Aufhören & Durchhalten trotz psychischer Erkrankungen
Hallo
ich bin neu hier, habe vor einer Woche aufgehört und bin total glücklich damit! Von früheren Versuchen weiß ich allerdings, dass mir vor allem das Durchhalten nach einer Weile schwer fällt. Daher habe ich dieses Mal viel recherchiert und gelesen und bin hier auf das Forum gestoßen und hab schon ganz viele hilfreiche Beiträge und Erfahrungen lesen können - hoffe dass mir der Austausch hier über schwierige Phasen hinweg helfen kann.
Was mir das Durchhalten bisher schwer gemacht hat sind vor allem chronische psychische Probleme (wegen traumatischer Erfahrungen) - dabei hatte Rauchen schon eine ‘Funktion’ für mich z.B. Gefühle regulieren / reduzieren. Ich weiß, dass prinzipiell auch dafür nicht rauchen besser ist - weil weniger gestresst usw. - aber suche noch Tips und Austausch wie ich dann mit psychischen chaos und viel zu intensiven Emotionen umgehen kann, und mit den depressiven Phasen von denen ja viele berichten und die ich bisher auch immer nach längerer Zeit nicht rauchen hatte.
Liebe Grüße,
Katriona
Guten Morgen Katriona,
Herzlichen Willkommen hier im Forum. Ich gratuliere dir Herzlich zu deiner ersten Woche in der Rauchfreiheit. 7 Tage ist schon ein großer Meilenstein. Den körperliche Entzug dürftest du nun hinter dir haben. Was jetzt noch kommen kann, ist der Psychische Entzug. Der ist aber bei jedem unterschiedliche. So wie jeder eine Eigene Rauchergeschichte und individuelle Erfahrungen hat. Wie du beschreibest, hast du diesbezüglich Erfahrungen. Darf ich fragen, bist du in ärztlicher/therapeutischer Behandlung? Während dem Rauchausstieg und deinen Vorerfahrungen, könnte dies eine weitere hilfreiche Stütze sein. Wichtig ist, der Psychische Entzug dauert nicht ewig, es scheint einem zwar unendlich zu sein, aber er geht vorbei.
Die Gefühlswelt, kann schon beim Rauchstopp ganz toll aus den Fugen geraten. Vieles haben wir durch den Rauch vernebelt und im Unterbewusstsein gelassen, vieles versteckt und unbeachtet. Neurologisch ist es so; das die Synapsen, die für das Glücksgefühl verantwortlich sind, vom Nikotin belegt waren. Nun fällt des Nikotin weg und die Synapsen gehen leer aus. Der Körper muss nun erst mal wieder lernen seinen eigenes Dopamin herzustellen. Auch diese Hormonproduktion wird wieder anlaufen.
Wie kannst du mit deinem Gefühlen ansonsten umgehen, was hilft dir bei emotionalen Ungleichgewicht. Was tut dir gut.
Freue mich von dir zu hören
LG Bine
Liebe Bine,
danke für deine Antwort! Ja genau, dieses aus den Fugen geraten der Gefühlswelt ist es was mich bisher immer wieder zum rauchen gebracht hat :/ Und halt das Gefühl dass ich auch so schon ständig daran arbeiten muss meine psychisches Wohlbefinden zu erhalten und dann manchmal Momente hab wo ich denke das ist mir jetzt zu anstrengend mich die ganze Zeit selbst zusammenzuhalten, falls das Sinn macht.
Aber andererseits hilft mir das alles auch beim aufhören, weil ich mich daher gut kenne und viele Strategien hab und auch viel Unterstützung. Therapie hab ich auch, nicht mehr so regelmäßig weil es mir an sich ganz gut geht, aber noch ab und zu, da werde ich es beim nächsten Termin auf jeden Fall besprechen!
Ich habe mir jetzt zwei Listen gemacht, eine für zuhause und eine für unterwegs (Uni, Arbeit, etc.) mit Dingen die mir helfen wenn ich mal dieses ‚alles zu viel‘ Gefühl bekommen sollte. Ansonsten hilft mir Sport, Lesen, und lange Spaziergänge. Was mir auch hilft ist zu wissen was los ist und dass es vorbei geht - das werde ich mir merken mit den Synapsen und der Hormonproduktion, einfach um mich daran zu erinnern, dass das jetzt nicht für immer so anstrengend wird sondern nur für ein paar Monate vielleicht.
Liebe Grüße,
Katriona
Du schaffst das!
Hallo liebe Katriona,
Ich sehe, du bist schon richtig gut auf den Weg. Strategien und Unterstützung sind immer gut. Das Thema bei deiner Thera an zu sprechen ist spitze. Bewegung hilft immer. Die Listen super. Vielleicht magst du dir noch, wenn du dies noch nicht gemacht hast die Telefonnummer hier von der Hotline drauf setzten? Ich gebe sie dir mal hier rein
Die BZgA-Telefonberatung zur Rauchentwöhnung steht Ihnen
montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr
freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr
unter[u]0 800 8 31 31 31[/u] * zur Verfügung.
* kostenfreie Servicenummer
Dort kannst du auf jeden Fall anrufen. Auch eine Telefonnummer einer besten Freundin hilft schon mal.
Was mir noch einfällt, was machst du für dich Gutes, wenn du nicht das Gefühl hast „alles zu viel“ Vielleicht kann man das Gefühl ja auch schon im Vorfeld abschwächen, indem du dich schon vorher verwöhnst.
Wenn du magst kannst du auch gerne am Dienstag hier in den Chet reinschauen. 20.00 - 22.00 Uhr, dort geht es auch immer lustig zu.
LG Bine
Huhu,
Danke für die Nummer, die steht jetzt gleich mal mit auf meinen Listen
Also ganz vermeiden kann ich dieses ‘alles zu viel Gefühl’ nicht, ich weiß es wird ab und zu kommen, das ist halt meine psychische Situation, aber was hilft ist es zu akzeptieren und mir dann so gut es geht frei zu nehmen. Und das rechtzeitig merken und dann gleich die Auszeit nehmen anstatt weiter zu pushen bis gar nix mehr geht ;) Aber das klappt immer besser. Ansonsten versuche ich mir bewusst Zeit einzuplanen für schöne Dinge, und die genauso wichtig zu nehmen wie Vorlesungen & Job.
Nach der ersten Woche gehts mir jedenfalls sehr gut, hab immer weniger Momente wo ich ans rauchen denke, und hab angefangen mir wenn ich mal schmacht hab eine kleine Notiz in mein Nichtraucher App zu schreiben. Wenn ich mir das im Nachhinein so durchlese sehe ich wie gut ich in all den Situationen dann doch ohne Zigarette ausgekommen bin! Und heute war ich beim Sport und hatte einfach mal vieeel mehr power, das hat schon gut getan Werde mich heute noch in Ruhe auf Woche 2 vorbereiten, und wünsche allen die hier lesen ganz viele schöne Momente und Freude am Nichtrauchen
Hallo liebe Katriona,
Das hört sich ja voll und ganz positiv an. So kann es weiter gehen. Du bist auf ein bestes Vorbereitet. Ich kann gar nichts mehr sagen. Alles Prima . Den Positiven Effekt beim Sport hast du auch schon wahrgenommen, klasse.
Womit hast du dich nun eigentlich für deine erste Woche belohnt? Das hast du dir nun wirklich verdient. Belohnung ist immer wichtig. Ich belohne mich heute noch. (weil es spaß macht, pst)
Hab eine guten Wochenstart
LG Bine
Hallo Katriona, wollte dich , die Namesvetterin, auch mal in deinem Wohnzimmer besuchen. Hoffe du bist noch dabei!
Dies ist heute mein 11. Tag und bisher der schwerste. Du hast ja fast zeitgleich mit mir angegangen. Mir hilft das sehr, wenn ich bei richtig starkem Verlangen in dieses Forum gehen und von den anderen lesen kann.
Herzliche Grüße
Marion5
Hallo ihr lieben
Marion danke für den Besuch! Ja bin noch voll dabei Die letzte Woche war hart aber dafür bin ich jetzt sehr stolz darauf nicht geraucht zu haben. Interessant dass der 11. Tag für dich so schwer war, bei mir war es ähnlich! Aber wurde auch wieder besser. Hier zu lesen hilft mir auch sehr in schwierigen Momenten!
Habe diese Woche gelernt dass das rauchen für mich durchaus eine Funktion erfüllt hat, eine Art Selbstmedikation und die Sucht für mich Sinn gemacht hat zur Gefühlsregulation - daher hilft es mir nicht wie es das in vielen Nichtraucherbüchern dargestellt wird. Was mir aber hilft ist es zu verstehen was es mir gegeben hat (über die reine Sucht hinaus) und zu merken: Das ist es mir nicht wert. Der ‚positive‘ Effekt ist einfach nicht proportional zu dem schaden den es anrichtet. Es ist schwer mit allen Gefühlen so ungefiltert zurechtzukommen, aber das - im Gegensatz zum rauchen - ist es wert. Also fühle mich einerseits emotional grad total durcheinander, aber auch stark weil ich es durchhalte, und körperlich einfach richtig gut mit dem nicht rauchen.
Bine, ja an das belohnen muss ich mich echt erinnern! Moment vor allem damit viele schöne Dinge zu unternehmen Jetzt geht‘s erstmal auf in die 3. Woche. Da ich ich letzte Woche trotz teilweise den ganzen Tag andauernden heftigen Angstzuständen nicht schwach geworden bin, gehe ich recht gelassen in die nächste Woche ;)
Liebe Katriona,
ich bin in der selben Lage wie du. Habe eine PTBS, chronisch, und Rauchen hatte für mich auch in erster Linie die Funktion der Emotionsregulation. Die ganzen rationalen, kognitiven Tipps helfen mir auch nicht wirklich, weshalb meine unzähligen Aufhörversuche immer und vor allem in emotional stark aufgeladenen Situationen gescheitert sind. Bin jetzt wieder seit 7 Wochen rauchfrei. Dieses Mal ist etwas anders. Habe mich schon im Vorfeld viel mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt, auch in Verbindung mit Traumata. Ziel ist es dabei, die innere Anspannung wahrzunehmen, vor allem auch an körperlichen Signalen. Bewusstes Wahrnehmen, nicht Verdrängen oder permanentes Ablenken. Das funktioniert auf Dauer nicht, irgendwann entlädt sich der Druck und geht sprichwörtlich in Rauch auf. Wenn ich jetzt Lust auf eine Zigarette bekomme, stelle ich mir die Frage, wie es mir geht. Was fühle ich, wo im Körper sitzt die Anspannung. Dann frage ich, was vorgefallen ist. Habe ich mich (unbewusst) geärgert? Worüber? Was kann ich tun, damit es mir besser geht? Mit jemandem sprechen oder tief Durchatmen? Den Fokus auf etwas Positives lenken. Eine Entspannungsübung machen. Wasser trinken, etwas essen. Meistens hilft das ganz gut...
Liebe Grüße
Wonderwoman