Jetzt aber!

Verfasst am: 23.01.2019, 07:44
Andria
Andria
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Hallo liebes Forum,

ich verliere langsam den Mut. Ich habe als Jugendliche angefangen zu rauchen und dan 10 Jahre lang richtig viel geraucht. Dann habe ich aufgehört. Ich habe immer gesagt, dass war das Schwerste, was ich je gemacht habe. Schwerer als mein Studium abzuschließen. Nachdem ich zehn Jahre nicht geraucht habe (!), habe ich dann vor einem Jahr wieder angefangen. Erst auf Parties, dann eigentlich immer, wenn ich mit anderen Rauchern zusammen war. Und als ich mir das erste Päckchen Tabak gekauft hatte, wusste ich schon: jetzt ist es aus. Ich habe im letzten Jahr bestimmt 15 mal aufgehört zu rauchen. Nikotinpfalster aufgeklebt und Tschüss. Ich habe meine Sucht einfach immer verdrängt. Das hat ein paar Tage und manchmal auch Wochen gut geklappt, und ich habe nicht mal ans rauchen gedacht. Aber dann traf es mich jedes Mal wie ein Hammer: Ich musste rauchen, sofort. Außerdem war aufhören ja super einfach. Es war, als wäre ich irgendwie hin und hergerissen zwischen meinen beiden Identitäten als Raucherin und Nichtraucherin und beide hatten wenig Berührungspunkte miteinander.
Jetzt rauche ich wieder seit drei Wochen, ca. 10-20 Zigaretten am Tag. Ich habe gerade privat eine schwierige Situation und habe mich deshalb nicht übermäßig unter Druck gesetzt. Aber heute Morgen bin ich mit fiesen Halsschmerzen aufgewacht. Und habe erst mal eine geraucht. Da wusste ich: Ich muss das jetzt wirklich in Angriff nehmen.

Ich brauche wirklich Unterstützung für diese komische Sucht, die ich einfach ausschalten kann und die mich dann mit einer solchen Wucht anspringt, dass ich nicht mal eine Entscheidung treffe. Ich gehe dann sofort los und besorge mir Zigaretten.

Das ist das erste Mal, in meinem Leben, dass ich in ein Forum schreibe. Aber ich brauche wirklich Unterstützung. Die meisten Menschen in meinem Umfeld wissen gar nicht, dass ich rauche. Ich mache das heimlich und es ist mir auch ziemlich peinlich. Es passt überhaupt nicht zu dem Bild, dass die anderen Menschen von mir haben.

Gerade habe ich meine Zigaretten weggeworfen und mich hier angemeldet. Ich will es wirklich schaffen. Aber ich fürchte, ich muss mich wirklich mit dieser Sucht auseinandersetzen.

Vielen Dank, wenn Du bis hier alles gelesen hast. Ich freue mich über Antworten, die mir Mut machen, oder vielleicht hat ja auch jemand Erfahrung mit einer ähnlichen Situation.

Liebe Grüße
Andria

Verfasst am: 23.01.2019, 13:57
miezhaus
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Guten Tag Andria,

von mir auch herzlich willkommen in unserem Aufhörer-Kreis. Schön daß Du zu uns gefunden hast.

Als ich Deine Geschichte so las, war ich fast ein bißchen baff. Das war ja fast wie in einen Spiegel zu schauen! Deine Raucherkarriere kann ich ja nahezu eins zu eins nachzeichnen. Wie Du habe ich als Jugendliche angefangen und nach etwas mehr als 10 Jahren (13 um genau zu sein) aufgehört. Elf lange Jahre war ich rauchfrei, bis mich der Gedanke, eine würde mir als Streßkiller schon nicht schaden können, zurück in die Rauchspirale warf. Wie bei Dir, erst mal eine, dann mal zwei, drei, und dabei einreden, ich rauche ja nicht wieder - ja, und irgendwann zurück im Raucherleben, lange bevor ich es mir überhaupt eingestehen konnte. Und auch weitestgehend heimlich, verborgen vor weiten Teilen der Familie, selbst vor den Kindern, und vor den meisten Freunden. Die Mimik, "dann höre ich halt wieder auf, ging ja schon mal und war nicht so schwer" immer im Hintergrund - wie schön man sich da belügen kann... ich kenne Deine Geschichte also wirklich gut und weiß, wie blöd man sich da fühlt, sich nach so langer Zeit ohne Rauch wieder eingestehen zu müssen, daß man der Sucht wieder anheimgefallen ist.

Doch jetzt mach bitte erstmal Deinen Frieden mit diesem Rückfall. Es war nicht Dein Fehler, wie ich heute weiß. Die Sucht hat ihre Finten, und selbst nach langer Abstinenz verbleibt das Suchtgedächtnis in uns, das haben wir uns nun mal erraucht, damit müssen wir leben und das muß uns klar sein. Und über eben dieses Suchtgedächtnis stolpern ganz, ganz viele. Was meinst Du wie oft ich hier inzwischen die Geschichte von jahrelanger Abstinenz gelesen habe... vielen passiert das Andria. Verzeih es Dir. Und schau nach vorn.

Wie Dir, so hat auch mir die massive Auseinandersetzung mit der Sucht geholfen, davon weg zu kommen. Ich habe auf dieser Seite den "Informieren"- und den "Aufhören"- Reiter gelesen bis ich sie fast auswendig konnte. Du lernst dort eine Menge über Mechanismen und Gefahren des Nikotins und bekommst Tips zum Durchhalten. Das und hier im Forum viel viel zu schreiben, haben mir den Ausstieg ermöglicht. Ich habe gelernt, daß man sich bewußt Alternativen, Ablenkungen, Auswege für solche Schmachtattacken bereitlegen soll. Damit man nicht unvorbereitet ist, wenn sie kommen und sich perplex und verunsichert fragt, oh Himmel was mach ich denn jetzt? Sondern sich sagen kann, ha! Da mach ich doch gleich mal was. Es gibt Sicherheit und nimmt die Angst vor diesen Attacken. Was könntest Du denn z. B. machen, wenn Dich so eine Attacke anfällt? Einen Spaziergang? Eine Haushaltstätigkeit? Ein Glas Wasser trinken, Atemübung, Kaugummi nehmen, Hobby...? Manche machen sich ein Aufgabenglas: Sie beschriften Zettelchen mit Tätigkeiten ernsthafter und /oder lustiger Natur (Schublade auswischen, ein Fenster putzen, Zähne putzen, Liegestützen, ... was Dir einfällt) und packen alle in ein Glas. Wenn die Schmacht kommt, wird ein Zettelchen blind gezogen un die Aufgabe darauf sofort ausgeführt. Es vertreibt die Zeit bis der Schmachter abflaut, so übersteht man ihn.

Ich habe auch gelernt, daß auch nach längerer Abstinenz von einigen Wochen bis Monate nochmals Schmachtattacken auftreten können. Bei denen man ja erstmal völllig perplex ist: Warum jetzt noch? Hört denn das nie auf? Da kann man schon auch mal ins Wanken geraten, wenn man das nicht vorher weiß. Also diese Auseinandersetzung mit der Sucht und deren Kontrolle hat mir massiv geholfen - das und das Forum. Und ich schätze fast, Du bist derselbe Aufhörtyp.

Also lies Dich hier quer über die Seite Andria. Diskutiere hier mit - auch und gerade wenn die Schmacht gerade da ist! Es ist auch ein Ablenkungsmanöver und kann Dir Halt geben. Und bestelle Dir doch die kostenfreie Broschüre "Ja ich werde Rauchfrei". Da hast Du auch noch etwas Auseinandersetzung mit der Sucht - sogar für die Handtasche. Findest Du hier:

http://www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens/foerderung-des-nichtrauchens-informationsmaterialien-fuer-erwachsene/ja-ich-werde-rauchfrei/

Mut machen kann ich Dir insofern, als daß ich es auch nochmal geschafft habe Andria. Du bist wirklich nicht allein in Deiner Situation, und vielleicht ist das Aufhören im wiederholten Anlauf nochmal ein wenig unbequemer, weil man halt genervt ist, daß es schon wieder sein muß und vielleicht schon weiß, auf was man sich da einstellen muß... aber es klappt auch nochmal. Das was ich nochmal geschafft habe, so wie viele andere hier, schaffst Du auch nochmal. Gut daß Du hier geschrieben hast, denn genau das hat mir auch geholfen. Na und wenn wir schon aufhörmäßig ähnlich ticken, hilft es Dir ja vielleicht auch. Den Mut verlieren brauchst Du auf gar keinen Fall. Du schaffst das wieder!

Würde mich freuen, wieder von Dir zu hören. Bis dahin einen schönen Nachmittag und viele Grüße von

Lydia

Verfasst am: 24.01.2019, 11:17
Andria
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Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für eure Antworten. Sie machen mir Mut dranzubleiben. Gestern habe ich mir dann natürlih gleich neue Zigaretten gekauft und trotz aufziehender Erkältung kräftig weitergequalmt. Es fühlt sich so an, als wäre da eine fremde Kraft in mir, die mir einfach sagt, ich müsse rauchen. Das ist gar kein Teil von mir und ich fühle mich zu schwach ihr irgendetwas entgegenzusetzen.

Ich denke ihr habt recht, dass ich mir erst einmal verzeihen muss, dass ich überhaupt wieder angefangen habe. Und die Sucht als einen zwar nicht so angenehmen, aber als Teil von mir akzeptieren muss. Das erste Mal aufhören vor zehn Jahren war unfassbar schwer. Am Anfang habe ich die Stunden gezählt, in denen ich nicht geraucht habe. Irgendwann wurden daraus Tage und da wusste ich: Das will ich nie wieder machen müssen. Jetzt bin ich in dieser Situation und kann das nicht so richtig akzeptieren. Es ist mir unglaublich peinlich. Vor mir selber, vor den anderen. Ich lade nicht mal mehr jemanden zu mir ein, damit niemand merkt, wie eklig meine Küche nach Rauch riecht.

Bislang habe ich mich mit meiner Sucht eher gar nicht auseinandergesetzt. Ich bin ihr anheim gefallen oder habe sie verdrängt. Der Weg liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Der erste Schritt bei den anonymen Alkoholikern ist es ja anzuerkennen, dass man erst mal machtlos ist. Und genauso fühle ich mich. Als wäre es unmöglich die Motivation aufzubringen.

Also Auseinandersetzung: Warum rauche ich eigentlich genre? Irgendetwas muss es ja für mich machen? Ich glaube, vor allem ist es das Gefühle, der Welt einen Stinkefinger zu zeigen. Vor allem als ich jünger war, war es verbunden mit diesem Gefühl: Ich bin nicht das liebe Mädchen, für dass ihr mich alle haltet. Ich pfeife auf euch und die Regeln die ihr mir vorgebt. Heute macht mr niemand mehr wirklich Regeln, aber es ist schon besondern an einem anstrengenden Arbeitstag, an dem meine sozialen Fähigkeiten sehr gefordert sind, dass ich mich verstecke und quarze. Das Verstecken hat auch einen großen Anteil. Ich verkrümele mich vor der Welt und hülle mich in einen Vorhang von Rauch.

Gerade bin ich in einer emotional sehr schwierigen Situation. Und meine Zigaretten sind einfach meine kleinen Freunde. Die mich beruhigen, trösten und schützen. Das stimmt natürlich nicht und ich kann merken, wie es mir körperlich von Tag zu Tag schlechter geht. Wie sie mich am einzigen, das mir wirklich helfen würde, hindern: Sport. Ich hatte eine fantastische Kondition bevor ich wieder angefangen habe. Jetzt keuche ich beim Treppen steigen und Fahrradfahren. Ich will unbedingt aufgehört haben, bevor der Frühling wieder losgeht und ich ungebremst mit meinem Rennrad über die Landstraßen düsen kann. Ich merke, wie ich mir immer größere Steine dazu in den Weg lege und die Hürde immer höher zu werden scheint.

Vor allem möchte ich mich nicht unter Druck setzen. Das erste Mal habe ich aus Angst und Selbstverachtung aufgehört zu rauchen. Ich wollte einfach nicht mehr so schwach sein. Das erscheint mir heute keine gute Strategie zu sein. Ich möchte lieber von einem Impuls der Selbstliebe und -fürsorge heraus aufhören. Etwas Gutes für mich tun.

Deine Logik, Chris, in einer ohnehin schon schwierigen Situation zu denken: Jetzt ist es eh schwer, dann mache ich das gleich auch noch mit, erscheint mir großartig. Vor allem hat man da mit den nicht gerauchten Tagen ja ein zählbares Erfolgserlebnis. Sonst ist der Fortschritt ja meist nicht so gut messbar. Aber mir fehlt gerade die Entschlusskraft und der Glaube daran, dass ich es schaffen kann. Ich wünschte, ich würde sie finden.

Was würdet ihr mir empfehlen. Einfach weiterqualmen, bis sie sich von alleine einstellen? Was wenn das nie passiert, oder erst, wenn sich gesundheitliche Probleme einstellen? Einfach ein Datum setzen und aufhören, obwohl ich mich nicht so richtig in der Lage dazu fühle? Weiter hin und her pendeln? Eigentlich bin ich kein Mensch mit magelnder Disziplin und Entschlusskraft, aber gerade erscheint es mir einfach zu schwer.

Ich wünsche euch eine schöne zweite Wochenhälfte
Andria

Verfasst am: 25.01.2019, 19:23
miezhaus
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Liebe Andria,

Du machst Dir wirklich viele Gedanken um die Materie. Und es ist gut, daß Du sie aufschreibst und artikulierst, dann allein das bringt ja möglicherweise schon etwas Ordnung in Deinen Gedankenhaushalt. Aufschreiben, das tun überhaupt einige: Sie schreiben eine ganz trockene und altmodische Pro- und Contra-Liste. Was spricht für Dich denn dafür, zu rauchen? (Und dann natürlich, was davon ist mit Vernunft zu untermauern, denn z. B. daß die Zigaretten Deine "kleinen Freunde" sind, ist natürlich so nicht richtig, das hast Du ja selber schon erkannt) Was spricht dagegen? Und dann: Wie gewichtest Du Deine Argumente? Es kann ja sein, daß Du aus irgendwelchen Gründen tatsächlich Argumente zusammenbringst, warum Du rauchen solltest (mir wäre es nicht wirklich gelungen, ich mußte kleinlaut zugeben, daß es für mich schlichtweg keine sinnvollen Gründe dafür gibt), diese aber hinter den gesundheitlichen, finanziellen, ästhetischen etc. Gründen, die Du findest, weit abgeschlagen liegen... Würde Dir so eine Liste bei der Entschluß- und Motivationsfindung helfen?

Du hinterfragst ja selber, warum Du eigentlich "gerne" rauchst. Tust Du das denn, rauchst Du wirklich gerne? Schmeckt es Dir? Fühlst Du Dich gut? Die Frage habe ich mir selbst eins zu eins gestellt, als ich mich ernsthaft damit auseinander gesetzt habe, aufzuhören. Und die ehrlich Antwort war: es kotzte mich an (hartes unflätiges Wort, mit Absicht gewählt), und zwar von der ersten bis zur letzten Zigarette meiner Raucherkarriere. Schmeckt bescheiden, vor allem der Nachgeschmack ist bäh, ich hatte Herzstechen bei Anstrengung, alte Haut, ein schlechtes Gewissen (wegen der Heimlichkeiten und meiner Kinder) und mir war bewußt, daß ich die Rauchergerüche ja auch ausdünste - war mir peinlich. Das zugeben zu müssen, war für mich zwar total schwer, aber hat mir schon klar gemacht, daß der Leidensdruck dabei eigentlich größer ist als das, was es mir bringt (nämlich gar nichts). Frage Dich: mag ich es? Mache ich es gern? Geht es mir gut damit?

Deine Bedenken nach der ersten Entwöhnung, die so schwierig war, sind natürlich auch berechtigt. Sicher überlegst Du Dir manchmal, wie Du das schaffen sollst, wenn es wieder so schwierig wird. Verstehe ich auch. Weißt Du eigentlich, daß sich Entwöhnungen total unterschiedlich gestalten können? Auch bei ein und demselben Aufhörer? Bei mir war es so, daß die erste völlig easy war und die zweite so hart. Andere wiederum beschreiben Entwöhnungen, in denen sie zigfach ausgerutscht und rückfällig geworden sind, und dann kam eine, bei der war alles anders und die hat funktioniert. Warum also nicht einfach angehen, auch wenn es im Hirn nicht "klick" macht, wenn Du nicht dieses "JETZT!!!"-Erlebnis hast? Du verlierst ja nichts dabei, denn wenn es nicht gleich klappt, bist Du nicht schlechter gestellt als vorher. Und die Chance, das dieses Deine Aufhörrunde wird, die auszuhalten ist, hast Du mit jedem Absprung. Also da möchte ich Dich tatsächlich zu Mut einladen. Hast doch nichts zu verlieren Andria.

Ferner hast Du ja mit Nikotinersatz auch schon Erfahrung. Auch diese Unterstützung ist absolut legitim - warum nicht wieder darauf zurückgreifen, warum Dir nicht diesen Stützpfeiler holen? Wichtig ist, daß man diesen genau nach Anleitung verwendet und auch lange genug. Scheue Dich doch nicht, Dir da auch nochmal Hilfsmittel in Anspruch zu nehmen. Sicher berät Dich Dein Arzt oder Apotheker gern. Hier noch ein bißchen Infomaterial aus dieser Seite:

http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/methoden-zum-rauchstopp/nikotinersatztherapie/

A propos Arzt - es spricht übrigens auch nichts dagegen, den Hausarzt Deines Vertrauens mit ins Boot zu holen. Vielleicht kann er Dir ja da auch eine Hand reichen. Meine hat mir in einem Gespräch über das Rauchen damals ganz druckfrei ein paar Infos über Nichtraucherseminare und medikamentöse Unterstützung in die Hand gedrückt... Vielleicht kann Dir Dein Hausarzt da auch informierend oder helfend zur Seite stehen? Vielleicht berät Dich auch Deine Krankenkasse über Raucherentwöhnungskurse - einige beteiligen sich auch an den Kosten dafür oder übernehmen sie ganz: ein Anruf bei Deiner Krankenkasse schafft Klarheit. Warum nicht jede Art von Halt suchen, die es gibt, es steht Dir doch zu.

Also, gerade dann, wenn Du Dich noch unentschlossen fühlst (denn daß Du eigentlich lieber aufhören würdest, lese ich bei Dir schon raus - sonst hättest Du Dich hier auch gar nicht eingefunden), darfst Du Dir alle Hilfsangebote einsammeln, um der Vorstellung einer Entwöhnung den Schrecken zu nehmen. Du mußt das nicht alleine durchziehen, nicht kalt, nicht macht- und tatenlos. Du hast Möglichkeiten Andria.

Selbstverständlich steht es Dir frei zu entscheiden, ob die gegenwärtige Phase geeignet ist. Doch ganz ehrlich? Wer weiß denn schon, wann die geeignete Phase ist. Und wenn sie einem gerade günstig vorkommt, ob sie dann auch so bleibt. Und auch das ist auch schon gerne wieder ein Stück weit Selbsttäuschung: Es ist gerade nicht günstig, höre ich lieber später auf. Wann ist später... und was finden wir dann für ein "Gegenargument"...

Du wirst aber die richtige Entscheidung treffen Andria, da bin ich sicher. Bist in der Zeit jederzeit gerne zum Gedankenaustausch eingeladen. Freu mich wieder von Dir zu lesen. Bis dahin grüßt Dich

Lydia

Verfasst am: 26.01.2019, 01:12
Nomade
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Hallo Andria,

ich bin gerade etwas schlaflos (aber nicht in Seattle : ) und habe im Forum geschmökert....
Ja, auch nach einer ziemlichen Latte von Tagen ist es immer noch interessant, anregend, manchmal sogar witzig - wie der eine Satz in Deinem Einstiegstext: "Aber ich fürchte, ich muß mich wirklich mit dieser Sucht auseinandersetzen."
Sorry, aber darüber mußte ich grinsen - ja, Du hast Recht - allerdings - warum "fürchten"?
Was gibt es da zu fürchten? Nix, wenn Du es genau wissen willst.
Du mußt Dich nicht prügeln, stehst nicht an einem Pranger.... es geht doch nur um Nachdenken, Erkenntnisse etc.p.p.
Ja, man selbst kommt dabei nicht vielleicht nicht ausschließlich gut weg - aber das ist in anderen Situationen doch auch schon mal vorgekommen - und - Du hast es überlebt, bist wahrscheinlich sogar daran gewachsen - oder....

Die meisten Menschen in Deinem Umfeld wissen gar nicht, daß Du rauchst?!
Was glaubst Du denn, was sie riechen, wenn Du aus Deinem Qualmversteck vor der Welt kommst - Blümchen, Deo, oder doch einen Hauch von stinkendem Qualm in Haaren, Klamotten....?
Ich denke, die meisten Menschen in Deinem Umfeld sind sehr höflich und rücksichtsvoll....

Du hast die ersten Schritte schon gemacht - angefangen, Dich und Deine Sucht zu hinterfragen, Dich hier im Forum anzumelden....
Es kann Dir allerdings keine/r ein Patentrezept geben, wie DU es anstellen sollst, aufzuhören - einfach, weil es keines gibt....
Viele sagen sich, nachdem sie sich schon eine Weile damit auseinandergesetzt haben, vielleicht sogar ein Ausstiegsdatum festgelegt - ".... wenn ich sowieso aufhören will, warum dann nicht gleich" - andere arbeiten sich lieber bis zu so einem Datum vor, wieder andere hören mal eben ganz spontan auf (denken sie - in Wirklichkeit haben sie ganz bestimmt auch schon immer mal wieder daran gedacht, z.B. wegen der Kondition, der Gesundheit, den Kindern....oder oder und der Entschluß reifte dabei so heimlich, still und leise im Kleinhirn =Unterbewußtsein, arbeitete sich vor ins Großhirn=Bewußtsein) und zack - hörten sie "spontan" auf

Du solltest, wie hier schon empfohlen worden ist, auf allen Seiten des Forums so viel wie möglich rauf- und runterlesen, gern auch schreiben.
Gleichzeitig höre am besten auf, Dich selbst für einen schlechten, charakter- und/oder willensschwachen Menschen zu halten - DU BIST SÜCHTIG PUNKT

Warum Du mal angefangen hast, kann ich sowas von verstehen....
Aber nun bist Du ein paar Tage älter.... : und doch eigentlich über das pubertäre Gehabe hinaus....oder....
Zigaretten SIND NICHT DEINE KLEINEN FREUNDE ob "in schwierigen Situationen", oder "zum Entspannen", oder "weil es Dir gerade schlecht geht", oder "weil es Dir gerade gut geht", oder "weil Du unruhig bist", oder "weil Du auf etwas wartest", oder "weil Du eine schlechte Nachricht bekommen hast, oder "weil Du eine guten Nachricht bekommen hast"....
Es ist die Sucht, die Dich am Gängelband hält mit all diesen "Argumenten"

Sehr hilfreich ist es, nicht die Stunden, Tage, Wochen zu zählen oder gar an "nie mehr rauchen" zu denken - das läßt die Sucht Dich nur um so aktiver piesacken...
Rauch EINFACH DIE NÄCHSTE ZIGARETTE NICHT. Was danach kommt - mal sehen - ABER DIE NÄCHSTE ZIGARETTE - UND NUR UM DIE GEHT ES - RAUCHE ICH NICHT.
Nutze die 4 A, wenn Schmachtanfälle kommen, trink ein paar Schlucke Wasser, atme bewußt 10 Sekunden ruhig und tief durch, ziehe einen Zettel mit einer kleinen, sofort zu erledigenden Aufgabe aus Deinem Zettelglas und erledige diese Aufgabe auch umgehend, schnitze Dir Gemüsesticks und vertilge sie langsam und genüßlich.... was auch immer ABER DIE NÄCHSTE ZIGARETTE RAUCHST DU NICHT....
Es geht nur um diese eine! Es geht immer nur um diese eine!
DIE EINE SCHAFFST DU DOCH....

Ganz wichtig - durchbrich Deine Routinen - Du rauchst zu Hause ausschließlich in der Küche? Die ist dann nur noch für die Essenzubereitung und den Abwasch zu betreten - gegessen, getrunken etc. wird im Zimmer.
Am besten alle Klamotten waschen oder reinigen lassen, damit der Geruch nicht mal mehr in Spuren auftaucht. Hast Du ein Auto (in dem Du natürlich nie geraucht hast - aus Deinen Haaren und der Kleidung ist es trotzdem in die Polster, den Himmel etc. gezogen - glaub's mir - ich kenne das ) - gönne ihm und Dir eine professionelle Innenreinigung mit allem pipapo - das Geld hast Du durch's Nicht-mehr-Rauchen schnell wieder rein.

Sehr hilfreich ist auch folgendes: nimm Dir, jetzt, wo Du noch rauchst, zwei kleine Schraubgläser. In beide füllst Du so ca. 2-3 cm Wasser und schmeißt anschließend alle Kippen des nächsten Tages da rein. Immer wieder gut zuschrauben. Eines ist für zu Hause und eines für die Arbeit - dann brauchst Du nicht eins hin- und herzuschleppen, wobei es zerbrechen könnte (Du merkst schon.... Ausreden gibt's nicht soooo viele ).
Und immer, wenn Du meinst, gar nicht mehr ohne Zigarette auskommen zu können, wenn Dir die Sucht ganz besonders übel zusetzt - aufschrauben und dran riechen.... solltest vielleicht nicht unmittelbar zuvor etwas gegessen haben Das ist wie faelle: auf den Kopf....

Bestimmt habe ich noch ganz viel nicht geschrieben - das findest Du aber auch bei den anderen

Wenn Du MIR antworten oder Fragen stellen möchtest - hier unten steht das kleine blaue Wort "Profil" - dort raufklicken, dann unter "Ich denk' nicht dran zu rauchen" schreiben.

Aufsatz beendet.

Alles Gute für Dich
beim Rauchfrei-Werden
wünscht
Nomade

Verfasst am: 26.01.2019, 10:37
Andria
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Liebe Lydia, Liebe Uli75, Liebe Nomade,

Vielen Dank für eure Antworten. Es ist wrklich schön und hilfreich, hier so herzlich gelesen und beantwortet zu werden. Das hilft mir wirklich dranzubleiben. Nomade, du hast ganz bestimmt recht, dass ich mir das einfach einbilde, dass meine Umgebung mein Rauchen nicht mitbekommt. Da musste ich erst mal schlucken. Aber ich glaube, ich schulde meiner Bürokollegin eine Entschuldigung. Letzte Woche meinte sie: was riecht denn hier so komisch. Und ich so: Keine Ahnung... ich mache mal das Fenster auf... Seitdem ist sie etwas distanziert. Ich käme mir wohl auch auf den Arm genommen vor...

So, aber nun das wichtigste: Ich habe nämlich tatsächlich einfach aufgehört. Nachdem ich mir noch einmal durchgelesen hatte, was ich hier am Donnerstag geschrieben hatte, habe ich gedacht: Was für ein selbstmitliediges Geseiere. Wenn ich das in zwanzig Jahren lese, wenn ich Lungenkrebs habe, oder COPD oder was auch immer, dann werde ich bestimmt kein Verständnis für meine derzeitige Situation haben.

Hier habe ich einen Link zu diesem Buch gefunden: https://whyquit.com/NWEEZ/ und es gelesen. Dann habe ich einfach beschlossen, dass es jetzt reicht und die Methode aus dem Buch befolgt. Kalter Entzug, seit jetzt immerhin fast zwei Tagen. Ich bin ein bisschen stolz auf mich. Die Symptome des Entzugs halten sich in Grenzen. Ich bin recht unkonzentriert und habe keinen besonders langen Geduldsfaden. Darüberhinaus bin ich aber eh gerade erkältet und kann meinen diesigen Kopf einfach auf den Schnupfen schieben.

Ich habe ein Glas mit Aktivitäten gemacht. Bin gestern auf der Arbeit einfach ne Runde stramm spazieren gegangen, als mich alles genervt hat und übe mich einfach in Geduld mit mir. Es hilft tatsächlich, es einfach als Sucht anzuerkenen. Einfach zu denken: Klar, mir fallen jetzt tausend gute Gründe ein, warum ich rauchen sollte, aber alle die sind einfach nur ein Symptom meiner Sucht. Ich muss Nein sagen.

Dass das Rauchen und die Sucht mich jetzt nach zehn Jahren wieder so angesprungen hat, fühlt sich irgendwie surreal an. So wie wenn man von jemandem sehr deutlich träumt, der schon ganz lange keine Rolle mehr im wirklichen Leben spielt. Ein Besucher aus einer anderen Zeit und einem anderen Leben. Deswegen ist es mir auch so schwer gefallen, mich wirklich damit auseinanderzusetzen. Ich muss das Rauchen wieder dorthin verbannen, wo es hingehört: in die Vergangenheit. Und da bleibt es auch.

Gerade bin ich in einer emotional schwierigen Situation. Jemand hat mir ganz schrecklich weh getan. Diesen Schmerz habe ich versucht durch die Zigaretten zu betäuben. Das hat natürlich nicht geklappt. Denn Nikotin ist nun mal kein Betäubungsmittel. Alles was ich gemacht habe, ist mir selber auch weh zu tun. Deswegen ist es gerade eigentlich eine perfekte Phase um mit dem Rauchen aufzuhören. Ich zeige mir, dass ich gut und nett zu mir bin. Selbst wenn es schwer ist. Und das ist das, was ich gerade am allermeisten brauche.

Vielen Dank für euer Zuhören und Aufmuntern. Ich halte euch auf dem Laufenden. Wenn die ersten 72 Stunden vorbei sind (Sonntag um 14:00 Uhr) feiere ich hier eine kleine Party ...

Habt ein schönes Wochenende,
Andria

Verfasst am: 29.01.2019, 12:05
miezhaus
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Liebe Andria,

Dein Zähler zeigt uns, daß Du seit nunmehr fünf Tagen rauchfrei bist! Ich freu mich sehr mit Dir und für Dich, daß Du abgesprungen bist. Daß Du die Initialzündung für Dich gefunden hast! Und ja, Du bist mit Fug und Recht stolz auf Dich und das sollst Du auch sein! Ein Absprung ist ja schließlich ein Schritt, und gerade die erste Zeit durchzuhalten eine tolle Leistung. Da darfst Du wohl stolz drauf sein, meinst Du nicht auch?

Mach Dir bitte keine Gedanken betreffs Unkonzentration und Ungeduld. Das sind alte Bekannte unter Aufhörern. Deren Bekanntschaft ich auch gemacht habe. Auch der Wattekopf kann, wenn auch durchaus erkältungsbedingt, dadurch verstärkt werden. Ich möchte Dich gern einladen, diesen Erscheinungen einfach mal Rechnung zu tragen. Kuriere natürlich die Erkältung aus, hierfür gute Besserung! Doch auch darüber hinaus gönne Dir einfach mal etwas mehr Ruhe, mehr Pausen, wenn möglich und nötig. Es wird nicht für immer so weitergehen, Du findest zurück zu Deiner Power, Deinem Langmut und Deiner Aufmerksamkeit! Nur gestehe Dir im Moment das einfach zu. Dein Körper leistet Entgiftung, Umstellung, Deine Psyche setzt sich mit der Sucht auseinander, das ist harte Arbeit für Kopp und Körper. Da kann man schon mal etwas schlapp von werden, meinst Du nicht? Da ist doch etwas mehr Ruhe hochverdient. Und wie gesagt, es wird ja auch wieder besser.

Gerade in hochemotionalen Situationen suchen wir Suchtis Kompensation in unserem Stoff. Doch ich denke, Du bist schon einen ganz großen Schritt gegangen, indem Du anerkannt hast, daß diese Kompensation ein Trugschluß ist. Das Rauchen ändert die Situation nicht. Höchstens vernebelt es unsere Gefühle und unser Hirn, sodaß wir das Erlebte weder richtig verarbeiten noch klar genug sehen, um unsere Probleme wirklich lösen zu können. Dieses Hindernis hast Du jetzt schon aus dem Weg geräumt, und ich wage zu orakeln, wenn Du mit dem Rauchstopp durch bist und Deine momentane emotionale Situation aufgearbeitet hast, wird es Dir besser gehen als je zuvor. Hast Du denn Menschen, die Dich durch den augenblicklichen Gemütszustand begleiten, mit denen Du reden kannst? Vielleicht ist da jemand vertrautes dabei, den Du auch mal einfach so anrufen kannst, wenn Du gerade Schmacht, Katzenjammer oder beides hast? So wie beim Rauchstopp hilft Unterstützung auch in emotionalen Notlagen. Und wenn es nur ist, sich etwas von der Seele reden zu können.

Darüberhinaus sei ruhig weiterhin gut zu Dir. Belohne Dich auch mal ganz bewußt für Deine Rauchfreiheit! Und sorge für angenehme Ereignisse und Gedanken. Frage Dich jeden Tag: Was kann ich jetzt für mich tun, damit es mir besser geht? Nimm Deine Bedürfnisse wahr und komm ihnen entgegen. Und sei Dir sicher: Rauchen ist keins davon. Nur eine Lüge Deiner Sucht.

Ich schicke Dir eine ganz große Portion Power und Optimismus Andria. Und freue mich wieder von Dir zu hören. Halt die Ohren steif. Ganz herzlich grüßt Dich

Lydia

Verfasst am: 05.02.2019, 11:44
miezhaus
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Hallo Andria,

bei Dir möchte ich mich auch mal wieder umsehen! Du steuerst ja schon steil auf die Zwei-Wochen-Marke zu! Das ist ja toll, eine stramme Leistung! Wie geht es Dir denn Stand heute damit? Hast Lust mal wieder von Dir hören zu lassen? Ich würde mich freuen. Bis dahin viele Grüße von

Lydia

Verfasst am: 09.02.2019, 13:09
Andria
Andria
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Rauchfrei seit: 2122 Tagen
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Hallo zusammen,

jetzt habe ich mich eine Weile versteckt, bin aber wieder da. Und musste meinen Zähler nach untern korrigieren. Jetzt habe ich schon 6 volle rauchfreie Tage auf dem Buckel. Der zweite Anlauf war dann doch mit Nikotinpflastern. Kalter Entzug war einfach zu krass... Als ich die ersten drei Tage rum hatte, bin ich wie ferngesteuert losgezogen und habe mir Kippen gekauft. Um den Entzug zu feiern? Ich weiß es nicht und verstehe mich ja selbst oft nicht.
Ich habe mich dann einige Tage wirklich mieseabel gefühlt. Meine Erkältung hat sich in eine Nasennebenhöhelnentzündung verwandelt. Meine Lunge tat weh. Meine Kondition schon von Treppensteigen in den ersten Stock angeschlagen.
Jetzt geht es mir langsam besser. Nase wieder frei und ich habe sogar schon wieder Sport gemacht und gemerkt: Unter der Teerschicht verbirgt sich eine ganz gute Kondition. Heute scheint hier sogar die Sonne und ich werde gleich mal mit dem Fahrrad ein paar Besorgungen machen. Meine Wohnung riecht schon wieder frisch.
Das ist jetzt die ganz gefährliche Rückfall-Phase für mich: Es geht mir gut, aufhören war total "einfach" und so eine gepflegte Zigarette zum Kaffee ist ja nicht sooooo schlimm.
Ich will aber auch, dass es mir weiterhin so gut geht. Und ich weiß, dass die eine Zigarette zum Kaffee die ist, die meine Sucht wieder auslöst.

Vielen Dank, dass ihr mich daran erinnert habt, dass es dieses Forum gibt. Auch wenn ich mich eine Weile nicht gemeldet habe, hilft es doch, dass ich hier so eine kleine Verbindlichkeit habe, bei der mich Menschen daran erinnern, dass ich wirklich nicht mehr rauchen möchte.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
A.