige Kerl hin, mit dem ich verheiratet bin?
Nun, nach einem halben Jahr ist es wesentlich besser. Er ist also FAST wieder der alte, bis auf die Sache mit dem Gewicht.
Außerdem kündigt er dauernd an, dass er bestimmt irgendwann wieder rauchen will.
Ich sehe mir das an und denke; Was soll das?
Wie soll ich selbst aufhören könne, wenn ich DAS vorgelebt bekomme?
Dabei will ich wirklich.
Nein, falsch, eigentlich will ich nur deutlich weniger rauchen.
Ich wünschte, ich könnte nur zwei oder drei Zigaretten rauchen. Pro Tag versteht sich.
Aber ich weiß, dass ich dafür hier falsch bin, ein Forum für Leute, die lernen wollen, kontrolliert zu rauchen gibt es nicht
Warum fällt es mir schwer, an ein Leben völlig ohne Zigaretten zu denken?
Als ich den Unfall 1995 hatte, lag ich knapp 6 Wochen im künstlichen Koma.
Danach 6 Monate im Krankenhaus. Durch das Koma hatte ich schlichtweg vergessen, dass ich Raucherin war und netterweise bot mir auch weder Familie, noch Freunde in der Cafeteria des KH eine an. Damals durfte man ja noch überall rauchen. Aber, ganz großes ABER; eines Tages in eben der Cafeteria, respektive in der Außengastronomie derselben im KH Köln-Merheim griff ich nach der Schachtel meines damaligen Freundes (heutigen Mannes) und zündete mir eine Zigarette an, als wäre nie was gewesen.
Als hätte ich nie nicht geraucht.
Instinktiv und also ohne darüber nachzudenken.
Er hatte das dann auch nicht kommentiert, sondern mir die Schachtel da gelassen.
Prägend war das Gefühl, das sich daraufhin einstellte; ich wäre zuvor beinahe gestorben. eine Kölner Straßenbahn mähte mich über den Haufen, obwohl ich korrekt einen Fußgängerüberweg benutzt hatte (damals gab es noch keine Smartphones in die man während des Gehens stierte, demzufolge war man einen Unfall dann auch nicht selbst schuld. )
Und nun saß ich da, die Vöglein zwitscherten, die Sonne schien, der Kaffee schmeckte und ich rauchte eine Zigarette.
Ein Bild, das mir bis heute sagt: Alles wird gut!
Ich weiß nicht, wie ich diese Assoziation löschen soll.
Es scheint mir fast unmöglich, und DAS ist der Grund, aus dem ich schon glücklich wäre, wenn ich einfach nur extrem weniger rauchen könnte.
Vielleicht führt mich das ja irgendwann zum Nichtrauchen.
In jeder anderen Hinsicht bin ich der Ganz oder gar nicht-Typ, was mein Umgang mit meinem neuen Leben beweist.
mal sehen, was passiert.
ich reflektiere, setze mich auseinander.
Meine Art, mich vorzubereiten.
Liebe Grüße
Tiane
Moin Tiane,
mannometer - das is ja mal 'n Päckchen.... nee eigentlich 'n riesiges Paket....
Natürlich kann ich nicht einmal annähernd nachempfinden, wie es Dir geht - was das Rauchen angeht, sind wir aber eben doch alle gleich süchtig....
Ich denke, auf Grund dessen hast Du auch die gleichen Chancen, davon los zu kommen.
Da Du hier eigenem Bekunden nach schon etwas mitgelesen hast, spare ich mir an dieser Stelle eine Aufzählung der diversen Strategien.
Du mußt es wollen.... und durchziehen Punkt....
Im Vorhinein alle Eventualitäten durchzuspielen bringt einfach nix, als tausend und eine "Begründung", warum frau es vielleicht doch nicht angehn sollte.... alles Ablenkungsmanöver der Sucht - mehr nicht.
Ich bewundere Deine Willensstärke - sie wird Dir eine Hilfe sein.... und Deinen Mann vielleicht auch motivieren, beim Nicht-mehr-rauchen zu bleiben. ...
Sorry - alles 'n bißken durcheinander und etwas knapp - muß aber weiter arbeiten....
Antwort und/oder Fragen gern in meinem Wohnzimmer - unter Profil ( am Ende dieser Nachricht) und "Ich denk' nicht dran, zu rauchen!" zu finden.
Ich wünsche Dir viel Kraft für Deinen weiteren Weg.
Es grüßt
de Nomade
Hallo
ich ziehe mein " HUT" vor deiner Lebenseinstellung..... ich glaub ich wäre nur ein Häuflein "Elend"
wenn ich denke das ich dein "schicksal" erleben hätte..... mach wie du es für "Richtig " hälst....
deiner Einstellung nach..... Kritiker gibt es auch hier wie im "realen Leben"
wenn man weiter helfen kann ...einfach PN schreiben (Private Nachricht )
lg die daufi
Hallo und guten Morgen, liebe Tiane!
Eine ziemlich gute Idee, daß du dir hier Unterstützung suchst, für deinen ganz eigenen Weg aus dem Tabakkonsum. Aus der Vielfalt der dir angebotenen Hilfen, kannst du dir dein eigenes Bündel schnüren und deinen Weg in die Rauch-Freiheit gehen. Du kannst sicher sein, daß wir dich gerne dabei begleiten und unterstützen.
Eines vorneweg: Wer bei der Raucherentwöhnung die Begriffe 'Willensschwäche' und 'Disziplinlosigkeit' ins Spiel bringt, hat nicht verstanden, wie Sucht funktioniert! Irgendwie scheint jeder dieser "Experten" jemanden zu kennen, der jemanden kennt, für den der Rauchstopp ein Kinderspiel war. "Mein Oppa hat von heute auf morgen einfach aufgehört", sind sehr gerne genutzte Aussagen, die so unnötig sind, wie ein Kropf. Halte dich von denen fern, wenn möglich. Das untergräbt nur deine Zielstrebigkeit.
Du hast in deinem Leben schon unter Beweis gestellt, wie zielstrebig du deine persönlichen Ziele verfolgen kannst. Du hast dich zurück ins Leben gekämpft, bist sicher öfter an deine Grenzen gestoßen, warst mitunter verzweifelt und hast dennoch dein Ziel nie aus den Augen verloren. Das ist eine Leistung, die dir erst mal einer nachmachen sollte, bevor er abfällig über dich urteilt. Wir, die wir schwerbehindert sind, müssen immer wieder erfahren, wie die vielgepriesene Inklusion eher zur Exklusion wird. Das macht Vieles noch zusätzlich schwerer, als es für den gelebten Alltag gut ist. Aber es hilft, sich seine Kämpfermenthalität aufzubauen. Nach meinem Dafürhalten kann das für den Weg zum NichtMehrRaucher nur dienlich sein. Wir haben uns eine Sucht "ausgesucht", die stärker bewertet wird, als z. B. die Kokainabhängigkeit. Das Monster, mit dem wir uns hier beschäftigen, nutzt Mittel und Wege, die so perfide und hinterhältig sind und nur ein Ziel verfolgt: uns zu vernichten. Sich dessen bewusst zu werden, halte ich für einen der allerwichtigsten Punkte, bei dieser "Fahrt auf der Achterbahn".
Liebe Tiane, ich möchte zunächst erstmal an dieser Stelle einen Punkt machen. Du hast in deinem Post so viele Themen angesprochen, die allesamt sehr wichtig sind und eine ausführliche Antwort verdienen. Richte dich doch zunächst häuslich hier ein.
Du schriebst: "ich reflektiere, setze mich auseinander. Meine Art, mich vorzubereiten."
Gut so! Selbstreflektion. Eine Gabe, die viel zu selten genutzt wird. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, wenn du magst. Du kannst auch gerne Einzelnen eine PRIVATE NACHRICHT schreiben, wenn dir das lieber ist. Das ist dann sozusagen ein vertrauliches Vier-Augen-Gespräch. Übrigens sind deine Antworten HIER genauso gut aufgehoben, wie an anderen Stellen. Ist ja schließlich DEIN Wohnzimmer.
Lieben Gruß und bis bald
Meikel
Erst mal Danke für das herzliche Willkommen
Ich hatte gerade einige technische Probleme und werde darüber hinaus dieses Wochenende verreist sein, insofern werde ich mich kaum melden, ABER:
Ja, ich sehe es so, dass ich hier vielleicht die Möglichkeiten habe, meine vielen Gedanken zum Rauchen zu sortieren und dass dies vielleicht der erste schritt in die richtige Richtung ist.
Folgendes wird zuerst wieder so aussehen, als wollte ich nicht aufhören, aber zuende gelesen, sieht es doch anders aus.
Bisher hat es nicht viel gegeben, was mich dazu bringen konnte, das Rauchen bleiben zu lassen, denn mal ehrlich, wenn einem passiert, was mir passiert ist, geht zwar jeder unterschiedlich damit um, aber eines bleibt gleich; die Erkenntnis, dass jedem jederzeit alles passieren kann.
Es gibt also nicht viel, vor dem ich Angst habe und Angst scheint mir bei vielen ein guter Motivator zum Aufhören zu sein.
Ich schreibe viel.
Dazu habe ich eine Geschichte geschrieben, die den Titel "Ungeplant" trägt und die man bei Sweek nachlesen kann. Obwohl sie kein Happy End hat, ist sie doch zum schmunzeln und sollte zum Nachdenken anregen.
Und das Schreiben ist auch ein Problem: Beim schreiben rauche ich am meisten. Drei historische Romane, mehrere Krimis, die Kurzgeschichten; wenn ich all die dazu gerauchten Zigaretten wegließ, käme ich in die Hunderte und ich wünschte, ich könnte das einfach lassen!!!!
Ich will das nicht!
Aber die Zigarette in Italien mit dem Blick aufs Meer und in einer Hand den Cocktail.....
diese Zigarette will ich.
Und das ist das Problem.
Ich will eigentlich demzufolge nicht so richtig, da hat W. Fisch schon recht.
Aber auf der anderen Seite ist meine Beschäftigung mit dem Thema doch ein Indikator.
Wenn ich so gar nicht darüber nachdenken würde, wäre s mir doch egal und ich würde fröhlich weiterrauchen, oder.
Insofern denke ich, es gibt Millionen von individuellen Menschen und genauso viele Wege aufzuhören.
Ich finde nicht, dass man pauschal sagen kann, über das reduzieren klappt es nicht.
Ich will jetzt erst mal die kleinen Schritte versuchen und sehen, wohin mich das führt und dass mein Mann nicht raucht, macht es für mich gewiss etwas leichter.
Und ja Lina, gerne. es macht mir nach 24 Jahren überhaupt nichts, offen über die Behinderung zu reden. Sie ist Teil von mir und ich ärgere mich oft nur über die falschen Schlüsse, die daraus gezogen werden.
Dass es mir z.B. immer schlecht ginge.
Das stimmt nicht, insofern kann ich auch nicht behaupten, ich bräuchte die Zigarette als eine Art Antidepressivum.
Brauche ich nicht.
Ich benutze also Behinderung und Schmerzen nicht als "Ausrede" fürs Rauchen.
Im Gegenteil, eigentlich rauche ich immer dann am liebsten, wenn es mir so richtig gut geht.
Ich verstehe so manches nicht: Warum ich z.B. wie neulich 9 Stunden nicht geraucht habe und es mir nichts ausgemacht hat.
Flug mit Umsteigen, Verspätungen, frühes Eintreten in den Sicherheitsbereich etc. Ingesamt also neun Stunden und in Rom, aus dem Flughafen rausgekommen, habe ich mir NICHT als erstes eine Zigarette angemacht, weil ich dachte, erst mal ans Ziel, Koffer rein, gemütlich auf der Terrasse sitzen und dann eine Zigarette.
Warum geht das so oft?
Und warum zuhause nicht?
Das sind die Fragen, die ich mir in dieser, meiner individuellen Vorbereitungszeit stelle und ich hoffe, durch die Reflexion einblick in mich und mein Suchtverhalten zu bekommen,
es ist ein Anfang.
Erlaubt mir, meinen weg zu gehen wie Daufi es mir erlaubt.
danke für die netten Worte.
Ich bin dann jetzt zur Konfirmation/Kurzreise und werde zu 90 % mit Nichtrauchern zusammen sein.
(Hab per Briefwahl gewählt. Geht wählen!)
LG
Tiane